„Die Damen hätten hier auch jede einen eigenen Ständer“, meinte der arg junge Kellner im Literaturhauscafé, als wir zu zweit den Achtertisch im Erker besetzten mit der Begründung, hier hätten wir jede ein eigenes Fenster. Okay, ich kapituliere. Diese Tage sollten einfach zotig werden …
Bei der Frühstückswahl herrschte schnell Einigkeit: Zwei Mal Hamburger Hafen, bitte. Der Fisch war lecker, teilweise allerdings seltsam wässrig. Kann es sein, dass der Räucherfisch eingefroren war? Ich hätte im Lokal fragen sollen …
Zu meiner Freude war der Besuch noch nicht im Literaturhaus gewesen und zeigte sich dann auch gebührend beeindruckt vom prächtigen Festsaal mit seiner schmucken Decke.
Gestärkt ging’s dann auf den Zwutsch. Ich hatte im Vorbeifahren in der Papenhuder Straße das Koch + Design Haus entdeckt und wollte da schon lange mal hin, also musste der Besuch mit. Aber was so 'n echter Foodie ist, wehrt sich da kaum mit Händen und Füßen ;o) Schnell landeten Hasenformen und Messbecher an der Kasse, kamen wir mit der netten Inhaberin ins Plaudern. Auf meinem Wunschzettel steht jetzt diese Muskatmühle von Chef’n, eine Firma, die ich in Dänemark kennenlernte, und deren Produkte ich sehr mag. Lieber hätte ich spontan die handschmeichelnde Holzmühle, die Barbara Engelhard uns empfahl, gekauft, aber verschwindende Muskatmühlen-Teile und Holz in der Spülmaschine sind ständige Streitthemen zwischen dem Gatten und mir. Das Chef’n-Modell scheint da ein Kompromiss zu sein: Ist SM-tauglich und besteht nur aus einem Teil; es kann also nichts (vorzugsweise der Behälter mit der Muskatnuss) verschwinden.
Statt weiter nach Winterhude ging’s auf Wunsch des Besuchs von der Uhlenhorst zurück nach St. Georg, auf die Lange Reihe. Zwei weitere Neu-Entdeckung warteten auf Nummer eins: Koppel 66 und das Geburtshaus von Hans Albers kannte sie noch nicht. Der Junge von St. Pauli ist nämlich in St. Georg geboren. Außerdem fuhr der Schlachterssohn nie zur See, sondern allenfalls zur Alster. Oder zum Starnberger See.
Fester Anlaufpunkt für Nummer eins ist das Lagerhaus, wo sie die Verkäufer schon mal zum Schiffchenversand an die Isar zwang, was nachhaltig beeindruckte. So nachhaltig, dass man mir beim Nachkauf ein halbes Jahr später noch sagen konnte, welche Schiffchengröße verschickt wurde … Auch heute sollte Nummer eins wieder zu großer Form auflaufen. Diesmal aber nicht im Lagerhaus. Dort wurden nur garantiert flugtaugliche Amuse-Schieferplatten erstanden, kehrten wir auf einen Espresso in die Tages-Bar ein. Schade, dass wir noch satt vom Frühstück waren, denn die Königsberger Klopse sahen verführerisch aus.
Auf dem Weg zu Mutterland, das der Besuch auch noch nicht kannte, blieb dieser plötzlich wie von der Tarantel gestochen stehen und zeigte schnappatmend auf ein Edelstahltablett im Fenster: "Die Größe suche ich schon lange!" Ehe ich es mir versah, landete ich im Mahtabi. An diesem indischen Supermarkt ging ich bestimmt schon dutzende Male vorbei, aber hinein zog es mich bislang nicht. Was für eine Entdeckung! Die Auswahl ist unbeschreiblich! Und ich habe jetzt unbändige Lust, bei einem unserer nächsten Hamburg kocht!-Treffen indisch zu kochen.
Nachdem sie am Vorabend schon einen schüchternen Koch nachdrücklich dazu brachte, ein vor langer Zeit erschienenes Kochbuch zu signieren, traumatisierte Nummer eins nun nachhaltig den armen Mahtabi-Verkäufer. Er ging auf der Suche nach dem richtigen Tablett erst fünf Mal in den Keller, bis er sich seinem Schicksal ergab und ins seit Jahrzehnten organisch gewachsene Schaufenster kletterte, um der Deko das gewünschte Tablett zu entreißen. Zum Glück war der alte, biegsame Herr von zartem, kleinem Wuchs – ich sah ihn schon von einem vor dem Schaufenster wachsenden Regalen vereinnahmt und sich nie wieder befreien könnend, wäre er auch nur einen Zentimeter größer oder breiter gewesen.
Und als er erleichtert für das befreite Tablett kassieren wollte, fiel ich ihm auch noch in den Arm, um Nummer eins in den Rest des Ladens zu zerren – weiter als bis zu den direkt am Eingang liegenden Tabletts war sie nämlich noch gar nicht gekommen. Angesichts von Granatapfelpulver, schwarzem Kardamom, getrockneten Berberitzen, getrockneten Limonen und Unmengen unterschiedlicher Sorten Linsen ertönten aus allen Ecken des Ladens spitze Schreie des Entzückens, bevor wir unsere Beute zur Kasse schleppten.
Der erleichterte Verkäufer zog es vor, die Frage „Können Sie mir einen Kollegen in München empfehlen, der einen genau so schönen Laden hat wie Sie?“ trotz nachdrücklicher Wiederholung nicht zu verstehen. Hilft ihm aber nichts. „Sag einfach, was Du brauchst. Ich spring schnell vorbei, kauf’s und schick’s Dir“, meinte ich. Nummer eins und ich haben nämlich eine Elbe-Isar-Elbe-Connection für Porzellanschiffchen, signierte Kochbücher, leere Gläschen, Bier, Arrak und nun halt auch indischen Krams.
Nach einem kurzen Abstecher zu Mutterland beschlossen wir dann auch erst mal, es für heute gut sein zu lassen und uns etwas auszuruhen, bevor’s von der Alster zu abendlichen Weinprobe an die Elbe ging. Aber das ist eine andere Geschichte …
Food Porn und Blind Dates:
Der Auftakt
Teil I
Teil III
Teil IV
Donnerstag, 31. März 2011
Mittwoch, 30. März 2011
Spontane Einigkeit beim GV - Der Food Porn-und-Blind Dates-Bericht, Teil I
Eigentlich wollte ich Nummer eins mittags vom Flughafen abholen und nachmittags gemeinsam mit ihr Nummer zwei vom Bahnhof. Nummer drei sollte ja eh’ erst am nächsten Tag kommen. Dann musste ich arbeiten, konnte also nicht zum Flughafen. Nummer eins bestellte einen Shuttle. Und wurde am Flughafen vergessen. Ist der Wurm erst mal drin, dann richtig. Auch Nummer zwei bestellte einen Shuttle. Und wurde vergessen. Als ich endlich Feierabend machen konnte, lieh sich eine Kollegin meinen Schlüssel aus. Sie wollte nur mal kurz auf die Toilette. Nach mehr als fünfzehn Minuten fragte ich mich, wie sie „nur mal kurz“ definiert. Nach einer halben Stunde klapperte ich mit dem Schlüssel einer anderen Kollegin Toilette und benachbarte Büros auf unserem Flur ab, wo ich sie dann schließlich fand, klönend mit einer weiteren Kollegin.
Mit etwa sechs Stunden Verspätung konnte ich dann endlich los zum Blind Date, das passenderweise in einem anonymen Hotel an einer Ausfallstraße in Autobahnnähe im Hamburger Westen stattfinden sollte. Dass dort mal wieder der Verkehr zusammenbrach, wir ständig in irgendwelchen Staus steckten, wunderte nicht weiter. Auch dass Tag vier und fünf anders verlaufen sollten als geplant, sollte bei dem holprigen Auftakt eigentlich nicht verwundern – ich legte mich mal wieder fiebrig erkältet aufs Canapée, und der Besuch zog alleine los. Aber zum Glück kommen sie ja wieder. Bald. Und dann wird der Rest des Programms nachgeholt.
So fielen am ersten Tag das geplante nette Mittagessen und der Winterhude-Eppendorf-Bummel aus. Aber wir kamen rechtzeitig zum Essen ins trific. Spannend war, was wohl drei Foodies bestellen, die sich zum Teil zum ersten Mal sehen. Spontane Einigkeit herrschte bei der Weinbestellung: GV sollte es sein, Grüner Veltliner. Ich muss unbedingt nach dem Weingut fragen, den Wein möchte ich für Zuhause haben. Unter uns gesagt: Er war um Klassen besser als der Veltliner, den es am nächsten Tag bei der Weinprobe geben sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Spontane Einigkeit herrschte auch bei den Elbstinten in Polenta-Kruste mit Limetten-Aioli und Fenchel-Salat. Ich sag' nie wieder, ich mag keinen Fenchel ... Eigentlich wollte ich ja um den herum essen ... Dann vergaß ich total, dass es Fenchel ist. Der schmeckte nicht nach Hustenhonig. So was aber auch ...
Für mich gab’s dann als Hauptgericht Risotto mit Bärlauch, Semmelstoppelpilzen und jungem Ziegenkäse. Darin fand sich dann plötzlich das Besteck der beiden Mitesser ... Prompt herrschte Uneinigkeit am Tisch, ob das Risotto mehr Biss hätte haben sollen - ich mochte es so, wie es war.
Da ich Rhabarber liebe, gab’s beim Dessert nur eine Wahl: Topfenknödel auf Rhabarberkompott. Ich wünschte, ich bekäme den Rhabarber geschmacklich so hin *seufz*
Die Zeit verging wie im Fluge mit Gesprächen und gutem Wein – am nächsten Tag wusste ich mal wieder genau, was Morgengrauen ist…
Food Porn und Blind Dates:
Der Auftakt
Teil II
Teil III
Teil IV
Mit etwa sechs Stunden Verspätung konnte ich dann endlich los zum Blind Date, das passenderweise in einem anonymen Hotel an einer Ausfallstraße in Autobahnnähe im Hamburger Westen stattfinden sollte. Dass dort mal wieder der Verkehr zusammenbrach, wir ständig in irgendwelchen Staus steckten, wunderte nicht weiter. Auch dass Tag vier und fünf anders verlaufen sollten als geplant, sollte bei dem holprigen Auftakt eigentlich nicht verwundern – ich legte mich mal wieder fiebrig erkältet aufs Canapée, und der Besuch zog alleine los. Aber zum Glück kommen sie ja wieder. Bald. Und dann wird der Rest des Programms nachgeholt.
So fielen am ersten Tag das geplante nette Mittagessen und der Winterhude-Eppendorf-Bummel aus. Aber wir kamen rechtzeitig zum Essen ins trific. Spannend war, was wohl drei Foodies bestellen, die sich zum Teil zum ersten Mal sehen. Spontane Einigkeit herrschte bei der Weinbestellung: GV sollte es sein, Grüner Veltliner. Ich muss unbedingt nach dem Weingut fragen, den Wein möchte ich für Zuhause haben. Unter uns gesagt: Er war um Klassen besser als der Veltliner, den es am nächsten Tag bei der Weinprobe geben sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Spontane Einigkeit herrschte auch bei den Elbstinten in Polenta-Kruste mit Limetten-Aioli und Fenchel-Salat. Ich sag' nie wieder, ich mag keinen Fenchel ... Eigentlich wollte ich ja um den herum essen ... Dann vergaß ich total, dass es Fenchel ist. Der schmeckte nicht nach Hustenhonig. So was aber auch ...
Für mich gab’s dann als Hauptgericht Risotto mit Bärlauch, Semmelstoppelpilzen und jungem Ziegenkäse. Darin fand sich dann plötzlich das Besteck der beiden Mitesser ... Prompt herrschte Uneinigkeit am Tisch, ob das Risotto mehr Biss hätte haben sollen - ich mochte es so, wie es war.
Da ich Rhabarber liebe, gab’s beim Dessert nur eine Wahl: Topfenknödel auf Rhabarberkompott. Ich wünschte, ich bekäme den Rhabarber geschmacklich so hin *seufz*
Die Zeit verging wie im Fluge mit Gesprächen und gutem Wein – am nächsten Tag wusste ich mal wieder genau, was Morgengrauen ist…
Food Porn und Blind Dates:
Der Auftakt
Teil II
Teil III
Teil IV
Mittwoch, 23. März 2011
Food Porn und Blind Dates
Nummer eins kommt mittags, Nummer zwei nachmittags, Nummer drei am nächsten Tag. Nummer eins kenne ich schon länger, Nummer zwei und drei sind Blind Dates. Ich bin schon sehr gespannt.
Der Tisch im trific ist gebucht, zur Weinprobe sind wir angemeldet. Der Gatte studiert schon das analoge Navi, um für den nächtlichen Taxi-Service gewappnet zu sein, ist froh, dass er nirgendwo mit hin muss und bereitet sich auf den Schweinestrudel am Sonnabend vor. Ich an seiner Stelle wäre nervös. Der Besuch kann nämlich kochen. Alle drei. Richtig kochen. Also, die sind echt gut. Wirklich. Aber der Gatte ist da total ruhig. Probiert sogar ein komplett neues Rezept aus. Und will nebenbei noch die Wohnung besuchsfein machen. Zumindest die öffentlichen Räume.
Und ich habe kulinarischen Black-Out. Mir fällt nichts für ein Dessert oder eine Vorspeise ein. Absolut gar nichts. Ich bin kurz davor, den Schokoladenbrunnen von J. auszuleihen. Gerade noch „Käse und Chutneys“ konnte ich hyperventilieren. „Besorg auch noch Trauben!“ Und ich überlege ernsthaft, eine Cupcake-Backmischung von Dr. Oetker, die ich gerade zum Testen da habe, als Dessert zu servieren. Oder die Plasteflasche mit den American Pancakes zu öffnen, die ich mal für Unterrichtszwecke kaufte und danach nicht wegwerfen mochte. Und eine Tütensuppe zuzubereiten. Also, als Vorspeise. Nicht als Dessert. Ich sag doch: Kulinarischer Blackout.
