Seiten

Donnerstag, 15. September 2011

London calling 2011: Borough Market

Nachdem wir den Morgen des zweiten London-Tages gute vier Stunden im Tower verbrachten, machten wir uns am späten Mittag über die Tower Bridge auf den Weg ans Südufer der Themse. Vorbei an St. Katherine's Docks,  Butler's Wharf, The Hays, City Hall, knapp anderthalb Meilen beim strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen, immer am Fluß entlang, mit gelegentlichen Abstechern ... Zum Glück hatte ich am Vortag Sonnencreme gekauft, nachdem ich beim ersten Hyde Park-Spaziergang schon einen Sonnenbrand auf der Nase bekam. Unterwegs rief mich Mudderns ganz aufgeregt an und teilte mir mit: "Du bist im Fersehen! Und Deine Münchner Freundin kocht!" Ach, sach bloß.

Auf dem Borough Market war ich schon mal Anfang der 1990er Jahre, lange, bevor er von Foodies entdeckt wurde oder ich mich ernsthaft für's Kochen interessierte. Wir landeten zufällig dort, weil wir uns auf dem Rückweg vom London Dungeon verirrten. Meine Begleiter waren entsetzt über die Warenpräsentation, die halt nicht wie im Supermarkt ist, damals wie heute. Essen wollte da von ihnen niemand etwas. Mich schreckte das schon damals nicht ab; ich bin durch meine Wüstenzeit abgehärtet.

Wie meistens, wenn ich vor einem Überfluss an Lebensmitteln stehe, kann ich mich nicht entscheiden, was ich kaufen möchte. Hätten wir ein Appartement gehabt, ich wäre hemmungslos geworden. Aber wir waren im Hotel und hatten zudem zur Begrüßung einen großen Obstteller aufs Zimmer bekommen. Auf dem Borough Market gibt es aber nicht nur Lebensmittel, sondern auch Speisen zum Mitnehmen, und so reihten wir uns in die Scharen der anderen Marktbesucher ein, die dort ihre Mittagspause verbrachten oder bei dem schönen Wetter mit Kind und Kegel einen Ausflug hierher machten.

Der Gatte entscheid sich für German Bratwurst mit Sauerkraut, während ich gerne Steak and Kidney-Pie gegessen hätte, den Pie Minister aber nicht warm im Verkauf hatte. Während ich noch überlegte, wie lange es wohl dauerte, einen mit dem Feuerzeug zu erhitzen, überzeugte mich der Verkäufer, doch Steak and Guiness-Pie zu nehmen - vermutlich zur Erleichterung der nach mir Wartenden ... Wir suchten uns einen Platz im Kirchhof der benachbarten Southwark Cathedral, der ältesten gotischen Kirche Englands. Hier trafen sich (angeblich) die Passagiere und die Besatzung der Mayflower vor der Überfahrt nach Amerika, und auch Shakespeare wird hier mit einer Statue gedacht, ist doch sein Globe Theatre ganz in der Nähe gewesen, betete er hier. Der Besuch der Kirche lohnt also ebenfalls, und gut essen kann man dort auch.
Blick in die relativ leere Halle des Jubilee Market.
German cakes. Oben auf dem Tresen liegen Quarkbaellchen - wie spricht man das wohl auf Englisch aus?
Schönheit hinter den Kulissen.
Eigentlich wollte ich schon immer mal Weizengrassaft probieren. Hab's dann aber doch gelassen. Hab' ich was verpasst?
Markt zum Mitnehmen.
Straßenmusiker vorm The Globe-Pub. In den Bridget Jones-Filmen wohnt die Heldin über dem Pub.
Austern auf die Hand.
Pie to eat out.
Southwark Cathedral
Kirchhof der Southwark Cathedral. Die Horden spielender Kinder gönnen den Tauben gerade eine Ruhepause
auf dem Rasen.

