Sonntag, 27. Juni 2010

Holunderblütensirup (Fläderdryck / Hyldeblomstdrik)


Bislang brachte ich ihn mir entweder aus Dänemark mit oder vom Elchen, denn auf meinem Acker ist er nur schwer zu bekommen: Holunderblütensirup. Dieses Jahr wollte ich ihn nun endlich mal selbst machen. Kann ja nicht so schwer sein, dachte ich blauäugig und machte mich auf die Rezeptsuche. Aber ach, es gibt so viele Rezepte wie Fliederbeerensträucher.

Besonderes Kopfzerbrechen bereitete mir die Schimmelbildung schon im Ansatz und die Menge der Zitronensäure. Von 1 g pro 1 Liter bis 200 g pro Liter war alles vertreten. Nach Suchen und Beraten mit Kochfreunden mischte ich dann schwedische und dänische Rezepte – dass hier die Blütendolden mit dem heißen Läuterzucker überbrüht werden, verringert m. E. die Schimmelbildung. Und einhelliger Tenor unter den befragten Kochfreunden war die Verwendung von 20 g Zitronensäure (alternativ 3 – 5 Teelöffel, je nach Löffelgröße) pro 1 Liter.
So war dann auch das geklärt.
Blieb noch die Frage, wann die Blüten den gesammelt werden sollten. An einem regnerischen Tag, weil dann weniger Käferzeugs mitgesammelt wird? An einem sonnigen Tag, weil dann die Blüten schön offen sind und viel geschmacksträchtiger Blütenstaub mitgesammelt wird?

Die erste Ladung wurde an einem eher regnerischen Tag gesammelt, die zweite zur Mittagsstunde am Johannistag. Weder konnte ich bislang einen Geschmacksunterschied feststellen, noch begegneten mir die unterm Hollerstrauch lebende Göttin Holda samt Hofstaat …

Dafür habe ich seit der zweiten Sammlung einen nach Holunder duftenden Einkaufskorb, weil der Blütenstaub sich da festsetzte …
Noch ist Zeit, schnell ein paar Dolden zu sammeln, denn ein paar Sträucher sind noch in voller Blüte. Also frisch ran ans Werk!
Holunderblütensirup (Fläderdryck / Hyldeblomstdrik)
Zutaten für ca. 4 Liter:
2 Liter Wasser
2 kg Zucker
40 g Zitronensäure
20 Holunderblütendolden
2 unbehandelte Zitronen
Zubereitung:
Wasser, Zucker und Zitronensäure in einem Topf erhitzen, so dass die Flüssigkeit glasklar ist. Wer nicht gerne putzt, achtet sehr gut darauf, dass nichts überkocht ;o) In Dänemark nimmt man zusätzlich zur Zitronensäure noch Atamon, ein Natriumbenzoat (E211), um die Haltbarkeit zu verlängern und Schimmelbildung zu vermeiden. Da ich mir im Mai keines aus dem Urlaub mitgebracht habe, weil ich nicht wusste, wofür ich es brauchte, muss es in diesem Jahr auch so gehen.
Währenddessen über einem ca. 5 Liter fassendem Gefäß die Dolden von den Blüten schneiden, so dass möglichst wenig Grün an den Dolden bleibt. Die Zitronen in dünne Scheiben schneiden und über die Blüten geben.
Das heiße Zuckerwasser über die Dolden gießen. Gut durchrühren, so dass Dolden und Zitronenscheiben mit der Flüssigkeit getränkt sind.
Abkühlen lassen und das Gefäß verschießen. An einem kühlen Ort fünf Tage lang ziehen lassen. Dabei regelmäßig umrühren.
Nach fünf Tagen den Sirup filtern (ggf. durch ein Mulltuch oder Küchenhandtuch – die Flüssigkeit sollte möglichst klar sein) und zum Kochen bringen. Die kochende Flüssigkeit in heiß ausgespülte Flaschen füllen und sofort verschließen.
Der Sirup soll sich ca. 4 Monate halten. Mal schauen, ob er solange durchhält. Erste Geschmacksproben von natürlich völlig neutralen Testern haben nämlich schon ergeben, dass der Sirup sehr gut schmeckt. Obwohl er sich in der Zusammensetzung nicht wesentlich von denen von Ikea oder in dänischen Supermärkten gekauften unterscheidet, ist der Geschmack ganz anders, feiner und intensiver zugleich. Einen Teil werde ich mit Wodka zu einem Likör mischen.

Update vom 24. Mai 2011: Ich trinke gerade den letzten Sirup aus dem letzten Sommer. Nach diesem Rezept ist der Sirup also sicher länger als 4 Monate haltbar - wenn man ihn nicht vorher austrinkt ;o)

3 Kommentare:

  1. Das gibts ja nicht, ihr habt die echt alle, oder? Mir sind die dies Jahr noch gar nicht in freier Wildbahn untergekommen, aber vielleicht ist mein Blick auch von der kleingärtnerischen Blütenpracht getrübt. Manchmal sieht man den Wald ja vor lauter Bäumen nicht.

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  2. Hier wächst der Holunder wie blöd. Vor allem die Campen (oder wie auch immer der Plural von Campus heißt) sind reiche Fundorte, und außer mir und den Putzfrauen interessiert sich niemand für die Dolden. Für den Herbst müssen wir bei den Hausmeistern eine Leiter klarmachen, denn die besten Bäume stehen unzugänglich im Innenhof (alternativ könnten wir uns vom Dach abseilen). Dafür bleibt bei mir dieses Jahr die kleingärtnerische Blütenpracht auf der Strecke. Leider.

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  3. Update: Ich habe gerade die letzte Flasche im Anbruch und setze demnächst neuen an. Der Sirup hält also sicher länger als 4 Monate - wenn man ihn nicht vorher trinkt ;o)

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