Aber selbst, wenn mir was einfiele, ich wüsste nicht, wann ich es machen sollte. Schließlich stehen noch ein Frühstück im Literaturhauscafé, eine Stadtrundfahrt „Aug’ in Aug’ mit den Giganten“ sowie diverse Bummel durch St. Georg, Karo, Schanze, Ottensen, Eppendorf und Winterhude an. Die normalen Touri-Sehenswürdigkeiten sind wohl schon abgehakt. Wobei: Das wird die kulturelle Bordsteinschwalbe noch mal genau prüfen. Da findet sich sicher noch das eine oder andere Plätzchen, das der Besuch noch nicht kennt. Waren die schon im Alten Elbtunnel? Mit Sonnenaufgangspicknick auf Steinwerder? Auf dem Fischmarkt und im Schellfischposten waren die ganz sicher noch nicht.
Das Programm lässt sich nur mit eiserner Disziplin durchhalten. Und dabei muss mein Besuch wenigstens einen Tag noch richtig arbeiten. Er ist ja nicht zum Spaß hier. Sondern zum Arbeiten. Also zum Kochen.
Aber essen müssen sie ja auch zwischendurch.
Auf der Liste auszuprobierender Lokalitäten stehen noch Slowmans, Fillet of Soul, Oberhafenkantine, Veddeler Fischbratküche, Mazza, Küchenwerkstatt, Eisenstein, Freudenhaus, Carls, Zur Traube, Artisan, Gastraum, Nido, Shiawase, FUH, Ono … Der zweite Satz Akkus für die Kamera ist aufgeladen, damit alles Essen im Bild festgehalten werden kann. Der fürsorgliche Gatte legte noch einen 4GB-Chip dazu. „Damit Du nicht erst 1.000 Fotos Food Porn löschen musst, um einen Senator zu fotografieren“, meinte er, auf einen Pressetermin anspielend, wo mir genau das passierte … Menno, ich bin Tippse, keine Knipse. Da kann so was doch mal vorkommen …
Die nächsten Tage mache ich mich also hier etwas rarer als sonst. Dafür komme ich dann mit vielen Berichten zurück. Und falls Euch was einfällt, wo der Besuch unbedingt hin muss, was er sehen muss, meldet Euch.
Food Porn und Blind Dates:
Teil I
Teil II
Teil III
Der Tisch im trific ist gebucht, zur Weinprobe sind wir angemeldet. Der Gatte studiert schon das analoge Navi, um für den nächtlichen Taxi-Service gewappnet zu sein, ist froh, dass er nirgendwo mit hin muss und bereitet sich auf den Schweinestrudel am Sonnabend vor. Ich an seiner Stelle wäre nervös. Der Besuch kann nämlich kochen. Alle drei. Richtig kochen. Also, die sind echt gut. Wirklich. Aber der Gatte ist da total ruhig. Probiert sogar ein komplett neues Rezept aus. Und will nebenbei noch die Wohnung besuchsfein machen. Zumindest die öffentlichen Räume.
Und ich habe kulinarischen Black-Out. Mir fällt nichts für ein Dessert oder eine Vorspeise ein. Absolut gar nichts. Ich bin kurz davor, den Schokoladenbrunnen von J. auszuleihen. Gerade noch „Käse und Chutneys“ konnte ich hyperventilieren. „Besorg auch noch Trauben!“ Und ich überlege ernsthaft, eine Cupcake-Backmischung von Dr. Oetker, die ich gerade zum Testen da habe, als Dessert zu servieren. Oder die Plasteflasche mit den American Pancakes zu öffnen, die ich mal für Unterrichtszwecke kaufte und danach nicht wegwerfen mochte. Und eine Tütensuppe zuzubereiten. Also, als Vorspeise. Nicht als Dessert. Ich sag doch: Kulinarischer Blackout.
Aber selbst, wenn mir was einfiele, ich wüsste nicht, wann ich es machen sollte. Schließlich stehen noch ein Frühstück im Literaturhauscafé, eine Stadtrundfahrt „Aug’ in Aug’ mit den Giganten“ sowie diverse Bummel durch St. Georg, Karo, Schanze, Ottensen, Eppendorf und Winterhude an. Die normalen Touri-Sehenswürdigkeiten sind wohl schon abgehakt. Wobei: Das wird die kulturelle Bordsteinschwalbe noch mal genau prüfen. Da findet sich sicher noch das eine oder andere Plätzchen, das der Besuch noch nicht kennt. Waren die schon im Alten Elbtunnel? Mit Sonnenaufgangspicknick auf Steinwerder? Auf dem Fischmarkt und im Schellfischposten waren die ganz sicher noch nicht.
Das Programm lässt sich nur mit eiserner Disziplin durchhalten. Und dabei muss mein Besuch wenigstens einen Tag noch richtig arbeiten. Er ist ja nicht zum Spaß hier. Sondern zum Arbeiten. Also zum Kochen.
Aber essen müssen sie ja auch zwischendurch.
Auf der Liste auszuprobierender Lokalitäten stehen noch Slowmans, Fillet of Soul, Oberhafenkantine, Veddeler Fischbratküche, Mazza, Küchenwerkstatt, Eisenstein, Freudenhaus, Carls, Zur Traube, Artisan, Gastraum, Nido, Shiawase, FUH, Ono … Der zweite Satz Akkus für die Kamera ist aufgeladen, damit alles Essen im Bild festgehalten werden kann. Der fürsorgliche Gatte legte noch einen 4GB-Chip dazu. „Damit Du nicht erst 1.000 Fotos Food Porn löschen musst, um einen Senator zu fotografieren“, meinte er, auf einen Pressetermin anspielend, wo mir genau das passierte … Menno, ich bin Tippse, keine Knipse. Da kann so was doch mal vorkommen …
Die nächsten Tage mache ich mich also hier etwas rarer als sonst. Dafür komme ich dann mit vielen Berichten zurück. Und falls Euch was einfällt, wo der Besuch unbedingt hin muss, was er sehen muss, meldet Euch.
Food Porn und Blind Dates:
Teil I
Teil II
Teil III
Blog-Spenden-Aktion für Japan von MySwissChocolate und ein Suchruf
Auch wenn ich genau so poste wie bisher: Was in Japan passiert, geht auch an mir nicht vorbei, macht mich sprachlos und hilflos. Das Leid der Menschen dort ist für mich unvorstellbar. Kultur und Mentalität haben sich mir trotz persönlicher Kontakte nie erschlossen.
Seit acht Jahren haben wir japanische Nachbarn; Offiziersfamilien, die jeweils für ein Jahr hierher kommen, um an der Führungsakademie zu studieren. Kontakte über das "Hallo" im Treppenhaus oder das Austauschen von Paketen gibt es kaum, auch, weil Frauen und Kinder dieser Familien nicht unbedingt Englisch sprechen, von Deutsch ganz zu schweigen. So ist eine Verständigung allenfalls mit den Männern möglich, die tagsüber in der Kaserne sind. Die Frauen bleiben unsichtbar, sofern sie nicht gerade die Kinder zur Japanischen Schule chauffieren. Nur die Kinder sehe ich auf dem Rasen spielen, mit den Rädern zwischen den Häuserblöcken fahren, höre sie krakeelen. Kinder halt. Seit dem 11. März sind sie still. Sehr still.
Viele Jahre pflegte ich eine Brieffreundschaft mit Kuniyo Matsuda aus Tokio. Als sie später in England lebte, um die Sprache zu lernen, kam sie öfter nach Hamburg, um mit mir das Wochenende durchzufeiern und für mich zu kochen. Im Gegenzug kochte und buk ich für sie "typisch deutsch". Kuniyo träumte davon, in Japan eine deutsche Bäckerei aufzumachen. Schwarzwälder Kirschtorte hatte es ihr besonders angetan. Soweit ich weiß, hat sie ihren Traum nicht verwirklichen können. Zu groß war der Druck der Familie, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Lange konnte sie sich widersetzen. Als sich aber die jüngere Schwester verliebte und heiraten wollte, musste Kuniyo als Ältere zuerst unter die Haube. Unverheiratet zu leben, war unvorstellbar. Ihr Wunsch, einen Briten oder Deutschen zu heiraten und so in Europa bleiben zu können, erfüllte sich nicht. Ihre Eltern arrangierten eine Ehe mit einem Polizisten. Die Kontakte zu ihrem früheren Leben wurden abgebrochen. Irgendwann kam noch mal ein Brief mit Foto von ihr, ihrem Mann und ihrem Sohn, aber leider ohne Adresse. Als die Nachricht über den Tsunami kam, habe ich mich gefragt, wie es ihr und ihrer Familie geht. Meine Gedanken sind oft bei bei ihr. Also, falls jemand Kuniyo, geborene Matsuda, aus Tokio kennt, würde ich mich freuen, wenn dieser Jemand einen Kontakt herstellt. Es gibt doch diese Regel, dass man nur sieben Menschen fragen muss, die wiederum je sieben Menschen fragen etc., und man findet die gesuchte Person. Mehr als sieben mal sieben Menschen sind bestimmt da draußen ;o)
Zur Blog-Aktion für Japan, mit der mySwissChocolate Spenden für die Schweizer Hilforganisation Glückskette sammelt, sagte ich sofort zu, als ich Zorras Info bei Facebook las.
Und so gehts:
1. mySwissChocolate verschenkt Gutscheine (1 gratis Tafel inkl. Versand) an 10 Blogger ihrer Wahl (dies ist nun bereits geschehen).
2. Jeder der 10 Blogger kann nun wiederum Gutscheine an max. 10 weitere Blogs verschenken. “Weiterschenken” kann man, indem man in seinem Blog über die Aktion berichtet und 1-10 weitere Blogs benennt. Bitte informiere die von Dir beschenkten Blogs doch auch direkt, wenn möglich, damit der Bloglauf nicht stockt.
3. Ob ein Blog bereits “beschenkt” wurde, erfährt man im mySwissChocolate-Blog. Sie aktualisieren die Liste mehrmals täglich. Ein Blog kann nur 1 Gutschein erhalten (aber wie gesagt max. 10 Gutscheine virtuell weiter verschenken an weitere Blogs).
4. Setzt bitte UNBEDINGT einen Backlink als Kommentar im dortigen Blog zu Eurem Bericht – sonst erfahren sie nicht, an wen sie nachher all die Gutscheine versenden sollen :-)
Die Spende:
* Es gibt eigentlich keine Limitierung. Jede Art von Blog* kann mitmachen, respektive beschenkt werden.
* Die internationale Aktion startet JETZT und wird bis zum 31. März 2011 bis 12:00 Uhr mittags laufen.
* Für jeden beschenkten Blog*, spenden wir 2.00 CHF – mindestens aber 1′000 CHF. Bei 1‘000 Blogs sind dies also bspw. schon 2‘000 CHF – die maximale Spenden-Grenze wäre 10‘000 CHF. Zusätzlich erhält nachher jeder Beschenkte Blog* per Mail den Gutschein für 1 gratis Tafel inklusive Versandkosten selbstverständlich auch tatsächlich zugesendet. Die Geld-Spende geht an die nationale Glückskette, die derzeit für Japan Spenden sammelt.
*der vor Start dieser Aktion bereits aktiv existierte und vor Ablauf der Frist a) tatsächlich beschenkt wurde, b) einen Blogbeitrag verfasst und c) bei uns einen Backlink hier als Kommentar gesetzt hat. Im Streitfall entscheidet alleine mySwissChocolate über die Gutscheinvergabe. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Blogs, die ich benenne, sind:
Seit acht Jahren haben wir japanische Nachbarn; Offiziersfamilien, die jeweils für ein Jahr hierher kommen, um an der Führungsakademie zu studieren. Kontakte über das "Hallo" im Treppenhaus oder das Austauschen von Paketen gibt es kaum, auch, weil Frauen und Kinder dieser Familien nicht unbedingt Englisch sprechen, von Deutsch ganz zu schweigen. So ist eine Verständigung allenfalls mit den Männern möglich, die tagsüber in der Kaserne sind. Die Frauen bleiben unsichtbar, sofern sie nicht gerade die Kinder zur Japanischen Schule chauffieren. Nur die Kinder sehe ich auf dem Rasen spielen, mit den Rädern zwischen den Häuserblöcken fahren, höre sie krakeelen. Kinder halt. Seit dem 11. März sind sie still. Sehr still.
Viele Jahre pflegte ich eine Brieffreundschaft mit Kuniyo Matsuda aus Tokio. Als sie später in England lebte, um die Sprache zu lernen, kam sie öfter nach Hamburg, um mit mir das Wochenende durchzufeiern und für mich zu kochen. Im Gegenzug kochte und buk ich für sie "typisch deutsch". Kuniyo träumte davon, in Japan eine deutsche Bäckerei aufzumachen. Schwarzwälder Kirschtorte hatte es ihr besonders angetan. Soweit ich weiß, hat sie ihren Traum nicht verwirklichen können. Zu groß war der Druck der Familie, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Lange konnte sie sich widersetzen. Als sich aber die jüngere Schwester verliebte und heiraten wollte, musste Kuniyo als Ältere zuerst unter die Haube. Unverheiratet zu leben, war unvorstellbar. Ihr Wunsch, einen Briten oder Deutschen zu heiraten und so in Europa bleiben zu können, erfüllte sich nicht. Ihre Eltern arrangierten eine Ehe mit einem Polizisten. Die Kontakte zu ihrem früheren Leben wurden abgebrochen. Irgendwann kam noch mal ein Brief mit Foto von ihr, ihrem Mann und ihrem Sohn, aber leider ohne Adresse. Als die Nachricht über den Tsunami kam, habe ich mich gefragt, wie es ihr und ihrer Familie geht. Meine Gedanken sind oft bei bei ihr. Also, falls jemand Kuniyo, geborene Matsuda, aus Tokio kennt, würde ich mich freuen, wenn dieser Jemand einen Kontakt herstellt. Es gibt doch diese Regel, dass man nur sieben Menschen fragen muss, die wiederum je sieben Menschen fragen etc., und man findet die gesuchte Person. Mehr als sieben mal sieben Menschen sind bestimmt da draußen ;o)
Zur Blog-Aktion für Japan, mit der mySwissChocolate Spenden für die Schweizer Hilforganisation Glückskette sammelt, sagte ich sofort zu, als ich Zorras Info bei Facebook las.
