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Samstag, 21. Mai 2011

Irgendwo im Nirgendwo: Zwischen Hühnerstall und Haderslev

Das Navi behauptet, hier stünde unser Ferienhaus.
Nach einigen Jütland-Urlauben an der Nordsee verschlug es uns dieses Mal an die Ostsee, auf ein 1770 erbautes Gehöft namens Skelgaarden, Kluftgarten, in Medsted. Nicht, dass wir Lust auf Abwechslung hatten. Nur war das Ferienhaus auf dem Klit, in dem wir normalerweise sind, nicht frei, und ein anderes für unser zickiges kleines braunes Hundevieh taugliches Haus war dort nicht zu finden. Also Ostsee.

Schon beim Googlen ahnte ich: Das wird Idylle pur, fernab vom Rummel auf dem Klit. Trotzdem war ich etwas verwundert, als das Navi uns zu einem Hühnerstall als Schlüsselübergabestation lotste. Das war irgendwie zu viel pure Natur. Merke: Wenn man dem Navi sagt, es solle einen zur Ortsmitte führen, nimmt es das ernst. Wir hatten in den folgenden Tagen viel Spaß mit dem neuen Spielzeug. So beharrte es in Kreisverkehren schon mal darauf, dass wir links abbiegen sollten; brachte uns in Tønder zur Verzweiflung, weil wir partout mitten durch die Fußgängerzone fahren sollten, um den Ort wieder zu verlassen; führte uns in Gram zu einem Forstweg statt zum Museum und beharrte darauf, dass unser Ferienhaus nur durch einen Umweg von 3 km durch einen Wald zu erreichen sei … 

Die zehn Tage waren Entspannung pur. Deutsche Touristen? Fehlanzeige. Die paar, denen wir begegneten, konnten wir an einer Hand abzählen. Die Gegend war so idyllisch, dass wir Probleme hatten, Postkarten aufzutreiben für die Lieben daheim. Einheimische? Wenn der Bauer des Nachbarhofes nicht gerade seine Felder mähte oder wir einen Ausflug machten, keine. Unser Häuschen ist da weit und breit das einzige, das vermietet wird – und anscheinend auch so selten, dass die Nachbarn verblüfft waren, dort Deutsche anzutreffen. Funkrufnetz? Fehlanzeige. Stattdessen gab’s wlan – wenn die Schwalben nicht gerade auf der Antenne rasteten. Oder die Möwen. Oder die Spatzen. So konnte ich die mobiltelefonische Nabelschnur, an der ich leider auch im Urlaub freiberuflich zu oft hänge, beruhigt vergessen. Sehr erholsam.  

Die Tage vergingen mit Spaziergängen durch die Felder zum Strand und wieder zurück durch den Wald.
Weg zum Strand.
Strand rechts.
Strand links.
Noch ein paar und das Abendessen ist gesichert.
Valentine Warner wüsste, was man daraus kochen könnte.

Zur Abwechslung gab’s dann mal eine Radtour, und als es ein paar Tage regnete, war das Kolding Storcenter unsere Zuflucht – ohne mindestens einen Besuch dort ist für uns kein Jütland-Urlaub perfekt. Einmal besuchten wir das Paläontologische Museum in Gram, zwei Mal waren wir auf Årø – darüber berichte ich später.

Gekocht wurde natürlich auch. Eigentlich wollten wir grillen, aber der zum Haus gehörende Kugelgrill war total verdreckt, und keiner von uns hatte Lust, ihn zu putzen. Als wir uns dann endlich auf den Kauf eines Einmalgrills geeinigt hatten, schlug das Wetter um … Und überhaupt: Der Lebensmitteleinkauf gestaltete sich schwierig. Ein kleiner Laden für das Nötigste, der zu einem Campingplatz gehörte, ist sechs Kilometer entfernt, ein kleiner Sparmarkt 12 Kilometer, ein Baumarkt, in dem es eine Axt für’s Kaminholz gab, war 50 km entfernt (normalerweise lassen wir die Axt nicht zu Hause stehen …). Im 15 km entfernten Haderslev gibt’s zwar neben zahlreichen Supermärkten auch Bäcker, Schlachter, Fischhändler, aber bis wir mit Ausschlafen, Frühstücken, Spazierengehen fertig waren und zur Essensplanung kamen, war außer in den Supermärkten praktisch schon wieder Ladenschluss …
Ausgiebige Frühstücke gehören im Urlaub einfach dazu.
Nach ein paar Tagen war's für's Frühstück auf der Terrasse dann leider zu kalt.

