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Dienstag, 26. April 2022

Bei Niedrigtemperatur gegarter Kalbsbraten mit Rosmarin-Rösti

Ostersonntag sollten wir zu Schwiegermutter zum Essen kommen, aber den Sonntag davor beschloss sie, ich solle den Kalbsbraten zubereiten, den sie eigentlich machen wollte, und sie käme zu uns. Um mich zu entlasten, brächte sie gedämpfte Wurzeln mit. Das Kochbuch bekam ich gleich mit, weil ich mich ja schließlich einlesen muss. Ähm, ja, nee, is klaa. 

Kalbsbraten mit Rosmarin-Rösti.

Noch unverständlicher an der Geschichte ist, dass Schwiegermutter der Meinung ist, ich könne nicht kochen, aber so hatte sie wenigstens etwas, über dass sie sich während ihres Besuchs und Tage danach aufregen konnte. Hätte hingegen der Gatte gekocht, hätte sie das Essen genossen. Der Gatte ist aktuell meistens zu malad zum Kochen, was Schwiegermutter zwar weiß, normalerwiese aber geflissentlich ignoriert. 

Ein bisschen problematisch waren die Rösti, die am Besten frisch zubereitet werden - nur wäre das dann, wenn Schwiegermutter schon da ist, und sie goutiert es nicht, wenn man während ihres Besuchs in der Küche werkelt. Also garte ich die Rösti von einer Seite fast durch, gab sie auf Teller und garte sie vor dem Servieren von der zweiten Seite nach. Nicht optimal, aber pragmatisch. 

Natürlich misslang mir das Essen nach Schwiegermutters Meinung: Das Fleisch war nicht gar. Ich garte es wie in Schwiegermutters Kochbuch angegeben bei 80°C Ofentemperatur bis zu einer Kerntemperatur von 55°C. Da wir auch sonst oft mit der Kerntemperaturmethode garen, weiß ich, wie das geht. Ostern lernte ich: Niedrigtemperaturgaren bedeutet, dass das Fleisch eine Kerntemperatur von 80°C hat. Okay, das erklärt, warum das Fleisch bei Schwiegermutter immer trocken ist. Außerdem irritierten sie die Rösti. Sie waren nicht dreieckig wie die TK-Fertigware. Irgendwas ist ja immer.  

Trotz des mitgegebenen Kochbuchs bereiteten wir die Sauce zum Kalbsbraten komplett anders zu. Wir mögen keine Turbosaucen mit Saucenbinder, und wir hatten Zeit. Dementsprechend roch es bei uns lecker, während des bei Schwiegermutter immer nach Glutamat roch, wenn wir zum Essen kamen. Da kam sicher nicht nur Saucenbinder in die Sauce.

Dieser Beitrag geht rüber zu Dings vom Dienstag, Creativsalat und Handmade on Tuesday. Vielen Dank für's Sammeln!

Kalbsbraten mit Rosmarin-Rösti

Zutaten für 6-8 Portionen:

Für den Kalbsbraten:
2 kg Kalbsbraten aus Nuss oder Oberschale
Salz
Pfeffer
Butterschmalz
150 ml trockener Weißwein
400 ml Kalbsfond
1 Bund Suppengrün
200 g Sahne
ggf. etwas Stärkemehl zum Binden der Sauce

Für die Rösti:
1 kg vorwiegend festkochende Kartoffeln
3 Zweige Rosmarin
1 Ei
1/2 EL Stärkemehl
Salz
Pfeffer
Muskatnuss, frisch gerieben
Butterschmalz

Zubereitung:

Ofenfeste Form in den Backofen geben und auf 80°C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. 

Butterschmalz in einem Bräter erhitzen und das Fleisch darin rundherum anbraten. Dann in die Form im Backofen setzen und etwa vier Stunden garen, bis die Kerntemperatur 55°C erreichte. Am besten, du steckst ein Thermometer in die dickste Stelle des Fleischens und stellst eins in den Ofen. So hast du beide Temperaturen immer im Blick.

Suppengrün waschen, putzen, grob würfeln oder in Scheiben schneiden und im Bratensatz im Bräter anbraten. Wein und Fond angießen und einkochen lassen. Abkühlen lassen - der Kalbsbraten braucht schließlich noch 'n büschen. Etwa 30 Minuten, bevor der Braten fertig ist, die Sauce erwärmen, pürieren und durchs Sieb passieren. Wieder in den Topf gegen, die Sahne hinzufügen und bei geringer Temperatur köcheln lassen (nicht mehr kochen lassen, sonst flockt die Sahne). Mit Salz und Pfeffer abschmecken und ggf. mit etwas Stärke binden. Warmhalten bis zum Servieren.

Für die Rösti die Rosmarinnadeln abzupfen und fein hacken. Kartoffeln reiben und mit Ei, Mehl, Rosmarin und Gewürzen vermischen. Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die Rösti-Masse esslöffelweise bei mittlerer Hitze von beiden Seite goldbraun braten. Die fertigen Rösti bis zum Servieren warmhalten.

Hat der Braten eine Kerntemperatur von 55°C erreicht, aus dem Ofen nehmen und das Fleisch in möglichst dünne Scheiben schneiden. Mit Rösti und Sauce servieren. 

Rest lassen sich prima zu Vitello tonnato verarbeiten.

1 Kommentar:

  1. Ok, Du hast es auch nicht einfach mit Deiner Schwiegermutter. Da bist Du echt nicht zu beneiden. Der Braten wäre für mich gerade sehr super! 😋
    Kleiner Tipp zur Rösti (so als Schweizerin betrachte ich mich als Spezialistin für Rösti): Eine Rösti besteht nur aus Kartoffeln, Salz und Schweine- oder Butterschmalz. In eine Berner Rösti kommen auch noch Speckwürfel.
    Gut, so ein bisschen Rosmarin darf man gut rein machen, da drücken wir ein Auge zu. Aber ganz sicher nie ein Ei! Ei und auch Muskat haben in einer Rösti nichts zu suchen. Sobald da Ei drin ist, geht es in Richtung deutsche Küche und das nennt sich dann Baggers oder Kartoffelpuffer oder Reibekuchen oder wie auch immer.
    Aber das sage ich nur Dir, Deine Schwiemu braucht das nicht zu wissen. ;-)

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