Und so gehts:
1. mySwissChocolate verschenkt Gutscheine (1 gratis Tafel inkl. Versand) an 10 Blogger ihrer Wahl (dies ist nun bereits geschehen).
2. Jeder der 10 Blogger kann nun wiederum Gutscheine an max. 10 weitere Blogs verschenken. “Weiterschenken” kann man, indem man in seinem Blog über die Aktion berichtet und 1-10 weitere Blogs benennt. Bitte informiere die von Dir beschenkten Blogs doch auch direkt, wenn möglich, damit der Bloglauf nicht stockt.
3. Ob ein Blog bereits “beschenkt” wurde, erfährt man im mySwissChocolate-Blog. Sie aktualisieren die Liste mehrmals täglich. Ein Blog kann nur 1 Gutschein erhalten (aber wie gesagt max. 10 Gutscheine virtuell weiter verschenken an weitere Blogs).
4. Setzt bitte UNBEDINGT einen Backlink als Kommentar im dortigen Blog zu Eurem Bericht – sonst erfahren sie nicht, an wen sie nachher all die Gutscheine versenden sollen :-)
Die Spende:
* Es gibt eigentlich keine Limitierung. Jede Art von Blog* kann mitmachen, respektive beschenkt werden.
* Die internationale Aktion startet JETZT und wird bis zum 31. März 2011 bis 12:00 Uhr mittags laufen.
* Für jeden beschenkten Blog*, spenden wir 2.00 CHF – mindestens aber 1′000 CHF. Bei 1‘000 Blogs sind dies also bspw. schon 2‘000 CHF – die maximale Spenden-Grenze wäre 10‘000 CHF. Zusätzlich erhält nachher jeder Beschenkte Blog* per Mail den Gutschein für 1 gratis Tafel inklusive Versandkosten selbstverständlich auch tatsächlich zugesendet. Die Geld-Spende geht an die nationale Glückskette, die derzeit für Japan Spenden sammelt.
*der vor Start dieser Aktion bereits aktiv existierte und vor Ablauf der Frist a) tatsächlich beschenkt wurde, b) einen Blogbeitrag verfasst und c) bei uns einen Backlink hier als Kommentar gesetzt hat. Im Streitfall entscheidet alleine mySwissChocolate über die Gutscheinvergabe. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Blogs, die ich benenne, sind:
- terschies, die lange in Japan lebte
- Bushcook, die mir Sushi nahebrachte
- Fritz, die daran auch nicht ganz unbeteiligt war
- Rowena, die mir gerade einen Hotel-Tipp für den nächsten Südtirol-Urlaub bescherte
- Patrick, damit er nicht vergisst, dass ich Schuld daran bin, wenn er den Oscar / die Goldene Kamera / das Bambi / etc. bekommt und mich mit auf den roten Teppich nimmt
- Island Girl, weil ihre Berichte mein Heimweh nach der Insel stillen
- Dana, weil ich mich auf ihre Berichte von der insel freue
- Anne's Food, weil ich sie gerne lese
- HamburchBackblech, weil - siehe Nummer 8.
- ORsi, weil sie
heutegestern beim Zahnarzt war
Sonntag, 20. März 2011
0 % Fleisch und wirklich 100 % lecker: Wurzel-Spinat-Curry mit Würzreis
„Hast Du das Fleisch vergessen???“ fragt üblicherweise der Gatte mit Dackelblick, wenn es bei uns ein fleischloses Gericht gibt. Er gehört zur Fleisch-ist-mein-Gemüse-Fraktion, und dass ich schon seit Jahren unseren Fleischkonsum zu drosseln versuche, schmeckt ihm so gar nicht. Es ist nicht so, dass ich kein Fleisch esse. Dazu mag ich Currywurst viel zu gerne. Oder Rauchfleisch. Roastbeef. Schinken. Wiener Schnitzel (das echte!). Noch fast muhendes Steak … Es ist nur so, dass ich Fleisch oft langweilig finde, es einfach nicht jeden Tag brauche. Fleisch ist für mich Genuss-, nicht Lebensmittel.
Ich bin quasi über einer Schlachterei groß geworden; weiß noch, wie es war, wenn montags die Bauern aus der Umgebung mit ihren Tieren in Kleintransportern ankamen, um sie schlachten zu lassen. Die Schweine quiekten, die Kühe muhten wartend auf dem Hof, bis die Reihe auch an sie kam. Vadderns Kunden wurden angewiesen, dann möglichst nicht den Hofeingang zu nutzen, sondern den Haupteingang, weil über den Hof Blut und Exkremente aus dem Schlachtraum liefen. Im Winter gefroren die Lachen dann schon mal zu Eis, gab’s unfreiwillige Schlitterpartien. Nachmittags gingen die Türen des Schlachtraums wieder auf, standen Edelstahlwannen gefüllt mit Würsten oder leer zum Abtrocknen auf dem Hof, war dieser wieder sauber. Dafür kamen jetzt die Menschen aus der Nachbarschaft mit Milchkannen, um sich noch dampfendes Blut für Schwarzsauer zu holen – bis heute kann ich deswegen weder Schwarzsauer noch Blutwurst essen, während ich mit Grützwurst putzigerweise keine Probleme habe ... Über allem lag der Geruch von Blut und frischem Fleisch. Der Geruch hat sich tief in mein olfaktorisches Gedächtnis geprägt und löst automatisch Heimatgefühle aus, egal, wo ich ihn rieche.
Das ist jetzt mehr als 30 Jahre her. Den Schlachter gibt es noch immer, nur wohne ich viel zu weit weg, um dort regelmäßig kaufen zu können. Eine Zeitlang hatte ich an einem meiner ÖPNV-Umsteigepunkte noch einen Schlachter, der auch wusste, woher das Fleisch kommt, das er verkaufte, aber der musste seinen Laden schließen, weil er keinen Nachfolger fand. Hier auf dem Acker gibt es zwar auch einen sehr guten Schlachter, aber dessen Öffnungszeiten sind mit unseren Arbeitszeiten inkompatibel. Beim Schlachter kaufen wir deswegen viel zu selten, bedeutet der Einkauf doch immer einen Umweg.
Um ein wenig gegenzusteuern, koche ich normalerweise einmal in der Woche ein vegetarisches Gericht. Der Gatte meint zwar auch des Öfteren, vegetarisch zu kochen, vergisst dabei allerdings in der Regel, dass Schinkenwürfel kein Gemüse sind … Bei diesem Curry fehlen ihm aber weder Fleisch noch Schinkenwürfel, und in regelmäßigen Abständen fragt er sogar „Kannst Du mal wieder das Spinat-Wurzel-Dingens machen?“ Aber sicher doch. Hier ist es:
Wurzel-Spinat-Curry mit Würzreis
Zutaten für 4 Portionen
200 g Reis
400 ml Wasser oder Gemüsebrühe
2 Zwiebeln oder 1 Bund Lauchzwiebeln
1 Bund frische Wurzeln
750 g Blattspinat (TK oder frisch)
50 g Rosinen
100 g Cashewnüsse
400 ml Kokosmilch
Sesamöl
Currypulver
Kardamom (gemahlen)
100 ml Gemüsebrühe
1 Stück Ingwer oder Ingwerpulver
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
750 g TK-Spinat aus dem TK nehmen (alternativ frischen Spinat putzen). Den Ingwer schälen und zerkleinern. 2 Zwiebeln schälen und würfeln (alternativ 1 Bund Lauchzwiebeln putzen und in Ringe schneiden). Die Wurzeln putzen und in Stifte oder Scheiben schneiden.
Für den Reis Sesamöl mit Kardamom und dem zerkleinerten Ingwer (alternativ Ingwerpulver) in einem Topf erhitzen. Dann 200 g Reis dazugeben und in der Öl-Gewürz-Mischung anbraten, bis der Reis glasig ist. Mit 400 ml Wasser (alternativ Gemüsebrühe) ablöschen, salzen und den Reis gar kochen.
Für das Curry Sesamöl in einem Wok erhitzen und die Zwiebeln (alternativ Lauchzwiebeln) darin leicht bräunen. Die Wurzeln zugeben und mit Currypulver bestäuben, bis Wurzeln und Currypulver etwas Farbe angenommen haben und alles gut gemischt ist. Den Spinat dazugeben. Mischen und so lange warten, bis alles ein bisschen Farbe hat. Dann mit 400 ml Kokosmilch ablöschen und insgesamt ca. 20 Minuten köcheln lassen.
Ist zu wenig Flüssigkeit vorhanden, die 100 ml Gemüsebrühe zugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Nach 10 Minuten dann 50 g Rosinen, 100 g Cashewnüsse und Kardamom zugeben. Bei Bedarf salzen und pfeffern.
Sobald der Reis gar ist, unter das Curry heben und kurz mitziehen lassen. Heiß servieren.
Wer mag, kann auch einen Apfel mitziehen lassen oder kurz vor dem Servieren eine Banane rein schneiden. Mangos schmecken auch.
Ich bin quasi über einer Schlachterei groß geworden; weiß noch, wie es war, wenn montags die Bauern aus der Umgebung mit ihren Tieren in Kleintransportern ankamen, um sie schlachten zu lassen. Die Schweine quiekten, die Kühe muhten wartend auf dem Hof, bis die Reihe auch an sie kam. Vadderns Kunden wurden angewiesen, dann möglichst nicht den Hofeingang zu nutzen, sondern den Haupteingang, weil über den Hof Blut und Exkremente aus dem Schlachtraum liefen. Im Winter gefroren die Lachen dann schon mal zu Eis, gab’s unfreiwillige Schlitterpartien. Nachmittags gingen die Türen des Schlachtraums wieder auf, standen Edelstahlwannen gefüllt mit Würsten oder leer zum Abtrocknen auf dem Hof, war dieser wieder sauber. Dafür kamen jetzt die Menschen aus der Nachbarschaft mit Milchkannen, um sich noch dampfendes Blut für Schwarzsauer zu holen – bis heute kann ich deswegen weder Schwarzsauer noch Blutwurst essen, während ich mit Grützwurst putzigerweise keine Probleme habe ... Über allem lag der Geruch von Blut und frischem Fleisch. Der Geruch hat sich tief in mein olfaktorisches Gedächtnis geprägt und löst automatisch Heimatgefühle aus, egal, wo ich ihn rieche.
Das ist jetzt mehr als 30 Jahre her. Den Schlachter gibt es noch immer, nur wohne ich viel zu weit weg, um dort regelmäßig kaufen zu können. Eine Zeitlang hatte ich an einem meiner ÖPNV-Umsteigepunkte noch einen Schlachter, der auch wusste, woher das Fleisch kommt, das er verkaufte, aber der musste seinen Laden schließen, weil er keinen Nachfolger fand. Hier auf dem Acker gibt es zwar auch einen sehr guten Schlachter, aber dessen Öffnungszeiten sind mit unseren Arbeitszeiten inkompatibel. Beim Schlachter kaufen wir deswegen viel zu selten, bedeutet der Einkauf doch immer einen Umweg.
Um ein wenig gegenzusteuern, koche ich normalerweise einmal in der Woche ein vegetarisches Gericht. Der Gatte meint zwar auch des Öfteren, vegetarisch zu kochen, vergisst dabei allerdings in der Regel, dass Schinkenwürfel kein Gemüse sind … Bei diesem Curry fehlen ihm aber weder Fleisch noch Schinkenwürfel, und in regelmäßigen Abständen fragt er sogar „Kannst Du mal wieder das Spinat-Wurzel-Dingens machen?“ Aber sicher doch. Hier ist es:
Wurzel-Spinat-Curry mit Würzreis
Zutaten für 4 Portionen
200 g Reis
400 ml Wasser oder Gemüsebrühe
2 Zwiebeln oder 1 Bund Lauchzwiebeln
1 Bund frische Wurzeln
750 g Blattspinat (TK oder frisch)
50 g Rosinen
100 g Cashewnüsse
400 ml Kokosmilch
Sesamöl
Currypulver
Kardamom (gemahlen)
100 ml Gemüsebrühe
1 Stück Ingwer oder Ingwerpulver
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
750 g TK-Spinat aus dem TK nehmen (alternativ frischen Spinat putzen). Den Ingwer schälen und zerkleinern. 2 Zwiebeln schälen und würfeln (alternativ 1 Bund Lauchzwiebeln putzen und in Ringe schneiden). Die Wurzeln putzen und in Stifte oder Scheiben schneiden.
Für den Reis Sesamöl mit Kardamom und dem zerkleinerten Ingwer (alternativ Ingwerpulver) in einem Topf erhitzen. Dann 200 g Reis dazugeben und in der Öl-Gewürz-Mischung anbraten, bis der Reis glasig ist. Mit 400 ml Wasser (alternativ Gemüsebrühe) ablöschen, salzen und den Reis gar kochen.
Für das Curry Sesamöl in einem Wok erhitzen und die Zwiebeln (alternativ Lauchzwiebeln) darin leicht bräunen. Die Wurzeln zugeben und mit Currypulver bestäuben, bis Wurzeln und Currypulver etwas Farbe angenommen haben und alles gut gemischt ist. Den Spinat dazugeben. Mischen und so lange warten, bis alles ein bisschen Farbe hat. Dann mit 400 ml Kokosmilch ablöschen und insgesamt ca. 20 Minuten köcheln lassen.
Ist zu wenig Flüssigkeit vorhanden, die 100 ml Gemüsebrühe zugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Nach 10 Minuten dann 50 g Rosinen, 100 g Cashewnüsse und Kardamom zugeben. Bei Bedarf salzen und pfeffern.
Sobald der Reis gar ist, unter das Curry heben und kurz mitziehen lassen. Heiß servieren.
