„Hast Du das Fleisch vergessen???“ fragt üblicherweise der Gatte mit Dackelblick, wenn es bei uns ein fleischloses Gericht gibt. Er gehört zur Fleisch-ist-mein-Gemüse-Fraktion, und dass ich schon seit Jahren unseren Fleischkonsum zu drosseln versuche, schmeckt ihm so gar nicht. Es ist nicht so, dass ich kein Fleisch esse. Dazu mag ich Currywurst viel zu gerne. Oder Rauchfleisch. Roastbeef. Schinken. Wiener Schnitzel (das echte!). Noch fast muhendes Steak … Es ist nur so, dass ich Fleisch oft langweilig finde, es einfach nicht jeden Tag brauche. Fleisch ist für mich Genuss-, nicht Lebensmittel.
Ich bin quasi über einer Schlachterei groß geworden; weiß noch, wie es war, wenn montags die Bauern aus der Umgebung mit ihren Tieren in Kleintransportern ankamen, um sie schlachten zu lassen. Die Schweine quiekten, die Kühe muhten wartend auf dem Hof, bis die Reihe auch an sie kam. Vadderns Kunden wurden angewiesen, dann möglichst nicht den Hofeingang zu nutzen, sondern den Haupteingang, weil über den Hof Blut und Exkremente aus dem Schlachtraum liefen. Im Winter gefroren die Lachen dann schon mal zu Eis, gab’s unfreiwillige Schlitterpartien. Nachmittags gingen die Türen des Schlachtraums wieder auf, standen Edelstahlwannen gefüllt mit Würsten oder leer zum Abtrocknen auf dem Hof, war dieser wieder sauber. Dafür kamen jetzt die Menschen aus der Nachbarschaft mit Milchkannen, um sich noch dampfendes Blut für Schwarzsauer zu holen – bis heute kann ich deswegen weder Schwarzsauer noch Blutwurst essen, während ich mit Grützwurst putzigerweise keine Probleme habe ... Über allem lag der Geruch von Blut und frischem Fleisch. Der Geruch hat sich tief in mein olfaktorisches Gedächtnis geprägt und löst automatisch Heimatgefühle aus, egal, wo ich ihn rieche.
Das ist jetzt mehr als 30 Jahre her. Den Schlachter gibt es noch immer, nur wohne ich viel zu weit weg, um dort regelmäßig kaufen zu können. Eine Zeitlang hatte ich an einem meiner ÖPNV-Umsteigepunkte noch einen Schlachter, der auch wusste, woher das Fleisch kommt, das er verkaufte, aber der musste seinen Laden schließen, weil er keinen Nachfolger fand. Hier auf dem Acker gibt es zwar auch einen sehr guten Schlachter, aber dessen Öffnungszeiten sind mit unseren Arbeitszeiten inkompatibel. Beim Schlachter kaufen wir deswegen viel zu selten, bedeutet der Einkauf doch immer einen Umweg.
Um ein wenig gegenzusteuern, koche ich normalerweise einmal in der Woche ein vegetarisches Gericht. Der Gatte meint zwar auch des Öfteren, vegetarisch zu kochen, vergisst dabei allerdings in der Regel, dass Schinkenwürfel kein Gemüse sind … Bei diesem Curry fehlen ihm aber weder Fleisch noch Schinkenwürfel, und in regelmäßigen Abständen fragt er sogar „Kannst Du mal wieder das Spinat-Wurzel-Dingens machen?“ Aber sicher doch. Hier ist es:
Wurzel-Spinat-Curry mit Würzreis
Zutaten für 4 Portionen
200 g Reis
400 ml Wasser oder Gemüsebrühe
2 Zwiebeln oder 1 Bund Lauchzwiebeln
1 Bund frische Wurzeln
750 g Blattspinat (TK oder frisch)
50 g Rosinen
100 g Cashewnüsse
400 ml Kokosmilch
Sesamöl
Currypulver
Kardamom (gemahlen)
100 ml Gemüsebrühe
1 Stück Ingwer oder Ingwerpulver
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
750 g TK-Spinat aus dem TK nehmen (alternativ frischen Spinat putzen). Den Ingwer schälen und zerkleinern. 2 Zwiebeln schälen und würfeln (alternativ 1 Bund Lauchzwiebeln putzen und in Ringe schneiden). Die Wurzeln putzen und in Stifte oder Scheiben schneiden.
Für den Reis Sesamöl mit Kardamom und dem zerkleinerten Ingwer (alternativ Ingwerpulver) in einem Topf erhitzen. Dann 200 g Reis dazugeben und in der Öl-Gewürz-Mischung anbraten, bis der Reis glasig ist. Mit 400 ml Wasser (alternativ Gemüsebrühe) ablöschen, salzen und den Reis gar kochen.
Für das Curry Sesamöl in einem Wok erhitzen und die Zwiebeln (alternativ Lauchzwiebeln) darin leicht bräunen. Die Wurzeln zugeben und mit Currypulver bestäuben, bis Wurzeln und Currypulver etwas Farbe angenommen haben und alles gut gemischt ist. Den Spinat dazugeben. Mischen und so lange warten, bis alles ein bisschen Farbe hat. Dann mit 400 ml Kokosmilch ablöschen und insgesamt ca. 20 Minuten köcheln lassen.
Ist zu wenig Flüssigkeit vorhanden, die 100 ml Gemüsebrühe zugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Nach 10 Minuten dann 50 g Rosinen, 100 g Cashewnüsse und Kardamom zugeben. Bei Bedarf salzen und pfeffern.
Sobald der Reis gar ist, unter das Curry heben und kurz mitziehen lassen. Heiß servieren.
Wer mag, kann auch einen Apfel mitziehen lassen oder kurz vor dem Servieren eine Banane rein schneiden. Mangos schmecken auch.
Ich hab bestimmt an anderer Stelle schon mal gefragt: woher kennst Du den Inhalt meines Kühlschrankes? ;)
AntwortenLöschenWas ist denn Schwarzsauer?
Grützwurst gab es in der Kinderzeit relativ oft in der Schulspeisung, seit etwa 1992 (Umzug) habe ich das aber nicht mehr gegessen.
Erst jetzt in meinem hohen Alter freunde ich mich gaaaanz vorsichtig mit Blutwurst an, aber Schwarzsauer geht immer noch nicht ;-)
AntwortenLöschenUnd ich bin ja schon lange der Auffassung, dass es durchaus Gerichte gibt, bei denen das Fleischgemüse überhaupt gar nicht fehlt ..
@ Hesting,
AntwortenLöschensind nicht alle Foodie-Kühlschränke auf geheimnisvolle Weise miteinander vernetzt? ;o)
@ Ulrike,
ich finde ja auch, es geht ohne Fleischgemüse, aber der Geehelichte nicht. Verglichen mit meinem Ex ist er aber sehr tapfer. Für den Ex musste jedes Essen aus Fleisch, Kartoffeln und Sauce bestehen. Und Punkt 12 Uhr serviert werden - mittags, nicht mitternachts *seufz*
Kaoskoch, anonym
ICh mag es auch gern ohne Fleisch. Da macht sich Curry wirklich gut.
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