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Samstag, 2. April 2011

Auge in Auge mit den Giganten - Der Food Porn-und-Blind Dates-Bericht, Teil IV

Nummer eins wollte schon lange mal über die Köhlbrandbrücke fahren. Bei den vorherigen Besuchen ergab sich das irgendwie nie. Jetzt hat's aber endlich geklappt, mit der dreistündigen Hafentour von Jasper, die den Titel "Auge in Auge mit den Giganten" trägt. Das Praktische: Man fährt nicht nur zwei Mal über die Köhlbrandbrücke, sondern sitzt auch so hoch, dass die Brückenstreben nicht die Sicht versperren. Das Besondere: Der Bus fährt auf die Containerterminals Burchardkai und Altenwerder. Die Fahrt zwischen den Containergebirgen ist schon beeindruckend, unter der Woche noch mehr als am weniger arbeitsintensiven Wochenende. Im Hafen wird ja 360 Tage im Jahr rund um die Uhr gearbeitet. Pausen gibt es nur Weihnachten, Neujahr, Ostern, Pfingsten und am 1. Mai.

Wer dachte, auf einer Hafenrundfahrt habe er schon das ganze Ausmaß des Hafens kennengelernt, wird hier schnell eines Besseren belehrt. Ich hatte schon öfter das Vergnügen, diese Tour machen zu können und freue mich immer wieder drauf. Mein Highlight war eine Gruppe von der Mosel, aus Koblenz, die vier Tage großmäulig meinten, sie kämen ja auch aus einer Hafenstadt. Nach dieser Tour waren sie anderer Meinung.

Von den Landungsbrücken geht's zuerst zum Buchardkai, wo der Bus einen ausgiebigen Fotostopp macht. Aussteigen darf man allerdings nicht.
Nach etwa anderthalb Stunden Fahrt wird eine Pause im Seemannsklub Duckdalben eingelegt, zum Kaffeetrinken, Klönen und Klogang. Ehrenamtliche holen die Seeleute aus aller Herren Länder an den Schiffen ab und bringen sie in den Club, wo sie günstig nach Hause telefonieren, Zeitung lesen, Musik machen oder Billiard spielen können - letzteres ist für Seeleute das Symbol für festen Boden unter den Füßen, da man an Bord nicht Billiard spielen kann. Tischtennis anscheinend aber schon, denn als der Stadtbilderklärer vom Billiardtisch sprach, fiel mir ein Containerschiff ein, mit dem ich mal fuhr. Der Sportraum bestand aus einer Tischtennisplatte. Nicht mehr, nicht weniger. 

Die Liegezeiten haben sich ja inzwischen drastisch reduziert, deswegen kommen die wenigsten Seeleute tatsächlich noch in die Stadt hinein - ganz davon abgesehen, dass ihre Heuer so niedrig ist, dass sie das Geld lieber sparen und nach Hause schicken. Also schuf man mitten im Industriegebiet eine kleine Ruheoase, mit Teich, Katze, Hund und einem Andachtsraum für alle Religionen. Da dort gerade kein Gottesdienst war, konnten wir uns auch dort umsehen. Auch wenn's noch ein wenig hin ist, ein Termin zum Vormerken: Es gibt einen Weihnachtsgottesdienst im Duckdalben, zu dem auch Sehleute willkommen sind.
Vom Duckdalben geht's zum Containerterminal Alterwerder, einem der weltweit modernsten. Dort herrscht eigentlich striktes Fotografierverbot, aber einer der Vorteile der Tippsentätigkeit ist, dass ich an einer Pressefahrt teilnehmen musste. Dort durften wir nicht nur fotografieren, sondern auch aussteigen. Aber auch so ist es beeindruckend, unter den Containerbrücken und Laufkatzen durchzufahren - der Bus hat extra Dachfenster, so dass man ihnen ganz nah kommt. Menschen sind kaum zu sehen - die Container schweben wie von Zauberhand auf AGV, fahrerlosen Transportfahrzeugen, zwischen den Brücken und den Lagern hin und her. Es ist ein bisschen wie Bauklötze stapeln.

Wer die Fahrt mitmachen möchte, sollte sich möglichst früh um Karten kümmern, denn die Busse sind schnell ausgebucht. Und man sollte am Besten am Treffpunkt übernachten. Einstieg ist 30 Minuten vor Anfahrt. Als ich zu dieser Zeit am Treffpunkt war, standen schon alle 49 Mitfahrer da. Dass es nicht 51 Personen waren, der Bus nicht ausgebucht war, lag nur an einem Mitfahrer, der ignorieren wollte, dass man für die Fahrt einen gültigen Personalausweis braucht. Wutschnaubend verließ er samt seiner Frau den Bus wieder, irgendein weißes Papier schwenkend, von dem man ihm im heimischen Rathaus sagte, er könne damit nach Amerika fliegen, und grummelte: "Aber in Hamburg kann ich damit keine Stadtrundfahrt machen!"

Food Porn und Blind Dates:
Der Auftakt
Teil I
Teil II
Teil III

2 Kommentare:

  1. Beinahe wäre 50 auch entfernt worden, nur wegen einer Fischsemmel.

    Und das bei den Fischköppen - und dann sowas auf einer Hafenrundfahrt, wie unsensibel ...

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  2. Stimmt, das Fischbrötchen. Dass Du mit dem in den Bus durftest, lag daran, dass der Fahre keine Lust hatte, zu warten, bis Du aufgegessen hattest und demzufolge zu spät abzufahren - ich war schon auf dem Weg nach vorne, um mich vor den Bus zu werfen, als Du einstiegst. Die Busfahrer hier können sehr konsequent sein ...

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