Wer mag, kann auch einen Apfel mitziehen lassen oder kurz vor dem Servieren eine Banane rein schneiden. Mangos schmecken auch.
Produkttest: Valess Fleischersatz – 0 % Fleisch! 100 % lecker?
Als ich dem Gatten beipulte, dass bei uns demnächst „fleischfreie Schnitzel“ gestestet würden, zitierte er eine Szene aus Tadellöser & Wolff: „Dr. Goebbels sagt, Ersatz ist besser als das Original!“ – „Also, das kann ja gar nicht sein!“ Da wir carnivor sind, sehen wir keinen Sinn in Fleischersatz. Gelegentlich kaufen wir aber schon mal Vegetaria-Produkte, und der Gatte grumpfelt dann, er müsse Analog-Fleisch essen. Na ja, stimmt ja auch. Und ein richtiges Stück Fleisch schmeckt uns allemal besser. Vegetarisch lebender Besuch hingegen wird komplett fleischlos bekocht, denn wie das geht, weiß ich ja.
Nun also sollte für die Konsumgöttinnen Valess getestet werden. Ich ließ mich davon ködern, dass „Valess aus bester Kuhmilch hergestellt [wird]. Dabei wird die Milch ähnlich wie bei der Käseproduktion weiter verarbeitet.“ So heißt es in der beiliegenden Werbebroschüre. Und weiter: „Hauptsache, es schmeckt! Und damit es das tut, wird bei Valess die Milch mit Pflanzenfasern und feinen Gewürzen ergänzt. Denn so entstehen der typisch leckere Geschmack, die saftige Konsistenz und der herzhafte Biss […]. Perfekt!“ Und weiter heißt es: „Valess enthält das Beste aus Milch. In jedem Bissen stecken wertvolles Calcium, Eiweiß und eine gute Portion pflanzlicher Ballaststoffe.“ Weiter beschäftigte ich mich nicht mit den Inhaltsstoffen. Was sollte schon groß anders sein als bei „Vegetaria“, das aus u.a. aus Soja- und Weizeneiweiß besteht. Statt Soja und Weizen nimmt Valess halt Milch, dachte ich.
Außerdem beschäftige ich mich seltener mit Inhaltsstoffen, als es den Anschein haben mag. Ich gestehe: Ich verwende beispielsweise Backmischungen und habe eine Schwäche für Fünf-Minuten-Terrinen. Und gelegentlich esse ich auch Tütensuppen. Dass ich gegen Haselnüsse samt Kreuzallergenen und Schimmelpilze allergisch bin, spielt selten eine Rolle, da ich kleine Allergenmengen gut wegstecke, zum Beispiel bei Zitronensäure (basiert auf Schimmelpilzen) zum Konservieren von Sirupen. Und bei größeren Allergenmengen nehme ich eine Tablette, zum Beispiel, wenn ich Gorgonzola esse. Um Quorn allerdings, einen aus Schimmelpilzen hergestellten Fleischersatz, würde ich einen großen Bogen machen. Kirschen und Wurzeln, Kreuzallergene von Haselnüssen, darf ich eigentlich nicht roh essen, mache es aber manchmal doch und meistens ohne Probleme. Äpfel gibt es nur in regionaler Bio-Qualität und in der Saison oder zubereitet.
Bei Fuchsschwanzgewächsen ist es schon kritischer. Seitdem ich weiß, wie stark ich auf kleine Mengen Amaranth reagiere, selbst, wenn sie in einem Schokoriegel verpackt sind, google ich unbekanntes Getreide oder Gemüse oder probiere es lieber nicht. Da fällt leider vieles weg wie zum Beispiel Queller. Ist mir einfach zu riskant, selbst mit Tablette. Die hilft aber gegen die Unverträglichkeit von Krustentieren und Muscheln. Auf Glutamat reagiere ich zuverlässig mit Durchfall, egal, ob es natürlichen Ursprungs ist oder nicht. Insgesamt haben meine Allergien und ich uns also gut arrangiert. Kein Grund, keine Produkttests zu machen.
Das Valess-Paket kam an, vorbildlich sorgfältig verpackt mit Dämmfolie und Kühlakkus. Wenn ich da an gewisse zu testende Miesmuscheln denke … Aber das ist eine andere Geschichte. Im Paket enthalten waren alle sechs Sorten Valess: Champignon, Provençal, Gouda, Schnitzel, Toskana und Minis. Letztere kamen als erstes in die Pfanne. Abends sollte es dann eine der gefüllten Sorten mit Reis und Gemüse geben. Nur kam es gar nicht erst so weit.
Ich gab die sechs Mini-Schnitzel in die Pfanne, briet sie, gab sie mit Ketchup auf einen Teller und begann zu essen. Hm, den häufig geposteten Eindruck, dass sie wie Hähnchenschnitzel oder Chicken Nuggets schmecken, konnte ich spontan nicht teilen. Kommt vermutlich daher, dass ich selten fertig paniertes Hähnchenschnitzel esse. Und Chicken Nuggets habe ich zuletzt im letzten Jahrtausend gegessen. Das sieht wahrscheinlich anders aus, wenn man häufig solche Fertigprodukte isst oder nur Fleisch aus Massentierhaltung kennt. Aber selbst das Fertig-Schnitzel in der Mensa schmeckt besser. Also, wie Fleisch schmeckte Valess nicht. Aber es war essbar. Nichts, wo ich Geschmacksfäden ziehen würde, aber essbar.
Bei Mini-Schnitzel Nummer fünf begannen meine Schleimhäute, langsam anzuschwellen. Nach dem Verzehr von Nummer sechs konnte ich nicht mehr schlucken und bekam Atemnot. So schlecht ging es mir das letzte Mal nach dem Verzehr von einem knappen Kilo Kirschen. Okay, Ruhe bewahren, viel Wasser trinken, Notfallspray und Allergietablette nehmen, Telefon zum Rufen des Notarztes bereit legen, Panik vermeiden und einen Blick auf die Zutatenliste werfen, um zu gucken, worauf ich allergisch reagieren könnte.
Die Minis bestehen laut Herstellerhomepage aus 66% Magermilch, Weizenmehl, pflanzlichem Öl, Stabilisatoren: Kaliumlactat und Natriumpolyphosphat, Sojaeiweißkonzentrat, Verdickungsmittel: Calciumalginat und Methylcellulose, Hühnerei-Eiweiß, Aroma (enthält Mais), Haferspelzfaser, modifizierter Weizenstärke, Hefe, Kochsalz, Dextrose, Kräuter, Gewürze, Eisen diphosphat und Vitamin B6. Bis auf Methylcellulose kenne ich das alles und hatte damit bislang keine Probleme.
Methylcellulose ist Hauptbestandteil vieler Tapetenkleister und wird als Verdickungsmittel oder Emulgator in Lebensmitteln eingesetzt. Nun gut, ich sage ja gerne in Stressphasen, ich könnte die Tapeten von der Wand nagen. Hab’s aber noch nie getan. Aber jetzt weiß ich, wie sie schmecken könnten, die Tapeten. Das sind dann wohl die berühmten Valess Fasern, die laut Produktbroschüre mit Magermilch, Pflanzenfasern (Haferspelz, ein billiges Abfallprodukt, kategorisiert als Ballaststoff), Kräutern, Gewürzen und Paniermehl den „vollen Valess-Geschmack“ ergeben. Gut, lecker ist anders, aber das Zeugs ist erstens für Lebensmittel zugelassen und zweitens keines meiner Allergene. Schlauer war ich jetzt nicht.
Auch die Anfrage bei der Lebensmittelchemikerin meines Vertrauens brachte keine Aufklärung. Ulrike bekam zwar ob der Methylcellulose Schnappatmung und befragte eine Kollegin, die sich öfter mit solchen Produkten beschäftigte und ebenfalls schnappatmete, aber meine allergische Reaktion konnten beide auch nicht erklären. Vielleicht basiert das Aroma auf Schimmelpilzen? Nein, sagt Valess, die ich auch über meine Reaktion informierte. Die Firma riet mir gleichzeitig, den Test umgehend abzubrechen, was ich auch tat. Ich bin zwar bekloppt, aber nicht blöd.
Zwei ebenfalls carnivore Kolleginnen erklärten sich bereit, drei Sorten zu probieren: Champignon, Gouda und Schnitzel. Ergebnis: Champignon sei lecker, wenn man tatsächlich mal einen Pilz in der Sauce fände, wie Fleisch schmecke das Produkt aber nicht, würde man nicht kaufen. Gouda sei ebenfalls essbar, schmecke fleischähnlich, müsse man aber auch nicht wieder haben. Tja, und auf das Schnitzel reagierte eine Kollegin genau wie ich mit Atemnot und dem vollen Programm. Ulrike vermutet inzwischen, die Haferspelzfaser könnte Ursache sein. Gegen Hafer bin ich aber eigentlich nicht allergisch ... Tja, und ich muss ja wohl nicht sagen, dass es Valess bei uns nicht mehr geben wird, oder? Der Gatte entsorgte die beiden letzten Packungen triumphierend in den Mülleimer und zitierte einmal mehr Kempowski ...
Nun also sollte für die Konsumgöttinnen Valess getestet werden. Ich ließ mich davon ködern, dass „Valess aus bester Kuhmilch hergestellt [wird]. Dabei wird die Milch ähnlich wie bei der Käseproduktion weiter verarbeitet.“ So heißt es in der beiliegenden Werbebroschüre. Und weiter: „Hauptsache, es schmeckt! Und damit es das tut, wird bei Valess die Milch mit Pflanzenfasern und feinen Gewürzen ergänzt. Denn so entstehen der typisch leckere Geschmack, die saftige Konsistenz und der herzhafte Biss […]. Perfekt!“ Und weiter heißt es: „Valess enthält das Beste aus Milch. In jedem Bissen stecken wertvolles Calcium, Eiweiß und eine gute Portion pflanzlicher Ballaststoffe.“ Weiter beschäftigte ich mich nicht mit den Inhaltsstoffen. Was sollte schon groß anders sein als bei „Vegetaria“, das aus u.a. aus Soja- und Weizeneiweiß besteht. Statt Soja und Weizen nimmt Valess halt Milch, dachte ich.
Außerdem beschäftige ich mich seltener mit Inhaltsstoffen, als es den Anschein haben mag. Ich gestehe: Ich verwende beispielsweise Backmischungen und habe eine Schwäche für Fünf-Minuten-Terrinen. Und gelegentlich esse ich auch Tütensuppen. Dass ich gegen Haselnüsse samt Kreuzallergenen und Schimmelpilze allergisch bin, spielt selten eine Rolle, da ich kleine Allergenmengen gut wegstecke, zum Beispiel bei Zitronensäure (basiert auf Schimmelpilzen) zum Konservieren von Sirupen. Und bei größeren Allergenmengen nehme ich eine Tablette, zum Beispiel, wenn ich Gorgonzola esse. Um Quorn allerdings, einen aus Schimmelpilzen hergestellten Fleischersatz, würde ich einen großen Bogen machen. Kirschen und Wurzeln, Kreuzallergene von Haselnüssen, darf ich eigentlich nicht roh essen, mache es aber manchmal doch und meistens ohne Probleme. Äpfel gibt es nur in regionaler Bio-Qualität und in der Saison oder zubereitet.
Bei Fuchsschwanzgewächsen ist es schon kritischer. Seitdem ich weiß, wie stark ich auf kleine Mengen Amaranth reagiere, selbst, wenn sie in einem Schokoriegel verpackt sind, google ich unbekanntes Getreide oder Gemüse oder probiere es lieber nicht. Da fällt leider vieles weg wie zum Beispiel Queller. Ist mir einfach zu riskant, selbst mit Tablette. Die hilft aber gegen die Unverträglichkeit von Krustentieren und Muscheln. Auf Glutamat reagiere ich zuverlässig mit Durchfall, egal, ob es natürlichen Ursprungs ist oder nicht. Insgesamt haben meine Allergien und ich uns also gut arrangiert. Kein Grund, keine Produkttests zu machen.
Das Valess-Paket kam an, vorbildlich sorgfältig verpackt mit Dämmfolie und Kühlakkus. Wenn ich da an gewisse zu testende Miesmuscheln denke … Aber das ist eine andere Geschichte. Im Paket enthalten waren alle sechs Sorten Valess: Champignon, Provençal, Gouda, Schnitzel, Toskana und Minis. Letztere kamen als erstes in die Pfanne. Abends sollte es dann eine der gefüllten Sorten mit Reis und Gemüse geben. Nur kam es gar nicht erst so weit.
Ich gab die sechs Mini-Schnitzel in die Pfanne, briet sie, gab sie mit Ketchup auf einen Teller und begann zu essen. Hm, den häufig geposteten Eindruck, dass sie wie Hähnchenschnitzel oder Chicken Nuggets schmecken, konnte ich spontan nicht teilen. Kommt vermutlich daher, dass ich selten fertig paniertes Hähnchenschnitzel esse. Und Chicken Nuggets habe ich zuletzt im letzten Jahrtausend gegessen. Das sieht wahrscheinlich anders aus, wenn man häufig solche Fertigprodukte isst oder nur Fleisch aus Massentierhaltung kennt. Aber selbst das Fertig-Schnitzel in der Mensa schmeckt besser. Also, wie Fleisch schmeckte Valess nicht. Aber es war essbar. Nichts, wo ich Geschmacksfäden ziehen würde, aber essbar.
Bei Mini-Schnitzel Nummer fünf begannen meine Schleimhäute, langsam anzuschwellen. Nach dem Verzehr von Nummer sechs konnte ich nicht mehr schlucken und bekam Atemnot. So schlecht ging es mir das letzte Mal nach dem Verzehr von einem knappen Kilo Kirschen. Okay, Ruhe bewahren, viel Wasser trinken, Notfallspray und Allergietablette nehmen, Telefon zum Rufen des Notarztes bereit legen, Panik vermeiden und einen Blick auf die Zutatenliste werfen, um zu gucken, worauf ich allergisch reagieren könnte.