So kam’s dann dazu, dass tatsächlich ein fertig mariniertes Schweinefilet im Ofen landete – immerhin bestand es aus 83 % Schwein, gefolgt von 12 % Wasser. Der Rest waren Aromen und Geschmacksverstärker …

Da wir schon lange nicht mehr so einen Fertigkrams gegessen haben, kam’s uns unnatürlich salzig vor. Da schadete dann auch die Tuben-Remoulade nichts mehr.

Ansonsten gab’s Steaks und Klopse – jeweils mit viel Gemüse, da der Gatte jetzt Trennköstler ist – und zur Tea Time natürlich Pfannekuchen, die mir seltsamerweise mit öddeligen Ferienhauspfannen viel besser gelingen als mit den guten Pfannen zu Hause.
Pfannekuchen mit Mango, Banane und Orangenfilets, karamelisiert in Orangensaft und mit Whiskey flambiert.
Im Mai ist außerdem Erdbeerkuchen Pflicht, und der Gatte bestand darauf, dass die Cupcake-Backmischungen, die ich jüngst testete, mitkommen. Die kann er sogar alleine backen.
 
Außerdem dürfen die Variationen von TK-Frühlingsrollen nicht fehlen. Die dänischen schmecken uns viel besser als die, die es hier zu kaufen gibt. Da ich aber inzwischen selbst Frühlingsrollen machen kann, nehmen wir keinen Vorrat mehr für Zuhause mit.
Dänemark heißt auch immer, sich durch quietschbunte Brausen und merkwürdige Biere zu trinken.
Himbeerbrause, die komplett ohne Himbeeraroma als Zutat auskommt. Und glaube jetzt bitte keiner, da seien etwa Himbeeren drin. Schmeckt wie Brausepulver - Kindheitserinnerung total.
Ananas-Brause. Enthält sogar ein klitzekleines bisschen Ananassaft. Dritte im Bunde, aber nicht im Bilde, ist Aprikosenbrause.
Holunderblütenbier. Schmeckt ein bisschen wie Quittensirup. Lecker!
Schokoladen-Bier. Schmeckt wie herbes Malzbier. Ebenfalls: Lecker!
High-Light war aber ein Muskateller-Winzersekt von Rinklin, der nach Hollerblüten schmeckte – ein Geschenk von Bushi.
Muskateller-Winzersekt von Rinklin mit Sour-Cream-Chips

Die Chips passen nicht dazu, machen sich aber auf dem Foto hübsch. Apropos Chips: Ich bin jetzt süchtig nach Lays Heinz Tomato Ketchup. Leider gibt’s die hier nicht. Genauso wenig wie mein geliebtes Wasa-Zimt-Käcke. 

Für Barbaras Frühjahrs-Küchenfensterausblickesammlung hier die Aussicht aus den beiden Fenster der großen, L-förmigen Küche.
Ausblick auf die Felder.
Ausblick auf die Terrasse.
Spatzen balgen sich auf der Terrasse um Brotkrumen.
Einen Küchengarten gab’s auch.

Kleines braunes Hundevieh vor Schnittlauchbeet. Seit unserem Aufenthalt wächst dort auch Rosmarin ;o)
Für die Johannisbeerenernte waren wir ein wenig zu früh.
Wir können uns gut vorstellen, wieder in das kleine Häuschen zu fahren. Aber zuerst geht’s nach London. Flug, Hotel – danke an Dana für den Tipp – und Afternoon Tea im Ritz – London leben sei Dank für die Anregung – sind schon gebucht. Bis es so weit ist, dauert es aber noch ein Weilchen. Falls Ihr Tipps für London habt: Immer her damit!

2 Kommentare:

  1. wie immer, ein launiger Bericht. Um London beneide ich Dich, aber im August geht es wieder nach England!

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  2. Danke für den Ferienhausküchenausblick. Ist schon nachgetragen. :-)

    Das macht Lust auf Dänemark. Diese Brausen habe ich auch in Erinnerung. Wasa-Zimtknäcke habe ich kürzlich entsorgt, ich mag mal 'ne Scheibe oder so, das wurde langsam alt. Ich habe eben gesehen, im Kolding Storcenter (das ich nicht kenne) gibt's Søstrene Grene - kannst Du da widerstehen? Ich nicht...

    Tipps für London: Hier.

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