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Sonntag, 11. November 2012

Szenen einer Ehe: Homecoming Queen

Willkommensgeschenk von nata:
Ein Weckmann. Er half mir letzten
Sonntag über die eisekalte
Zugfahrt und bescherte beim
CK-Treffen interessante Gespräche,
da man nicht überall Weckmänner
kennt. Keine Ahnung, warum ich
als Norddeutsche ihn von Kindesbeinen
an kenne. Vermutlich, weil Mudderns
als Flüchtlingskind u.a. im
Rheinland aufwuchs. Und mensch
kann auch trefflich darüber diskutieren,
ob ein Weckmann ohne Pfeife ein
richtiger Weckmann ist. Ich meine, ja.
Die Pfeife kannste eh' nicht essen.
Er sprintet im strömenden Regen zum Ende des Bahnsteigs, wo Sie ankommen muss. Und da öffnet sich auch schon die Zugtür, erscheint Sie hinter ihrem kleinen Schrankköfferchen.

Er: Du siehst aus, als kommst Du von einer Polarexpedition! Und warum ist Dein Koffer plötzlich so leicht? Donnerstag war der noch so schwer!

Sie: Im Zug war die Heizung ausgefallen. Dafür lief die Klimaanlage samt Gebläse full power. Ich trage alles, was im Koffer war, außer Schmutzwäsche, Badeanzug und Schürze. Gab kein Bistro. Konnte nichts Heißes zu trinken kaufen. Bin total eingefroren.

Zum Glück ist nirgendwo ein Spiegel, denn Sie trägt zwei Paar Strümpfe in Winterstiefeln, Jeans mit Jogginghose darüber (andersrum hätte es nicht gepasst), drei Wollpullis, eine Kapuzenjacke samt Kapuze, Wollschal und Wollhandschuhe (und natürlich trägt Sie auch Unterwäsche). Von ihrem Gesicht ist nur die Brille zu sehen.

Er: Und welche Begründung hat die Bahn? Hamse vergessen, Kohlen zu laden? Haste Hunger?

Sie, kläglich: Jaaa ...

Er: Oh. Ähm, ich wüsste, wo Du noch was Warmes bekämst: Bei meiner Mutter! Zwiebel-Sahne-Hähnchen. Sehr lecker! Muss ich uns auch mal machen!

Sie: Mit Fix?

Er: Glaub' nich'. Musste nich' niesen, und meine Nase ist noch frei.

Sie: Sodbrennen?

Er: Nö.

Sie: Och, lass man. Zu viel Action nach dem Wochenende. Bin total platt. Ich spring schnell beim Schotten vorbei.

Er: Bring' mir 'nen Cheeseburger mit.

Sie denkt sich: Wie? Er hatte doch gerade Abendessen???, sagt aber nichts.

Im Parkhaus.

Sie: Warum haste denn 'n Backblech im Kofferraum?

Er: Weil ich Kuchen gebacken habe. Du stehst übrigens auf der Straße.

Sie: ??? Wie jetzt? Soll ich nach Hause laufen?

Er: Blödsinn! Dein Auto steht an der Straße, nicht auf dem Stellplatz.

Sie: Wieso?

Er: Weil ich Butter brauchte.

Sie: Warum?

Er: Weil ich mir dachte, Karamell mit Margarine schmeckt scheiße.

Langsam dämmert Ihr, dass es wohl wahr ist, dass Männer einen durchschnittlichen Wortschatz von maximal 2.000 Wörtern pro Tag zur Verfügung haben. Fragt sich nur, wer in den letzten Tagen in den Genuss davon kam, denn ihre abendlichen Telefonate waren immer nur sehr kurz. Er müsste eigentlich noch Reserve haben. Immerhin: Im Auto findet Er seine Sprache wieder.

Er: Ich war gestern morgen schnell bei Lidl, Butter kaufen. Wir hatten keine mehr. Hab' nochmal den Apfelkuchen von letztem Wochenende gemacht, diesmal auf dem Blech. War viel besser. Und lecker! Hab' nur ein Stück davon abbekommen. Den Rest aß meine Mutter. Dann hatten sie bei Lidl Suppengrün für 69 Cent. Hab' gleich zugeschlagen. Im Kühlschrank hatten wir ja auch noch welches, das weg musste. Ich hab' zwei Liter Gemüsebrühe gekocht. Steht in Kannen im Kühlschrank, können wir im Laufe der Woche verbrauchen. Nachmittags war ich mit Mudderns bei Rewe und bei Aldi. Kühlschrank ist voll. Essensplan ist an der Tafel.

Update vom 18.11.2012: Von der Bahn gab's einen 25 Euro-Kulanz-Gutschein für die Kältefahrt.

3 Kommentare:

  1. Danke! Toll, dass der Weckmann jetzt noch einmal zu Ehren gekommen ist. So viel Gedöns kriegen ja die wenigsten Weckmänner. Und dieser schafft es sogar ohne Pfeife ins Internet!

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  2. Herrlich! Weckmänner sind bei uns wohl Grittibänze :-)
    Grüessli
    Irene

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