Anscheinend habe ich einmal zu oft über das Mensa-Essen gemäkelt. Über frittierte Schupfnudeln. Über Plastikbeutel im Sauerkraut.
Über Beustsche Fettecken auf liegengelassenem Geschirr an der Stechuhr.
Über Sand im Feldsalat. Über Mixed Pickles-Variationen, die das Salatbüfett darstellen sollen. Über Kokos-Zitronensauce, die nicht auf dem Teller ist, sondern schon im Huhn, so das Küchenpersonal - wird das Huhn so gezüchtet?! Über Korianderquark ohne Koriander. Und die erschreckende Erfahrung, dass auch elf Jahre nach Beendigung meines Studiums das Mensa-Essen zu oft irgendwie wie Chappi aussieht. Dazu passt die Angewohnheit einer Kollegin, Punkt 12 Uhr den Kopf durch die Bürotür zu stecken und "Kommst Du mit Schappi?" zu fragen ....
Jedenfalls fragte mich Anikó nach dem letzten Kochtreffen: "Wollen wir eine Woche lang in der Mensa essen und darüber bloggen?" Sie in Kassel, ich in Hamburg. Hm ... Ich esse ziemlich selten in der Mensa, was vor allem daran liegt, dass ich bislang offiziell Teilzeit arbeitete, sechs Stunden am Tag, also keine Mittagspause machen muss. Außerdem essen wir abends warm. Meistens hole ich mir in der Mensa nur ein belegtes Brötchen und ein Mandelhörnchen, beide von einem meiner Lieblingsbäcker. Oder eine Banane. Nur wenn längere Arbeitstage anstanden oder ich wegen kurzer Nacht mittags was Frittiertes brauchte, ging ich in die Mensa.
Okay, jetzt also jeden Tag Mensaessen. Schau'n wir doch mal, was auf der Speisekarte steht - klick' auf das Bild, dann siehst Du es auch:
Und jetzt kommst Du: Sag' Du, was Du essen würdest! Hinterlasse einfach bis morgen (Dienstag, 5. April, 11.30 Uhr) einen Kommentar mit dem Gericht Deiner Wahl. Das Gericht, das am meisten Zuspruch fand, werde ich bestellen.
Ich entschied mich heute für Brokkoli-Nuggets mit Zartweizen (Ebly) und italienischer Sauce, unten im Bild. Dazu ist nicht viel zu sagen. Ebly schmeckt halt so, wie's schmeckt, wenn's ohne Gemüsebrühe und Salz gegart wird. Die italienische Sauce war Sugo mit Kräutern, nicht mehr, nicht weniger. Die Nuggets waren okay.
J. präsentiert darüber Schweineschnitzel natur gebraten auf Ofengemüse mit Kartoffelwürfel (auch wenn im Angebot nur von einem Würfel die Rede ist: Es waren mehrere auf dem Teller). Ihr Gericht gehört zur neuen Reihe "Campus vital", die mit Beginn des Sommersemesters startet. Auf der Homepage des Studierendenwerkes heißt es dazu: "Campus vital heißt, ausgewogen und lecker genießen: Schonende Zubereitung; saisonale Produkte; leichte, frische Küche; Vitamine und Ballaststoffe."
"Also, das Gemüse ist ganz klar TK", grummelt J. über dem Ofengemüse und versucht verzweifelt, die Zusammensetzung zu identifizieren, was nur ansatzweise gelang. Bei den hellbraunen Würfelchen nicht. Pilze seien es jedenfalls nicht. "Überhaupt: Bei frischer Küche erwarte ich, dass das Gemüse nicht tiefgekühlt ist, sondern frisch." - "Wann sollen die denn noch Karotten putzen? Nachdem sie um fünf Uhr früh vom Ernten des Feldsalats zurück gekommen sind?" Ich bin jedenfalls fest davon überzeugt, dass der Feldsalat von dem schmucken Küchenjungen höchstselbst bei Tau und Tag geerntet wird. Sonst wäre er nicht so sandig. Also der Salat, nicht der Küchenjunge. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass der Feldsalat küchenfertig ankommt und jemand mit einer Streusandbüchse sorgfältig jedes einzelne Blatt einsandet, damit's mir zwischen den Zähnen knirscht ...
