Sonntag, 31. Juli 2011

Männer ohne Nerven - der Food Porn-und-Blind Dates-Bericht VI

Es gibt so Momente, in denen ich genau weiß, warum ich den Gatten ehelichte. Gestern Mittag war so einer. Ich hatte mich am Vortag mit Nummer eins getroffen. Meine Blind Dates sind nämlich wieder in der Stadt. Inzwischen kennen wir uns, sind eigentlich keine Blind Dates mehr, aber der Titel bleibt jetzt.

Nach einem Auftakt in der Schanze, einem wirklichen Blind Date mit einem Profi-Koch, ganz viel Küchenklatsch und einer Küchenbesichtigung führte uns der Weg nach Winterhude, denn Nummer eins ist einem ehemaligen Sternekoch auf der Spur, der dort kochen soll. Ich hatte auf dem Weg vom Haus, das Irre macht, zur Schanze an der Hudtwalker Straße geparkt und stieg dort in die U-Bahn um. Du musst wissen: Ich kann leidlich Autofahren, aber nicht parken. Ich bekomme das Auto nur in Parklücken, in die ich gerade hinein fahren kann. Frau Küchenlatein kann ein Lied davon singen, sie musste nämlich mein Auto mal umsetzen. Und ich kann nicht rückwärts fahren. Ich komme also nur aus Parklücken, wenn ich das Auto langsam rückwärts gerade aus der Lücke raus rollen lassen kann. Du ahnst jetzt vermutlich, warum ich so gerne mit Öffis fahre.

Jedenfalls bekam ich nur ein paar Schritte vom Lokal entfernt einen Parkplatz. Mir dämmerte schon beim Aussteigen, dass ich vielleicht ein bisschen schräg stand und Probleme bekommen könnte, stellte sich noch jemand neben mich. Andererseits war die Lücke neben mir so kurz, dass sich da bestimmt niemand hin stellt. Höchstens ein Smart. Dachte ich. Das war falsch gedacht. Als wir aus dem Lokal kamen, stand neben mir ein Audi. Viertürig. Auf einer Fläche für einen Smart. Der konnte parken, der Audifahrer.

Während Nummer eins auf dem Beifahrersitz Platz nahm, versuchte ich, aus der Lücke rückwärts raus zu rollen, ohne den Audi zu touchieren. Vergeblich. Also, touchiert habe ich den Audi nicht. Aber aus der Lücke kam ich auch nicht. Nach ca. 20 Minuten schwankte ich zwischen Lach- und Heulkrampf. Ich hatte mein Auto inzwischen so verkanntet, dass Nummer eins über die Fahrerseite aussteigen musste. Zwischendrin rief ich verzweifelt den Gatten an. Ob er mal kurz quer durch die Stadt fahren und mein Auto ausparke könne? Nein, könne er nicht, er habe zwei Bier getrunken, weil er nicht damit rechnete, mich abholen zu müssen, denn ich war ja selbst mit dem Auto unterwegs. Aber er würde mich am nächsten Tag zum Auto bringen und mal gucken. Wir fuhren also mit Bus und Taxi nach Hause, denn Nummer eins hätte sich zwar zugetraut, das Auto auszuparken, war aber nicht mehr fahrtüchtig.

Gestern Mittag fuhren der Gatte und ich also quer durch die Stadt, um mein Auto zu befreien. Ich starb in der Nacht tausend Tode. Hatte ich mich irgendwie strafbar gemacht? Immerhin kam der arme Audifahrer jetzt ja auch nicht mehr in sein Auto. Höchstens über den Beifahrersitz. Ich hatte ihn ja eingekeilt. Gründlich. Und was ist, wenn der Audi da noch steht und der Gatte kann mein Auto auch nicht ausparken? Ich sah mich schon jeden Tag unauffällig am Auto vorbei schleichen, um zu gucken, ob es schon wieder frei ist. Hoffentlich treffe ich dabei nicht den Audifahrer. Der Gatte meinte, es gäbe da notfalls so Abschleppfirmen, die könnten mit einem Kran ein Auto aus einer Lücke heben. Deckt so was eigentlich die ADAC-Mitgliedschaft?

Als wir am Parkplatz ankamen, saßen gegenüber zwei Zwei-Meter-Typen in Jogginghosen und Muscleshirts. Vor ihnen spielten zwei dänische Doggen. Alle vier guckten zu uns. Als wir an meinem Auto waren, standen die Typen auf und kamen in unsere Richtung. Mir wurde flau. Zum Glück bogen sie nach links ab zur U-Bahn.

Der Gatte guckte sich mein Auto an, ging einmal drum herum; stellte fest, dass die Beule auf der Beifahrerseite keinen Zuwachs bekommen hatte (die holte sich das Auto, als ich mal ausnahmsweise seitlich einparken wollte ...); dass das Nachbarauto auch unbeschädigt war; guckte zu mir und schüttelte stumm den Kopf; schwang sich auf den Fahrersitz, setzte, ohne auch nur einmal zu rangieren, zurück, stellte das Auto in Fahrtrichtung, gab mir den Schlüssel, schüttelte noch mal stumm den Kopf, stieg in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Ich fuhr hinterher.

Zu Hause angekommen, gab ich ihm meinen Autoschlüssel und ging Richtung Bushaltestelle. "Du willst schon wieder weg?", fragte er. "Ja, ich bin mit Nummer eins in Eppendorf verabredet." - "Da kommen wir doch gerade her." - "Ja, ich weiß. Das ist auch nur 'ne Viertelstunde vom Parkplatz entfernt. Aber ich krich da um diese Zeit bestimmt keinen Parkplatz. Also fahre ich lieber mit dem Bus." Der Gatte schüttelte nur wieder stumm den Kopf. Mal ehrlich, einen Mann, der in so einer Situation stoische Ruhe an der Tag legt, muss man doch heiraten, oder?

Nach so viel Aufregung brauchte ich erstmal was zu essen. Nummer eins und ich waren im neuen Lokal von Cornelia Poletto verabredet. Da wir abends noch richtig essen wollten, gab's nur eine kleine, sehr leckere Zwischenmahlzeit. 
Bunter Tomatensalat mit Avocado und Büffelmozzarella.
Im Glas ist Rhabarberschorle.

Tiramisu-Torte.
Nach einem kurzen Eppendorf-Bummel ging's wieder nach Hause. Abends trafen wir uns wieder. Aber das ist eine andere Geschichte.

Food Porn und Blind Dates:

Der Auftakt
Teil I
Teil II
Teil III
Teil IV
Teil V

Samstag, 30. Juli 2011

Pasta mit Garnelen und Pfirsichen

Bei uns war spontane Resteverwertung angesagt, und so kommt es, dass ich direkt noch einen zweiten Beitrag zum Garten-Koch-Event im Juli, wo sich diesmal alles um den Pfirsich dreht, schreiben kann.

Der Essensplan sah Spaghetti mit Garnelen in Weißweinsauce vor. Spaghetti waren aus, Penne hatten wir noch genügend, Garnelen waren weniger da als gedacht, dafür hatten wir noch drei vollreife Pfirsiche und zwei ebenso saftige Nektarinen ... Also Salzwasser für Penne aufgesetzt und aus dem Rest eine Sauce gemacht.

Pfirsiche und Nektarinen waschen. Fruchtfleisch würfeln. Zwei Handvoll küchenfertige Garnelen in Butterschmalz andünsten. Die Früchte dazu geben. Mit Weißwein ablöschen, zwei Rosmarinzweige dazu geben und alles einköcheln lassen. Eine Schalotte schälen, würfeln und in die Pfanne geben. Knoblauchzehen pellen und gepresst in die Pfanne geben. Kräftig mit Salz, Pfeffer und Cayennepfeffer abschmecken. Etwas Sahne dazu geben. Ist die Sauce zu dünn, mit etwas Stärke binden. Vor dem Servieren die Rosmarinzweige entfernen.

Sind die Penne gar, abgießen und mit der Sauce vermengen. Nach Geschmack mit Parmesen servieren. Die schnelle Resteverwertung ergab tatsächlich sechs Portionen. Ich habe also einen Tag kochfrei, und der Gatte hat Büro-Essen.

Garten-Koch-Event Juli 2011: Pfirsich [31.07.2011]

Freitag, 29. Juli 2011

Peepshow, gut gekühlt

Hamburg, 2 Personen, berufstätig
Bei Petra konnte ich gestern morgen in ihren Kühlschrank blicken und wurde auf das Projekt You Are What You Eat aufmerksam, in dem man in 35 amerikanische Kühlschränke blicken kann. Sehr interessant.