Die Minis bestehen laut Herstellerhomepage aus 66% Magermilch, Weizenmehl, pflanzlichem Öl, Stabilisatoren: Kaliumlactat und Natriumpolyphosphat, Sojaeiweißkonzentrat, Verdickungsmittel: Calciumalginat und Methylcellulose, Hühnerei-Eiweiß, Aroma (enthält Mais), Haferspelzfaser, modifizierter Weizenstärke, Hefe, Kochsalz, Dextrose, Kräuter, Gewürze, Eisen diphosphat und Vitamin B6. Bis auf Methylcellulose kenne ich das alles und hatte damit bislang keine Probleme.
Methylcellulose ist Hauptbestandteil vieler Tapetenkleister und wird als Verdickungsmittel oder Emulgator in Lebensmitteln eingesetzt. Nun gut, ich sage ja gerne in Stressphasen, ich könnte die Tapeten von der Wand nagen. Hab’s aber noch nie getan. Aber jetzt weiß ich, wie sie schmecken könnten, die Tapeten. Das sind dann wohl die berühmten Valess Fasern, die laut Produktbroschüre mit Magermilch, Pflanzenfasern (Haferspelz, ein billiges Abfallprodukt, kategorisiert als Ballaststoff), Kräutern, Gewürzen und Paniermehl den „vollen Valess-Geschmack“ ergeben. Gut, lecker ist anders, aber das Zeugs ist erstens für Lebensmittel zugelassen und zweitens keines meiner Allergene. Schlauer war ich jetzt nicht.
Auch die Anfrage bei der Lebensmittelchemikerin meines Vertrauens brachte keine Aufklärung. Ulrike bekam zwar ob der Methylcellulose Schnappatmung und befragte eine Kollegin, die sich öfter mit solchen Produkten beschäftigte und ebenfalls schnappatmete, aber meine allergische Reaktion konnten beide auch nicht erklären. Vielleicht basiert das Aroma auf Schimmelpilzen? Nein, sagt Valess, die ich auch über meine Reaktion informierte. Die Firma riet mir gleichzeitig, den Test umgehend abzubrechen, was ich auch tat. Ich bin zwar bekloppt, aber nicht blöd.
Zwei ebenfalls carnivore Kolleginnen erklärten sich bereit, drei Sorten zu probieren: Champignon, Gouda und Schnitzel. Ergebnis: Champignon sei lecker, wenn man tatsächlich mal einen Pilz in der Sauce fände, wie Fleisch schmecke das Produkt aber nicht, würde man nicht kaufen. Gouda sei ebenfalls essbar, schmecke fleischähnlich, müsse man aber auch nicht wieder haben. Tja, und auf das Schnitzel reagierte eine Kollegin genau wie ich mit Atemnot und dem vollen Programm. Ulrike vermutet inzwischen, die Haferspelzfaser könnte Ursache sein. Gegen Hafer bin ich aber eigentlich nicht allergisch ... Tja, und ich muss ja wohl nicht sagen, dass es Valess bei uns nicht mehr geben wird, oder? Der Gatte entsorgte die beiden letzten Packungen triumphierend in den Mülleimer und zitierte einmal mehr Kempowski ...
Sonntag, 13. März 2011
5. Hamburg kocht!-Treffen am 12. März 2011: Ungarn. Die Nachlese
"Wie war's denn gestern?" fragt das Hühnerknie, das zum ersten Kochtreffen aus dem Finsterwald an die Elbe kam. Na ja, wie soll's gewesen sein? Wir haben uns ja alle nichts zu erzählen, und Kochen kann auch niemand, Kochen finden wir alle total öde und überschätzt, also war's 'ne total langweilige Veranstaltung.
Wir saßen schweigend mit gesenkten Häuptern vor fast leeren Tellern, auf denen gelegentlich mal mikrige Speisen landeten. Unsere drei Blind Dates aus Hamburg und aus dem Siebengebirge saßen fremdelnd am Tisch und trauten sich nicht, einen Mucks zu sagen. Ich frage mich nur, warum ich erst um halb drei im Bett war. Sicher, weil ich vor Hunger einfach keine Kraft mehr hatte, das Auto nach Hause zu bringen. Bei Ulrike könnt Ihr sehen und lesen, wie langweilig das Treffen war und findet auch alle Rezepte. Sivie hat auch alle gebloggten Rezepte in ihrem Bericht verlinkt.
Dass es langweilig und öde war, ist natürlich alles Blödsinn!
ORsi,deren Wohnung wir invasieren durften bei der wir diesmal aus organisatorischen Gründen kochten, war eine zauberhafte, charmante Gastgeberin. Ihre Kater ergriffen allerdings die Flucht - elf Weibsen waren ihnen wohl einfach zu viel. Ganz herzlichen Dank, dass wir bei Dir kochen durften, ORsi! Und einen Dank an die Nachbarin, die mit Stühlen, Geschirr undundund aushalf! Ein großer Dank geht ebenfalls an Anikó, die mit ORsi das Menü zusammenstellte. Beide werden demnächst die Rezepte, die noch nicht gebloggt sind, einstellen (und sie vorher für uns Nicht-Ungarn übersetzen ... hoffe ich jedenfalls ;o)). Hier der Link zu ORsis Bericht: *klick*
Nachdem wir die vier Treppen erklommen (warum hatte ich, als ich die Adresse hörte, nur sofort die Assoziation "Grindel + Altbau + bestimmt Dachgeschoss = kein Aufzug"?! *g*), gab's erst mal eine kleine Stärkung. Und auch für den Hunger vor dem Kochen, während des Kochens, nach dem Kochen und zwischendurch stand ein bisschen was bereit: Maisflöckchen, Salami, Pogatscherln mit Schafskäse (kleine gefüllte Teigknuddel) und Pogatscherln mit Grieben, Gewürzgurken, Marzipan-Quitten-Pralinen (von Mocat handgemacht), Brot, Paprikacreme ....
Ungarisch kochen geht natürlich nicht ohne homöopathisch dosierte Kleinstmengen an Paprika:
Nicht im Bild sind die unzähligen Sorten an Paprikapulver (edelsüß, rosenscharf, geräuchert ...) und das Rote Gold, ein Paprikamark, das ORsi für uns alle als Mitnehmsel besorgte. Kleiner Tipp für Hamburger: Das gibt es auch im Kaufhof ;o)
Gelegentlich gab's dann doch auch mal was zu essen.
Das Paprikaöl wird in den nächsten Tagen wohl eine ungeahnte Nachfrage erleben. Es war wirklich fein. Und erst diese Farbe!
Der Vorspeise folgten die Hauptgerichte.
Die richtige Kürbissorte, Spargelkürbis, hat es anscheinend noch nicht nördlicher als bis nach Österreich geschafft, so dass sich die hier lebenden Ungarn (und auch wir) mit Zucchini behelfen. Kürbis ist halt Kürbis ;o) Die drei mit uns am Tisch sitzenden Deutsch-Ungarinnen ließen Kindheitserinnerungen Revue passieren: Tökfözelék wird nämlich gerne in einer dicken Mehlschwitzenpampe serviert und ist dadurch ein Kinderschreck-Gericht. So haben wir es natürlich nicht gemacht! Das Kürbisgemüse war, wie alles andere an diesem Tag,gerade so essbar richtig lecker. Einige von uns dachten sofort an den Sommer und daran, dass dieses Gericht auch eine wunderbare kalte, erfrischende Suppe abgibt.
Wir saßen schweigend mit gesenkten Häuptern vor fast leeren Tellern, auf denen gelegentlich mal mikrige Speisen landeten. Unsere drei Blind Dates aus Hamburg und aus dem Siebengebirge saßen fremdelnd am Tisch und trauten sich nicht, einen Mucks zu sagen. Ich frage mich nur, warum ich erst um halb drei im Bett war. Sicher, weil ich vor Hunger einfach keine Kraft mehr hatte, das Auto nach Hause zu bringen. Bei Ulrike könnt Ihr sehen und lesen, wie langweilig das Treffen war und findet auch alle Rezepte. Sivie hat auch alle gebloggten Rezepte in ihrem Bericht verlinkt.
Dass es langweilig und öde war, ist natürlich alles Blödsinn!
ORsi,
Nachdem wir die vier Treppen erklommen (warum hatte ich, als ich die Adresse hörte, nur sofort die Assoziation "Grindel + Altbau + bestimmt Dachgeschoss = kein Aufzug"?! *g*), gab's erst mal eine kleine Stärkung. Und auch für den Hunger vor dem Kochen, während des Kochens, nach dem Kochen und zwischendurch stand ein bisschen was bereit: Maisflöckchen, Salami, Pogatscherln mit Schafskäse (kleine gefüllte Teigknuddel) und Pogatscherln mit Grieben, Gewürzgurken, Marzipan-Quitten-Pralinen (von Mocat handgemacht), Brot, Paprikacreme ....
Ungarisch kochen geht natürlich nicht ohne homöopathisch dosierte Kleinstmengen an Paprika:
Nicht im Bild sind die unzähligen Sorten an Paprikapulver (edelsüß, rosenscharf, geräuchert ...) und das Rote Gold, ein Paprikamark, das ORsi für uns alle als Mitnehmsel besorgte. Kleiner Tipp für Hamburger: Das gibt es auch im Kaufhof ;o)
Gelegentlich gab's dann doch auch mal was zu essen.
Das Paprikaöl wird in den nächsten Tagen wohl eine ungeahnte Nachfrage erleben. Es war wirklich fein. Und erst diese Farbe!
Der Vorspeise folgten die Hauptgerichte.
und einem irgendwie eigentlich nicht eingeplanten ungarischen Gurkensalat mit Paprikapulver.
Ich kannte bislang nur Gurkensalat mit Dill, die Kombi war also neu für mich. Gibt's bestimmt mal wieder. Öhm, Gurken - da war doch was? Ah ja, ich mag doch gar keine Gurke ... Echt nicht! Mensch, warum hat mir das gestern keiner gesagt?!Die richtige Kürbissorte, Spargelkürbis, hat es anscheinend noch nicht nördlicher als bis nach Österreich geschafft, so dass sich die hier lebenden Ungarn (und auch wir) mit Zucchini behelfen. Kürbis ist halt Kürbis ;o) Die drei mit uns am Tisch sitzenden Deutsch-Ungarinnen ließen Kindheitserinnerungen Revue passieren: Tökfözelék wird nämlich gerne in einer dicken Mehlschwitzenpampe serviert und ist dadurch ein Kinderschreck-Gericht. So haben wir es natürlich nicht gemacht! Das Kürbisgemüse war, wie alles andere an diesem Tag,
Einfach, schmackhaft und variabel. So kann man im Tomatensaft ein paar Hühnerbeine mitschmoren lassen oder Hack und hat dann eine komplette Hauptmahlzeit. Oder man isst einfach Brot dazu. Ein Klecks Schmand passt auch.
Damit keine darben muss, gab's zwischendurch noch eine Portion ungarischen Weißkohlsalat,
bevor es ans Dessert ging. Während der Brot-Mohn-Auflauf im Entstehen war,
wurde auf der anderen Seite der Küche schon an den Palatschinken gewerkelt. Gelegentlich konnte man den Eindruck haben, dass die Küche gut gefüllt war.
... gefolgt von Mákos guba – Brot-Mohn-Auflauf, bei dem ganz klar die Vanillesauce fehlte ;o) Und die beiden Esslöffel Honig, die uns unterschlagen wurden - der Auflauf war ja gar nicht süß ;o) Und Reis- oder Tapiokamehl für die Standfestigkeit fehlte ;o)
Lecker war's! Schön war's! Und als nach dem Essen Barbara ihre Gitarre holte, um ungarische Musik zu spielen und zu singen, hätte ich noch Stunden bleiben und zuhören können ... Erstaunt war ich über die Vielfalt der ungarischen Küche und über die Kunst, aus wenigen, einfache Zutaten ohne viel Aufwand so viel Schmackhaftes zu machen. Der Tag hat sicher nicht nur mein Bild der ungarischen Küche verändert.
Mal schauen, wann wir wieder zusammen kochen. Eigentlich soll's ja nach Österreich gehen. Wir sollten also in die Terminfindung einsteigen.
Freitag, 11. März 2011
„Ey, haste ma 'n Huhn?“ - Hausärztlich verordnete Hühnerbrühe
Ich mag meine Hausarztpraxis – sogar so sehr, dass ich lieber über eine halbe Stunde Busfahrt in Kauf nehme, als die Ärztinnen in unserer kleinen Straße zu konsultieren. Mein Hausarzt kocht gerne und empfiehlt, wann immer es geht, Naturheilmittel. Husten, Schnupfen, Fieber, Heiserkeit? Viel Ruhe, Fliederbeersaft, Thymiantee, Fenchelhonig, Hühnerbrühe … Letztere machte mir bislang Kopfzerbrechen. Ich esse klare Brühe nur aus Höflichkeit und koche sie nur für Gäste. Aber beim letzten Arzt-Besuch dachte ich mir, ich bin mal 'ne brave Patientin und koche Hühnerbrühe.
Da gab’s nur ein paar Probleme. Woher bekomme ich ein frisches Huhn? Ich kann ja schlecht den Gockel, der ohnehin meistens im Tiefkühler schlummert, in den Suppentopf werfen. Ich war kurz davor, unschuldige Ottensener Passanten zu belästigen: „Ey, haste ma 'n Huhn?“
Und was kommt noch in so 'ne Brühe außer Huhn? Ich brauche ein Smartphone, um immer und überall Rezepte googlen zu können, ganz klar. Mit meinem unverwüstlichen 5110 geht’s nicht. Aber Schwiegermutter hätte ich anrufen können. Die hätte mir gleich dieses Rezept aus der Februar-Ausgabe von essen & trinken nahe gelegt und wäre mit 'nem Henkelmann vorbei gekommen, denn Hühnerbrühe hat sie immer im Tiefkühler, falls mal jemand krank wird. So kaufte ich neben dem Huhn noch Suppengrün. Gewürze haben wir ohnehin zu Hause. Einen Geflügelhändler gibt es übrigens im Mercado, also quasi umme Ecke der Arztpraxis.
