Seiten

Samstag, 11. Februar 2012

8. Hamburg kocht!-Treffen am 04.02.12: Persische Leckereien - Genüsse aus 1001 Nacht

Ein perfekt gedeckter Tisch erwartete uns.
Unser langes Verwöhnwochenende machte mir im Vorfeld ein wenig Angst. Wie hier schon öfter erwähnt, musste ich mir ja unbedingt so ein neumodisches Burn Out zulegen. Ich habe immer noch nicht verstanden, wie es dazu kam, und deswegen bin ich vermutlich auch noch immer in der Zwangspause. Arzt und Shrink gaben das Okay für das Wochenende unter der Bedingung, dass ich ausreichend Pausen mache und weil sie der Ansicht sind, dass mir alles gut tut, was der Entspannung dient.

Aber selbst die Pausen konnten nicht verhindern, dass ich von Jetzt auf Gleich mein Schlafpensum halbieren musste, denn ich schlafe noch immer locker zwölf bis sechszehn Stunden pro Tag, und dass ich möglichst ohne Panikattacken, Sehstörungen, Schwindelanfälle oder Verlust der Orientierung Autofahren oder durch die Stadt laufen musste. Das hatte auch sein Gutes: Ich weiß jetzt, dass es tatsächlich langsam weiter bergauf geht, denn ich schaffte das alles - gerade so eben, und weil ich immer Beifahrerinnen hatte ... Aus dem Stadium des konzentrierten Herunterfahrens bin ich jetzt im Stadium der Regeneration, sagt die Shrink. Das scheint positiv zu sein. Das Stadium der Arbeitsfähigkeit wäre mir trotzdem lieber ... Ich bin ungeduldig, ich weiß.

Der perfekt gedeckte Tisch im Detail.
Man beachte die Messerbänkchen und
die stilvollen Glaskennzeichnungen
(letztere waren von mir ...).
Heidi, die u.a. das perfekte Dinner gewann, damals, als da noch gekocht wurde, erwies sich auch diesmal wieder als perfekte Gastgeberin, denn sie bot mir selbstlos ihr Gästezimmer für Schlafpausen an. Andernfalls hätte ich den ganzen Tag nicht durchgestanden, denn so lieb mir alle "Kochmädels" auch sind, so sehr ich mich auf das Wiedersehen bzw. Kennenlernen freute, so anstrengend war es gleichzeitig auch. Kann kaum jemand verstehen, der noch nicht in meiner Situation war, ist aber so. So bekam ich zwar kaum was vom Kochen und von den Fachgesprächen über Thrombosestrümpfe, Bodyformer insbesondere in ihrer Funktion als Bikinihosenersatz, Nierenwärmer und Schmelzäse, der nur mit Käsegewürz vom Hamburgerbräter von Schuhbeck schmeckt, mit, war aber wie durch Zauberhand pünktlich zu den einzelnen Gängen wieder wach.

Heidi war außerdem angetreten um zu beweisen, dass frau bei so einem Kochtreffen wirklich satt werden kann. Unsere eiserne Regel, nur vier Portionen zu kochen und auf die Meute aufzuteilen, wurde ebenso eisern ignoriert. Sie brachte uns dazu, irgendwann ermattet mit der weißen Fahne Serviette wedelnd um Gnade zu winseln und auf Knien flehentlich darum zu bitten, dass auf zwei der drei Dessertgänge verzichtet wird. Hätte uns Jacob Gallois gesehen, wäre er nie zu dem Schluss gekommen, dass „der Esstisch […] das einzige Schlachtfeld [ist], auf dem sich die Hamburger auszeichnen und sich als wirkliche Helden zeigen. Als Auszeichnung müssten sie den Suppenlöffel am Ordensbande und die Gabel im Knopfloch tragen.“ (Quelle: Jacob Gallois, Ein chinesischer Spion in Hamburg, 1835).

Wir waren keine Helden.

Nicht nur das Esszimmer, auch das Wohnzimmer war für uns vorbereitet:

Stärkung in den Pausen, kulinarische Mitbringsel und Kochbücher zum Stöbern.
Erstmal eine Stärkung, bevor es in die Küche geht:

Asche Reschte, eine Suppe mit Bohnen, Linsen und Kichererbsen, die wir bei Tisch nach Gusto mit Kaschk verfeinerten.
 Nun begann unser eigentliches Menü. Die Vorspeisen:

Anrichten der Vorspeisen.

Salat Olivie (Kartoffel-Hähnchensalat) mit Oliven- Erbsen-Dekoration, Kuku Sabsi (Gemüse-Eierkuchen mit getrockneten Berberitzen und vielen Kräutern) und Halim Dademjun (Auberginenmus mit Zwiebeln und Minze).