Da ich Peepshows mag (und fast auch mal in einer gearbeitet hätte, aber das ist eine andere Geschichte), darfst Du auch mal bei mir fensterln.

Das Foto entstand gestern am frühen Abend, kurz vorm Kochen des Abendessens. Da wir in der Regel nur einmal in der Woche einkaufen, nämlich sonnabends, ist der Kühlschrank relativ leer. Er wäre noch leerer, wäre ich nicht mal wieder malad, denn die Joghurts und der Hüttenkäse sind mein Büro-Essen. Aber er ist immer noch voll genug, um für spontan einfallenden Besuch ein vernünftiges Essen zu zaubern, sogar mit mehreren Gängen, wenn's sein muss.

Zum Inhalt sag' ich nichts. Frag, wenn Du was wissen willst.

Im Keller haben wir noch einen zweiten Kühlschrank, für Getränke, Menü- und Party-Vorbereitungen, des Gatten Chemikalien oder falls wir die Einkäufe für die Hamburg kocht!-Treffen zwischenlagern müssen.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Aus zwei mach' eins: Huftsteaks mit Süßkartoffeln und Pfirsichen

Dies ist mal wieder ein Eigentlich-Gericht. Eigentlich hätte es Simmentaler Huftsteaks schlicht zu Ofenkartoffeln und Kräuterbutter geben sollen und die Süßkartoffeln mit den Pfirsichen zu Saltimbocca, nach einem Tim Mälzer-Rezept, als Beitrag zum Garten-Koch-Event im Juli, wo sich diesmal alles um den Pfirsich dreht.

Dann kam an dem Steak-Tag einiges anders und der Gatte erlegte das Abendessen beim Schotten. Hatten wir lange nicht mehr, war dadurch direkt mal wieder lecker. Am Saltimbocca-Tag legte mich Erkältung 5.0 flach, und ich schaffte es nicht zum Schlachter.

Halbwegs wieder hergestellt, sollte es erst Barbaras Süßkartoffeln zu Steak und Himbeer-Salat geben und einen Tag später endlich Saltimbocca. Jetzt machte uns aber das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Durch den plötzlichen Wintereinbruch gab's auf dem ganzen Markt keine Himbeeren mehr. Beim Grünhöker im Einkaufszentrum waren die Himbeerpreise indiskutabel, im Garten waren nicht genug reif, und mit tiefgefrorenen Himbeeren wollte ich den Salat nicht machen. Kalbfleisch für das Saltimbocca hatten wir noch nicht gekauft, dafür aber immer noch Pfirsiche im Kühlschrank, und Süßkartoffeln waren auch noch da - also warum nicht einfach aus zwei Gerichten eines machen?

Garten-Koch-Event Juli 2011: Pfirsich [31.07.2011]

Huftsteaks mit Süßkartoffeln und Pfirsichen

Zutaten für 2 Portionen:
3 Süßkartoffeln
Olivenöl
Rosmarinzweige
2 Huftsteaks
Butterschmalz
2 Pfirsiche
Weißwein
Salz
Pfeffer
Öl
Chiliflocken

Zubereitung:
Süßkartoffeln schälen, würfeln und mit Rosmarinzweigen in eine Auflaufform geben. Einen Rosmarinzweig für die Pfirsiche aufbewahren. Im Backofen bei 200°C (Ober-/Unterhitze) etwa 20 - 30 Minuten garen. Dabei regelmäßig wenden, damit nichts anbrennt.

Die Pfirsiche waschen, halbieren und den Stein entfernen. Rosmarinnadeln vom Zweig abzupfen.

Nach ca. 20 Minuten die Steaks in reichlich Butterschmalz von beiden Seiten anbraten, die Pfirische und die Rosmarinnadeln dazu geben und die Früchte von jeder Seite jeweils eine Minute garen. Mit Weißwein ablöschen, mit Salz, Pfeffer und Chiliflocken würzen.

Süßkartoffeln zusammen mit den Steaks und den Pfirsichen servieren.

Montag, 25. Juli 2011

Nachgemacht: Erdbeerzucker mit Fliederbeerblütennote

Im Sommer sind Erdbeeren mein liebstes Büro-Essen, gerne mit Joghurt oder Quark und Fliederbeerblütensirup oder auch nur mit Fliederbeerblütensirup parfümiert. Nach diesem Ereignis konnte ich aber das eigens für den nächsten Tag gekaufte Kilo merkwürdigerweise nicht essen. Also mussten andere Verwertungsmöglichkeiten gefunden werden. Auf meiner Nachkochliste stand Erdbeerzucker von Widmatt. Da meine Erdbeeren schon geputzt und parfümiert waren, weil ich dachte, ich würde sie im Laufe des Tages essen, hat mein Erdbeerzucker jetzt eine leichte Fliederbeerblütennote.

Genau wie Irene nahm ich 100 g Erdbeeren und 500 g weißen Zucker (Kristallzucker). Die Erdbeeren pürieren und durchs Sieb streichen. Das musste ich zwei Mal machen, weil ich Doof das Rezept mal wieder nur halb las und dachte, die pürierten Erdbeeren sollten durchs Handtuch laufen. Nein. Sie sollen durch's Sieb passiert werden. Aber krichma Erdbeern vom Küchenhandtuch zurück ins Sieb ... Also noch mal 100 g pürieren und von vorne anfangen ...

Erdbeeren sorgfältig mit dem Zucker vermischen. Einen Bogen Backpapier auf das Ofenrost legen und die Zuckermischung so dünn wie möglich darauf verstreichen. Bei 75 Grad Umluft und leicht geöffneter Ofentür ca. sechs Stunden lang trocknen, dabei gelegentlich aufbrechen und wenden, damit er gleichmäßiger trocknet.
Den getrockneten und ausgekühlten Zucker portionsweise in der Moulinette mahlen oder im Mörser zerstampfen.
Zum Aufbewahren in ein sauberes, trockenes Schraubglas geben und zum Verschenken portionsweise in kleine Schraubgläser füllen.

Der Zucker riecht wunderbar erdbeerig und schmeckt auch danach. Ich habe ihn sofort in heißer Milch probiert - schmeckte wie früher Erdbeer-Kaba, nur wurde die Milch nicht knallig-rosa. Der Zucker passt wunderbar zu Milchreis, Joghurt, Quark, Pfannekuchen ... Und diese Farbe erst - wunderbar! Kennt noch jemand da draußen das alte Berry-Eis? Das hatte doch die gleiche Farbe, nich?

Samstag, 23. Juli 2011

Bratrauten mit Blatt in der Mitte

"Kannst Du nicht mal wieder diese Bratrauten mit dem Blatt in der Mitte machen? Die waren lecker!" fragt der Gatte. Ich brauchte ein bisschen, bis ich darauf kam, dass er Polenta mit Salbeibutter meinte.

Schon komisch, wie sich Geschmäcker ändern, denn als wir uns kennenlernten, möchte der Gatte keinen Salbei. Er befand, der schmecke nach Hustensaft und Wald. Heute isst er sogar die gebratenen Blätter und schlägt freiwillig vor, Hähnchenschnitzelchen mit Salbei zu aromatisieren.

Mit Salat ist die Polenta ein vegetarisches Hauptgericht für zwei Personen, ansonsten eine Beilage für vier Personen, zum Beispiel für venezianische Leber, Saltimbocca oder Salbei-Honig-Huhn. Auch dieses Rezept stammt übrigens aus dem essen & trinken - Buch "Kochen mit Kräutern und Gewürzen" - Du siehst: Der Kauf lohnt sich. Wenn Du es antiquarisch findest, greif' zu.

Polenta mit Salbeibutter

Zutaten für 4 Portionen

900 ml Gemüsebrühe
250 g Maisgrieß
100 g Butter
4 Knoblauchzehen
10 große Salbeiblätter
kleine Salbeiblätter zum Dekorieren
Salz
Pfeffer


Zubereitung:

Die Gemüsebrühe aufkochen, Maisgrieß einrühren. 10 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln lassen, dabei stetig umrühren. Eventuell noch mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken. Achtung, die Masse wird richtig fest, damit sie sich später gut weiterverarbeiten lässt. Ist sie zu fest, lässt sie sich nicht mehr rühren, etwas Milch, Wasser oder Gemüsebrühe zugeben, um die Masse wieder rührfähig machen. Polenta vom Herd nehmen, noch ca. 10 Minuten im Topf quellen lassen.

Die Polenta auf einer Schicht Backpapier verstreichen, eine zweite darüber legt und die Masse dann mit einem Schneidbrett platt drücken, so dass sie etwa 2 cm hoch ist. Erkalten lassen. Die fest gewordene Polenta mit einem Messer in Rauten schneiden.

