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Sonntag, 11. März 2012

London calling 2012: Ab in den Osten! Rund um die Brick Lane

Im Londoner Osten war ich zuletzt Anfang der 1990er Jahre, als ich die Bevis Marks Synagoge besuchte, und, da schon mal in dieser Gegend, durch das einstmals jüdisch geprägte Viertel bummelte. Es war also hohe Zeit für einen neuen Besuch in dem Viertel zwischen Whitechapel, Bethnal Green und Spitalfields. Wir ließen uns von der Liverpool Street Station bei bestem Frühlingswetter ein paar Stunden durch Petticoat Lane, Brick Lane, Spitalfields Market und zahlreiche Seitenstraßen treiben.
Durch den Torbogen in der Wentworth Street ging es einstmals in einen 1886 erbauten Wohnkomplex der Four Per Cent Industrial Dwellings Company für jüdische Immigranten. In den 1970er Jahren wurde
der Komplex größtenteils abgerissen.  
Heute sind es eher die Bangladeshis, die Gegend prägen, aber wer weiß, wie lange noch, denn das East End gilt nicht mehr als verrucht und gefährlich, sondern als schick, unterliegt der Gentrifizierung, was zur Vertreibung derer führt, die sich aufwändig renovierte Wohnungen, schicke Lofts nicht leisten können. Andererseit trägt die Gentrifizierung auch zum Erhalt des Viertels und seiner Bauten bei.
Einer der Zugänge zur Brick Lane.
Das Publikum auf der Straße war bunt gemischt: Junge und Alte, Einheimische, aber meiner Einschätzung nach verhältnismäßig wenig Touristen. Ich hatte eher den Eindruck, als würde der Markt bis heute von den in der Nachbarschaft Lebenden zum Einkaufen genutzt. Das kann natürlich auch an der Reisezeit liegen - Februar ist für einen Londonurlaub ja nicht gerade Hochsaison. Oder die Touristen waren noch auf der Petticoat Lane, in der wir uns nur kurz verirrten.

Lass' uns an der Ecke Hoolka Dadka Guryaha Deggan und Frostic Walk treffen ... Ersteres scheint ein Tempel zu sein, keine Straße, zweites ein Nachbarschaftszentrum.
1743 als Hugenotten-Kirche erbaut, ab 1819 Methodisten-Kirche, im späten 19. Jahrhundert Synagoge und seit 1976 Moschee: Das Gebäude in der Brick Lane 59.
Exotische Gerüche zogen uns in die riesige ehemalige Truman Brewery, die heute Künstler, Restaurants und Bars beherbergt. In einer Halle boten Menschen Speisen und Getränke aus allen Herren Länder an. Nachos, Sushi, Falafel, Curries ... Alles war dabei. Leider waren wir noch satt vom Frühstück, aber dieser Duft ... unbeschreiblich!
In der Truman Brewery.
In der Truman Brewery.
In der Truman Brewery.
Zurück auf der Brick Lane waren wir ebenfalls von dem Angebot an Speisen und Getränken überwältigt. Wer soll das alles essen? Wir waren weiterhin gut gesättigt vom Frühstück ...

Straßenszene in der Brick Lane.
Je weiter wir Richtung Bethnal Green Road kamen, nahmen die Antiquitäten-, Ramsch-, Trödel- und Hausratstände zu. 

Blick in eine Seitenstraße.
Und hier sind sie dann auch, die beiden berühmten Beigelshops, die 365 Tage im Jahr rund um die Uhr Beigel verkaufen. Leider waren wir noch immer nicht hungrig, und da beide Geschäfte proppevoll waren, hatten wir auch keine Lust, uns anzustellen und was für später zu holen. Hier gibt es einen Bild-Bericht über die beiden benachbarten Bäckereien.

Die erste Beigel-Bäckerei wurde 1855 in London ins Leben gerufen.
Nur ein Haus weiter ist eine zweite Beigel-Bäckerei.
Sehr schräg ist das Angebot in der Sclater Street: Auslegeware, Metallwaren, ziemlich sicher illegal gebrannte Porno- und Splatterfilme asiatischer Straßenhändler, Obst und Gemüse, Haushaltswaren und Fahrräder über Fahrräder ...
Ist Auslegeware impulskauftauglich? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sie ein Verkaufsschlager
auf einem Straßenmarkt ist.

Zu der Straße passt die schräge Ausstellung der polnischstämmigen Künstlerin Olek in der Galerie Tony's.

Blick in die Galeie Tony's mit Häkelobjekten von Olek.
Übrigens gibt es rund um die Brick Lane viel Straßenkunst zu entdecken. Es lohnt sich, sich in den Seitenstraßen zu verlieren oder mal einen Blick in Hinterhöfe zu werden. Mich beeindruckten besonders die Werke des Belgiers ROA. Hier gibt es einen Überblick über sein Schaffen in verschiedenen europäischen Metropolen.

Wir warfen auf dem Rückweg zur Liverpool Street Station noch einen schnellen Blick in die Hallen des ehemaligen Old Spitalfields Market, die ursprünglich einen Obst- und Gemüsemarkt beherbergte. Nach der Verlagerung des Marktes in den 1991er Jahren gab es Proteste in der Bevölkerung mit dem Ergebnis, dass die alten Markthallen mit täglich wechselnden Schwerpunkten wiederbelebt wurden. Fest eingeplant für den nächsten Besuch ist die Spitalfields City Farm, die ein wirklich beeindruckendes Projekt zu sein scheint.

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2 Kommentare:

  1. oh ja... da war mein "hotel" vor drei jahren. brick lane ist cool. warst du nicht im cafe 1001? jack the ripper hat in diesem stadtteil gewütet. da gibt es auch das tolle pub the ten bells. mir hats voll gefallen. und ich hab jetzt noch durch deinen beitrag was dazugelernt :-) london ist einfach geil!!!

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  2. Wir sind tatsächlich nirgendwo eingekehrt - das Frühstück war sehr nachhaltig ;o)

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