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Samstag, 5. März 2011

„Eten, slopen, supen, …

… langsoom gohn un pupen - dat sleit an“, stand auf einer Postkarte, die P., unser amerikanischer Gastschüler, in den 1980er Jahren in einem Postkartenständer am Niendorfer Ostseestrand entdeckte.

Es war weniger das Wohrwoort, das P.s Aufmerksamkeit erregte, sondern das Bild eines bierbäuchigen, mit Melone und Spazierstock ausgestatteten Mannes, aus dessen Achtersteven kleine Wölkchen kamen. Wir mussten ihm das Sprichwort übersetzen und ihm die korrekte Aussprache beibringen.

Für den Rest seines Aufenthaltes meldete sich P. gerne unerwartet zu passenden und unpassenden Gelegenheiten mit diesem Sprichwort zu Wort; und als wir seine fränkische Verwandtschaft besuchten, musste auch sie die Aussprache und Bedeutung lernen ... 

Dusseligerweise hat sich dieses Wohrwoort wie eine Hirnschnecke bei mir festgesetzt, und jedes Mal, wenn wir an die Ostsee fahren, kommt es mir wieder in den Sinn. Zum Glück sind wir mehr der Nordseetyp … Dennoch, Ende Februar, zum Hochzeitstag, geht’s gerne nach Hohwacht, wenn’s die Arbeit zulässt oder wir nicht nach Berlin fahren.

Das Ziel war vor sechs Jahren eher Zufall. Beim Hotel überzeugte mich neben Langschläferfrühstück und großem Wellnessbereich, dass wir das Appartement freitags schon ab 11 Uhr und sonntags bis 18 Uhr nutzen können – drei ganze Tage Auszeit, sozusagen.

Beim ersten Besuch landeten wir zufällig im Ristaurante Basilico, eines der wenigen außer den Hotelrestaurants, das so früh im Jahr schon geöffnet war und das einzige, bei dem uns die Speisekarte ansprach. Dass das Lokal geöffnet war, lag wohl an einer Gruppe, die dort feierte – bei den Folgebesuchen war es Ende Februar leider noch geschlossen. Vitello tonnato, hausgemachte Nudeln, Panna Cotta, viel Wein … lecker! Dass da zwei sind, die gerne eten un supen, merkte auch der kochende Wirt mit Doktortitel und landete irgendwann samt einer ominösen Flasche selbstgebrannten Grappas bei uns am Tisch. Der nächste Tag begann seltsam nebelig …

Abends aßen wir im Hotelrestaurant, da das Arrangement auch ein Menü beinhaltet. Putzigerweise gab’s wieder Vitello und Panna. Mehr entsinne ich nicht – nein, das liegt nicht am zu vielen Supen, sondern daran, dass ich damals noch nicht bloggte und mir nicht die Details merkte, sondern nur das Endergebnis: Lecker war’s. Der Abend klang bei Hochgeistigem im Kaminzimmer aus.

Kurze Zeit später bekam der Küchenchef eine Feinschmeckerempfehlung und suchte sich eine andere Wirkungsstätte. Sein Fehlen und dass der Restaurantleitung, die auch wechselte, merkten wir beim nächsten Besuch schon beim Frühstück schmerzlich. Beim Abendessen zeigte sich dann die ganze Katastrophe. Und das Menü erinnere ich noch sehr gut … Breiten wir besser den Mantel des Schweigens drüber … Aber seitdem verstehe ich, warum Schwiegermutter so eindringlich vor schlecht beleuchteten Lokalen warnt. Wir waren froh, das Elend nur zu schmecken, nicht in voller Pracht sehen zu müssen. Vor der Abreise nutzte ich den ausliegenden Fragebogen sehr intensiv …

Im Dezember kündigte der Gatte an, er wolle wieder nach Hohwacht. Dort hatte inzwischen wieder der Küchenchef gewechselt. Thorsten Scheffauer kehrte nach Wanderjahren ins Hotel zurück und richtete die Küche neu aus. Eine neue Restaurantleitung gibt es mit Kirsten Kessler ebenfalls. Und diesmal fiel die Veränderung auch schon beim Frühstück auf – positiv. Unter Scheffauer hat sich das Hotel dem Verband Feinheimisch angeschlossen, so dass mindestens 60 Prozent der Produkte für Speisen und Getränke aus der Region kommen. Auf dem Büfett stehen Schildchen, die Auskunft darüber geben, dass Marmeladen und Honig vom Honig-Hof Göken kommen, dass der Kam’n Bär ;o) vom Hof Berg ist, die wunderbare Rosen-Marmelade vom Rosengarten am Deich undundund. Unverändert gibt es Fleisch und Wurst von Galloways, die auf umliegenden Höfen gezüchtet werden.