Knoblauch pellen und in dünne Scheiben schneiden.

Butter in einer Pfanne erhitzen und die Polentarauten darin von jeder Seite ca. 5 Minuten goldbraun braten. Warm stellen.

In der übrig gebliebenen Butter den Knoblauch und die großen Salbeiblätter etwa 2 Minuten mitbraten, dann die großen Salbeiblätter aus der Butter nehmen (wer’s mag, kann sie natürlich auch drin lassen).

Die Polentarauten anrichten, evtl. auf jede Raute ein kleines Salbeiblatt zur Dekoration legen. Salbeibutter über die Rauten geben.

Freitag, 22. Juli 2011

Szenen einer Ehe: Es gibt Reis, Baby!

Vor dem Kartoffelregal eines Supermarktes im Hamburger Westen.

Er wartet, geduldig mit dem Fuß trommelnd und sich nach einer Pfeife sehnend.

Sie wühlt sich durch Kartoffelkisten, versucht verzweifelt, den Vorsatz, regionale Produkte einzukaufen, mit dem vorhandenen Angebot zusammenzubringen und murmelt vor sich hin: Zypern? Wieso kommen Kartoffeln aus Zypern? Ich wusste gar nicht, dass die da Kartoffeln anbauen. Und welches Zypern überhaupt? Türkei? Griechenland? Ägypten. Rembrandt. Büttenwarder. Na endlich, deutsche Kartoffeln. Ach nee, in Büttenwarder sitzt nur der Importeur. Die Töften komm' aus Ägypten. Und dann Bio. Aus Ägypten. Die spinnen. Spanien. Was soll ich mit Kartoffeln aus Spanien? Italien. Italien? Du, Schahatz, ich glaub', Italien könnwa kaufen. Das müsste am Dichtesten an Deutschland dran sein, oder?

Er: Nicht, wenn sie aus Sizilien kommen.

Dienstag, 19. Juli 2011

Spaghetti mit Salbei, Erbsen und Eigelb

Der Salbei im Garten wuchert so stark, dass ich kaum dagegen ankomme. Gleichzeitig fanden sich im Tiefkühler knapp 2 kg Erbsen - ich könnte momentan mühelos Erbsen- und Salbei-Blogwochen ausrufen. Da sind diese Spaghetti ideal, umso mehr, da der Sommer gerade Pause macht, und ich finde, da kann es dann schon mal ein wenig Hüftgold sein. Kalorienarm ist dieses Gericht nämlich nicht gerade ...

Genau wie das Rezept für die Kartoffelsuppe mit Borretsch stammt auch dieses aus dem essen & trinken - Buch "Kochen mit Kräutern und Gewürzen". Da sich das Buch durch den häufigen Gebrauch langsam auflöst, bin ich einmal mehr froh über den Blog als Rezeptearchiv.

Im Originalrezept wird 125 ml Sahne genommen, aber da ich es blödsinnig finde, 75 ml Rest im Becher zu lassen, nehme ich die ganzen 200 ml. So wird es dann etwas mehr Sauce, was wir ganz angenehm finden, da die Sauce schnell in die Nudeln zieht und dann mit 125 ml Sahne eher zu wenig als zu viel ist. Für eine nicht-vegetarische Variante werden kurz vor derm Servieren noch Speckwürfel oder Streifen von gekochtem Schinken in die Salbeibutter gegeben.

Spaghetti mit Salbei, Erbsen und Eigelb

Zutaten für 4 Portionen:
300 g Spaghetti
100 g Butter
ca. 20 kleine Salbeiblätter (größere in feine Streifen schneiden)
6 Eigelb
100 g Parmesan oder Pecorino, frisch gerieben
200 ml Sahne (im Original 125 ml)
1 Handvoll junge Erbsen (TK (aufgetaut) oder frisch)
evtl. Speckwürfel oder Streifen von gekochtem Schinken
Salz
Pfeffer

Zubereitung:
Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen und die Spaghetti bissfest garen.

Währenddessen Butter heiß werden lassen. Erbsen und Salbeiblätter unterrühren und warmhalten (evtl. Speckwürfel oder Streifen von gekochtem Schinken dazu geben).  In einer Schüssel die Eigelb mit der Hälfte des Käses und der Sahne verrühren.

Spaghetti abgießen und erst mit der Salbeibutter, dann mit der Ei-Käse-Sahne vermischen. Sofort servieren. Den restlichen Käse, Salz und Pfeffer dazu reichen.

Cucina rapida - schnelle Küche für Genießer. Ein Blog-Event von mankannsessen.de

Sonntag, 17. Juli 2011

Augustenfelder Platte auf Eppendorfer Art

"Und? Wie war's?" fragte der Gatte. "Augustenfelder Platte", antwortete ich. Diese zwei Worte sind ehe-intern die Steigerung von "Ich kann nicht mehr miff sagen." Oder von "Ich hab' Pansenlähmung." Und von "Ich ess' nie wieder was!" Also dem Kurz-vor-Platzen-Grad der Sattheit.

Die Augustenfelder Platte passierte uns vor vielen Jahren im Augustenfelder Hof in Dachau, wo wir auf der Fahrt Richtung Süden immer einige Tage Station machen, um Tante und inzwischen auch bushcook zu besuchen. Tante geht dann mit uns gerne in den Augustenfelder Hof, weil sie gerne dort isst, und das Lokal fußläufig erreichbar ist. An jenem bewussten Tag kamen wir aus Meran, hatten eine lange Fahrt hinter uns, hatten unterwegs zwar Station gemacht, aber irgendwie nichts Richtiges gegessen und abends großen Hunger. Richtigen Hunger. Also auf in den Augustenfelder Hof. Tante kam nicht mit, sie war schon einige Tage vorher nach Hamburg gefahren.

Nach sorgfältigem Kartenstudium meinte der Gatte, wir könnten mal die Augustenfelder Platte probieren. Die wurde nur ab zwei Personen serviert, die hatten wir noch nicht, und er könne sich ohnehin nicht so wirklich entscheiden, was er essen will. Auf der Platte wäre aber alles drauf, was er gerne äße. Hm. Der Kellner kam. Der Gatte bestellte die Platte und zwei Weizen. Der Kellner erbleichte: "Sind Sie sicher?" - "Ja, wieso?" Der Kellner wandte sich mir zu. "Sind Sie wirklich sicher?" - "Ja, das passt schon, mein Mann war zwei Wochen Bergsteigen, der hat jetzt Hunger." Insgeheim fragte ich mich, welches Problem der Kellner habe.  

Wir kapitulierten sofort, als die Platte auf dem eilends leer geräumten Sechs-Personen-Nachbartisch stand. Auf unseren mit zwei Personen besetzten Sechser-Tisch hätte sie nicht gepasst. Da wäre dann kein Platz mehr für Teller, Besteck und Gläser gewesen. Auf der Platte waren je zwei Mal Schnitzel Wiener Art, Cevapcici, Raznijici, Plljeskavica, Muckalica, dazu Reis, Pommes und Salat - auch jeweils in doppelter Portion. Ich streckte nach SchniPoSa die Waffen, während der Gatte tapfer weiter aß. Aber irgendwann konnte auch er nicht mehr. Auf dem Nachhauseweg jammerte er, ihm wäre schlecht (wovon bloß?), und bei Tante angekommen, legte er sich wimmernd flach auf den Boden, wo er bis zum nächsten Mittag reglos, aber wimmernd, liegen blieb. Mitten im Flur. Zum Glück waren weder Tante noch Dackel da. Der Dackel hätte jaulend in des Gatten Gewimmer eingestimmt und alle irre gemacht. Seitdem reicht die bloße Erwähnung der Augustenfelder Platte, um dem Gatten einen zarten Grünton ins Gesicht zu zaubern.

Warum ich das erzähle? Mir ist die Augustenfelder Platte wieder begegnet. In Eppendorf. Im trific. In wesentlich besser Qualität. Und mit ganz anderen Gerichten. Aber viel heimtückischer. Und so lecker. Sie kam gut getarnt als Reste-Essen daher. Okay, es war ein All you can eat-Angebot, aber wer ahnt, dass die das soooo wörtlich nehmen? S., im trific besser bekannt als meine Ich-esse-nur-Huhn-Begleitung, erklärte sich sofort bereit, mitzukommen, trotz der Ansage, gegessen werde, was auf den Tisch komme, auch, wenn es kein Huhn sei. Sie ist ja ohnenhin der Meinung, dass wir uns regelmäßig im trific treffen sollten. Also mindestens monatlich. Besser noch wöchentlich. Weil's da so lecker ist. Sagt sie. Ich glaube ja, der eigentliche Grund ist der Kellner.

