Peter ruft zur Zusammenstellung von Speiseplänen auf, um die häufige Ausrede Berufstätiger zu widerlegen, man wisse nicht, was man kochen könne oder habe keine Zeit.
Wir haben schon seit etwa drei Jahren einen Wochenplan, nach dem wir kochen. Ich habe vor einiger Zeit mal angefangen, diese Pläne zu fotografieren, weil ich sie irgendwann mal bloggen wollte. Jetzt ist die Gelegenheit da. Ich präsentiere Euch also hier eine Zusammenstellung von Speiseplänen aus zwei Jahren für Herbst, Winter und aufkeimenden Frühling.
Früher haben wir den Speiseplan auf einer Tafel an der Kühlschranktür festgehalten. Heute haben wir eine Tafel im Flur hängen, an der oft auch meine Büroschlüssel und Stempelkarte sowie Eintrittskarten und Einkaufszettel parken. Meistens hängt auch ein Haussegen an der Tafel. Wenn Besuch kommt, fällt sein Blick schnell auf den Plan, was immer wieder für Gesprächsstoff sorgt, für Fragen nach dem Wie, Wieso und Warum.
Grund für die Einführung des Wochenplans war, dass uns irgendwann auffiel, dass wir viele Lebensmittel wegwerfen. Sie waren verdorben, weil wir sie nicht aßen. Gleichzeitig war der Kühlschrank irgendwie immer proppevoll. Da passte irgendwas nicht. Also fingen wir an zu analysieren und zu planen. Uns fiel auf, dass wir oft nach der Arbeit einkaufen fuhren und mit Fertigfutter heim kamen, anstatt die Lebensmittel zu verbrauchen, die da waren. Zurzeit beschäftigt sich ja die Presse damit, dass jeder Bundesbürger jährlich Lebensmittel im Wert von 235 Euro wegwirft. Was für eine Verschwendung! Mich entsetzt besonders, dass so viel bei Privathaushalten weggeworfen wird, nicht, wie ich vermutet hatte, von Supermärkten. Mit ein bisschen Planung kann man dem Einhalt gebieten.
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Sonnabend traf ich mich mit Freundinnen, um in der Unilever-Kantine zu essen. Sonntag waren wir bei einem (schlechten) Italiener in der Nachbarschaft. Montag gab's Wassermelonen Curry, Dienstag und Donnerstag Kohleintopf und Freitag Rindfleisch mit Nudeln in Steinpilzsauce, zumindest theoretisch. |
Seitdem wir die Planwirtschaft einführten, passiert uns das nicht mehr. Wir kaufen bewusster ein und nur das, was wirklich gebraucht wird. Dabei sparen wir auch Geld, klar, aber gleichzeitig haben sich unsere Einkaufsgewohnheiten geändert. Wir kaufen hochwertigere Lebensmittel, die natürlich ihren Preis haben. Geflügel beispielsweise kaufen wir wann immer es geht auf dem
Markt, und da ist es nun mal teurer als beim Discounter (schmeckt dafür aber auch viel besser).
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Am Sonnabend waren wir zu einer Geburtstagsfeier mit Spanferkel eingeladen. In der Vorwoche kam irgendwas dazwischen, deswegen wurde das Rind erst eine Woche später gegessen. Und überhaupt wurde in dieser Woche der Plan total auf den Kopf gestellt, denn an dem Dienstag ereilte uns ein Wasserrohrbruch, der uns länger beschäftigte, vom Kochen abhielt. Kohl und Kürbis mögen wir sehr gerne, deswegen gibt's beides im Herbst / Winter öfter. |
Freitag Abend beim Essen oder Sonnabend Morgen beim Frühstück sitzen wir zusammen und überlegen, was wir im Laufe der Woche essen wollen. Das wird dann am Sonnabend gezielt eingekauft. Erst geht es auf den Markt, dann zum Discounter, und der Rest wird im Supermarkt gekauft – oder wir fahren gleich in die Metro. Dinge, die wir vergessen haben oder im Laufe der Woche frisch brauchen, werden dann kurzfristig auf dem Heimweg besorgt. Fleisch oder Fisch frisch zu kaufen, ist schwierig, da unsere Arbeitszeiten oft mit den Öffnungszeiten der Einzelhändler kollidieren, aber wir versuchen es so oft wie möglich einzurichten. Ansonsten wird Fleisch in der Metro gekauft und zu Hause portioniert.
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Zwei Tage gab's Wurzel-Spinat-Curry, am Mittwoch war ich zur Stevan Paul-Lesung im trific (der Gatte machte sich vermutlich Hack mit Paprika, wie oft, wenn er alleine isst), und "7 Köstlichkeiten" ist bei uns ein Synonym dafür, dass alles in den Wok kommt, was gerade weg muss. |
Unser Plan ist relativ simpel. Wir haben beide einen Vorrat von Rezepten, die wir gerne ausprobieren möchten, und der Gatte hat zahlreiche Lieblingsgerichte, die er regelmäßig auf dem Speiseplan sehen möchte. Am liebsten hätte er täglich Fleisch im Wechsel mit Bohnen-, Erbsen- oder Linsensuppe. Ich bin da genügsamer und könnte wochenlang von Broten, Joghurt, Obst und Salat leben, brauche nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit. Der Gatte hingegen isst gerne mittags und abends warm.