Gestärkt und mit einem Wassermelonensaft in der Hand ging's dann weiter an der Themse entlang, vorbei an der Golden Hinde, am heutigen Globe Theatre, in die Tate Modern, auf den Oxo Tower hinauf (im achten Stock gibt es neben einem Restaurant auch eine winzige öffentliche Aussichtsplattform mit Blick über die Themse und Nord-London), über die Waterloo Bridge zurück auf die Nordseite und durch den zauberhaften kleine Park am Victoria Embankment zur Tube, die uns zurück ins Hotel brachte. Abends aßen wir bei Garfunkel's - kann man, muss man aber nicht. Die beiden Pubs in Hotelnähe waren nur völlig überlaufen, der Gatte möchte nicht indisch oder asiatisch essen, ich nicht italienisch, beide wollten wir uns nichts von Waitrose holen und im Zimmer essen ... Da war das Lokal dann der Kompromiss.

Noch mehr London:

5 Kommentare:

  1. Nicht wirklich, der Smoothie schmeckt zwar nicht schlecht, aber soo berauschend auch nicht.
    Für den Pie hatte ich mich auch entschieden - warm musste im Juli bei 15°C und Dauerregen auch sein.

    AntwortenLöschen
  2. Ich liebe den Borough Market! Absoluter Lieblingsplatz in London. :)

    Putzig fand ich aber irgendwie, dass es mehrere Stände gibt, die "German Wurst" oder germanische Backwaren verkauften. Dass es sich dabei aus Sicht anderer Leute um Delikatessen handeln könnte, war mir bislang nie in den Sinn gekommen..

    AntwortenLöschen
  3. @ Tina,
    hört sich so an, als wäre der Wassermelonensaft die bessere Wahl gewesen. Bei Regen ist das Sofort-Essen sicher kein Spaß. Da sind die wenigen überdachten Sitzplätze sicher schnell weg, und vermutlich sieht's auch.

    @ Andrea,
    ja, und nicht nur auf dem Borough Market, auch auf dem kleinen Farmers Market an der Portobello Road. Bei meinem ersten London-Besuch vor ca. 30 Jahren suchten wir noch verzweifelt nach einem deutschen Restaurant, das im Reiseführer stand, aber schon geschlossen war. Und heute läuft einem das deutsche Essen nach. Und nach einigen Monaten bist Du vielleicht froh über solche Delikatessen ;o) Deutsche Weihnachtsmärkte sind in GB übrigens ein Hit, mit allem Gedöns (und ich schiebe im Dezember wieder Massen an britischen Kreuzfahrern über den HHer Weihnachtsmarkt, inkl. Genuß von German Sausage und Mulded Wine ...).

    AntwortenLöschen
  4. Ich zerbreche mir schon seit Wochen den Kopf, welche deutschen Lebensmittel oder Gerichte ich denn wohl dann vermissen werde...?

    Das Thema kam auf, als ich meine dortigen Freunde besuchen fuhr und natürlich prompt ein Carepaket angefordert wurde, das neben anderen Spezereien auch eine größere Menge Teewurst enthalten musste...

    Also aus deutschen Wurstwaren mache ich mir eigentlich so überhaupt nichts. Zu den meisten anderen deutschen Gerichten habe ich auch auch eher unterkühltes Verhältnis. Das Einzige, was mir bislang einfiel, war Hering nach Hausfrauenart, aber solange ich Matjes auch in England kriege, ist das ja gar kein Problem.

    Es wird nachher vermutlich irgendwas sein, das ich jetzt noch gar nicht auf dem Schirm habe. ;)

    AntwortenLöschen
  5. Ja, das wird spannend, Andrea. Ich entwickelte nach einigen Wochen in Nahost Heißhunger auf Schwarzbrot, Butter, Schinken und Vollmilch. Das wurde mir dann immer schon zum Flughafen mtgebracht, wenn ich wieder in HH landete.

    AntwortenLöschen

Ein Kommentar, wie schön! Ich bemühe mich, alle Kommentare zu beantworten. Allerdings kann das manchmal etwas dauern - das Leben neben dem Blog, Du verstehst. Wenn Du Dich durch eine Sicherheitsabfrage quälen musst oder der Kommentar erst moderiert wird, heißt das, dass es gerade viele Spamkommentare gibt. Last but not least: Ich behalte mir vor, einzelne Kommentare zu löschen.