Eine Karte gab's nicht. Das Reste-Essen begann ganz harmlos mit einem Gurken-Melonen-Shooter und den trific-üblichen Gemüsesticks mit Brot, Butter, Kürbiskernöl-Quark. Dann kamen marinierte Rote Bete mit Ziegenkäse; Linsen mit Lyoner Wurst und Chicken-Bacon-Quesadilla; Dorade mit Fenchelsalat; Huftsteak mit Green Tomato Relish; Schwedisches Urschwein mit Kartoffeln und Koriander-Möhren; Gemischte Blattsalate mit Honigdressing; Backhendl von der Maishähnchenbrust mit Kernöl-Kartoffelsalat, Dill-Gurkensalat, Spitzkohl-Slaw undundund ... Wir haben nicht gezählt. Nur gegessen, was auf den Tisch kam. Und das nahm irgendwie kein Ende.

Das Heimtückische war, dass die vermeintlich winzigen Portionen einfach immer irgendwie aus dem Nichts vor uns auftauchten, sich fast sechs Stunden lang in unsere Unterhaltung, die sich endlich mal nicht um's Haus, das Irre macht, drehte, schlichen, so dass wir gar nicht merkten, dass wir immer satter wurden. Und satter. Und satter. S. stellte irgendwann verblüfft fest, dass sie lauter Sache isst, die sie sonst nie anrührt. Und wie gut Rind schmeckt. Und Schwein erst. Und überhaupt alles. 

Das Hendl war der Gang, bei dem wir die Waffen streckten und den Kellner anflehten, und nur noch halbe Portionen zu bringen. "Das waren die ganze Zeit schon halbe Portionen, Mädels", lautete die Antwort. "Okay, dann viertel Portionen", flehte meine Begleitung augenaufschlagend. Ihr Wimpernklimpern erweicht normalerweise jeden Mann. Nicht so den Kellner. Der schüttelte nur den Kopf. "Achtel?" Kopfschütteln mit dem Zusatz: "Ihr könnt dann ja jetzt mit den Desserts weiter machen." Desserts? Plural? Oh, mein Gott. Wir warfen das Handtuch. Na ja, nicht ganz, denn der  Mascarpone-Fluff mit Erdbeeren und der Topfenknödel auf Aprikosenröster mussten irgendwie noch sein.

Irgendwann, vermutlich zwischen Blattsalat und Huhn, als wir schon komplett die Orientierung verloren hatten, stand Tanja Trific bei uns am Tisch und fragte, wie's aussähe. Wenn wir wollten, setze die Küche jetzt den Teig für den Kaiserschmarrn an. Wir wedelten nur schwach mit der Stoffserviette um Gnade. Mein "Ihr seid komplett verrückt!", schon irgendwann zwischen Dorade und Steak gequiekt, quitterte der Kellner nur grinsend mit einem "Wissen wir!" und setzte hinzu, die Küche habe gerade einen Riesenspaß. Na toll.

Tja, und von der ganzen Sause gibt es nicht ein einziges Foto. Wir waren nämlich so ins Genießen und ins Gespräch vertieft, dass ich daran nicht dachte. Aber was uns seit dem Verlassen des Lokals bewegt: Was hätte es eigentlich nach dem Hendl noch gegeben? Und kam irgend jemand über das Hendl hinaus? Ähm, und muss ich erwähnen, dass ich das Kilo Erdbeeren, das ich als Büro-Essen für den nächsten Tag kaufte, nicht aß? Dass ich zwei Tage überhaupt nichts mehr aß außer Evian in kleinen Schlucken? S. vermeldete am nächsten Tag, sie fühle sich irgendwie so gaga. Ob ich das kennte? Nein. Ich wusste nicht, was sie meinte. Ich war hellwach und total fit - jedenfalls, als ich zehn Minuten vor Arbeitsbeginn registrierte, dass ich immer noch im Bett lag, aus selbigem in die Klamotten und ins Auto sprang. Aber seltsamerweise bat ich bis nachmittags alle, die was von mir wollten, inklusive der Chefin, in einfachen, klaren Sätzen zu sprechen. Subjekt, Prädikat, Objekt. Komplexe Satzstellungen überforderten mich temporär. Die Pansenlähmung schlug aufs Hirn.

Bis Anfang August sind die Trifics in Urlaub, ist das Lokal untervermietet. Eine Woche kapert die Kitchen Guerilla die Küche (u.a. mit dem Wurstsack), und drei Wochen lang wird das Lokal tagsüber zu einer Pop-up Bar, herrschen Roaster & Baristi. Ich werde bestimmt mal vorbeischauen, wenn ich mit Foodie-Besuch durch Eppendof bummle. Das Food-Porn-und-Blind-Dates-Erlebnis vom März geht nämlich in eine zweite Runde.

Freitag, 15. Juli 2011

Kalt gegarter Lachs mit Mango-Fenchel-Salat und Ananasstäbchen

Bevor ich nach Ingelheim fuhr, bereitete ich noch schnell einen Lachs vor, den ich unbedingt für den Farbefrohe-Gerichte-Blog-Event machen wollte. Der Gatte erklärte sich bereit, zwischen dem Fliesen des Badezimmers und dem Backen einer Erdbeertorte immer mal den Lachs umzudrehen, damit er auch von allen Seiten gleichmäßig gebeizt wird, solange er nichts davon essen muss. Dabei mag er gebeizten Lachs. Nur nicht, wenn ich ihn mache. Er traut mir nicht und meint, er bekäme dann eine Fischvergiftung. Pöh.

Mich irritierte, dass der Lachs im Originalrezept nur mit Gewürzen und Limettenschale gebeizt wird. Ich gab deswegen noch den Zitronensaft dazu, so dass der Lachs kalt gegart wird. Erst später stellte ich fest, dass es für die Beize keinen Zitronensaft braucht. Dann ist der Lachs auch richtig schön rosa. 

Spaßig waren die Ananasröllchen. Im Originalrezept sollen die dafür benötigen Scheiben ca. 3 Stunden bei 75 Grad trocknen. Keine Ahnung, wie die Profis das schaffen. Meine Ananasscheiben waren nach der halben Zeit dunkelbraun, bröselig, nicht rollbar - aber lecker, so als Ananaschips. Zum Glück hatte ich genug Ananas für einen neuen Versuch. Beim zweiten Mal dauerte es keine Stunde, bevor die Ananas trocken, aber noch feucht genug zum Rollen war. Es ist übrigens keine gute Idee, sie über ein Essstäbchen zu rollen - es sei denn, Du willst das Stäbchen mitessen. Okay, diesmal bekam ich die Ananasscheiben gerollt, aber während sie auf die Lachs warteten, wurden die Röllchen wieder weich ... Beim nächsten Mal werde ich sie rollen und noch mal zum Trocknen in den Ofen geben.

Für dieses Gericht braucht man übrigens wirklich reife Früchte, sonst schmeckt es nicht. Aber mit reifen Früchten ist es ein Gedicht.

Da ich noch eine Portion übrig hatte, schnitt ich den zweiten Lachs in Würfel, briet ihn kurz von allen Seiten in der Pfanne in etwas Olivenöl an, gab ihn zum Salat und futterte alles an zwei Tagen in der Mittagspause.

Es ist ein schönes, erfrischendes, leichtes, kaltes Sommergericht für zwei oder eine Vorspeise für vier. Und ich finde, die Farben machen selbst an trüben Sommertagen einfach gute Laune.

Blog-Event LXIX - Farbenfrohe Gerichte (Einsendeschluss 15. Juli 2011)

Kalt gegarter Lachs mit Mango-Fenchel-Salat und Ananasstäbchen

Zutaten für 2 Portionen:

Für den Lachs:
2 Lachsfilets
1/4 TL Pfefferkörner
1/4 TL Korianderkörner
1 Limette
Fleur de Sel
Zucker, weiß

Für den Salat und die Sauce:
1/4 Ananas
Puderzucker
1/8 l Naturjoghurt
2 Orangen
2 Mangos
1 Fenchelknolle
1 Limette
4 EL Olivenöl
Salz
Pfeffer
Lachskaviar

Zubereitung:

Für den Fisch Pfeffer- und Korianderkörner in einer Pfanne ohne Fett leicht anrösten und anschließend mörsern. Die Limettenschale abreiben; die Limette auspressen. Gewürze, Limettenabrieb und Saft mit Fleur de Sel und Zucker vermischen. Für mindestens 24 Stunden in einem Vakuumbeutel oder in einer fest schließenden Schüssel in den Kühlschrank geben. Während der Ruhephase ein paar Mal vorsichtig umdrehen, damit sich die Gewürzmischung gleichmäßig verteilt.

