Sie ist der Meinung, änderten Wahlen etwas, wären sie verboten. Aber da Sie weiß, wie hart Menschen um freies und gleiches Wahlrecht kämpften (und in manchen Ländern bis heute dafür kämpfen), sieht sie es als Pflicht an, wählen zu gehen. Ginge es nach ihr, gäbe es eine Wahlpflicht. Wahlmüdigkeit kann Sie gar nicht akzeptieren.
Er empfindet Wahlen eher als lästig.
Vier Wochen vor der Wahl.
Er: "Sachma, wann müssen wir eigentlich wählen?"
Sie: "Am 25. Mai."
Er: "Is ja bald. Wieso haben wir noch keine Wahlbenachrichtigung?"
Sie: "Keine Panik, wird die Tage verschickt. Hatte heute die Pressemitteilung dazu auf den Tisch."
Drei Wochen vor der Wahl.
Er: "Sachma, wo bleibt eigentlich die Wahlbenachrichtigung?"
Sie: "Liegt seit Tagen auf deinem Schreibtisch. Der dicke Umschlag."
Er öffnet den Umschlag und quält sich durch die
Musterstimmzettel. "Warum sind denn das so dicke Hefte?"
Sie: "Na, du weißt doch: Wir dürfen häufeln. Panaschieren und kumulieren. Du wählst entweder die Gesamtliste einer Partei oder einen Kandidaten."
Er: "Und wo ist Olaf?"
Sie: "Schatz, ist keine Bürgerschaftswahl. Nix Olaf. Der kommt erst wieder im Februar."
Er: "Ach. Aber deinen komischen Blaumann I, den kann ich doch wählen?"
Sie: "Nee, keine Bürgerschaftswahl, Schatz. Bezirkswahl. Und wir sind auch nicht sein Bezirk."
Er: "Aber den hab' ich am Baum hängen sehen!"
Sie: "Ja, der war vor drei Wochen hier zu 'ner Veranstaltung. Wählen kannste den aber trotzdem erst im Februar, wennste ihn wählen willst."
Er: "Und wen wähle ich? Ich kenn' die doch alle gar nicht. Früher ging man zum SPD-Frühschoppen, bekam 'nen Lutscher und 'nen Kugelschreiber geschenkt und wusste, wen man wählt. Und heute?!"
Sie: "Du kannst nächsten Sonnabend auf den Wochenmarkt gehen und die SPD-Kandidaten kennenlernen. Die stehen da und freuen sich, wenn wer was von ihnen will."
Er: "Och nöö. Kann ich nicht einfach 'nen Gefällt-mir-Button drücken?!"
Zwei Wochen vor der Wahl.
Sie schiebt ihm die Wahlbenachrichtigung über den Schreibtisch: "Hier, unterschreib' mal, damit du die Briefwahlunterlagen bekommst. Ich steck' das dann morgen in den Briefkasten."
Eine Woche vor der Wahl.
Er: "Sachma, hatten wir nicht Briefwahlunterlagen angefordert?"
Sie: "Ja, liegen auf deinem Schreibtisch. Wennste sie ausfüllst, nehme ich sie mit zum Briefkasten. Sie müssen spätestens Freitag in der Post sein."
Vier Tage vor der Wahl, beim Frühstück.
Sie: "Wennste jetzt noch schnell wählst, nehme ich deine Wahlunterlagen mit und werfe sie in den Briefkasten."
Er grunzt indifferent.
Vier Tage vor der Wahl, beim Abendessen.
Sie: "Du musst heute Abend noch wählen und mir die Umschläge ins Körbchen legen. Die müssen morgen zur Post!"
Er: "Ich weiß immer noch nicht, wen ich wählen soll."
Sie: "Kann ich verstehen. Ich wollte schon Pfeile werfen. Hab' die Kandidaten dann gegoogelt. Bei einer dachte ich, boah, geil, die is' Foodie und Autorin. Die wähle ich! Dann stellte ich fest, dass sie nur zufällig so heißt wie eine amerikanische Bloggerin. In Wahrheit besitzt sie ein Nagelstudio."
Er: "Na, das disqualifiziert."
Sie: "Mmmm. Dann fand ich einen Limonadenhersteller ..."
Er, ihr ins Wort fallend: "Fritz?! Wähl' ich auch!"
Sie: "Nee, nich' Fritz. Mate. Passte aber vonner Partei her. Und dann habe ich noch den gewählt, der vorne an der Straße hängt."
Er: "Wie? Den Hässlichen? Den wähle ich nicht!"
Einen Tag vor der Wahl, beim Frühstück.
Sie: "Wenn wir gleich in die Stadt fahren, machen wir einen Schlenker zum Altonaer Rathaus, deine Wahlunterlagen abgeben."
Er: "Och nöö, keinen Bock!"
Sie: "Okay, dann machen wir morgen einen Spaziergang zum Wahllokal, und du bist Wähler mit Wahlschein."
Er: "Oh nöö, das finde ich total albern! Ich wähl' diesmal gar nicht!"
Sie: "Also bitte! Das geht gar nicht!"
Er: "Aber das ist doch total unwichtig! Wen interessiert schon Europa?!"
Sie: "Sachma, geht's noch? Europa is' wichtig. Aber wennste Europa nich' willst, dann wähl' wenigstens bei der Bezirkswahl!"
Er: "Wen interessiert denn der Bezirk?"
Sie: "Haaallooohooo?! Bezirk is' das, was vor der Haustür passiert! Das ist ja wohl wichtig!"
Er: "Nee, das ist mir alles zu blöd!"
Einen Tag vor der Wahl, beim Abendessen.
Er: "Wir haben vorhin die Aufbackbrötchen vergessen."
Sie: "Macht nichts, gehst du morgen wählen und ich geh' derweil zum Bäcker."
Er: "Aber Wähler mit Wahlschein überfordert doch immer das Wahllokal."
Sie: "Ach, du warst doch lange genug Wahlvorstand. Erklärste den halt, wie's geht. Und überleg' dir gut, was du wählst. Nicht, dass du wieder an komischen Koalitionen Schuld bist, die einen koksenden Homophoben zum Innensenator machen."
Am Wahltag.
Er geht wählen. Widerwillig. Aber immerhin. Und das solltest Du auch machen.
Hier findest Du Dein Wahllokal. Hast Du wie der Gatte Briefwahl beantragt, es aber verbaselt, die Stimmzettel rechtzeitig zur Post zu bringen, nimmst Du die Wahlscheine und gehst damit zu irgendeinem Wahllokal in Deinem Bezirk. Du merkst: Ausreden lasse ich nicht gelten!