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In der Vorwoche kam Freitag irgendwas dazwischen, deswegen wurde das Lamm mit Quitten ein paar Tage verschoben. Der Emmer für den Salat wurde schon am Montag vorgekocht, damit es schneller geht. Ich vermute, auch die Kürbissuppe habe ich schon am Mittwoch vorbereitet, oder sie wurde aufgetaut. |
Von mir kommen orientalische und vegetarische Gerichte, wobei ich meinen heftigen chronischen
Eisenmangel im Blick habe, denn ich finde es blöd, den nur mit rotem Fleisch zu bekämpfen. Ich esse zwar gerne Fleisch, finde aber vegetarische Rezepte meistens spannender. Berücksichtigt wird auch, wer wann aushäusig ist - meistens bin ich das, was dem Gatten Raum für Fleisch und Suppen gibt. Eine Rolle bei der Planung spielen auch
Produkttests, die ich gelegentlich mache, und
Blog-Events, wenn ich vorhabe, daran teilzunehmen.
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In der Woche testeten wir den Lieferdienst HelloFresh. |
Also gucken wir, wer was kochen möchte und teilen die Woche möglichst gerecht auf, so dass jeder von uns kochen kann. Früher, als der Gatte noch im Schichtdienst arbeitete, teilten wir das Kochen wochenweise auf: Es kochte der, der zuerst zu Hause war, und der andere machte Klarschiff in der Küche. Heute hat der Gatte feste Arbeitszeiten, während ich flexibel bin. Bei der Planung wird auch berücksichtigt, was noch im Vorrat ist und weg muss. Wir werfen also einen Blick in die beiden kleinen Tiefkühler und in die beiden irgendwie unerschöpflichen Vorratsregale. Weil wir meistens spät einkaufen gehen, gab es früher sonnabends oft Fast Food, irgendwas aus der Supermarkt-Tiefkühltruhe, was schnell geht, aber das ändert sich gerade. Fertigfutter schmeckt uns immer seltener.
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Gelegentlich müssen wir einen Speiseplan im Laufe der Woche umwerfen. Vom Herbst-Menü blieben beispielsweise keine Reste übrig, weswegen wir umdisponierten. |
Manchmal gibt es schon Gezicke, wer wann was kochen darf, denn wir kochen beide gerne. Und jeder von uns hat Gerichte, von denen er denkt, dass sie der andere besser kann oder die er den anderen nicht kochen lässt, weil er sie selber besser kochen kann (oder es zumindest denkt). Unter der Woche muss es schnell gehen, klar. Normalerweise stehen wir etwa eine Stunde in der Küche - schnell ist halt relativ. Kochen entspannt uns, so dass uns die Zeit nicht lang vorkommt. Ich kann früher Feierabend machen als der Gatte und kann deswegen auch mal unter der Woche aufwändiger kochen. Der Gatte kommt dann eher am Wochenende mit aufwändigen Gerichten zum Zuge oder wenn wir Gäste haben.
Menüs sind bei uns also meistens Teamwork.
Normalerweise kochen wir vier Portionen. Der Gatte isst zwei und nimmt am nächsten Tag eine dritte mit ins Büro. Ich esse eine Portion. Gerne kochen wir aber auch so viel, dass wir zwei Tage davon essen können. Das bietet sich bei Suppen, Eintöpfen oder Aufläufen an und ist praktisch, weil wir zwei, drei Tage in der Woche beim Sport sind und danach schnell essen möchten. Manchmal haben wir nach dem Sport keine Lust zum Kochen und entscheiden uns spontan für eine Currywurst im
Stan's. Gelegentlich vergessen wir Teile des Einkaufs und
führen so unsere eigene Planung ad absurdum.
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Auch in dieser Woche änderte sich der Speiseplan. Dass zwei Mal Kabeljau eingeplant war, hing mit der Vorbereitung auf einen Kochwettbewerb zusammen, wo der Fisch im Warenkorb war. |
Sonntags isst der Gatte aushäusig. Dann esse ich entweder die Reste von Freitag oder Sonnabend, die übriggebliebenen Brötchen vom Frühstück, lade mir eine Freundin ein und koche mit ihr / für sie oder habe Zeit für aufwändigere Sache, für Gerichte, die der Gatte nicht mag. Umgekehrt kocht sich der Gatte, wenn ich aushäusig bin, Gerichte, die ich nicht mag.
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Auf dem Wochenmarkt gab's keinen Kabeljau, also aß ich Sonntag Abend halt die restlichen Frühstücksbrötchen. Montag ging's mir zu schlecht zum Kochen, es gab TK-Pizza. Dienstag besorgte ich dann Fisch: Kabeljau für mich, Lachs für den Gatten. Sonnabend kam spontan Arthurs Enkeltochter zu Besuch. Wir kauften erst zusammen ein und machten später gebackenen Camenbert. |
Wenn ich von unserem Plan erzähle, ernte ich oft ungläubiges Erstaunen. Ich sei unflexibel. Man könne sich doch nicht eine Woche im Voraus festlegen, was man essen wolle. Und was macht man, wenn man mal spontan Appetit auf was anderes hat?