Für die Stäbchen die Ananas längs in dünne Scheiben schneiden, auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und Puderzucker über die einzelnen Scheiben stäuben. Bei ca. 75 Grad Umluft im Backofen bei geöffneter Tür ca. 45 Minuten lang trocknen lassen. Aus dem Ofen nehmen und die Scheiben zu einem Stäbchen rollen. Bis zum Servieren weiter im Ofen trocknen, damit die Stäbchen nicht wieder feucht werden.

Für Salat und Sauce die Mangos schälen. Das Fruchtfleisch einer Mango pürieren. Eine Orange auspressen und den Saft mit dem Mangosaft vermischen.

Die zweite Mango in ca. 1,5 cm dicke Längsspalten schneiden. Die zweite Orange filetieren, dabei den Saft auffangen und zur Mangosauce geben. Den Orangenrest ausquetschen und den Saft ebenfalls zur Mangsosauce geben.

Den Fenchel in dünne Scheiben schneiden. Mit gesalzenem Wasser überkochen, in eiskaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen. Dann die zweite Limette auspressen und den Fenchel mit dem Limettensaft, 4 EL Olivenöl, Salz und Pfeffer marinieren.

Den Lachs aus der Beize nehmen. Die Gewürze mit dem Messerrücken vorsichtig entfernen (wenn's Dich nicht stört, auf die Körner zu beißen, kannst Du Dir den Arbeitsschritt sparen). Jedes Filet längs durchschneiden.

Zum Anrichten die Sauce als Spiegel auf den Teller geben. Je zwei Filethälften darauf legen. Eine Hälfte mit Fenchelsalat belegen und die andere mit Mangoscheibe, Orangenfilet und Ananasstäbchen. Den Naturjoghurt auf die Sauce tupfen und einen Klecks Lachskaviar darauf verteilen.

Szenen einer Ehe: Immer nur das Eine im Kopf

Bei der Wochenendplanung.

Sie: Sonntag kannste ausschlafen und hast den ganzen Tag Deine Ruhe. Ich arbeite. Muss um sieben spätestens los und komm erst abends wieder. Vermutlich sehn wir uns ganich.

Er: Welcher Kochkurs ist es diesmal?

Dienstag, 12. Juli 2011

Kartoffelsuppe mit Borretsch und Borretschblüten

In diesem Frühjahr säte ich Borretsch zwischen Zucchini und Butternusskürbis, weil der Borretsch das Wachstum von Kürbis und Zucchini anregen soll. Der Borretsch kam nicht. Die Butternuss ging ein. Die Zucchini kümmern. Die haben das Spiel irgendwie nicht verstanden.

Hätte ich Borretsch im Garten oder bekäme ihn auf dem Markt, machte ich mir auch in diesem Jahr an einem kühleren Sommertag diese Suppe. In der Hoffnung, dass Du mehr Borretsch-Glück hast, kommt hier dennoch das Rezept.

Das Originalrezept stammt aus dem essen & trinken - Buch "Kochen mit Kräutern und Gewürzen", das Anfang der 1990er Jahre bei mir einzog und oft und gerne genutzt wird.

Kartoffelsuppe mit Borretsch und Borretschblüten

Zutaten für 2 Portionen
250 g mehlig kochende Kartoffeln 
1 Zwiebeln
1 Stange Staudensellerie
1 Knoblauchzehe
400 ml Kalbsfond
200 ml Wasser
1 großer Bund Borretsch mit Blüten 
50 g Butter
Salz und Pfeffer

Zubereitung

Die Kartoffeln schälen, waschen und in kleine Würfel schneiden. Die Zwiebel pellen und fein würfeln. Den Staudensellerie putzen, waschen und klein würfeln. Den Knoblauch pellen und fein hacken.

Alle Zutaten in einen Topf geben, mit Kalbsfond und Wasser aufgießen und zugedeckt etwa 10 Minuten kochen.

Borretschblüten und -blätter von den Stielen zupfen, die Blüten beiseite legen. Die Blätter waschen, trocken tupfen, fein hacken, zur Suppe geben und die Suppe weitere 5 Minuten kochen.

Ein Drittel der Suppe in einen hohen Rührbecher geben, mit dem Mixstab pürieren und zurück in den Topf gießen. Die Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und die Butter darunter ziehen.

Portionsweise anrichten und mit den Blüten bestreuen.

Sonntag, 10. Juli 2011

"Fährt der Zug Basel? Die Sitz erste Klasse?"

Wer schmuggelte das Alkoholfreie ein?
Eine Parfümwolke schob sich ins Abteil. Hinterher kam eine Endzwanzigerin, die in bestem Türkdeutsch fragte: "Fährt der Zug Basel? Die Sitz erste Klasse?" Die Sitze waren zwar erste Klasse, das Abteil gehörte aber zur zweiten, was Frau Basel zusagte. Sie ließ sich auf die vier freien Sitze plumpsen. Frau Mannheim, die vor einem schreienden Kind aus einem Großraumwagen in das Abteil geflüchtet war, hob tadelnd eine Augenbraue.

In Hannover lernte ich das Pendant zur Elblette kennen. Es trug eine Plastetasche, die es offensichtlich einem gewissen Louis Vuitton entwendet hatte, musterte mich abschätzig und hieß mich, meine Plastetasche auf den Boden zu stellen, weil ihre die komplette Ablage benötige. Während Frau LV und Frau Mannheim sich abteilfüllend über die heutige Jugend unterhielten, die immer lautstark mit dem Häääändiiiieee telefonierten, und dabei vielsagende Seitenblicke auf Frau Basel (ins Leere starrend) und mich (lesend) warfen, enterten Frau FreiburgEins und Frau FreiburgZwei das Abteil. Die Reisegruppe war komplett.

Schon wieder so eine öde Foodie-Feier, auf der es nichts zu
essen gibt. Dass es auch nichts zu trinken gab, sieht man
ja schon oben links.
Laute elektronische Musik schallte durchs Abteil. Frau LV musterte mich schon wieder abschätzig. Ich hielt ihrem Blick stand, sagte ihr aber nicht, dass die Kakaphonie aus ihrer Plastetasche kam, nicht aus meiner. Frau Mannheim fingerte derweil hektisch in ihrer Ledertasche, obwohl die gar nicht klingelte. Frau LV sorgte endlich für Ruhe, indem sie ans Funkruftelefon ging. Sie teilte dem Anrufer mit, dass sie im Zug säße, wandte sich zum Rest des Abteils um und informierte: "Das war mein Mann. Er wollte kontrollieren, ob ich auch tatsächlich im Zug sitze. Nicht, dass ich ihm weglaufe." Ich konnte mir ein "Wie will Ihr Mann das durch einen Anruf auf Ihrem Mobiltelefon kontrollieren? Sie könnten doch sonstwo sein", nicht verkneifen. Frau LV stutzte und schaute mich verwirrt an. "Das ist ein intelligenter Einwand", sagte sie. "Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut." Ich dankte artig für das Kompliment und versenkte mich in der Effilee.

Es geht wieder nach Hause.
"Du guck mal", rief FreiburgEins zu FreiburgZwei und deutete aus dem Fenster. "Da ist ein KZ!" Der Zug passierte die JVA Rossdorf. Ich biss in die Tischkante und überlegte, welche Alkoholika es wohl im Bordbistro gäbe. Warum hatte ich auch nur Apfelschorle in der Tasche statt Lanson? Zukünftig gehe ich nicht mehr ohne so ein Fläschchen aus dem Haus.

Am Ziel angekommen, war ich so kirre, dass ich mich zwischen Bahnhof und Bahnhofsstraße verlief. Zu meinem nächsten Ziel nahm ich lieber ein Taxi. Nicht, dass ich mich da auch noch verlaufe.

Ich nannte dem Taxifahrer das Ziel. Er drehte sich zu mir um. "Sie müssen bitte langsam und deutlich sprechen, Madame. Ich bin Franzose." Ich seufzte und nannte gaaanz langsam und d-e-u-t-l-i-c-h mein Ziel. "Kenne ich nicht. Muss ich Navi nehmen. Sie haben doch nichts dagegen, Madame?" Ich bedauerte, dass der Rhein-Hessen noch in der Minibar meines Zimmers war.
 
Wieder zu Hause.
Der Taxifahrer fuhr los - in eine Sackgasse. Er wendete und stand kurz darauf in der nächsten Sackgasse. "Ich verstehe nicht, was das Navi will", murmelte er und beschloss, es zu ignorieren. Warum haben Taxen eigentlich keine Tischkanten? Ich fügte mich in mein Schicksal. Hier ist sicher irgendwo eine Kamera. Das kann nicht echt sein.

