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Dienstag, 26. Januar 2016

Blogger für Flüchtlinge: Schulspeisung, Schwedenspeisung und die Kekssuppe

In der Freitagsausgabe des Abendblatts findet sich ein Artikel zum Schulbeginn in Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg, "Schule 1946: 'Hungern, frieren – und ein bisschen lernen'", der mich daran erinnerte, dass ich schon länger mal über Kekssuppe schreiben wollte.

Kekssuppe.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam die deutsche Zivilbevölkerung viel Hilfe von den Staaten, mit denen Nazi-Deutschland nur wenige Monate vorher noch im Krieg war. In Hamburg sprangen im harten Nachkriegswinter 1946/1947 auch die Schweden ein: Sie verteilten an die drei- bis sechsjährigen Suppe, oft die typische Erbsensuppe, die in vielen skandinavischen Ländern gerne gegessen wird, gelegentlich Milchsuppe (gekochte, mit Mehl gebundene Milch) und Lebertran.

Spricht man mit denen, die damals von der Schwedenspeisung profitieren durften, erinnern sich viele außer an den gräuslichen Geschmack des Lebertrans vor allem an eins: Kekssuppe.

Nur: Die gab es bei den Schweden gar nicht, wohl aber bei den Briten und Amerikanern, die ebenfalls dazu beitrugen, die Not der deutschen Zivilbevölkerung ein ganz klein wenig zu lindern. Dass dieses nur im Ansatz gelang, steht auf einem anderen Blatt. Sicher ist: Ohne die Hilfe der Alliierten, aus Schweden, Dänemark, der Schweiz, Chile, Südafrika und anderer Nationen hätten viele deutsche Kinder die Nachkriegswinter zwischen 1946 und 1949 nicht überlebt.

Dabei war es nicht etwa so, dass es den Ländern, die halfen, wirtschaftlich besser ging. Im Gegenteil: Bis weit in die 1950er Jahre waren beispielsweise in Großbritannien Lebensmittel rationiert, um einen Überschuss zu erzeugen, mit dem die deutsche Zivilbevölkerung unterstützt werden konnte. Die Bevölkerung dort hungerte also, damit die Deutschen ein wenig mehr zu essen hatten.

Ausgabe der Schulspeisung an einer Hamburger Schule 1946 (Quelle: DGDB).
Allein in Hamburg wurden durch die Schwedenspeisung täglich 40.000 Essen zubereitet und an zwei- bis sechsjährige Kinder ausgegeben. Eines war meine Tante, die kleine Schwester meines Vaters. Von den beiden habe ich hier schon mal erzählt.

Insgesamt waren es für alle Bevölkerungsteile 160.000 Portionen Hilfsspeisungen - pro Tag. Alleine in Hamburg. Gekocht wurde damals auf dem alten Schlachthofgelände im Karoviertel mit Dampf, der aus dem Kraftwerk Karoline kam - zum Kochen mit Dampf brauchte man weniger Kohle, und Kohle war in den Nachkriesgwintern noch knapper als Nahrung.

Zweimal täglich wurde die Schwedenspeisung an 350 Ausgabestellen überall in Hamburg ausgegeben, nachdem sie mühselig dort hin transportiert wurde - bei Schnee und Eis kein leichtes oder ungefährliches Unterfangen.

Bei der Verteilung wurde darauf geachtet, dass die Kinder sofort aßen, nichts mit nach Hause nahmen. Das hatte zwei Gründe: Die Schwedenspeisung sollte den Schwächsten, den Kindern, zugute kommen, und immer wieder überfielen ausgehungerte Erwachsene Kinder, die das Essen im Henkelmann mit nach Hause nahmen.

Die Kekssuppe, an die sich viele erinnern, ist je nach Schilderung eine erwärmte Milchpulver-Wasser-Mischung mit Zwieback oder - viel wahrscheinlicher, da im angloamerikanischen Raum verbreiteter und nahrhafter, Quaker Oats Cookies*, Haferkekse. Für letztere  spricht vor allem die Aussage, dass in der Suppe gelegentlich auch Schokostückchen oder Rosinen schwammen.

Kekssuppe.
Oft ist von einer gebundenen Milchsuppe, in der Kekse schwammen, die Rede. Das geht dann in Richtung einer süßen Pudding- oder Milchsuppe, wie sie seit Jahrhunderten in vielen Ländern für Kinder zubereitet wird. Ich vermute, dass die Zusammensetzung der Kekssuppe stark schwankte und auch regional unterschiedlich war, dass verkocht wurde, was zu bekommen war.

Nur die Kekssuppe, die gab's bei der Schwedenspeisung halt nicht.

Kekssuppe 

Zutaten für 1 - 2 Portionen:

500 ml Milch
1 Prise Salz
20 g Stärke
1 - 2 EL Zucker
Mark einer halben Vanilleschote
3 - 4 Frühstückskekse oder auch mehr, je nach Geschmack. Falls Du keien Quaker Oats Cookies* bekommst, kannst Du auch McVities*, Granola* oder Frühstückskekse* nehmen

Zubereitung:

1 EL Milch abnehmen und mit Stärke, Zucker und Vanillemark klümpchenfrei verrühren. 

Die Milch zum Kochen bringen, die Prise Salz dazu geben, dann die Stärkemischung einrühren. Den Topf vom Herd nehmen und die Milchmischung ausquellen lassen.

Kekse in einen Teller geben, die Milchmischung darüber gießen und servieren.

Hier gibt es ein Filmdokument zur Schulspeisung 1946 und hier einen ausführlichen Artikel über die Schwedenspeisung. Diese Beitrag unterstützt die Initiative "Blogger für Flüchtlinge".

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