Seiten

Dienstag, 6. September 2011

Food Porn und Blind Dates XIII: Kompetenzesser und Sauerkraut

Der Sieger-Warenkorb.
Wenn es eine Zutat gibt, die bei Bushi gar nicht geht, ist es Sauerkraut. Aber sonst isst sie alles. Mit Ausnahme von Labskaus. Weil sie meines noch nicht probierte. Aber das wird schon noch, das mit dem Labskaus. Für's Sauerkraut sehe ich allerdings wenig Hoffnung.

Tja, und wie das Schicksal so spielt, ist prompt Sauerkraut im Warenkorb bei der heutigen Folge der "Topfgeldjäger", einer Kochsendung im Nachmittagsprogramm des ZDF, in der ich seit drei Tagen sitze. Ich muss sehr lachen. Zum Glück ist Heike mit dabei. Später würde sie erzählen, dass sie Bushi kurz fragte, wie sie das Sauerkraut würzen solle, dann aber schnell den Fehler bemerkte und selbst entschied, wie sie es zubereitet. Wobei: Nicht alles aus dem Warenkorb muss verarbeitet werden. Die beiden hätten das Sauerkraut auch ignorieren können.

Nein, das ist nicht Frank Rosin, der da im Essen stochert.
Das ist ein anscheinend hungriger Studio-Besucher.
In der heutigen vierten Runde kochen Dorothée und Heike gegen zwei sympathische Wahlschweizer, die als "Hopp Schwiiz" antreten. Sie bieten eine tolle Show. Und zum ersten Mal bei all' den Aufzeichnungen, die ich in den letzten beiden Tagen sah, wird mir klar, dass es tatsächlich nur einen Herd mit vier Platten gibt. Bushi und Heike arbeiten nämlich so strukturiert, dass ich dachte, jede hätte einen Herd. Da die beiden Jungs ständig über Kreuz greifen und ich mich frage, warum die nicht auch einfach beide Herde benutzen, wird mir klar, dass es nur einen gibt. Die beiden Wahlschweizer sind nervös. Sie kommen mit der fremden Küche und der fremden Ausstattung nicht zurecht. So kommt es zum Versuch, Sahne in der Salatschleuder zu schlagen. Interessante Technik. Zu diesem Zeitpunkt einzusteigen, ist aber auch schwer. Die Jungs sind aber wirklich nicht schlecht. Angespannt sitzen Frau Küchenlatein und ich auf unseren Plätzen.

Spielgeld der vierten Runde und die Reste der Warenkörbe.
Die Mädels machen Blutwurst mit Sauerkraut, Kalbsrücken mit Brokkoli und Polentagrieß und Crêpe mit Birne. Wieder nur grob die Zutaten in drei Gänge sortieren. Sich bloß nicht festlegen. Was nicht da ist, kann auch nicht fehlen. Vor Aufzeichnungsbeginn gibt Henssler den beiden noch den Stiel seines Brokkolis. Im Warenkorb war nämlich der Stiel noch dran, aber als es ans Kochen geht, fehlt er. Das passierte den Mädels am Donnerstag schon mal mit den Radieschenblättern, aus denen ein Pesto hätte werden sollen. Diesmal sind sie auf der Hut und fordern den Brokkolistiel ein. Den kann man nämlich auch essen.

Die Sendung zieht sich wieder. Die 45 Minuten wollen einfach nicht vergehen. Heike und Bushi wirken angespannt. Heike guckt ein paar Mal zu uns. Die Anspannung überträgt sich auf uns. Wir atmen kaum noch. Und dann passiert es. Henssler macht ein Pausenbrot mit Wurzel-Ingwer-Salat. Schon gestern, beim Brot mit Fleischsalat, fragte ich mich, wie man das heil in die Schule bekommen solle. Frau Küchenlatein meinte, das ginge. Ich weiß, dass ich es nicht schaffe. Egal. Heute also Laugenbrötchen mit Salat. Als Henssler den Ingwer in die Wurzeln reibt, wird unsere Reihe unruhig. "Das isst kein Kind!", stellt die zweite Damen-Reihe kollektiv fest. Zu laut. Henssler holt eine Dame nach vorne. Als Kompetenzesserin. Und nach ihr darf Dorothée dran. Beiden schmeckt es nicht. War klar. Zu viel Ingwer. Später wird Dorothée sagen, sie wusste gar nicht, was Henssler ihr da in den Mund schob. Sie biss einfach nur zu und kaute. Gut konditioniert, die Frau.