Vorbei ging's an Weinbergen und Weinkellern. Okay, falls wir stranden, würde ich wenigstens nicht verdursten. Der Taxifahrer drehte sich an einer Kreuzung um: "Wo muss ich hier abbiegen, Madame?" - "Keine Ahnung. Ich war hier auch noch nie." - "Ach." Ich überlegte kurz, ob ich mein Ziel anrufe und es bitte, den Taxifahrer zu navigieren, als das Taxi um zwei Ecken bog und wie durch ein Wunder in der gesuchten Straße stand. "Wissen Sie, wie das Haus aussieht, Madame?" Wie denn, wenn ich noch nie hier war? So eine knapp hundert Meter lange Straße kann ganz schön lang sein, aber nach einmal Festfahren in einer Sackgasse und zwei Mal wenden sah ich ein Auto, das ich kannte und hieß das Taxi anzuhalten. Ich war am Ziel. Die Party konnte beginnen. Und wenn ich mich davon erholt habe, wird hier auch wieder gekocht.

P.S. Die Rückfahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Kaum auf meinen Fensterplatz geplumpst, bettete ich mein müdes Haupt auf meine Kuscheldecke. Im Einschlafen nahm ich noch wahr, dass mich das Bordrestaurant zu Königsberger Klopsen von Alfons Ingwer Schuhbeck animieren wollte. Nicht mir mir. In Altona wachte ich wieder auf.

P.P.S. Drei der vier Züge waren pünktlich. Der vierte nicht. Er kam zwei Minuten zu früh in Altona an.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Szenen einer Ehe: Selbsterkenntnis

In letzter Zeit kocht meistens Er, weil Sie Überstunden macht. Er kauft fleißig Kochzeitschriften für lecker-leichte Küche, die Sie ja nie kocht, und hält sich strikt ans jeweilige Rezept. Dabei kommt es zu Eingebungen.

Er: Du Schahatz, wir haben ja gar keine Küchenmaschine.

Sie: Ach.

Er: Das war ganz schön blöd bei dem Lachs letztens. Im Rezept stand, man solle die 10 Scheiben Toastbrot und das halbe Pfund Butter für die Kruste in eine Küchenmaschine geben.

Sie: Und? Wo ist das Problem? Wir haben doch die alte Moulinette. Und zwei Pürierstäbe. Musste halt vorher alles grob würfeln. Übrigens findest Du eine Küchenmaschine überflüssig. Und Du wolltest schon die Moulinette nicht haben.

Er: Aber bei der Moulinette ist die Öffnung so klein! Mit einer Küchenmaschine hätte ich alles auf einmal klein bekommen. So war das toootaaal umständlich und dauerte. Und Du willst doch nicht später als um Acht essen. Und schlecht saubermachen lässt sich die Moulinette auch. Außerdem wäre so eine Küchenmaschine toootaaal praktisch, wenn Du mal wieder viel Teig auf einmal machen möchtest. Für Pizza zum Beispiel.

Sie: Ach. Wir essen TK-Pizza. Wozu soll ich Pizzateig machen?

Er: Wenn wir eine Küchenmaschine hätten, könntest Du das.

Sie beschließt, dass er zum Geburtstag eine Küchenmaschine bekommt. Und kein Elektronensynchroton für ambitionierte Heimwerker.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Produkttest: Tchibo Cafissimo Duo - klein ganz groß

"Och, ist die niedlich! Das ist also das Testgerät. Die echte Maschine ist dann aber größer, oder?"

"Da habt Ihr Euch aber ein schönes, edles, teures Maschinchen geleistet, L. und Du. Jetzt schlürft Ihr sicher den ganzen Tag lecker Kaffee."

*Wieso habt Ihr einen CD-Player im Büro?"

"Coole Maschine. Darf ich mal probieren?"

"Hier riecht's so lecker nach Kaffee. Bekomme ich auch einen?"

Die Eingangszitate machen deutlich: Die kleine Cafissimo ist ein Blickfänger. Obwohl sie ein Eckendasein fristet, weil es woanders keine Steckdose gibt, fällt sie jedem Besucher auf. Nur O. fühlte sich an einen alten CD-Spieler erinnert, ließ sich dann aber schnell davon überzeugen, dass die Maschine besser zum Kaffeekochen genutzt wird.

Als Tchibo die neue Cafissimo Duo zum Testen anbot, sagte ich spontan zu, zumal das Maschinchen so winzig ist, dass es in die Fensterecke passt. Sie ist nämlich gerade mal 20 cm hoch und 19 cm breit. Ich wollte es erst nicht glauben, dass die Maschine wirklich nicht größer ist. Es gibt sie zurzeit zum Einführungspreis von 69 Euro.  
Die Cafissimo ist winzig mit ca. 19 cm
Breite und ca. 20 cm Höhe - ideal für
unsere Bürofensterbank.

Seit ich Vollzeit arbeite, fehlt mir guter Kaffee im Büro. Im Heimbüro konnte ich so viel Latte trinken, wie ich wollte, also den ganzen Tag lang. Im Büro gibt es zwar eine Kaffeemaschine, aber die nutzt keiner, weil wir alle zu unterschiedlichen Zeiten Kaffee möchten. Kocht eine morgens eine Kanne und trinkt nur eine Tasse, mögen die anderen mittags den abgestandenen Kaffee verständlicherweise nicht mehr. Und nur für eine Tasse lohnt es sich nicht, die Maschine anzuwerfen. Als ich sie letztens für Besuch aktivieren musste, musste sie erst entstaubt werden und in den Büros nach einer Filtertüte gekramt werden. Zum Glück vergaß eine Kollegin beim Abteilungswechsel ihre Filtertüten. Sonst hätte ich Händetrockenpapier vom Herrenklo gegenüber holen müssen.

Ich trinke also im Büro meistens Kardamom-Mokka von Burg als Schlammkaffee (Kaffee in den Becher, kochendes Wasser darauf, Zucker dazu, umrühren, fertig), aber der war mir irgendwann über - und löslicher Kaffee erst recht. Die Latte aus dem Sofa-Café ist zwar lecker, wird mir auf Dauer aber zu teuer. Drei Euro / Tag, 15 Euro / Woche. Am Jahresende könnte ich mir locker einen SM-Kurs* inkl. Anreise leisten. Außerdem ist es mehr Milch als Kaffee. Nichts zum Wachwerden.

Blick in die geöffnete Maschine: Vorne der leere
Kapselhalter, rechts der herausnehmbare Wassertank.
Irgendwann dachte ich mir, dass eine Einzelportionsmaschine eigentlich genau das Richtige für mich wäre. Eigentlich lehne ich die ab, weil ich den Kaffeepreis indiskutabel finde. Und den Verpackungsmüll. Aber ist es sinnvoller, den Kaffee im Pappbecher mit Plastedeckel aus dem Sofa-Café oder der Mensa zu holen? Ginge ich mit meinem Becher runter, verteilte sich die Latte auf dem Rückweg ins Büro auf den Fluren. Auch nicht hübsch.

Die Kolleginnen sind bei Einzelportionsmaschinen weniger kritisch. Die meisten von ihnen haben zu Hause Nespresso oder Senseo. Sie waren also angesichts der Testmöglichkeit sofort Feuer und Flamme und standen beim Auspacken Spalier. Und anders als der Gatte rechnen die Kolleginnen nicht den Kapselpreis in einen Kilopreis um. Ein Kilo Kaffee kostet nämlich über 31 Euro. Andererseits komme ich mit zwei Packungen à 10 Kapseln knapp vier Wochen aus, und es wird kein Kaffeepulver alt. So relativieren sich die Kosten für mich.

Die Inbetriebsnahme der Maschine ist einfach. Einzig der Tassenhalter muss montiert werden. Es empfiehlt sich, dies am endgültigen Standort zu machen, denn er klickt nicht fest ein, weil man ihn zum Entleeren öfter abnehmen muss. Hebt man die Maschine hoch, fällt er ab. Bei uns dengelte der Halter also erst mal unsanft auf den Steinboden, was der aber aushielt - also der Tassenhalter. Der Boden blieb auch intakt. Allerdings zerkratzt der Tassenhalter relativ schnell durch das bloße Aufsetzen einer Tasse - unserer sieht schon ziemlich schrammelig aus.

Die Benutzerführung zur Bedienung ist intuitiv. Außerdem gibt es nur einen Knopf, mit dem man zwischen Espresso und Crema wählen kann. Der hat es allerdings in sich. Man muss ihn gaaaaaanz weit nach links oder rechts drehen, über die Es-geht-nicht-weiter-Grenze hinaus. Da unsere Abteilung ein Talent zum Schlüsselabbrechen hat, waren wir da viel zu vorsichtig und dachten erst, das Maschinchen sei kaputt. War es aber nicht. Wir waren zu zaghaft. Um den Brühvorgang zu starten, wird der Knopf gedrückt.