Tja, und dann begann das nächste Problem: So eine Hühnerbrühe braucht Zeit. In diesem Fall 4 bis 5 Stunden Zeit zum Köcheln und eine Nacht zum Kühlen, um anschließend entfettet zu werden. Meine Logik „Halbes Huhn = halbe Kochzeit“ führte zum still-verzweifelten Kopfschütteln beim Gatten, der ins Auto stieg und eine halbe Stunde später mit Erasco-Dosen wieder kam. Er hatte auch vergessen, dass seine Mutter Hühnerbrühe im Tiefkühler hat. Hm, Dose ist irgendwie nicht das Gleiche wie selbst gemachte Hühnerbrühe ... Außerdem stand ich ja nun mit einem halben Huhn da. Also gab’s keine Ausrede, ich mache Hühnerbrühe - Schwiegermutter hatte mich inzwischen an das e&t-Rezept erinnert. Las sich besser als aus meinem Dr. Oetker Schulkochbuch aus den 1950er Jahren.
Bei diesem e&t-Rezept irritierte mich unheimlich, dass das Huhn am Ende weggeworfen werden soll. Das können die doch nicht ernst meinen?! Das ist doch Dekadenz pur! Daraus kann man doch noch Hühnerfrikassee machen? Nee, kann man nicht. Das Huhn ist wirklich total ausgelaugt und bäh. Ich mochte noch nicht mal Fitzelchen davon in der Brühe haben. Die ist übrigens so lecker, dass ich sie pur trank. Freiwillig. Mit Nachschlag. Und ohne die Flädle als Einlage, die auf dem Foto noch zu sehen sind.
Grundrezept Hühnerbrühe (Quelle: essen & trinken, Heft 2/2011)
Zutaten für ca. 3 Liter Brühe:
1 Gemüsezwiebel
4 Nelken
1 Bund glatte Petersilie
6 Stängel Thymian
1 Lorbeerblatt
½ Suppenhuhn (ca. 1,3 kg - im Original ein ganzes Huhn)
1 EL schwarze Pfefferkörner
5 Wacholderbeeren
1 EL Salz (im Original 2 EL)
1 Bund Suppengrün (Lauch, Wurzeln, Petersilienwurzel, ¼ Knollensellerie)
Zubereitung:
Die losen Schalen der Zwiebel entfernen. Zwiebel waschen, halbierten und mit den Schnittstellen in einer heißen Pfanne ohne Fett hellbraun rösten.
Währenddessen Petersilie, Thymian und Lorbeerblatt zu einem Bouquet garni zusammenbinden und dieses mit den Zwiebelhälften, Nelken, Pfefferkörnern, Wachholderbeeren und dem halben Huhn in einen großen Topf geben. Mit etwa 4,5 Liter kaltem Wasser auffüllen (im Original: 9 Liter). Langsam alles aufkochen lassen, Hitze reduzieren und etwa 4 Stunden mit halb geöffnetem Deckel leise köcheln lassen.
Nach 4 Stunden das Suppengrün waschen, putzen, in grobe Stücke schneiden und in den Topf geben. Aufkochen lassen und alles noch mal ca. 1 Stunde köcheln lassen.
Zwiebeln, Gemüse und Gewürze mit einer Schaumkelle so weit wie möglich entfernen. Das Huhn in der Brühe lassen. Abkühlen lassen und über Nacht kalt stellen.
Am nächsten Tag mit einem Schaumlöffel und / oder Küchenkrepp das Fett auf der Oberfläche der Brühe vorsichtig entfernen. Die brühe mit dem Huhn noch einmal aufkochen. Das Huhn entsorgen - es ist komplett ausgekocht und schmeckt nicht mehr. Ganz sicher! Glaubt mir, ich hab's probiert! Die Brühe durch ein mit einem sauberen Tuch ausgelegtes Sieb in einen anderen Topf gießen. Nochmals kurz aufkochen und ggf. nachsalzen. Die erste Portion noch heiß genießen, mit etwas frischem Schnittlauch und Flädle, Backerbsen oder kleinen Nudeln. Die restliche Brühe portionsweise einfrieren, um für den Rest der Erkältungssaison gewappnet zu sein.
Da gab’s nur ein paar Probleme. Woher bekomme ich ein frisches Huhn? Ich kann ja schlecht den Gockel, der ohnehin meistens im Tiefkühler schlummert, in den Suppentopf werfen. Ich war kurz davor, unschuldige Ottensener Passanten zu belästigen: „Ey, haste ma 'n Huhn?“
Und was kommt noch in so 'ne Brühe außer Huhn? Ich brauche ein Smartphone, um immer und überall Rezepte googlen zu können, ganz klar. Mit meinem unverwüstlichen 5110 geht’s nicht. Aber Schwiegermutter hätte ich anrufen können. Die hätte mir gleich dieses Rezept aus der Februar-Ausgabe von essen & trinken nahe gelegt und wäre mit 'nem Henkelmann vorbei gekommen, denn Hühnerbrühe hat sie immer im Tiefkühler, falls mal jemand krank wird. So kaufte ich neben dem Huhn noch Suppengrün. Gewürze haben wir ohnehin zu Hause. Einen Geflügelhändler gibt es übrigens im Mercado, also quasi umme Ecke der Arztpraxis.
Tja, und dann begann das nächste Problem: So eine Hühnerbrühe braucht Zeit. In diesem Fall 4 bis 5 Stunden Zeit zum Köcheln und eine Nacht zum Kühlen, um anschließend entfettet zu werden. Meine Logik „Halbes Huhn = halbe Kochzeit“ führte zum still-verzweifelten Kopfschütteln beim Gatten, der ins Auto stieg und eine halbe Stunde später mit Erasco-Dosen wieder kam. Er hatte auch vergessen, dass seine Mutter Hühnerbrühe im Tiefkühler hat. Hm, Dose ist irgendwie nicht das Gleiche wie selbst gemachte Hühnerbrühe ... Außerdem stand ich ja nun mit einem halben Huhn da. Also gab’s keine Ausrede, ich mache Hühnerbrühe - Schwiegermutter hatte mich inzwischen an das e&t-Rezept erinnert. Las sich besser als aus meinem Dr. Oetker Schulkochbuch aus den 1950er Jahren.
Bei diesem e&t-Rezept irritierte mich unheimlich, dass das Huhn am Ende weggeworfen werden soll. Das können die doch nicht ernst meinen?! Das ist doch Dekadenz pur! Daraus kann man doch noch Hühnerfrikassee machen? Nee, kann man nicht. Das Huhn ist wirklich total ausgelaugt und bäh. Ich mochte noch nicht mal Fitzelchen davon in der Brühe haben. Die ist übrigens so lecker, dass ich sie pur trank. Freiwillig. Mit Nachschlag. Und ohne die Flädle als Einlage, die auf dem Foto noch zu sehen sind.
Grundrezept Hühnerbrühe (Quelle: essen & trinken, Heft 2/2011)
Zutaten für ca. 3 Liter Brühe:
1 Gemüsezwiebel
4 Nelken
1 Bund glatte Petersilie
6 Stängel Thymian
1 Lorbeerblatt
½ Suppenhuhn (ca. 1,3 kg - im Original ein ganzes Huhn)
1 EL schwarze Pfefferkörner
5 Wacholderbeeren
1 EL Salz (im Original 2 EL)
1 Bund Suppengrün (Lauch, Wurzeln, Petersilienwurzel, ¼ Knollensellerie)
Zubereitung:
Die losen Schalen der Zwiebel entfernen. Zwiebel waschen, halbierten und mit den Schnittstellen in einer heißen Pfanne ohne Fett hellbraun rösten.
Währenddessen Petersilie, Thymian und Lorbeerblatt zu einem Bouquet garni zusammenbinden und dieses mit den Zwiebelhälften, Nelken, Pfefferkörnern, Wachholderbeeren und dem halben Huhn in einen großen Topf geben. Mit etwa 4,5 Liter kaltem Wasser auffüllen (im Original: 9 Liter). Langsam alles aufkochen lassen, Hitze reduzieren und etwa 4 Stunden mit halb geöffnetem Deckel leise köcheln lassen.
Nach 4 Stunden das Suppengrün waschen, putzen, in grobe Stücke schneiden und in den Topf geben. Aufkochen lassen und alles noch mal ca. 1 Stunde köcheln lassen.
Zwiebeln, Gemüse und Gewürze mit einer Schaumkelle so weit wie möglich entfernen. Das Huhn in der Brühe lassen. Abkühlen lassen und über Nacht kalt stellen.
Am nächsten Tag mit einem Schaumlöffel und / oder Küchenkrepp das Fett auf der Oberfläche der Brühe vorsichtig entfernen. Die brühe mit dem Huhn noch einmal aufkochen. Das Huhn entsorgen - es ist komplett ausgekocht und schmeckt nicht mehr. Ganz sicher! Glaubt mir, ich hab's probiert! Die Brühe durch ein mit einem sauberen Tuch ausgelegtes Sieb in einen anderen Topf gießen. Nochmals kurz aufkochen und ggf. nachsalzen. Die erste Portion noch heiß genießen, mit etwas frischem Schnittlauch und Flädle, Backerbsen oder kleinen Nudeln. Die restliche Brühe portionsweise einfrieren, um für den Rest der Erkältungssaison gewappnet zu sein.
Montag, 7. März 2011
Mal schnell 'n Frage an die, die Sonnabend mit uns kochen
Wir grübeln gerade über die Anzahl der Hühnerkeulen.
Wer von Euch ist eigentlich Vegetarier oder isst kein Huhn?
Bitte möglichst schnell melden - ich bestellen die Keulen am Mittwoch.
Irgendwie habe ich den Eindruck, die eingeplanten Vegetarier kommen gar nicht ...
Und das haben wir Sonnabend vor: *klick*
Wer von Euch ist eigentlich Vegetarier oder isst kein Huhn?
Bitte möglichst schnell melden - ich bestellen die Keulen am Mittwoch.
Irgendwie habe ich den Eindruck, die eingeplanten Vegetarier kommen gar nicht ...
Und das haben wir Sonnabend vor: *klick*
Sonntag, 6. März 2011
Kochen entspannt? Alles Lüge! Kochen ist Stress pur!
„Meine Rede seit Jahren, suche Dir einen netten, normalen Koch und mache Kurse zu vernünftigen Preisen“, meint Bushi, als ich ihr begeistert vom Auftakt des „Kochclubs für Ambitionierte“ erzählte, an dem ich in den nächsten drei Monaten in der VHS Barmbek teilnehme.
Im Vorfeld hatte ich mir einige Gedanken gemacht. Bin ich schon reif für einen Club ambitionierter Hobbyköche? Ich, die ohne Rezept noch nicht mal Wasser kochen kann? Von Fleisch, Fisch und so ziemlich allem anderen mal ganz abgesehen. Was ist ein ambitionierter Hobbykoch? Also, unter Küchenschlacht-Gewinner geht da mal nichts, das war klar für mich. Na gut, die Teilnahme am perfekten Dinner ließe ich notfalls noch gelten – wenn’s damals war, in der Frühphase, als es den Teilnehmern noch ums Kochen ging und nicht um die Selbstvermarktung. Oder das wöchentliche Absolvieren von Kochkursen bei Sterneköchen. Trifft alles nicht auf mich zu. Gehöre ich also schon in so einen Kurs? Nach einigen schlaflosen Nächten kam ich zu dem Ergebnis, irgendwann mal anfangen zu müssen … Also habe ich allen Mut zusammengenommen und mich angemeldet. Und bin auf der Warteliste gelandet.
Na gut, sollte halt nicht sein. Suche ich mir halt was anderes … Gwexens Ostermenü-Vorkochen in Neumarkt zum Beispiel. Oder eines der legendären Kochtreffen in Bad Honnef , in das man einheiraten muss und mindestens zwei Teilnehmer mit gutem Leumund als Bürgen braucht. Und schwupps landete ich auf den nächsten beiden Wartelisten.
Dann ging’s Schlag auf Schlag. Kaum rückte ich von Gwexens Warte- auf die Teilnehmerliste, geschah das Gleiche beim Kochclub für Ambitionierte. Okay, kochen wir also Sonnabend inFranken der Oberpfalz und Sonntag in Hamburg … Mit 'nem Flieger ist das zu schaffen, und irgendjemand würde mich schon vom / zum Münchner Flughafen shutteln … Aber was ist, wenn die Piloten streiken? Es schneit? Kann ja im März durchaus passieren. Die Sonne eruptiert? Ist vielleicht doch zu riskant … Also sagte ich Gwex schweren Herzens ab.
Tja, und kaum zurück vom ersten Kochclubtreffen, erwarteten mich nicht nur geschmacksfädenziehende Fotos und begeisterte Berichte aus Neumarkt, sondern auch die Nachricht, dass ich in Bad Honnef mit dabei bin. Ich werd’ nicht mehr! Wo ist der Schnaps? Wehe, im April streiken Piloten, fallen Schneeflocken oder eruptieren Sonnen! Nix da! Sonnabend koche ich in BH und Sonntag in HH. Basta! Und Montag falle ich ins Koma! Zwischendrin blogge ich … Bei beiden Events habe ich übrigens noch viel mehr Muffensausen, ob mein Kochkönnen überhaupt reicht. Aber bei beiden weiß ich auch, dass Spülhilfen und Postenputzer gebraucht werden. Abwaschen und Posten putzen kann ich sehr ambitioniert.
