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Montag, 24. Oktober 2011

Wie ich einmal für einen kurzen Moment von Peter Pan zu Wendy wurde

Blick vom Finailhof ins Schnalstal.
Post von der Bank verheißt nichts Gutes. Aber diesmal will mir der Berater nicht den Unterscheid zwischen Soll und Haben erklären, sondern lädt mich ein. Auf einen Kaffee. Um mir einen Kredit für eine größere Anschaffung anzubieten. Hilfe. Ich bin anscheinend kreditwürdig. Ich hyperventiliere. Kreditwürdigkeit bedeutet Erwachsensein. Erwachsensein wird massiv überschätzt. Ich bin noch immer der Meinung, dass es niemals zu spät ist, eine glückliche Kindheit zu haben. Zum Erwachsenwerden bin ich außerdem inzwischen zu alt. Bislang war ich Peter Pan. Plötzlich bin ich Wendy. Erwähnte ich schon, dass ich hyperventiliere?

Als ich die Klöße das erste Mal machte, aßen wir noch
Aufbackbrötchen. Inzwischen sind wir davon weg.
Aber mit einer größeren Anschaffung kann ich dem Bankberater dienen und ein Termin ist flugs gemacht. Ich erkläre dem freundlichen Anzugträger, dass ich mich im letzten Südtirol-Urlaub in ein leerstehendes Gasthaus in Karthaus verguckte. Das entzückende Örtchen, das in und neben den Ruinen eines Karthäuser Klosters entstand, liegt auf etwa 1400 Metern im Schnalstal. Im gesamten Tal wohnen keine 1400 Menschen, dafür aber unzählige Schafe und Kühe. Einst blieb Ötzi hier auf der Strecke. Das Tal ist abseits vom Massentourismus und bekam erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine ganzjährig befahrbare Straße. Im Schnalstal kann man noch pure Idylle finden.

Die Brötchen weichen ein.
In Karthaus gibt es ein erstklassiges Vier-Sterne-Hotel mit exzellenter Küche und einen einfachen Gasthof mit guter Küche. Mein Gasthaus wäre also das dritte. Die Küche muss natürlich exzellent sein, aber hey, das sollte mir doch nicht schwer fallen. Meine Zielgruppe habe ich außerdem schon klar definiert. Ich bin schließlich Profi. Ich träume schon lange von einem koscher geführten schwul-lesbischem Hotel. Unter der Quadratur des Kreises mache ich es nicht.

Mein Bankberater erbleicht und stammelt, er habe an was Kleines gedacht. Hey, also nun mal halblang. Wir sind hier, um über mein Hotel zu sprechen und nicht über seine Familienplanung. Nein, er habe an was Kleines für mich gedacht. Bitte??? Also, junger Mann, meine Familienplanung geht Sie nun wirklich nichts an. Außerdem: Wir kennen uns doch noch keine Stunde. Und hier so vor allen Leuten? Also wissen Sie, also nee.

Die Klößchen sind in Zimt-Zucker-Gemisch gewälzt.
Der Bankmensch errötet. Er habe an ein Auto gedacht, ein kleines. Ja, klar. Natürlich brauche ich in Karthaus ein Auto. Der Bus fährt ja nur stündlich und selbst das nur tagsüber. Am Besten ist ein Auto mit Allradantrieb, falls im Winter die Straßen mal wieder dicht sind oder ich auf einen der Berge muss. Und ein Transporter für die Einkäufe. Am Allerbesten ist ein ganzer Fuhrpark, damit ich die Gäste auch mal zum Almabtrieb, dem lokalen Volksfest im Herbst, shuttlen kann.

Mein Bankberater stottert, er dachte mit dem Auto eigentlich eher an Hamburg. Was soll ich denn in Hamburg mit einer Fahrzeugflotte mit Allradantrieb? Ob ich nicht befürchte, mich mit einem Hotel ein wenig zu übernehmen, fragt er. Haallooo? Wer nicht nach den Sternen greift, erreicht noch nicht mal die Kirchturmspitze, weiß man doch. Der Bankberater nimmt all seinen Mut zusammen und sagt, für ein Hotel reiche mein Kreditrahmen dann doch nicht. Ich jubele. Er guckt verstört. Ich bin doch nicht Wendy. Ich bin immer noch Peter Pan.

Karthäuserklößchen mit Zimt-Zucker und Vanillemilch.
Wieder zu Hause, tische ich Karthauserklöße mit Zimt-Zucker und Vanillemilch auf. Die sind lecker. Die kommen auf die Karte. Im Hotel. In Karthaus. Eines Tages. Ganz sicher.