Auch wenn ich mäkle: Ich mag meine Mensa. Nicht nur, weil die Küchenchefin total nett ist. Oder weil die Kassiererinnen gerne denken, ich wäre noch Studentin. Nein, im Ernst: Ich finde die Leistung der 13 Mensen, die es an den Standorten der Hamburger Hochschulen gibt, bewundernswert, gemessen an den Bedingungen, unter denen die Essen entstehen. Mensa ist Massenverpflegung, ganz klar.
2009 wurden durchschnittlich 12.975 Essen ausgegeben und 21.000 Gäste bewirtet - pro Tag! Das ist schon 'ne Hausnummer! Gleichzeitig ist das Budget für den Wareneinsatz arg beschränkt, werden die Essen immer weniger subventioniert. Anders als zu meiner Studentenzeit werden inzwischen vermehrt Produkte aus biologischem Anbau verarbeitet, gibt es Kaffee und Tee aus Fairtrade-Anbau. Zusätzlich zu den großen Mensen gibt es kleine Cafés mit Lounge-Charakter. Nur bei uns leider nicht - wir hoffen darauf, dass mit dem Neubau unserer Hochschule alles besser wird. Und freuen uns, dass das kuschlige Sofa-Café wieder geöffnet ist. Dahin geht's nach dem Mensa-Essen. Da ist der Kaffee nämlich besser. Und seit heute gibt es dort auch Brötchen. Könnte ich morgen mal ausprobieren.
Das Mensa-Projekt im Überblick:Tag 1 aus Hamburg
Tag 1 aus Kassel
Tag 2 aus Hamburg
Tag 2 in Kassel
Tag 3 aus Hamburg
Tag 3 aus Kassel
Tag 4 aus Hamburg
Tag 4 aus Kassel
Tag 5 aus Kassel
Tag 5 aus Hamburg
Ich gehe - bei meinen im letzten Jahr selten gewordenen und jetzt ganz unmöglichen - Mensabesuchen auch noch als Studentin durch. :)
AntwortenLöschenAnstelle des Eblys hätte es bei uns Reis dazugegeben. Aber nicht auf demselben Teller, sondern im Beilagenschüsselchen. Damit diejenigen, die zu allem nur Pommes essen, auch zu ihrem Recht kommen.
Ich würde mich heute für die Gnocchi entscheiden. Oder, wenn ich das Angebot selbst sehen würde, vielleicht eher für Erbsensuppe, Brötchen und ein Dessert. (Die Angebote der nächsten 3 Tage ignoriere ich mal. :))
Selbst als Studentin bin ich nie freiwillig in die Mensa gegangen. Auch nicht mit den Angeboten an Cafés, Restaurants etc. Es war zwar in einigen marginal weniger gruselig als in anderen, aber ich habe so nah an der Uni gewohnt, dass es keinen Grund gab, in der Mensa zu essen. (abgesehen von Uni-internen Praktika mit 8 Stunden Anwesenheitspflicht).
AntwortenLöschenAnyhow: ich nehme einmal die Alternative für jeden Tag und am Freitag das Vegetarische rechts unten. Danke.
Uuuuh.
AntwortenLöschenAlso ich nehm die Erbsensuppe, da ist nur die 22 drin.
Wieso zum Teufel sind beim bunten Kartoffelsalat 9 Nummer?
Sollte man die Legende kennen?
Ganz kurz:
AntwortenLöschenDie Zusatzstoffe-Legende ist schwer zu finden, weil der Link nur selten funktioniert, aber ich hab's geschafft: http://www.studierendenwerk-hamburg.de/essen/zusatzstoffe.php
Kaoskoch, anonym
Puh, schwierig, ähem, was bin ich froh, dass meine Mensazeiten vorbei sind. Ich würde wohl die Gnocchi nehmen, frage mich aber, was unter der blumigen Bezeichnung Concassee (?) zu verstehen ist? Bin gespannt, für was Du Dich entscheidest :)
AntwortenLöschenViele Grüße und schöner Tag noch,
Juliane
Milchreis
AntwortenLöschenJörn
@ Hesting, das Austauschen der Beilagen ist hier fast unmöglich - passenderweise gibt's dazu heute ein Erlebnis. Manchmal kann man Pommes alleine bekommen, wenn Currywurst-Tag ist und man lieb Büddebüdde sagt.
AntwortenLöschen@ Heike, die 22 ist Sellerie.
@ Juliane, Concassée sind Gemüsewürfel.
@ Jörn, ist notiert.