Und in den nächsten Wochen bin ich damit beschäftigt, die diversen Kochtreffen abzuarbeiten … Beginnen wir mit dem heutigen Kochclub für Ambitionierte unter der Leitung von Volker Werth in der VHS Hamburg-Barmbek. Da wurde ein anderes Tempo vorgelegt als bei unseren gemütlichen Kochtreffen, galt es doch, zwischen 14.00 Uhr und 17.45 Uhr vier Gänge zuzubereiten. Also nichts mit langsamem Einfinden in Küche und Lebensmittel, mit dem Klönschnack, dem Diskutieren der Rezepte … Nee, hier ging’s Schlag auf Schlag. War für mich anfänglich ein wenig irritierend, ist aber nur logisch, denn anders ist das Menü in der Kürze der Zeit nicht zu schaffen. Zwischendrin gab’s Tricks und Kniffe zum richtigen Grillen im Backofen; lernten wir Kartoffeln kochen; eine Masse zur Rose abziehen, Pfannen so zu schwenken, dass Frauen beeindruckt sind; Zwiebeln schneiden und diverse Schnitttechniken; das Bändigen des Dressiersacks; Warenkunde und dass Schokolade besser mit einem Stich Butter geschmolzen wird; hörten Erfahrungen und Anekdoten aus dem Alltag eines gestandenen Profikochs … Der Rest war wie bei unseren Treffen: Man puzzelt so vor sich hin, und plötzlich schreit’s von Irgendwoher: „Essen ist fertig!“ Hier allerdings ergänzt um „Wo ist der Service? Und warum steht Ihr alle hinter dem Pass?!“
Ein rundum gelungener Nachmittag, der viel zu schnell um war. Ich freue mich schon auf das nächste Mal und bin gespannt auf das Menü. Es gibt Filet Wellington und irgendwas mit Roter Bete, das habe ich mir gemerkt. Ansonsten habe ich mich schon für den nächsten Kurs bei Volker angemeldet, denn wie sagt Bushi: „Freu Dich, dass Du einen kompetenten Dozenten gefunden hast, der Dir liegt. Der wichtige erste Schritt liegt hinter Dir, und künftig wird einfach das VHS-Programm nach seinem Namen selektiert …“
Ich hoffe, der arme Kerl bekommt jetzt keine Angst …
Und jetzt buche ich einen Flug für Bad Honnef ... Und kümmere mich um die Einkaufsliste unseres nächsten Kochtreffens …
Aber vorher gibt es für Euch die Foto-Impressionen des ersten Treffens des Kochclubs für Ambitionierte:
Nein, das ist nicht die Aufstellung, mit der Pauli den Klassenerhalt schaffen will. Das sind Erläuterungen zum richtigen Grillen im Backofen, zum richtigen Kartoffelkochen, zum Anordnen des Hauptganges auf dem Teller und eine Endivie. Später kam noch eine Artischocke dazu.
Birnen-Gorgonzola-Salat mit Parmesansegel (und, nicht im Bild, eine Allergietablette für mich ;o))
Gratinierte Miesmuscheln - die Allergietablette hat sich gelohnt *g*
Rouladen von Hähnchenbrust mit Petersilien-Farce, Herzoginkartoffeln und Marsala-Möhren. Die Petersilien-Ölflecken-Deko stammt übrigens von mir. Vielleicht lerne ich es in diesem Kurs ja doch noch mal, so anzurichten, dass man sich nicht automatisch an einen Autounfall erinnert fühlt ...
Tiramisù mit selbstgemachter Schokoladendeko, Rotweinbirnen und schokolierter Physallis. Und ich schreibe hundert Mal an die Tafel: Erst die Eigelb-Zucker-Masse zur Rose abziehen, dann Mascarpone, Gelatine und Eischnee unterziehen … Weiß ich doch eigentlich von meinem eigenen Tiramisù-Rezept, auch wenn das ohne Wasserbad und Gelatine auskommt … Aber ich musste meinem Nick mal wieder alle Ehre machen … Lecker war’s trotzdem, obwohl der Fluff-Faktor fehlte …
Im Vorfeld hatte ich mir einige Gedanken gemacht. Bin ich schon reif für einen Club ambitionierter Hobbyköche? Ich, die ohne Rezept noch nicht mal Wasser kochen kann? Von Fleisch, Fisch und so ziemlich allem anderen mal ganz abgesehen. Was ist ein ambitionierter Hobbykoch? Also, unter Küchenschlacht-Gewinner geht da mal nichts, das war klar für mich. Na gut, die Teilnahme am perfekten Dinner ließe ich notfalls noch gelten – wenn’s damals war, in der Frühphase, als es den Teilnehmern noch ums Kochen ging und nicht um die Selbstvermarktung. Oder das wöchentliche Absolvieren von Kochkursen bei Sterneköchen. Trifft alles nicht auf mich zu. Gehöre ich also schon in so einen Kurs? Nach einigen schlaflosen Nächten kam ich zu dem Ergebnis, irgendwann mal anfangen zu müssen … Also habe ich allen Mut zusammengenommen und mich angemeldet. Und bin auf der Warteliste gelandet.
Na gut, sollte halt nicht sein. Suche ich mir halt was anderes … Gwexens Ostermenü-Vorkochen in Neumarkt zum Beispiel. Oder eines der legendären Kochtreffen in Bad Honnef , in das man einheiraten muss und mindestens zwei Teilnehmer mit gutem Leumund als Bürgen braucht. Und schwupps landete ich auf den nächsten beiden Wartelisten.
Dann ging’s Schlag auf Schlag. Kaum rückte ich von Gwexens Warte- auf die Teilnehmerliste, geschah das Gleiche beim Kochclub für Ambitionierte. Okay, kochen wir also Sonnabend in
Tja, und kaum zurück vom ersten Kochclubtreffen, erwarteten mich nicht nur geschmacksfädenziehende Fotos und begeisterte Berichte aus Neumarkt, sondern auch die Nachricht, dass ich in Bad Honnef mit dabei bin. Ich werd’ nicht mehr! Wo ist der Schnaps? Wehe, im April streiken Piloten, fallen Schneeflocken oder eruptieren Sonnen! Nix da! Sonnabend koche ich in BH und Sonntag in HH. Basta! Und Montag falle ich ins Koma! Zwischendrin blogge ich … Bei beiden Events habe ich übrigens noch viel mehr Muffensausen, ob mein Kochkönnen überhaupt reicht. Aber bei beiden weiß ich auch, dass Spülhilfen und Postenputzer gebraucht werden. Abwaschen und Posten putzen kann ich sehr ambitioniert.
Und in den nächsten Wochen bin ich damit beschäftigt, die diversen Kochtreffen abzuarbeiten … Beginnen wir mit dem heutigen Kochclub für Ambitionierte unter der Leitung von Volker Werth in der VHS Hamburg-Barmbek. Da wurde ein anderes Tempo vorgelegt als bei unseren gemütlichen Kochtreffen, galt es doch, zwischen 14.00 Uhr und 17.45 Uhr vier Gänge zuzubereiten. Also nichts mit langsamem Einfinden in Küche und Lebensmittel, mit dem Klönschnack, dem Diskutieren der Rezepte … Nee, hier ging’s Schlag auf Schlag. War für mich anfänglich ein wenig irritierend, ist aber nur logisch, denn anders ist das Menü in der Kürze der Zeit nicht zu schaffen. Zwischendrin gab’s Tricks und Kniffe zum richtigen Grillen im Backofen; lernten wir Kartoffeln kochen; eine Masse zur Rose abziehen, Pfannen so zu schwenken, dass Frauen beeindruckt sind; Zwiebeln schneiden und diverse Schnitttechniken; das Bändigen des Dressiersacks; Warenkunde und dass Schokolade besser mit einem Stich Butter geschmolzen wird; hörten Erfahrungen und Anekdoten aus dem Alltag eines gestandenen Profikochs … Der Rest war wie bei unseren Treffen: Man puzzelt so vor sich hin, und plötzlich schreit’s von Irgendwoher: „Essen ist fertig!“ Hier allerdings ergänzt um „Wo ist der Service? Und warum steht Ihr alle hinter dem Pass?!“
Ein rundum gelungener Nachmittag, der viel zu schnell um war. Ich freue mich schon auf das nächste Mal und bin gespannt auf das Menü. Es gibt Filet Wellington und irgendwas mit Roter Bete, das habe ich mir gemerkt. Ansonsten habe ich mich schon für den nächsten Kurs bei Volker angemeldet, denn wie sagt Bushi: „Freu Dich, dass Du einen kompetenten Dozenten gefunden hast, der Dir liegt. Der wichtige erste Schritt liegt hinter Dir, und künftig wird einfach das VHS-Programm nach seinem Namen selektiert …“
Ich hoffe, der arme Kerl bekommt jetzt keine Angst …
Und jetzt buche ich einen Flug für Bad Honnef ... Und kümmere mich um die Einkaufsliste unseres nächsten Kochtreffens …
Aber vorher gibt es für Euch die Foto-Impressionen des ersten Treffens des Kochclubs für Ambitionierte:
Nein, das ist nicht die Aufstellung, mit der Pauli den Klassenerhalt schaffen will. Das sind Erläuterungen zum richtigen Grillen im Backofen, zum richtigen Kartoffelkochen, zum Anordnen des Hauptganges auf dem Teller und eine Endivie. Später kam noch eine Artischocke dazu.
Birnen-Gorgonzola-Salat mit Parmesansegel (und, nicht im Bild, eine Allergietablette für mich ;o))
Gratinierte Miesmuscheln - die Allergietablette hat sich gelohnt *g*
Rouladen von Hähnchenbrust mit Petersilien-Farce, Herzoginkartoffeln und Marsala-Möhren. Die Petersilien-Ölflecken-Deko stammt übrigens von mir. Vielleicht lerne ich es in diesem Kurs ja doch noch mal, so anzurichten, dass man sich nicht automatisch an einen Autounfall erinnert fühlt ...
Tiramisù mit selbstgemachter Schokoladendeko, Rotweinbirnen und schokolierter Physallis. Und ich schreibe hundert Mal an die Tafel: Erst die Eigelb-Zucker-Masse zur Rose abziehen, dann Mascarpone, Gelatine und Eischnee unterziehen … Weiß ich doch eigentlich von meinem eigenen Tiramisù-Rezept, auch wenn das ohne Wasserbad und Gelatine auskommt … Aber ich musste meinem Nick mal wieder alle Ehre machen … Lecker war’s trotzdem, obwohl der Fluff-Faktor fehlte …
Samstag, 5. März 2011
„Eten, slopen, supen, …
… langsoom gohn un pupen - dat sleit an“, stand auf einer Postkarte, die P., unser amerikanischer Gastschüler, in den 1980er Jahren in einem Postkartenständer am Niendorfer Ostseestrand entdeckte.
Es war weniger das Wohrwoort, das P.s Aufmerksamkeit erregte, sondern das Bild eines bierbäuchigen, mit Melone und Spazierstock ausgestatteten Mannes, aus dessen Achtersteven kleine Wölkchen kamen. Wir mussten ihm das Sprichwort übersetzen und ihm die korrekte Aussprache beibringen.
Für den Rest seines Aufenthaltes meldete sich P. gerne unerwartet zu passenden und unpassenden Gelegenheiten mit diesem Sprichwort zu Wort; und als wir seine fränkische Verwandtschaft besuchten, musste auch sie die Aussprache und Bedeutung lernen ...
Dusseligerweise hat sich dieses Wohrwoort wie eine Hirnschnecke bei mir festgesetzt, und jedes Mal, wenn wir an die Ostsee fahren, kommt es mir wieder in den Sinn. Zum Glück sind wir mehr der Nordseetyp … Dennoch, Ende Februar, zum Hochzeitstag, geht’s gerne nach Hohwacht, wenn’s die Arbeit zulässt oder wir nicht nach Berlin fahren.
Das Ziel war vor sechs Jahren eher Zufall. Beim Hotel überzeugte mich neben Langschläferfrühstück und großem Wellnessbereich, dass wir das Appartement freitags schon ab 11 Uhr und sonntags bis 18 Uhr nutzen können – drei ganze Tage Auszeit, sozusagen.
Beim ersten Besuch landeten wir zufällig im Ristaurante Basilico, eines der wenigen außer den Hotelrestaurants, das so früh im Jahr schon geöffnet war und das einzige, bei dem uns die Speisekarte ansprach. Dass das Lokal geöffnet war, lag wohl an einer Gruppe, die dort feierte – bei den Folgebesuchen war es Ende Februar leider noch geschlossen. Vitello tonnato, hausgemachte Nudeln, Panna Cotta, viel Wein … lecker! Dass da zwei sind, die gerne eten un supen, merkte auch der kochende Wirt mit Doktortitel und landete irgendwann samt einer ominösen Flasche selbstgebrannten Grappas bei uns am Tisch. Der nächste Tag begann seltsam nebelig …
Abends aßen wir im Hotelrestaurant, da das Arrangement auch ein Menü beinhaltet. Putzigerweise gab’s wieder Vitello und Panna. Mehr entsinne ich nicht – nein, das liegt nicht am zu vielen Supen, sondern daran, dass ich damals noch nicht bloggte und mir nicht die Details merkte, sondern nur das Endergebnis: Lecker war’s. Der Abend klang bei Hochgeistigem im Kaminzimmer aus.
Kurze Zeit später bekam der Küchenchef eine Feinschmeckerempfehlung und suchte sich eine andere Wirkungsstätte. Sein Fehlen und dass der Restaurantleitung, die auch wechselte, merkten wir beim nächsten Besuch schon beim Frühstück schmerzlich. Beim Abendessen zeigte sich dann die ganze Katastrophe. Und das Menü erinnere ich noch sehr gut … Breiten wir besser den Mantel des Schweigens drüber … Aber seitdem verstehe ich, warum Schwiegermutter so eindringlich vor schlecht beleuchteten Lokalen warnt. Wir waren froh, das Elend nur zu schmecken, nicht in voller Pracht sehen zu müssen. Vor der Abreise nutzte ich den ausliegenden Fragebogen sehr intensiv …
Im Dezember kündigte der Gatte an, er wolle wieder nach Hohwacht. Dort hatte inzwischen wieder der Küchenchef gewechselt. Thorsten Scheffauer kehrte nach Wanderjahren ins Hotel zurück und richtete die Küche neu aus. Eine neue Restaurantleitung gibt es mit Kirsten Kessler ebenfalls. Und diesmal fiel die Veränderung auch schon beim Frühstück auf – positiv. Unter Scheffauer hat sich das Hotel dem Verband Feinheimisch angeschlossen, so dass mindestens 60 Prozent der Produkte für Speisen und Getränke aus der Region kommen. Auf dem Büfett stehen Schildchen, die Auskunft darüber geben, dass Marmeladen und Honig vom Honig-Hof Göken kommen, dass der Kam’n Bär ;o) vom Hof Berg ist, die wunderbare Rosen-Marmelade vom Rosengarten am Deich undundund. Unverändert gibt es Fleisch und Wurst von Galloways, die auf umliegenden Höfen gezüchtet werden.