Die Kapsel ist eingesetzt, der Wassertank gefüllt.
Das Brühen kann beginnen.
Bevor es so weit ist, muss aber eine Kapsel mit Kaffee in den Kapselhalter eingesetzt werden. In die Maschine passen die gängigen Cafissimo-Kapseln. Bei uns kristallisierte sich schnell heraus: Wir mögen Crema lieber als Espresso. Dann muss der Wassertank befüllt werden. Die Wassermenge von 300 ml reicht für einen Kaffeebecher, der allerdings in zwei Schüben gefüllt wird - werksseitig ist eine Tassenportion mit 150 ml eingestellt. Man kann die Wassermenge auch individuell programmieren, aber da ich die Maschine nicht alleine nutze, brühe ich lieber doppelt, um der Kollegin, die lieber Espresso mag, den sanften Mailänder oder den starken Sizilianer nicht zu verwässern.

Dann wird der Deckel heruntergeklappt und zum Einrasten gebracht. Auch hier sollte man nicht zu zaghaft sein. Knopf drehen, ca. 40 Sekunden warten, bis das blaue Licht nicht mehr blinkt, sondern kontinuierlich leuchtet, Knopf drücken, Kaffeeduft einatmen. Ich wünschte mir übrigens lieber ein rotes Licht, denn das blaue ist je nach Lichteinfall schwer zu sehen. Das mag aber dem Standort der Maschine bei uns im Büro geschuldet sein. Gebrüht wird übrigens mit 15 bar, was akzeptabel ist. Der Kaffee ist sehr lecker. Die Maschine ist für uns ein echter Gewinn.

Ich finde den Brühvorgang relativ laut, die Senseo- oder Nespresso-Besitzerinnen meinen allerdings, ihre Maschinen seien noch lauter. Dennoch: Wenn die Kollegin, die neben der Maschine sitzt, telefoniert, brühe ich mir keinen Kaffee, auch wenn sie sagt, es störe sie nicht.

Der Kaffee ist fertig.
Zwei winzige Nachteile gibt es, die aber nicht der Maschine anzulasten sind. Sie hängen vielmehr damit zusammen, dass wir keine Büro-Küche haben. Der nächste Hahn mit Trinkwasserqualität ist ca. 50 Meter entfernt. Nachdem wir die ersten Male mit dem Wassertank zum Wasserhahn pilgerten, nehmen wir inzwischen den Teekessel, füllen den und daraus dann den Wassertank. Ist effektiver.

Außerdem muss der Tassenhalter nach jedem Brühvorgang geleert werden. Den zum nächsten Waschbecken zu tragen, ist Pütscherkram, denn zwischen Maschine und Becken liegen zwei abgeschlossene Türen und etliche Flurmeter. Unter dem Bürofenster stehen meistens Raucher - die Entsorgung in den Park ist also auch keine Option. Wir sammeln das Wasser erst mal in einer Gießkanne. Ach, und will man schnell mehrer Portionen nacheinander brühen, sitzt die noch warme Kapsel sehr fest im Kapselhalter. Aber auch damit können wir leben. Ich jedenfalls möchte das Maschinchen nicht mehr missen, und mindestens drei weiteren Kolleginnen geht es genau so.

Unterm Strich sind wir sehr zufrieden mit der Maschine und bedanken uns bei Tchibo für die Möglichkeit, die Maschine zu testen.


* Nicht, was Du schon wieder denkst. Gemeint ist natürlich ein Kochkurs bei Stefan Marquardt.

Sonntag, 3. Juli 2011

Fast Food: Matjes mit Stampfkartoffeln und Steckstippe

Beim momentanen Schietwetter macht es richtig Spaß, als kulturelle Bordsteinschwalbe auf den Straßen der Stadt zu arbeiten; erst Recht, wenn, wie heute, der Anlauf der Queen Elisabeth II mit einem Halbmarathon, Menschenmassen und gesperrten Straßen zusammenfällt. Da fällt es mir leichter, mich selbst und meine Gäste bei Laune zu halten, wenn ich weiß, am Ende des Tages wartet zu Hause was Schnelles, Heißes, Leckeres auf mich. Nein, nicht der Gatte, der is(s)t sonntags Abends nie zu Hause. Sondern Matjes mit Stampfkartoffeln und Speckstippe. Aus der Lamäng. Mengenangaben je nach Hunger.

Kartoffeln schälen, kochen, abschütten. Mit Butter und Milch stampfen, mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Während die Kartoffeln kochen, in einer Pfanne ein bisschen Butterschmalz erhitzen. Schinkenspeck würfeln, in die Pfanne geben und bei milder Hitze ausbraten, bis die Würfel Farbe (schwarz ist auch hier keine Farbe) genommen haben und ausgelassen sind. Zwiebeln würfeln (abgearbeitete kulturelle Bordsteinschwalben sind heute faul und greifen zu fertigen aus dem Glas, sagen das aber nicht), in die Pfanne geben und bei immer noch milder Hitze braten, bis alles eine schöne Farbe angenommen hat (schwarz wäre hier immer noch falsch).

Stampfkartoffeln auf einen Teller geben, Matjes-Doppelfilet darauf betten und alles mit Speckstippe überziehen. Mit Faßbrause, Fliederbeerenblütenwein, Omas Schokotraum, Heidsiek, Lanson, Glühwein, Bier oder Wasauchimmer und dem Teller in der Hand auf das Sofa sinken, die Gabel nicht in der Küche vergessen, Füße hochlegen, Tatort einschalten und genießen.

Samstag, 2. Juli 2011

Save Food-Event von Toppits mit Andreas C. Studer

Andreas C. Studer und Janin Reinhardt. Muss ich erwähnen,
dass Frau Küchenlatein und ich vor der Veranstaltung
nur eine Person auf dem Foto kannten?!
"Duuuhuuu, Andreas, geht es dir nicht auch oft so? Du weißt nicht, was du kochen sollst, kaufst irgendwas ein und schmeißt dann die Hälfte weg?" fragte Schauspielerin und Moderatorin Janin Reinhardt den TV-Koch Andreas C. Studer, der seit einigen Jahren Testimonial für Toppits ist. Frau Küchenlatein neben mir schnappatmete und ich ahnte: Wir beide sind eher weniger die Zielgruppe für die Save-Food-Iniative gegen Lebensmittelverschwendung.

Um die Kampgane vorzustellen, wurden Journalisten zu einem Restekochen mit Studer eingeladen. So rutschten dann auch wir beiden Foodblogger dazwischen.


Merke: Eine Spargelstange, die im Rohzustand
flexibel ist wie ein Vibrationsstab, hat ihre
beste Zeit schon gehabt - und die endet am
24. Juni, am Johannitag / Mittsommer.
Frau Küchenlatein bekam im Laufe des Abends noch öfter Gelegenheit zur Schnappatmung bei Aussagen wie: "Ach, die Spargelsaison ist zu Ende? Aber ich kann doch noch Spargel kaufen!" oder "Aber Andreas, wir müssen auf dem Teppich bleiben. Ein Pesto ist doch eher etwas für Fortgeschrittene!" Sie schnappatmete irgendwann so sehr, dass ein Fingernagel auf der Strecke blieb, sie nur noch neunfingerig kochte. Aber auch so meisterten wir gemeinsam das Pesto aus Rauke, mittelaltem Gouda (reine Verzweiflung. Einzige Alternative wäre Blauschimmelkäse gewesen), Olivenöl, Zitronensaft, Zitronenschale, Pinienkernen, Salz und Pfeffer, denn bei diesem PR-Termin wurde natürlich auch unter Leitung von Andreas C. Studer gekocht. Irgendwann bezwangen wir sogar den ausgesprochen zickigen Induktionsherd, und Frau Küchenlatein konnte beim Mörsern der Pinienkerne beweisen, dass sie Klöppel-Diplom vom Asia-Treffen zu Recht bekam.

Themen der Veranstaltung waren Strategien zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und die geschickte Verwendung von Resten. Thema bei Frau Küchenlatein und mir war schnell die mangelnde Kochkompetenz von geladener Lokalpresse, aber auch von Food-Journalisten, also der Fachpresse. "Haben die denn alle bei ihren Müttern nichts gelernt?" schnappatmete Frau Küchenlatein irgendwann angesichts der Fragen oder Kommentare der überwiegend im Vergleich zu uns sehr jungen Frauen. Da ich durch den täglichen Umgang mit hoffnungsvollem akademischem Nachwuchs kaum noch zu erschüttern bin, hielt sich mein Erstaunen in Grenzen. Aber ich war irgendwo doch froh, dass ich nicht mehr als PR-Redakteurin arbeite. Ich zerbisse zu viele Tischkanten. Schnappatmung liegt mir nämlich nicht.