Mast o Musir (Joghurt mit Schalotten) mit Rosenblättern verziert und Mast o Khiar (Joghurt mit Gurke) mit Minz-Deko (keine Ahnung, warum das Foto unten dunkler ist als oben. Ist es nur im Blog)
Das zu den Vorspeisen gehörige Fladenbrot.
Weiter geht's mit den Hauptgerichten:

Lubia Polo - Schnittbohnen mit Hackfleisch und Reis.
Tartschin - Reiskuchen mit Hühnchen. Wir denken uns die Kruste und die Berberitzen.
Fessenjun - Ente in Walnuß-Granatapfelsauce mit Reis inkl. Kruste
Khoreshte Ghaime mit Lape - Gulasch mit Pommes, gelben Erbsen und gebratenen Auberginen
Unerklärlicherweise schwächelten nun bereits die ersten und wandte sich den Alkoholika zu - typisch persisch gab's Russian Standard Vodka, allerdings nicht für mich, denn ich musste noch fahren. Also litt ich still vor mich hin (die Folgen dieses Leidens kannst Du morgen hier nachlesen ...).

Ebenso unerklärlicherweise reduzierten wir die geplanten drei Nachtische - Napoleoni, Safran-Eis und Shole Sard - auf nur einen.
Napoleoni - Blätterteigschnitten mit Vanillecreme.

Als der Schnuppschnüss ihr Manzfred ihr Norbert sie gegen 22 Uhr, also nach nur bummelig neun Stunden, abholen kam und unschuldig fragte, ob's noch was zu essen gäbe, erntete er historisches hysterisches Gelächter aus 11 Frauenkehlen. Wie kann er nur auf eine solche absurde Idee kommen? Aber seine Anwesenheit lockte Heidis Gatten aus dem Kämmerlein, in das er sich angesichts der Frauenmeute sofort nach dem Abliefern des Brotes geflüchtet hatte. Jutta und Norbert tauschten sich dann noch intensiv mit ihm über Persien aus, während der Tee serviert wurde. 

Wir lernten, dass der Perser an sich den Tee nicht mit Zucker trinkt, sondern eine Süßigkeit in den Mund nimmt und dazu den Tee schlürft. Für den Deutschen an sich gab's netterweise Zucker in den Tee.

Auswahl von Nüssen, Sesam und Mandeln in Karamell.
Tee aus malerischen Tassen mit Shah-Portrait.
Heidi und ihr Mann, der vorher im Hintergrund schnippelte, schnitt und werkelte, damit alle Zutaten parat waren, haben es in einzigartiger Weise geschafft, uns Persien nahezubringen. Dafür ganz herzlichen Dank!

Weitere Berichte vom Persien-Kochtreffen:
Der Bericht von Frau Küchenlatein
Der Bericht von ORsi
Der Bericht von Bushcook

Unser nächstes Kochtreffen führt uns nach Tansania / Sansibar. Details folgen.

Das Verwöhnwochenende im Überblick:
Freitag: Abendessen im Sgroi
Sonnabend: 8. Hamburg kocht!-Treffen
Sonntag: Frühstück im Café Paris
Sonntag: Abendessen im Hala
Montag: Portugiesisches Frühstück in der Schanze
Montag: Mittagessen in der Curry Queen
Montag: Abendessen im Ono

4 Kommentare:

  1. Ts ts, der Herr Schnuppschnüss hätte ja nun wirklich wissen können, daß es auf Kochbloggertreffen keinen Mangel an Essen gibt.

    Schön, daß es Dir besser geht.

    Beim nächsten Kochtreffen würde ich dann gern Mäuschen spielen (und mich an den Resten laben, haha ;)).

    AntwortenLöschen
  2. Ohhh, ich will deine Kamera. Und ich will auch einen Bericht schreiben. Und ich will dich drücken und busseln, weil du so eine (wieder einmal) faszinierende Abhandlung geliefert hast. Applaus, Applaus, Applaus!

    AntwortenLöschen
  3. Toller Bericht, meine Liebe..ich danke Dir! Und sorry, wenn nicht alles perfekt war und ihr nur einen statt 3 Desserts am Ende bekommen habt...Es war so ein schöner Tag mit Euch allen und nach einer Woche Ruhe könnte ich schon wieder den nächsten (Koch)Event planen.-))

    AntwortenLöschen

Ein Kommentar, wie schön! Ich bemühe mich, alle Kommentare zu beantworten. Allerdings kann das manchmal etwas dauern - das Leben neben dem Blog, Du verstehst. Wenn Du Dich durch eine Sicherheitsabfrage quälen musst oder der Kommentar erst moderiert wird, heißt das, dass es gerade viele Spamkommentare gibt. Last but not least: Ich behalte mir vor, einzelne Kommentare zu löschen.