Karthauserklöße mit Zimt-Zucker und Vanillemilch

Zutaten für 6 Portionen:

Für die Klöße:
3 Brötchen vom Vortag (ich nehme harte Brötchen und geb' dann ggf. mehr Milch dazu)
2 Eier
500 ml Milch (bei harten Brötchen ggf. etwas mehr)
30 g Zucker
Butterschmalz zum Ausbacken
Zucker
Zimt

Für die Vanillemilch:
1 l Milch
3 Vanillestangen
Zucker nach Geschmack
ggf. etwas Speisestärke zum Binden

Zubereitung

Für die Klöße die harte Rinde von den Brötchen abreiben, Brötchen halbieren. Eier mit Milch und Zucker verquirlen und halbierte Brötchen darin einweichen.

Während die Brötchen einweichen, die Vanillemilch zubereiten. Dafür die Vanillestangen halbieren, das Mark heraus kratzen und mit den Stangen und der Milch in einen Topf geben. Nach Geschmack Zucker dazu geben. Aufkochen lassen und ggf. mit Stärke binden. Abkühlen lassen.

Brötchenhälften etwas ausdrücken, dann in den zuvor abgeriebenen Semmelbröseln wenden. Jetzt in heißem Fett schwimmend goldgelb backen. Zimt und Zucker mischen. Die fertig gebackenen Klößchen im Zucker-Zimt-Gemisch wälzen.

Warme Klößchen mit der abgekühlten Milch servieren.

Das Originalrezept stammt von Diana Burkel, Küchenchefin im Restaurant Würzhaus in Nürnberg, die gelegentlich im bayerischen Fernsehen kocht.

9 Kommentare:

  1. Welch ein gutes Rezept.Und Zucker mit Zimt ist extra lekker:)
    Foto;s sind von unheimlich schoene Natur;)

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  2. ..aber dieser Hof,also der ist doch jetzt nicht wirklich out of the picture, oder? Wir wollen schließlich nächstes Jahr wieder wandern und kommen dann einfach mal bei euch vorbei, ok?!

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  3. ...also Südtirol. Ich glaub, wenn ich den Herrn Kampi ganz lieb anblinzel macht der ein paar Mücken locker und wir steigen in dein Projekt ein. Ein Allrad-Auto wäre vorhanden. Das fährt zwar nicht mehr BIS dort runter, würde aber vor Ort noch ordentlich seinen Dienst tun.
    Na? Wie wärs? ...lach...

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  4. @ Dzoli,
    die Natur ist da wirklich wunderschön. Leider hatte ich nur wenige Fotos aus dem Urlaub auf dem Rechner, deswegen gibt es nur das vom Finailhof.

    @ Schnick Schnack Schnuck,
    der Hof im Bild liegt 500 m über Karthaus an einem schönen Wanderweg. Nur Vorsicht vor dem Haflinger Hengst auf der Weide, über die man wandern muss. Der steht auf Salami und ist seeeehr anhänglich, wenn er die im Rucksack riecht.

    @ Frau Kampi,
    wunderbar, dann haben wir schon Mücken, ein altes Auto und Flausen im Kopf. Sollte als Basis-Kapital reichen.

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  5. Ich bin to-tal enttäuscht, mir fehlen noch die orangefarbenen Frotteedinger für die Zielgruppe zum Wohlfühlen.

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  6. Jaaahaaa, natürlich gibt es für alle Gäste die Pflicht, oranschene Frotteeschlüpper zu tragen, wie konnte ich das nur vergessen. Also, wenn das Hotel kein Erfolg nicht wird, weiß ich auch nicht.

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  7. Hab mit meinem Kampi gesprochen. Also er wäre durchaus bereit, den ein oder anderen Euro zuzubuttern. Er hat auch Fähigkeiten im Tiere ausbeinen und zerteilen. Müssten halt nur einen finden, der jagt oder das Vie füttert. Dafür bin ich nicht geeignet, da ich ein Langschläfer bin. Ich könnte mich ja um die späten Gäste kümmern...so als Nachteule quasi.

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  8. Aaaalso, einen Jäger braucht man nicht unbedingt. Manchmal reicht es da auch, rasant um die Kurve zu fahren, und schon hat man den Schafsbraten für's Abendessen. Wir brauchen halt einen extrem flexiblen Koch. Hach, ich fühle es: Wir rocken das!

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  9. Hast du schon Kontakt zu Micky Mouse und Co aufgenommen oder zum Kleinen Hobbit?

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