Arthurs Tochter möchte, dass der Löffel mit einer
prominenten Persönlichkeit posiert. Hier sind sogar
zwei zu sehen. Danke an die Silberstreifen für das
Ausborgen der Autogrammkarten.
Irgendwann gehen auch diese 45 Minuten zu Ende. Zum ersten Mal scheinen die Mädels richtige Schwierigkeiten zu haben, die Teller rechtzeitig nach vorne zu bekommen. Bei den Wahlschweizern ist der Nachtisch nicht rechtzeitig vorne. Den Pfannekuchen bekommt stattdessen der verletzte Silberstreif. Schmeckt gut, wird er später sagen.

Rosin macht es spannend. Doziert über die Brokkoliröschen der Jungs. Erwähnt nicht, dass der Brokkolistiel der Mädels ein wenig mehr Garzeit hätte vertragen können, gelinde gesagt. Mensch, Mann, mach' hinne! Und schließlich ist es so weit. Die Entscheidung wird verkündet. Die Blind Dates haben gewonnen. Die Mädels ham's gerockt! Wir jubeln. Wir stampfen. Wir kreischen. Wir versenden SMS mit nur zwei Ziffern: 1 und 0. Die Empfänger wissen, was gemeint ist. Na ja, bis auf einen. Männer sind halt oft langsam im Denken. Die Produzenten der Sendung täten übrigens gut daran, mal die Statik der Frauentribüne zu überprüfen.

Ein Aufpasser verhindert, dass wir Bushi und Heike gratulieren. Ungeduldig warten wir. Endlich. Gratulieren, knuddeln, und abmachen, dass wir uns im Aufenthaltsraum treffen, wenn die beiden mit den Formalitäten fertig sind. Dort angekommen, haben die Silberstreifen schon dafür gesorgt, dass ausreichend Bier da ist. Als die Wahlschweizer und die Blind Dates kommen, ist der Jubel groß. Gratulieren, umarmen, Daten austauschen, Verabredungen treffen, Fotos machen, telefonieren ... Heike bittet darum, dass wir die folgende Aufzeichnung im Aufenthaltsraum anschauen, nicht im Studio. Da hätten wir mehr Spaß. Soll sein.

Blind Dates und Hopp Schwiiz. Die Siegerinnen
bekamen Schweizer Schokolade geschenkt.
Die Jungs haben Stil.
Auch Du wirst morgen viel Spaß haben, wenn Du um 15.05 Uhr wieder das ZDF einschaltest. Da treten nämlich Frau Monnem und die Checker gegeneinander an. Du siehst einen sichtlich mitgenommenen Henssler, der verkündet, es stehe 10 zu 6 für die Frauen. Du erfährst, wie man geharktes Püree macht. Gebückt. Über der geöffneten Wärmeschublade. Oder wie man Fisch metztelt. Besser, als ich das je könnte. Du siehst, wie man Fisch en papillote gart. Und zwar richtig. Du siehst einen Henssler, der auf den Arm möchte. Oder auf den Schoß. Auf jeden Fall vermisst er zwei wie die Blind Dates. Die hätten beim Anblick des Warenkorbs für diese Sendung ohnehin am liebsten gefragt, ob sie auf 20 Tausend erhöhen dürften. Coole Säue. Die muss man aus der Küche bomben, sonst kochen sie alles an die Wand. Du siehst einen Rosin, der beim Anblick des gemetzelten Fisches leidet. Richtig leidet. Und niemand gab ihm zum Trost eine Banane.

Du siehst nicht, wie Rosin später heftig nickt auf Bushis Frage: "Gell, eben ham Sie uns vermisst?!" Du siehst nicht, wie wir im Aufenthaltsraum mit vereinten Kräften Frau Küchenlatein und den verletzten Silberstreif davon abhalten müssen, ins Studio zu stürmen und Frau Monnem vom Herd zu zerren. Wer weiß, was passiert wäre, wären wir tatsächlich im Studio gewesen. Du siehst nicht, wie der Sicherheitsdienst kopfschüttelnd die Tür des Aufenthaltsraumes fest von außen verschließt. Wenn Du allerdings im Hintergrund Kreischen, Lachen, Rufen, Stampfen hörst: Das sind wir. Die Hostess hat inzwischen die Flucht ergriffen, allerdings nicht, ohne die Biervorräte aufzufüllen. Die Silberstreifen wissen, wie man den Kühlschrank und die Flaschen öffnet und sorgen dafür, dass wir nicht auf dem Trocknen sitzen.