Crostini aus altbackenem Baguette mit Raukepesto
und Pinienkernen.
Natürlich ist die Initiative gegen Lebensmittelverschwendung lobenswert, werden doch in Deutschland jährlich 20 % der gekauften Lebensmittel weggeworfen. Sicher ist diese Zahl noch um ein Vielfaches höher, berücksichtigt man die Lebensmittel, die in Supermärkten weggeworfen werden, weil sie das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht haben. Leider arbeiten ja nicht alle Supermärkte mit den Tafeln zusammen. Dass die Verpackungsindustrie eine Initaitive gegen Lebensmittelverschwendung unterstützt, ist auch logisch, bietet es doch eine Chance, (neue) Produkte an den Mann / die Frau zu bringen.

Allerdings sind viele Foodblogger die falsche Zielgruppe für diese Toppits-Kampagne. Ich denke, die meisten von uns gehen sehr bewusst mit Lebensmitteln um, bewusster als andere Verbraucher, bewusster als Menschen mit wenig oder gar keiner Kochkompetenz. Für die meisten von uns sind Saisonalität und Regionalität immer wieder Thema. Genauso wie Resteverwertung. Natürlich gibt es auch unter den Foodbloggern Ausnahmen ... Bei mir aber hat das Bloggen dazu geführt, dass ich noch bewusster mit Lebensmitteln umgehe. Ich kann ja nicht Wasser predigen und Wein trinken. Außerdem müssen die dreiundzwölfzigtausend Rezepte von der Nachkochliste und aus den Kochbüchern abgearbeitet werden. Systematisch. Oder wie Mocat beim letzten Kochtreffen beim Blättern in den mitgebrachten Kochbüchern sagte: "Deine Kochbücher sehen immer so nach Arbeit aus." Stimmt. Die Zeiten, in denen Kochen entspannte, sind vorbei.

Nudelsalat mit Minz-Dressing.
Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung beginnt bei uns schon beim Einkaufen. Beim Gatten und mir wird freitags oder sonnabends ein Speiseplan für die kommende Woche gemacht, an den wir uns halten - mal mehr, mal weniger. Wir sind immer noch so flexibel, dass spontaner Besuch nicht verhungert. Bevor wir aber spontan essen gehen oder auf dem Heimweg an der Frittenbude halten, überlegen wir schon, was auf dem Plan steht - und wenn etwas zu Hause auf's Gegessenwerden wartet, verschieben wir das Fremdessen. Das führt dazu, dass wir seltener Essen gehen. Und wenn, dann teurer und geplanter als früher, denn gute Qualität gibt es nicht zum Schleuderpreis, das haben wir inzwischen begriffen.

Wir gehen vor dem Einkaufen regelmäßig Tiefkühler, Kühlschränke und Vorratsregale durch und gucken, was wir daraus kochen können. Seitdem werden nur noch selten Lebensmittel weggeworfen. Und obwohl wir hochwertigere Lebensmittel als früher einkaufen, geben wir nur unwesentlich mehr Geld dafür aus. Es gibt Sonnabende, an denen geben wir keine 30 Euro (inkl. Tabak und Gedöns) für einen kompletten Wocheneinkauf aus, weil die Vorräte noch reichen. Manchmal entscheiden wir auch spontan um. Heute hätte es beispielsweise ein Huhn geben sollen, das ich auf dem Heimweg frisch beim Geflügelschlachter gekauft hätte. Im Kühlschrank liegt aber noch eine halbe Wassermelone, im Tiefkühler ist noch ein undefinierbarer Rest Rindfleisch (wir sollten die Gefriertüten beschriften ...), also gibt es Wassermelonen-Curry.  

Allerdings sind wir beim Einkaufen auch gerne mal undiszipliniert, wie dieses Foto beweist:
Eigentlich fuhren wir nur für eine Kiste Zitronen-Cola, die im Supersonderangebot war, in die Metro. Mehr wollten wir nicht kaufen. Na gut, Kartoffeln und Roastbeef waren noch auf der Liste. Aber das war alles. Deswegen war das Auto noch voller Pfandflaschen, die wir erst später zum Supermarkt bringen wollten. Keine Ahnung, wie der Rest in unseren Einkaufswagen kam. Die Rückfahrt war ein klassischer Fall von "Schatz, Du fährst wohl lieber mit dem Bus nach Hause ..." Und Roastbeef haben wir noch nicht mal gekauft. Ach, und bevor jemand fragt: Ja, das kann man alles essen. Die Spülmaschinentabs sind allerdings etwas crunchig und seifig im Abgang. Nicht im Bild: Eine weitere Kiste Selter und 10 kg Kartoffeln im Sack. Und als das Foto entstand, fuhren wir noch einen Kleinwagen.
Reste gibt es bei uns selten. Wir kochen jeden Tag frisch, was, seitdem auch ich vollzeit außer Haus arbeite, zugegebenermaßen anstrengend ist, aber nach über sechs Jahren weitgehendem Verzicht auf Fertigfutter gibt es kein Zurück. Wir kochen meistens vier Portionen. Eine esse ich, zwei der Gatte (jaaahaaa, ich weiß, ich sehe aus als wäre es umgekehrt) und die vierte nimmt er sich am nächsten Tag mit ins Büro. Bleibt eine Portion tatsächlich übrig, wird sie eingefroren. Oder aber das Essen wird gleich auf zwei Tage verteilt, dann müssen wir nach dem Sport nicht kochen, nur aufwärmen. Ich nehme mir Obst mit Joghurt oder Quark oder einen Salat mit ins Büro oder esse in der Mensa. Sind mal Lebensmittelreste da, die nicht im Salat landen, gibt es einen Auflauf. Weiß ich mal wirklich nicht, was ich aus Resten machen soll; finde ich nichts Passendes in meinen Kochbüchern, google ich, frage in einer meiner virtuellen Kochgruppen oder auf meiner Hamburg kocht-Facebookseite. Irgendwas geht immer. 

Pizza mit Brokkoli, Lachs und Grünem Spargel.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) interessiert uns außer bei Fisch und Fleisch nicht mehr. Wir verlassen uns auf unsere Sinne und prüfen ein Lebensmittel, bevor es vielleicht weggeworfen wird - und das kann tatsächlich auch mal vor Erreichen des MHD der Fall sein, denn auch schon vorher kann ein Lebensmittel mal ungezogen sein, so wie eine Terrine bei diesem Essen. Da sagten mir alle Sinne und der gesunde Menschenverstand, dass ich eine Terrine mit blau-grünem Belag garantiert nicht mehr essen werde, auch wenn das MHD sagt, dass ich es noch monatelang könnte.

So ein MHD dient im Wesentlichen der Industrie, die dadurch mehr Lebensmittel verkaufen kann. Dem Verbraucher wird einmal mehr die Verantwortung für sein Handeln abgenommen, und Tonnen von noch essbaren Lebensmitteln werden jährlich weggeworfen. Was es mit dem MHD und dem Verbrauchsdatum aufsich hat, erläutert Frau Küchenlatein fachverständig hier und hier.

Dessert aus Würfeln von altbackenem Brot, geschmorten
Äpfeln und Vanille-Eis.
Aber die Fähigkeit, einen Einkauf zu planen oder Reste zu verwerten, scheint in der Gesellschaft stark abgenommen zu haben. Ich komme aus einer Familie, in der Hunger in der Eltern- und Großelterngeneration erlebt wurde, durch Krieg, Flucht, Vertreibung, Gefangenschaft, diverse Wechselfälle des Lebens. Auch wenn meine Eltern irgendwann wohlhabend genug waren, um oft essen zu gehen, meine Mutter jahrzehntelang ungern kochte: Lebensmittel zu verschwenden, wegzuwerfen, stand nie zur Debatte.

Wenn die Save-Food-Initiative dazu beiträgt, dass mehr Menschen bewusster einkaufen, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden, wäre viel erreicht. Tipps und Ideen gegen die Lebensmittelverschwendung gibt es auf der Save-Food-Facebook-Seite.

Vielen Dank an Edelman-PR für Einladung und Organisation, an die freundliche und flinke Unterstützung seitens der Mitarbeiterin der Hamburger Kochschule und ein Extra-Dank an Andreas C. Studer für die interessanten Gespräche und die vielen Küsse. Mal schauen, ob die Herrn Witzigmann schlagen können.

Hier geht's zum Bericht von Frau Küchenlatein.