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Montag, 22. August 2011

Über alle sieben Meere oder: In sieben Gängen um die Welt

Gestern gab's ein kleines Sieben-Gänge-Menü für pflegeleichte Gäste. Einzige Vorgabe: P. mag kein Sushi. M., dem ich das Menü zum Geburtstag schenkte, isst alles, und der Gatte wurde kurzerhand verdonnert erklärte sich bereit, das, was er nicht mag, auszulassen. Bei sieben Gängen machte ich mir keine Sorgen, dass er verhungert. Also setzten nur mein begrenztes Kochkönnen, die Verfügbarkeit von Technik, Zutaten und Zeit die Grenzen. Die Idee für das Menü kam mir, weil M. in der Kreuzfahrtbranche arbeitet. Ursprünglich plante ich das Essen für's Frühjahr, dann sollte es im Juli stattfinden, wo mir ein Schiffsanlauf dazwischen kam, und jetzt haben wir es endlich geschafft. Ich habe das Menü so wie für Juli geplant gelassen, und Petrus tat uns den Gefallen, tatsächlich mal für 48 Stunden den Sommer einzuschalten. Zwischendrin hatte ich schon überlegt, Eisbein an Grog mit Heizdecke in sieben Gängen zu servieren ...

Die Planung dieses Menüs unterschied sich ein wenig von der meiner bisherigen. Sieben Gänge traute ich mir bislang nicht zu. Wobei: Die Speisefolge bereitet mir erst in zweiter Linie Kopfzerbrechen. Zuerst musste ich die Meere sortieren. Entscheide ich mich für die antike Definition? Die europäische? Die moderne? Und wo fange ich an? Irgendwann stand fest: Wir beginnen da, wo wir wohnen, in Hamburg bzw. Glückstadt, und arbeiten uns einmal um den Globus bis ins Mittelmeer.  Dann erst ging's ans Festlegen der einzelnen Gänge. Ich saß hier mit Stapeln von Kochbüchern und vielen Tabellen, bis endlich ein Menü stand.

Vielen Dank an alle, die mir im Vorfeld bei der Planung halfen und Last-Minute-Rettungsringe beim Kochen zu warfen, insbesondere an Gwex! Probekochen, wie sonst bei Menüs für Gäste, klappte nämlich nicht, und so manches Rezept barg Tücken, die mir nicht sofort auffielen. Dann gab's erst keine Sharon (der Gatte erlegte kurz vor Schluss noch welche); die Erdbeeren waren absolut geschmacklos (die kluge Hausfrau hat Erdbeersirup zur Hand); Kulfi und Cassis wollten nicht cremig werden (beim Kulfi war's mir egal, das sollte eh' gefrieren, und das Cassis musste zur Strafe auch in den Tiefkühler); die Mangos gab's nur in Knüppelhart (in den Tiefen unseres Tiefkühlers fand sich noch Maracuja-Mark); das Burfi beschloss, flüssig zu werden, nachdem es schon fest war; ich musste mit der Fingerkuppe die Temperatur in der Köttbullar-Pfanne testen; das Lamm schmollte, weil wir uns zu lange unterhielten; aus der Eiswürfelformen von Ikea war nichts herauszubekommen, jedenfalls nicht in einem Stück, aber sonst war's ein entspanntes Menü ...

Der Gatte bestand darauf, nicht kochen zu müssen und wollte sich stattdessen um die Deko kümmern. Zum Glück Leider musste er am Vortag mit Schwiegermutter 12 Stunden zu Ikea, sonst wäre er glatt noch zu Fahnen-Fleck gefahren und hätte Matrosenkostüme für uns geholt. Und zum Glück leider hatte das Stadttheater Schenefeld gerade keinen Schiffsrumpf, kein Steuerrad, keinen Rettungsring, keine Kogge oder Ähnliches im Fundus, verlieh das HamburgMuseum nicht den vermeintlichen Störtebeker-Schädel. Kurzfristig dachte ich, der Gatte setzt noch die Wohnung unter Wasser und holt mich kiel, wenn das Essen nicht schmeckt. So blieb die Deko schlicht: Blauer Sand, bunte Muscheln, Mini-Rettungsring, blaue Kerze, blau-weiß gestreifte Servietten. Dafür im Hintergrund Shanties und "Das Boot", "Die Meuterei auf der Bounty" und "Fluch der Karibik" auf drei Bildschirmen. Auf den Einsatz der raumfüllenden Schmalfilm-Leindwand mit Dolby-Surround verzichtete der Gatte. Begründung: Der Super 8-Projektor knattere so laut. Ah ja.

Die schnell geschossenen Küchenfotos zeigen, was es zu essen gab.

Nordpolarmeer
Links Matjes-Erbeer-Tatar (sollte man nicht am Vortag machen), rechts Köttbullar mit Moltebeeren-Chutney

Rechts: Aquavit-Granità

Atlantik

Amerikanisches Meer

Pazifik

Australasiatisches Meer

Indik
Kulfi und Burfi
Oben: Burfi aus Kirschen, unten: Kulfi.

Mittelmeer
Oben: Mohalabiye mit Sharon, rechts und links: Cassis-Lavendel-Eis, unten: Olivenöl-Schokoladen-Mousse.

Jetzt hätten wir mit einer Käseplatte über die Alpen zurück in den Norden ziehen können, aber nach sieben Gängen waren wir dann dafür doch irgendwie ein wenig zu gesättigt. 

Fast alles wurde alles am Vortag vorbereitet. Die Rezepte folgen in den nächsten Tagen.

6 Kommentare:

  1. Töchting war natürlich dabei, bekam Lammfleisch, Lammsticks und war noch friedlicher als sonst, nachdem sie die Rotweinsauce von zu tief abgestellten Tellern abgeschleckt hatte.

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  2. Ich weiß nicht, ob ich das als Patentante gutheißen kann. Das "Kind" wird nach solchen Genüssen nie wieder was anderes wollen. ;-))

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  3. Mag sein, schließlich bekam das "Kind" jetzt die Weihen gehobener Küche zu schmecken ... Chappi geht da wohl nicht mehr.

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