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Sonntag war ich mit terschies bei der Adventslesung im trific und aß abends bei Schwiegermutter. Dienstag gab's mal wieder Wurzel-Spinat-Curry - zum einen mögen wir das wirklich gerne, zum anderen ist es Resteverwertung, wenn mal wieder Wurzeln übrig sind, weil der Gatte sie gerne im günstigen x-Kilo Beutel kauft (TK-Spinat ist eigentlich immer im Haus). Mittwoch war ich zum Tea Tasting bei Samova, und Freitag gab's dann endlich den schon mehrfach verschobenen Wurstsalat. |
Merkwürdigerweise haben besonders oft Menschen, die fixe Tüten essen, mit dem Wochenplan ihre Probleme. Dabei betonen gerade sie oft die fehlende Spontaneität. Mensch, ist das dolle spontan, im Supermarkt bei den Fixtüten vorbeizugehen, eine Tüte mit Mehl, Gewürzen und Geschmacksverstärkern zu kaufen plus die übrigen Zutaten, damit das Zeugs überhaupt verzehrbar wird!
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In der Woche testeten wir Frosta-Tiefkühl-Gemüse. Donnerstag gab's eine Frittata mit dem, was weg musste: Kartoffeln, Eier, schwarze Oliven (vom orientalischen Hackbraten vom Montag) und Speck. |
Spontan sind wir trotzdem noch. Es passiert durchaus, dass wir auf dem Markt den Einkaufszettel umwerfen, weil wir gerade Gemüse sehen, auf das wir große Lust haben, das uns ein "Das wollte ich schon immer mal kochen / essen!" entlockt oder ein "Endlich gibt es mal ..." oder "Das ist gerade soooo günstig, da müssen wir zugreifen!" Klar greifen wir dann zu. Es passiert auch, dass einer von uns feststellt, abends keine Lust zum Kochen zu haben, lieber was anderes als das Geplante essen zu wollen, dass sich Termine verschieben, wir ins Kino gehen und unterwegs essen oder Lust haben, essen zu gehen. Auch das läßt sich umsetzen. Die meisten Gerichte lassen sich ja ein, zwei Tage schieben.
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Der Plan für die laufende Woche ist zufällig ziemlich vegetarisch. Eigentlich war nur für Sonnabend Fleisch geplant (da will der Gatte die leckeren Burger aus dem T.G.I. Fridays nachbauen). Da das dem Gatten zu wenig ist, bekam er am Dienstag schon Pute zum Salat. Am Mittwoch schmuggelte er Krabben in die Nudeln. Oben links hängt der Einkaufszettel für die Burgerzutaten. Die Pellkartoffeln fallen aus, weil der Gatte mal wieder Nudeln nach der Devise "Ein Kilo für zwei könnte knapp reichen" kochte ... Bedeutet für die nächste Woche: Es gibt öfter Kartoffeln. |
Überraschungsbesuch ist auch immer gerne gesehen, selbst, wenn er gerade
komisch diätet. Irgendwas ist immer da, um einen kleinen Drei-Gänger zu zaubern oder eine Mahlzeit zu strecken, falls wir tatsächlich mal nur zwei Portionen planten. Und wer abends bei uns zu Besuch ist, isst mit. Punkt. Gezicke à la "Ich habe keinen Hunger. Ich sitze einfach nur mit Euch am Tisch oder lese hier auf dem Sofa was. Tut einfach so, als wäre ich nicht da." kann ich nicht ausstehen.
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Aktueller Blick in den Kühlschrank: Im Gemüsefach sind ein paar Wurzeln und eine Stange Lauch für die Nudeln am Mittwoch sowie Broccoli für Freitag. In der durchsichtigen Plastedose sind saure Wurzeln, die der Gatte eigentlich mit ins Büro nehmen sollte (das ist etwas, das nur er mag). Seine Quarks hat er auch vergessen ... Das angebrochene Glas Miracle Whip müsste mal entsorgt werden, und ich traue mich nicht, in die rote Tupper oben rechts zu gucken, denn ich habe keine Ahnung, was darin sein könnte ... Und: Ja, es gibt in unserem Kühlschrank Sprühsahne. Ansonsten ist der Kühlschrank gerade so leer, dass wir Getränke darin lagern. |
Schwierig wird's nur mit Gästen, die eine Reihe von Mag-ich-nicht's haben, aber auch das schaffen wir. Notfalls gibt es Nudeln mit Sauce, das ist immer da und geht eigentlich immer. Und dann gibt es da noch einen Spezialfall: Jemanden, dessen Magen durch jahrzehntelangen Fertigfraß so verkorkst ist, dass er keine glutamatfreie Nahrung oder frisches Gemüse mehr verträgt. Es ist kein Scherz: Es gibt in unserem Haushalt extra für diesen Menschen einen Glutamatstreuer.