So sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass der Gatte die Wohnung umbaut, sobald ich einen Fuß aus der Tür setze, mindestens eine Nacht aushäusig bin und er frei hat. Bis ich ihn kennenlernte, dachte ich, das Umräum-Gen hätten nur Frauen. Seit ich ihn kenne, kann es passieren, dass ich mich nach einem aushäusigen Wochenende abends auf’s heimische Sofa fallen lassen möchte und auf dem Laminat lande, weil das Sofa umzog.
Wenn bei uns was rum steht, denke ich „Das müsste mal weggeräumt werden ... Morgen ...“ Der Gatte hingegen denkt „Wir brauchen ein neues Regal! Sofort!“ So ist jeder Millimeter der Wohnung mit Regalen zugehängt, und der heimwerkende Gatte lässt sich da ganz bezaubernde Konstruktionen einfallen, die jeden Tischer erblassen lassen – vor Neid oder vor Schreck, ich bin mir da nicht immer so sicher.
Als ich nach sechswöchiger Reha nach Hause kam, war mir klar, dass meine Abwesenheit nicht ungeschoren an der Wohnung vorüber gegangen sein kann. Der Gatte erzählte von mitwachsenden Tomatenschutzkonstruktionen, die er baute. Von verlegten Platten im Garten. Von Fotoregalen im Esszimmer. Von angeschraubten Türknöpfen an der Wohnzimmerschrankwand. Von neuen Gartenstühlen und neuen Auflagen dafür.
Er erzählte nicht vom selbstgebastelten neuen Küchenwagen, der die zweite Küchentür blockiert. Und vom umgehängten Tupperdeckelregal, das er dort anbrachte, wo er eigentlich meine Trophäensammlung, also Autogrammkarten von Köchen und Restaurantsouvenirs, anbringen sollte. Das durfte ich selbst entdecken. Abends fragte er mich, ob ich die Veränderungen in der Küche bemerkte. „Mmmm“, meinte ich einsilbig.
Der Gatte sollte mich gut genug kennen, um zu wissen, dass Einsilbigkeit bei mir kein gutes Zeichen ist. Und dass er schon gar nicht hinzusetzen sollte: „Also, meiner Mutter gefällt das richtig gut!“ Es könnte nämlich sein, dass ich auf die Bemerkung für einen kurzen Moment nicht entspannt reagiere.
Okay, der Gatte kennt mich auch nach zwölf Jahren immer noch nicht gut genug.
NEIN, ICH SCHRIE NICHT!
Ich versuchte lediglich, meiner unermesslichen Freude über diesen Rammbock im Durchgang zum Esszimmer angemessen Ausdruck zu verleihen.
Nachdem ich meine Palme wieder verlassen hatte, blätterte ich im Metro-Prospekt und fand eine Kompressor-Eismaschine. Die wollte ich schon lange haben. Der Gatte verweigerte die Anschaffung, weil: „Wir haben zu wenig Arbeitsfläche! In der Küche steht schon so viel rum!“
Mmmmm …
Moment …
Wir haben doch jetzt bummelig 80 cm mehr Arbeitsfläche, weil dieses Trumm die Esszimmertür blockiert. Abends fragte Mudderns, was ich mir zum Geburtstag wünsche. „Eine Eismaschine!“, meinte ich bestimmt.
Küchenmaschine unter der Decke im Londoner Science Museum. |
Seitdem ist bei uns Eiszeit.
Am nächsten Tag meinte der Gatte mit verkniffenem Mund: „Du weißt, dass in der Werkstatt auch noch die Küchenmaschine von meiner Mutter steht, die Du unbedingt haben wolltest?! Wohin soll die denn jetzt bitte?“
Mmmm …
Moment ...
Ich hab's: Unter der Decke hängt noch nichts!
köstlich.......
AntwortenLöschenGratuliere! Zur Eismaschine und nachträglich...
AntwortenLöschenDanke!
LöschenIch glaube diesen Artikel werde ich mir bookmarken und wenn ich demnächst mal wieder mein Single-Dasein lamentiere, nochmal durchlesen! :D
AntwortenLöschenOch, ich hätte es schlechter treffen können! Er weiß alle meine Konfektionsgrößen und kennt meinen Kleidergeschmack; sorgt dafür, dass ich immer genug Schokolade habe; hat mehr Shopping-Kondition als ich; kann fast alles heile machen und reagiert auf "Ich weiß nicht, was ich anziehen soll, und wir sind schon 20 Minuten zu spät" nur mit "Lass' Dir Zeit. Ich geh' eine rauchen." Passt schon - meistens ;o)
LöschenManchmal hab ich ir gewünscht, das meiner heimlich auch mal umräumen und umgestalten könnte. Wie froh bin ich jetzt, dass er es nicht tut ;-)
AntwortenLöschenUnd die Eismaschine hat er mir ganz freiwillig geschenkt!