Der Abend endet aber zivil. Eigentlich wollten wir mit den Mädels noch ins Ono oder in ein anderes nettes Lokal, aber die beiden sind einfach nur platt. Und inzwischen merke auch ich den Schlafmangel der letzten vier Tage, bin ja immer noch vergrippt. Jedenfalls dachte ich das da noch. Später werde ich erfahren, dass mich zwischen Februar und August eine heftige Streptokokken-Angina im Griff hatte. Tja, und wie das Leben so spielt: Für zwei andere beginnt jetzt das Trainingslager. Denn nach den Topfgeldjägern ist vor den Topfgeldjägern. Und falls Du bange bist, ob Du genau so den Durchmarsch schaffst wie Dorothée und Heike, frag' doch einfach Frau Küchenlatein, Heidi und mich, ob wir auch für Dich den Fan-Block machen. Wir mögen zwar nicht kochen können, aber wir klatschen, brüllen, stampfen, oooohen, aaaahen und mmmmmhen Dich zum Sieg. Sehr ambitioniert. Und ganz gewiss ohne Niveau.

Weitere Topfgeldjäger-Berichte bei Hamburg kocht!:
Vorbericht von 31. August 2011
Topfgeldjäger am 1. September 2011
Topfgeldjäger am 2. September 2011
Topfgeldjäger am 5. September 2011
Topfgeldjäger am 6. September 2011

Frau Küchenlateins Blind Dates

Topfgeldjäger-Berichte von denen, die kochten:
Bushcooks Kitchen:
Erst das Vergnügen, dann die Arbeit
Warum?
Durchschnaufen
Finale
Nachlese

Heike Essen von Au:
Warenkorb vom 1. September 2011
Warenkorb vom 2. September 2011
Wochenende
Finale
Nachlese

9 Kommentare:

  1. Ach, Sabinsche, das haste ja wieder mal so schön geschrieben, ich könnt dich knutschen.

    Ist das nicht wunne-, wunne-, wunnebar? Mir tun vor lauter la ola die Arme weh - oder ob das am Sektflötenstemmen liegt?

    Einen der Kandidaten kenne ich, glaube ich. C.S.? Und vielleicht mit Jemandem, den er sehr gut kennt?

    Watt freu ich mich für die Kochgöttinnen! Ich vermisse dich :-(

    AntwortenLöschen
  2. Hier nachzulesen hat mindestens genauso viel Spaß gemacht wie vorm TV zuzugucken wie zwei großartige und sympathische Köchinnen ein ZDF-Studio rocken. Ganz toll geschrieben und nur wegen deinem Beitrag werde ich mir morgen Abend Frau Monnem in der Mediathek geben :)

    Liebe Grüße,

    Lilly aus der Mini-Küche

    AntwortenLöschen
  3. Ich bin ja so geruehrt *snief*
    Und bestimmt komme ich auch zum toben und stampfen nach HH, wenn man mich ruft.
    Versprochen!

    AntwortenLöschen
  4. Danke für den tollen Bericht, oder besser, die tollen Berichte. Du hast sie so geschrieben, dass man meint dabei gewesen zu sein. Klasse! Ich habe alle Tage "hinter den Kulissen" sehr genossen.
    Ganz liebe Grüsse
    Heidi

    AntwortenLöschen
  5. Danke für das nette Feedback!

    @ Jutta, ich war auch der Meinung, ich kenne einen der Schweizer, dachte aber, es liegt vielleicht daran, dass er den gleichen Beruf hat wie ich, dass ich mit vielen Menschen zu tun habe und mir keine Gesichter merken kann ...

    @ Lily, Frau Monnem werdeich mir auch anschaien, bin gespannt, wie es geschnitten ist.

    @ Heike, auf das Angebot komme ich zurück. Lieber wär's mir. wir tauschten die Plätze. Klatschen kann ich. Kochen nicht.

    Sabine, noch immer anonym

    AntwortenLöschen
  6. Deine Berichterstattung war ein Hochgenuss, liebe Sabine! Vielen Dank für die tollen Einblicke! ☺

    Sei herzlich gegrüßt
    Kristina

    AntwortenLöschen
  7. das ist besser zu lesen als wie dabei gewesen! Ich will da nie hin, ich will immer nur hier nachlesen! :)

    AntwortenLöschen
  8. Danke, Kristina!

    AT,
    dabei wüsste ich auf Anhieb mindestens zwei Damen in Deiner Nähe, die eine TGJ-Partnerin suchen. Also, ran an den Speck! Ich mach' mich dann auch wieder nackich und vielleicht singe ich sogar für Dich.

    AntwortenLöschen

Ein Kommentar, wie schön! Ich bemühe mich, alle Kommentare zu beantworten. Allerdings kann das manchmal etwas dauern - das Leben neben dem Blog, Du verstehst. Wenn Du Dich durch eine Sicherheitsabfrage quälen musst oder der Kommentar erst moderiert wird, heißt das, dass es gerade viele Spamkommentare gibt. Last but not least: Ich behalte mir vor, einzelne Kommentare zu löschen.