Der Gatte sorgte dafür, dass ich alles notierte, was ihm schmeckte, und mich zu Hause auf die Suche nach den Herstellern machte. Ich werde demnächst Marmelade bei Göken bestellen – falls ich für jemanden was mitbestellen kann, sagt Bescheid, dann brauche ich nicht für ein Glas Marmelade Versandkosten zahlen, sondern wir teilen sie uns. Die Rosenmarmelade kann man sogar im Hotel kaufen – klar, dass welche mit wollte.

Im Rahmen des Arrangements gibt es inzwischen abends ein Büfett, kein Menü. Zusätzlich gibt es den à-la-Carte-Betrieb. Eine gute Lösung. Auf dem Büfett waren Platten mit Lachs, Matjes, Roastbeef in verschiedenen Gargraden; Salate in vielen Variationen; Schweinefilet oder Lachs mit Spinat als Hauptgänge; Apple Crumble, Mousse au chocolat, Straciatellacreme und Pfefferkirschen zum Dessert … Da ich Fotografier-Verbot hatte, gibt’s keine Bilder, also glaubt mir einfach, dass alles durch die Bank appetitlich angerichtet und lecker war. Und der Gatte gab zum Nachbacken Apple Crumble in Auftrag. Falls also jemand ein gutes Rezept hat: Gerne her damit.

Freitag Abend wollten wir eigentlich bei PUR in Lütjenburg essen. Wir freuten uns schon auf Tafelspitz und Sauerbraten. Allerdings kämpfte ich schon einige Tage mit einer Bronchitis und lag Freitag gleich nach der Ankunft mit Fieber im Bett. Zum Glück ist der Gatte genügsam und hatte Schinken und Käse (Mitbringsel von Bekannten aus Spanien) und Dosenwürstchen eingepackt. Die waren zwar eigentlich als Notfallverpflegung gedacht, falls das Hotelessen wieder ein Desaster ist, aber wir reisen ja immer mit Kompanieverpflegung. Im Notfall hätte es also auch noch für den nächsten Tag gereicht. Sonnabend kauften wir dann Kuchen bei PUR – und einige andere Kleinigkeiten. Auf dem Rückweg am Sonntag hielten wir dort ebenfalls und nahmen noch mal Kuchen mit. Falls Ihr in der Gegend seit: Unbedingt vorbei schauen! Für uns gab’s Tartes aus Schokolade, mit Apfel, Birne, Walnuss und Lemon Curd.




Ansonsten gab’s das bei uns übliche Programm: Nach der Ankunft durch den Ort bummeln; schmunzeln, dass es ausgerechnet hier, wo es so flach ist, dass man montags sieht, wer sonntags zum Tee kommt, einen Edeka namens Alpen gibt; dann rechts an der Ostsee lang und nachmittags links und zwischendrin über die gefrorene Gischt staunen. Am nächsten Tag geht’s zur Abwechslung morgens links runter und nachmittags rechts, und am dritten Tag beginnen wir von vorn. Dazwischen geht’s nach Lütjenburg, oder, wenn wir ganz viel Lust zum Einkaufsbummeln haben und abenteuerlustig sind, nach Kiel. Zum Aufwärmen ist der Wellnessbereich da, und abgasfreie Ostseeluft macht außerdem so was von müde … Ich freue mich schon auf den nächsten Hochzeitstag in Hohwacht.     

3 Kommentare:

  1. Die Veränderungen im Hotel waren ja dann diesmal angenehme Überraschungen. Schade, dass du keine Rosenmarmelade bestellst, die hätte ich schon gern mal probiert.

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  2. @sivie Als Rosenliebhaberin kannst du die doch gut selber machen: http://ostwestwind.twoday.net/stories/2200223/

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  3. Sivie, da ich drei kleine Gläschen habe, bringe ich Dir einfach eines mit.

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