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Kaffeekochen auf dem Weber. |
Der Gatte und ich waren in Urlaub. Das erste Mal wieder gemeinsam seit zwei Jahren. Es ging nach
Dänemark. Normalerweise sind wir dort im Mai, jetzt halt im September. Das macht einen Unterschied, wie uns schnell klar wurde.
Der Urlaubsauftakt war mehr als chaotisch. Der Gatte, überurlaubsreif, fing schon Tage vorher mit den Vorbereitungen an. Wo war der gelassene Mann, den ich bislang zu Hause hatte?
Der aus dieser Geschichte?
Am Abfahrtstag, nach einer schlaflosen Nacht, begann der Gatte, viel zu früh alles mögliche ins Auto zu stopfen. Normalerweise schlafen wir am Abfahrtstag aus, frühstücken und arbeiten dann gemeinsam die Packliste ab. Diesmal gebar sich der Gatte wie ein
geficktes Eichhörnchen Berserker, war nicht ansprechbar. Da hilft nur eins: In Deckung gehen.
Mir wurde plötzlich klar, wieso manche Männer ihre Frauen an Raststätten oder Tankstellen vergessen. In dem Zustand, in dem der Gatte war, hätte er mich glatt zu Hause gelassen.
Hätte nur nichts genützt.
Ich habe ein eigenes Auto und kenne den Weg. Außerdem bin ich die mit den Reiseunterlagen, die, auf deren Namen die Buchung läuft.
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Wie grillt man einen Topf?! Kaffeekochen auf dem Weber. |
Bei dem ganzen gedankenlosen Gestopfe vergaß der Gatte die Basics wie Kaffee, Kaffeefilter und Kochgedöns. Passte ohnehin nicht mehr ins Auto. Ein bisschen schmuggelte ich noch vor Abfahrt hinein. Ansonsten beruhigte ich mich damit, dass ich weiß, welche Supermärkte auch sonntags erst um 22 Uhr schließen. Kaufen wir halt vor Ort ein ...
Irgendwann hieß es dann: "Der
Grill ist eingeladen. Wir können los!"
Fehlten noch die Fahrräder. Als die auf dem Träger in der Stoßstange festgestrapst waren, guckte ich mir das Auto an und fragte vorsichtig: "Schatz, meinst du vielleicht auch, es wäre vielleicht eine gute Idee gewesen, die Kofferraumklappe erst zu schließen und dann die Fahrräder anzustrapsen?!"
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Der findet das Wetter sicher auch nicht toll, freut sich aber
über Brötchen- und Kuchenkrümel. |
Einen Wutanfall später waren die Fahrräder abgestrapst, die Kofferraumklappe geschlossen, die Fahrräder wieder festgestrapst. Nach einem Tankstellenstopp konnten wir dann tatsächlich los - nur knappe vier Stunden später als sonst.
Und zum Glück kam diesmal der Hund nicht mit. Er hätte keinen Platz mehr gehabt - falls der Gatte ihn überhaupt eingeladen hätte ...
Die Fahrt war sehr anstrengend - Dauerregen, Staus ... Wir waren froh, als wir ankamen - viel später als sonst. Im strömenden Regen luden wir aus und freuten uns auf einen Sofaabend am prasselnden Kaminfeuer nach einer heißen Dusche.
Nur: Es gab keinen Strom. Klar, wir wissen, dass wir den Hauptschalter betätigen müssen, damit es Strom gibt. Aber in diesem Ferienhaus war anscheinend kein Hauptschalter.
Durchnässt, frierend und schwerst genervt, machten wir uns auf den Weg in die nächste größere Stadt, nach Nørre Nebel. Wir landeten in der Bodega Bjælkestuen, aßen Schnitzel Wiener Art mit Kapern und Sardellen sowie Biksemad, ein deftiges Gericht aus Bratkartoffeln, Fleisch, Spiegelei und Roter Bete.
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Liegestuhlblick. |
Das Essen war gut, das Bier war süffig, aber es zog wie Hechtsuppe. Warm wurde uns also nicht. Okay, ich wünschte mir, in diesem DK-Urlaub mal zum Essen ausgeführt zu werden, aber irgendwie stellte ich mir das anders vor ...
So gedankenlos der Gatte auch das Auto vollstopfte - er nahm Taschenlampen mit. Viele Taschenlampen. Und er dachte auch an die Batterien. Licht hatten wir also, nur kalt war uns immer noch. Die Vormieter ließen kein Holz da, und die Verkaufsstellen war entweder leer oder standen so ungünstig, dass das Holz nass war.
