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Montag, 10. Juni 2013

In Hamburg um die Welt: Vietnam - Essen im Quán đό am Georgsplatz

Wir reisen in Hamburg kulinarisch um die Welt.
"Ich weiß schon, wo wir uns treffen", teilte Frau K. mir mit, als wir uns verabredeten. "Im Quán đό am Georgsplatz!" - "Prima, das kann ich dann gleich für 'In Hamburg um die Welt' verbloggen!" Frau K. ist zum Glück Kummer gewöhnt und widersprach nicht.

Das Lokal war die Empfehlung eines Freundes, der sich auf einer Reise durch Vietnam hauptsächlich in Straßenküchen ernährte und begeistert erzählte, im Quán đό sei die Küche wie in Vietnam.Für die Authentizität der Küche spricht auch die Vielzahl der Vietnamesen, die hier essen.

Spannend war die Frage, ob wir überhaupt einen Platz bekämen, denn das Lokal ist permanent gut frequentiert und reserviert wird nicht. Während unseres knapp dreistündigen Besuches blieb dann auch nie lange ein Tisch leer, waren auch die Tische draußen stets besetzt.

Gleichzeitig kam ein steter Strom von Abholern, denn das Essen kann man sich auch mitnehmen. Dementsprechend hatten die Kellnerinnen und Keller auch alle Hände voll zu tun und legten manchen Kilometer zurück. Und wir hatten Glück: Frau K. konnte vor mir da sein, ergatterte einen Tisch und verteidigte den mit Zähnen und Klauen.

Die Tische und Hocker draußen wurden übrigens aus Hanoi importiert und bringen so ein bisschen Vietnam nach Hamburg. Auch drinnen sind die (übrigens sehr bequemen) Holzhocker denen der Straßenküchen nachempfunden. Man sitzt dicht beieinander - für intime, vertrauliche Gespräche ist das Quán đό also nur bedingt geeignet.

Sommerrollen, kalt serviert und gefüllt mit Garnelen, Schweinefleisch, Ei, Salat und Reisnudeln.

Trotz der Parkplätze in der Platzmitte ist der Georgsplatz für mich einer der schönsten Plätze Hamburgs. Ungefähr hier endete 1842 der Große Brand - die Straße Brandsende erinnert daran und führt direkt auf den Georgsplatz. Bis zum Brand war hier der Stadtrand, die Stadtmauer - Straßennamen wie Glockengießer- und Klosterwall weisen darauf hin. Beim Wiederaufbau öffnete sich die Stadt nach St. Georg hin, wodurch der Georgsplatz entstand.

Neben den üblichen Blubberlutsch-Sorten amerikanischen Ursprungs gibt es auch eine Auswahl selbstgemachter Getränke. Im Bild: Da Chanh - Limetten-Limo. Sehr lecker und erfrischend!

Markantestes (und, wie ich finde, wunderschönes) Gebäude ist die ehemalige Niemitz-Apotheke. Das um 1844 erbaute spätklassizistische Haus beherbergt heute im Erdgeschoss das Quán đό.Der Grundriss ist weitgehend erhalten geblieben. Der Gastraum ist hell und luftig (was für eine starke Geräuschkulisse sorgt). Von der hohen Decke baumeln Lampions.

Hanseatischer Spätklassizismus trifft auf Vietnam.

Die vietnamesische Küche war mir bislang total unbekannt. Ich war also gespannt, was mich erwartet. Die Karte des Quán đό ist übersichtlich, was ich mag, da es in der Regel ein Zeichen für frische Küche ist. Als Hauptgerichte gibt es Variationen von Phở, einer kräftigen, klaren Brühe mit diversen Einlagen und Bánh Quẩy, einem Hefeteiggebäck; Bún, dünne Reismehlnudeln Eisbergsalat, Gurke, Thaibasilikum und eingelegten Karottenstreifen sowie Fischsauce oder Mì xào, gebratene Nudeln.

Bún Nem, Reisnudeln mit frittierten Frühlingsrollen, gefüllt mit Krabben, Garnelen, Hack und Gemüse.
Wir entschieden uns beide für Bún. Reisnudeln hatte ich noch nie gegessen und war gespannt. 

Bún Bò, Reisnudeln mit gebratenem Zitronengras-Rindfleisch und Erdnüssen.
Das Essen war sehr frisch, sehr mild und unglaublich lecker. Sogar die Fischsauce, die als Würze über die Bún gegossen wird, war sehr mild und überhaupt nicht fischig - ich kenne sie nur sehr salzig und fischig.

Bún Nem, durchgewühlt, damit Du die Reisnudeln siehst.
"Öhm, was ist das? Die Fingerschale?" - "Ööh ... Nö, ich glaube, das kommt über das Essen." - In der Tat, das ist die Fischsauce für Bún.

Obwohl die Portionsgrößen ausreichend waren, hätte ich durchaus noch mehr essen können - es war halt lecker.

Das Dessert nahmen wir in flüssiger Form zu uns: Es gab Red Sake Mojito und Mango-Kokos-Shake. Das Shake war fluffig-leicht und warm (und lecker), der Mojito sehr süffig - hätte ich nicht noch fahren müssen, hätte ich glatt noch einen getrunken.

Red Sake Mojito (mit vielen Himbeeren) und Mango-Kokos-Shake. 
Für mich steht fest: Wenn ich in der Innenstadt unterwegs und hungrig bin, ist das Quán đό zukünftig eine feste Anlaufstelle. Hingehen! Unbedingt! Lohnt sich! Wir wünschen "tốt cảm giác ngon miệng - guten Appetit!"

Unsere kulinarische Weltkarte hat noch etliche unerforschte Gebiete. Von Litauen ging es dieses Mal nach Vietnam.

6 Kommentare:

  1. diese wunderschöne alte apotheke gehört zu meinen lieblingsgebäuden in hh. ich laufe praktisch jeden tag daran vorbei, war aber noch nie drin, seit der viatnamenese da ist.

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  2. Ich glaube vietnamesisch könnte "meine" asiatische Küche werden, aber leider durfte ich es noch nie kosten ... Es sieht gar köstlich aus! Beim nächsten Hamburgbesuch wird's dort Mittag geben :-)

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