Der Gatte sorgte dafür, dass ich alles notierte, was ihm schmeckte, und mich zu Hause auf die Suche nach den Herstellern machte. Ich werde demnächst Marmelade bei Göken bestellen – falls ich für jemanden was mitbestellen kann, sagt Bescheid, dann brauche ich nicht für ein Glas Marmelade Versandkosten zahlen, sondern wir teilen sie uns. Die Rosenmarmelade kann man sogar im Hotel kaufen – klar, dass welche mit wollte.
Im Rahmen des Arrangements gibt es inzwischen abends ein Büfett, kein Menü. Zusätzlich gibt es den à-la-Carte-Betrieb. Eine gute Lösung. Auf dem Büfett waren Platten mit Lachs, Matjes, Roastbeef in verschiedenen Gargraden; Salate in vielen Variationen; Schweinefilet oder Lachs mit Spinat als Hauptgänge; Apple Crumble, Mousse au chocolat, Straciatellacreme und Pfefferkirschen zum Dessert … Da ich Fotografier-Verbot hatte, gibt’s keine Bilder, also glaubt mir einfach, dass alles durch die Bank appetitlich angerichtet und lecker war. Und der Gatte gab zum Nachbacken Apple Crumble in Auftrag. Falls also jemand ein gutes Rezept hat: Gerne her damit.
Freitag Abend wollten wir eigentlich bei PUR in Lütjenburg essen. Wir freuten uns schon auf Tafelspitz und Sauerbraten. Allerdings kämpfte ich schon einige Tage mit einer Bronchitis und lag Freitag gleich nach der Ankunft mit Fieber im Bett. Zum Glück ist der Gatte genügsam und hatte Schinken und Käse (Mitbringsel von Bekannten aus Spanien) und Dosenwürstchen eingepackt. Die waren zwar eigentlich als Notfallverpflegung gedacht, falls das Hotelessen wieder ein Desaster ist, aber wir reisen ja immer mit Kompanieverpflegung. Im Notfall hätte es also auch noch für den nächsten Tag gereicht. Sonnabend kauften wir dann Kuchen bei PUR – und einige andere Kleinigkeiten. Auf dem Rückweg am Sonntag hielten wir dort ebenfalls und nahmen noch mal Kuchen mit. Falls Ihr in der Gegend seit: Unbedingt vorbei schauen! Für uns gab’s Tartes aus Schokolade, mit Apfel, Birne, Walnuss und Lemon Curd.
Ansonsten gab’s das bei uns übliche Programm: Nach der Ankunft durch den Ort bummeln; schmunzeln, dass es ausgerechnet hier, wo es so flach ist, dass man montags sieht, wer sonntags zum Tee kommt, einen Edeka namens Alpen gibt; dann rechts an der Ostsee lang und nachmittags links und zwischendrin über die gefrorene Gischt staunen. Am nächsten Tag geht’s zur Abwechslung morgens links runter und nachmittags rechts, und am dritten Tag beginnen wir von vorn. Dazwischen geht’s nach Lütjenburg, oder, wenn wir ganz viel Lust zum Einkaufsbummeln haben und abenteuerlustig sind, nach Kiel. Zum Aufwärmen ist der Wellnessbereich da, und abgasfreie Ostseeluft macht außerdem so was von müde … Ich freue mich schon auf den nächsten Hochzeitstag in Hohwacht.
Es war weniger das Wohrwoort, das P.s Aufmerksamkeit erregte, sondern das Bild eines bierbäuchigen, mit Melone und Spazierstock ausgestatteten Mannes, aus dessen Achtersteven kleine Wölkchen kamen. Wir mussten ihm das Sprichwort übersetzen und ihm die korrekte Aussprache beibringen.
Für den Rest seines Aufenthaltes meldete sich P. gerne unerwartet zu passenden und unpassenden Gelegenheiten mit diesem Sprichwort zu Wort; und als wir seine fränkische Verwandtschaft besuchten, musste auch sie die Aussprache und Bedeutung lernen ...
Dusseligerweise hat sich dieses Wohrwoort wie eine Hirnschnecke bei mir festgesetzt, und jedes Mal, wenn wir an die Ostsee fahren, kommt es mir wieder in den Sinn. Zum Glück sind wir mehr der Nordseetyp … Dennoch, Ende Februar, zum Hochzeitstag, geht’s gerne nach Hohwacht, wenn’s die Arbeit zulässt oder wir nicht nach Berlin fahren.
Das Ziel war vor sechs Jahren eher Zufall. Beim Hotel überzeugte mich neben Langschläferfrühstück und großem Wellnessbereich, dass wir das Appartement freitags schon ab 11 Uhr und sonntags bis 18 Uhr nutzen können – drei ganze Tage Auszeit, sozusagen.
Beim ersten Besuch landeten wir zufällig im Ristaurante Basilico, eines der wenigen außer den Hotelrestaurants, das so früh im Jahr schon geöffnet war und das einzige, bei dem uns die Speisekarte ansprach. Dass das Lokal geöffnet war, lag wohl an einer Gruppe, die dort feierte – bei den Folgebesuchen war es Ende Februar leider noch geschlossen. Vitello tonnato, hausgemachte Nudeln, Panna Cotta, viel Wein … lecker! Dass da zwei sind, die gerne eten un supen, merkte auch der kochende Wirt mit Doktortitel und landete irgendwann samt einer ominösen Flasche selbstgebrannten Grappas bei uns am Tisch. Der nächste Tag begann seltsam nebelig …
Abends aßen wir im Hotelrestaurant, da das Arrangement auch ein Menü beinhaltet. Putzigerweise gab’s wieder Vitello und Panna. Mehr entsinne ich nicht – nein, das liegt nicht am zu vielen Supen, sondern daran, dass ich damals noch nicht bloggte und mir nicht die Details merkte, sondern nur das Endergebnis: Lecker war’s. Der Abend klang bei Hochgeistigem im Kaminzimmer aus.
Kurze Zeit später bekam der Küchenchef eine Feinschmeckerempfehlung und suchte sich eine andere Wirkungsstätte. Sein Fehlen und dass der Restaurantleitung, die auch wechselte, merkten wir beim nächsten Besuch schon beim Frühstück schmerzlich. Beim Abendessen zeigte sich dann die ganze Katastrophe. Und das Menü erinnere ich noch sehr gut … Breiten wir besser den Mantel des Schweigens drüber … Aber seitdem verstehe ich, warum Schwiegermutter so eindringlich vor schlecht beleuchteten Lokalen warnt. Wir waren froh, das Elend nur zu schmecken, nicht in voller Pracht sehen zu müssen. Vor der Abreise nutzte ich den ausliegenden Fragebogen sehr intensiv …
Im Dezember kündigte der Gatte an, er wolle wieder nach Hohwacht. Dort hatte inzwischen wieder der Küchenchef gewechselt. Thorsten Scheffauer kehrte nach Wanderjahren ins Hotel zurück und richtete die Küche neu aus. Eine neue Restaurantleitung gibt es mit Kirsten Kessler ebenfalls. Und diesmal fiel die Veränderung auch schon beim Frühstück auf – positiv. Unter Scheffauer hat sich das Hotel dem Verband Feinheimisch angeschlossen, so dass mindestens 60 Prozent der Produkte für Speisen und Getränke aus der Region kommen. Auf dem Büfett stehen Schildchen, die Auskunft darüber geben, dass Marmeladen und Honig vom Honig-Hof Göken kommen, dass der Kam’n Bär ;o) vom Hof Berg ist, die wunderbare Rosen-Marmelade vom Rosengarten am Deich undundund. Unverändert gibt es Fleisch und Wurst von Galloways, die auf umliegenden Höfen gezüchtet werden.
Der Gatte sorgte dafür, dass ich alles notierte, was ihm schmeckte, und mich zu Hause auf die Suche nach den Herstellern machte. Ich werde demnächst Marmelade bei Göken bestellen – falls ich für jemanden was mitbestellen kann, sagt Bescheid, dann brauche ich nicht für ein Glas Marmelade Versandkosten zahlen, sondern wir teilen sie uns. Die Rosenmarmelade kann man sogar im Hotel kaufen – klar, dass welche mit wollte.
Im Rahmen des Arrangements gibt es inzwischen abends ein Büfett, kein Menü. Zusätzlich gibt es den à-la-Carte-Betrieb. Eine gute Lösung. Auf dem Büfett waren Platten mit Lachs, Matjes, Roastbeef in verschiedenen Gargraden; Salate in vielen Variationen; Schweinefilet oder Lachs mit Spinat als Hauptgänge; Apple Crumble, Mousse au chocolat, Straciatellacreme und Pfefferkirschen zum Dessert … Da ich Fotografier-Verbot hatte, gibt’s keine Bilder, also glaubt mir einfach, dass alles durch die Bank appetitlich angerichtet und lecker war. Und der Gatte gab zum Nachbacken Apple Crumble in Auftrag. Falls also jemand ein gutes Rezept hat: Gerne her damit.
Freitag Abend wollten wir eigentlich bei PUR in Lütjenburg essen. Wir freuten uns schon auf Tafelspitz und Sauerbraten. Allerdings kämpfte ich schon einige Tage mit einer Bronchitis und lag Freitag gleich nach der Ankunft mit Fieber im Bett. Zum Glück ist der Gatte genügsam und hatte Schinken und Käse (Mitbringsel von Bekannten aus Spanien) und Dosenwürstchen eingepackt. Die waren zwar eigentlich als Notfallverpflegung gedacht, falls das Hotelessen wieder ein Desaster ist, aber wir reisen ja immer mit Kompanieverpflegung. Im Notfall hätte es also auch noch für den nächsten Tag gereicht. Sonnabend kauften wir dann Kuchen bei PUR – und einige andere Kleinigkeiten. Auf dem Rückweg am Sonntag hielten wir dort ebenfalls und nahmen noch mal Kuchen mit. Falls Ihr in der Gegend seit: Unbedingt vorbei schauen! Für uns gab’s Tartes aus Schokolade, mit Apfel, Birne, Walnuss und Lemon Curd.
Ansonsten gab’s das bei uns übliche Programm: Nach der Ankunft durch den Ort bummeln; schmunzeln, dass es ausgerechnet hier, wo es so flach ist, dass man montags sieht, wer sonntags zum Tee kommt, einen Edeka namens Alpen gibt; dann rechts an der Ostsee lang und nachmittags links und zwischendrin über die gefrorene Gischt staunen. Am nächsten Tag geht’s zur Abwechslung morgens links runter und nachmittags rechts, und am dritten Tag beginnen wir von vorn. Dazwischen geht’s nach Lütjenburg, oder, wenn wir ganz viel Lust zum Einkaufsbummeln haben und abenteuerlustig sind, nach Kiel. Zum Aufwärmen ist der Wellnessbereich da, und abgasfreie Ostseeluft macht außerdem so was von müde … Ich freue mich schon auf den nächsten Hochzeitstag in Hohwacht.
Dienstag, 1. März 2011
5. Hamburg kocht!-Treffen am 12. März: Kurzes Update
Noch elf Tage, dann treffen wir uns wieder zum gemeinsamen Kochen - diesmal aus organisatorischen Gründen in privatem Rahmen. ORsi und Anikó haben folgendes Menü ausgetüftelt:
Dessert
Mákos guba – Brot-Mohn-Auflauf
Túros palacsinta – Mit Quark gefüllte Pfannkuchen
Termin ist Sonnabend, der 12. März 2011. Wir beginnen um 13 Uhr. Wo wir kochen, wissen die, die bislang dabei sind, und das sind :
Ein, zwei Personen können wir evtl. noch an den Tisch bekommen. Falls also jemand kurz entschlossen dabei sein möchte, bitte melden.
Vorspeise
Krumplileves füstölt kolbásszal – Ungarische Kartoffelsuppe mit geräucherter Wurst
Hauptspeisen
Paprikáscsirke nokedlivel – Geschmortes Paprikahuhn mit selbstgemachten Nockerln
Tökfözelék – Kürbisgemüse (vegetarisch)
Paradicsomos káposzta – In Tomatensaft geschmorter Weißkohl (vegetarisch)
Krumplileves füstölt kolbásszal – Ungarische Kartoffelsuppe mit geräucherter Wurst
Hauptspeisen
Paprikáscsirke nokedlivel – Geschmortes Paprikahuhn mit selbstgemachten Nockerln
Tökfözelék – Kürbisgemüse (vegetarisch)
Paradicsomos káposzta – In Tomatensaft geschmorter Weißkohl (vegetarisch)
Dessert
Mákos guba – Brot-Mohn-Auflauf
Túros palacsinta – Mit Quark gefüllte Pfannkuchen
Termin ist Sonnabend, der 12. März 2011. Wir beginnen um 13 Uhr. Wo wir kochen, wissen die, die bislang dabei sind, und das sind :
1. Anikó
2. ORsi
3. fitus123
4. Kaoskoch
5. Küchenlatein
6. Mocat
7. Sivie, wenn keine Ferien sind
8. ak99 aka Schneewittchen aus dem Siebengebirge
9. anie's delight
2. ORsi
3. fitus123
4. Kaoskoch
5. Küchenlatein
6. Mocat
7. Sivie, wenn keine Ferien sind
8. ak99 aka Schneewittchen aus dem Siebengebirge
9. anie's delight
10. terschies
11. Barbara
12. Eliane
12. Eliane
Ein, zwei Personen können wir evtl. noch an den Tisch bekommen. Falls also jemand kurz entschlossen dabei sein möchte, bitte melden.
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