Am nächsten Morgen wollte ich wieder in die Stadt fahren, um zu frühstücken, bevor wir zum Vermieter fuhren, um das Stromproblem zu klären. Der Gatte, lange vor mir wach, da genervt, begann stattdessen, Wasser auf dem Grill zu erhitzen, um Kaffee zu kochen. Brötchen gab's vom nahe gelegenen Brugsen.
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Liegestuhlblick. |
Während wir einkauften, löste der Vermieter unser Stromproblem. Wer hätte gedacht, dass der Hauptschalter mit "Vand", "Wasser" beschriftet ist und auf Rot stehen muss, nicht auf Grün, damit Strom, nicht Wasser fließt?! Und warum sollte man für dämliche Touristen einen Hinweis anbringen, wenigstens auf Dänisch?!
Drinnen floss endlich Strom, draußen strömte der Regen. Aber wir hatten Holz und Lebensmittel und richteten uns ein. Es wurde ein fauler Tag mit Basteln, Lesen, Fernsehen gucken und Schlafen.
Am nächsten Tag war dann plötzlich für drei Tage Sommer.
Während ich mich einem ausgiebigen Wellnessprogramm widmete, um mich anschließend auf dem Liegestuhl zu erholen, startete der Gatte zu einem ersten Strandspaziergang.
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Liegestuhlblick. |
Nachts regnete es, aber das störte uns nicht weiter, solange es tagsüber einigermaßen trocken ist.
Die geplanten Rad- und Wandertouren mussten allerdings ausfallen. Der Gatte, seit April maladierend, bekam Herzprobleme. Sonst in der Lage, 30 Kilometer und mehr zu wandernd, schaffte er keine 300 Meter mehr ohne Pause, fiel einfach vom Rad.
Es ist zwar ein erhebendes Gefühl, eine bessere Kondition als der Gatte zu haben, aber unter diesen Umständen konnte ich darauf verzichten.
Mein Held wollte weder zum dänischen Arzt noch nach Hause, also reduzierten wir unser Sportprogramm radikal. Inzwischen wissen wir, dass alles nicht so dramatisch war, nur seine Medikamente neu eingestellt werden mussten. Gott sei Dank!
Ich hätte natürlich auch alleine losfahren können, aber dazu hatte ich keine Lust. Ich freute ich stattdessen darüber, in der Sonne liegen und lesen zu können, denn dazu kam ich den ganzen Sommer nicht. Und abends fand ich endlich Zeit, ausgiebig zu basteln, während der Gatte sich durch mitgebrachte DVDs arbeitete oder durch Programme, die wir zu Hause nicht empfangen können, zappte.
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Einen Vorteil hatte das schlechte Wetter:
Wir sahen jede Menge Regenbögen. |
Ende der Woche setzte dann wieder der nicht vermisste Regen ein.
Aus den Mai-Urlauben kennen wir Wolkenbrüche. Jetzt aber war das Wetter so verrückt, dass wir, kaum ahnten wir eine Wolkenlücke und gingen los, sofort vom nächsten Schauer überrascht wurden. Nachts gab's Stürme, die mich um das Dach bangen ließen und die Gartenmöbel von der Terrasse schoben.
Außerdem wechselten Hoch- und Tiefdruckgebiete so rasch, dass ich Migräne bekam.
Nein, wir brauchen keinen blauen Himmel. Grauer tut's auch. Aber Sturm und Dauerregen machten uns mürbe. Ich wollte früher abfahren, auch, damit der Gatte zum Arzt kommt, aber der wollte stur bleiben. Inzwischen hatte er alle DVDs gesehen und entdeckte TV-Kochsendungen für sich ... Ich war froh, dass ich mein eBook vor der Abfahrt noch prall füllte.
Bedingt durch das Wetter waren wir viel mit dem Auto unterwegs, hatten aber wenig Lust, uns irgendwas anzuschauen, sofern das mit Aussteigen verbunden war - der Weg vom Parkplatz zum Eingang war selten trocken zu schaffen, und da zum Regen Wind kam, nützten auch Jacken wenig.
Am Ende der zehn Urlaubstage war ich urlaubsreif und froh, dass ich wieder ins Büro durfte. Der Gatte ist noch immer maladierend und urlaubsreif, freut sich auf das bevorstehende lange Wochenende und seinen Weihnachtsurlaub.
Im Mai wird's wohl wieder nach Dänemark gehen - mit einem hoffentlich gesundeten Gatten.