Nach einem Auftakt in der Schanze, einem wirklichen Blind Date mit einem Profi-Koch, ganz viel Küchenklatsch und einer Küchenbesichtigung führte uns der Weg nach Winterhude, denn Nummer eins ist einem ehemaligen Sternekoch auf der Spur, der dort kochen soll. Ich hatte auf dem Weg vom Haus, das Irre macht, zur Schanze an der Hudtwalker Straße geparkt und stieg dort in die U-Bahn um. Du musst wissen: Ich kann leidlich Autofahren, aber nicht parken. Ich bekomme das Auto nur in Parklücken, in die ich gerade hinein fahren kann. Frau Küchenlatein kann ein Lied davon singen, sie musste nämlich mein Auto mal umsetzen. Und ich kann nicht rückwärts fahren. Ich komme also nur aus Parklücken, wenn ich das Auto langsam rückwärts gerade aus der Lücke raus rollen lassen kann. Du ahnst jetzt vermutlich, warum ich so gerne mit Öffis fahre.
Jedenfalls bekam ich nur ein paar Schritte vom Lokal entfernt einen Parkplatz. Mir dämmerte schon beim Aussteigen, dass ich vielleicht ein bisschen schräg stand und Probleme bekommen könnte, stellte sich noch jemand neben mich. Andererseits war die Lücke neben mir so kurz, dass sich da bestimmt niemand hin stellt. Höchstens ein Smart. Dachte ich. Das war falsch gedacht. Als wir aus dem Lokal kamen, stand neben mir ein Audi. Viertürig. Auf einer Fläche für einen Smart. Der konnte parken, der Audifahrer.
Während Nummer eins auf dem Beifahrersitz Platz nahm, versuchte ich, aus der Lücke rückwärts raus zu rollen, ohne den Audi zu touchieren. Vergeblich. Also, touchiert habe ich den Audi nicht. Aber aus der Lücke kam ich auch nicht. Nach ca. 20 Minuten schwankte ich zwischen Lach- und Heulkrampf. Ich hatte mein Auto inzwischen so verkanntet, dass Nummer eins über die Fahrerseite aussteigen musste. Zwischendrin rief ich verzweifelt den Gatten an. Ob er mal kurz quer durch die Stadt fahren und mein Auto ausparke könne? Nein, könne er nicht, er habe zwei Bier getrunken, weil er nicht damit rechnete, mich abholen zu müssen, denn ich war ja selbst mit dem Auto unterwegs. Aber er würde mich am nächsten Tag zum Auto bringen und mal gucken. Wir fuhren also mit Bus und Taxi nach Hause, denn Nummer eins hätte sich zwar zugetraut, das Auto auszuparken, war aber nicht mehr fahrtüchtig.
Gestern Mittag fuhren der Gatte und ich also quer durch die Stadt, um mein Auto zu befreien. Ich starb in der Nacht tausend Tode. Hatte ich mich irgendwie strafbar gemacht? Immerhin kam der arme Audifahrer jetzt ja auch nicht mehr in sein Auto. Höchstens über den Beifahrersitz. Ich hatte ihn ja eingekeilt. Gründlich. Und was ist, wenn der Audi da noch steht und der Gatte kann mein Auto auch nicht ausparken? Ich sah mich schon jeden Tag unauffällig am Auto vorbei schleichen, um zu gucken, ob es schon wieder frei ist. Hoffentlich treffe ich dabei nicht den Audifahrer. Der Gatte meinte, es gäbe da notfalls so Abschleppfirmen, die könnten mit einem Kran ein Auto aus einer Lücke heben. Deckt so was eigentlich die ADAC-Mitgliedschaft?
Als wir am Parkplatz ankamen, saßen gegenüber zwei Zwei-Meter-Typen in Jogginghosen und Muscleshirts. Vor ihnen spielten zwei dänische Doggen. Alle vier guckten zu uns. Als wir an meinem Auto waren, standen die Typen auf und kamen in unsere Richtung. Mir wurde flau. Zum Glück bogen sie nach links ab zur U-Bahn.
Der Gatte guckte sich mein Auto an, ging einmal drum herum; stellte fest, dass die Beule auf der Beifahrerseite keinen Zuwachs bekommen hatte (die holte sich das Auto, als ich mal ausnahmsweise seitlich einparken wollte ...); dass das Nachbarauto auch unbeschädigt war; guckte zu mir und schüttelte stumm den Kopf; schwang sich auf den Fahrersitz, setzte, ohne auch nur einmal zu rangieren, zurück, stellte das Auto in Fahrtrichtung, gab mir den Schlüssel, schüttelte noch mal stumm den Kopf, stieg in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Ich fuhr hinterher.
Zu Hause angekommen, gab ich ihm meinen Autoschlüssel und ging Richtung Bushaltestelle. "Du willst schon wieder weg?", fragte er. "Ja, ich bin mit Nummer eins in Eppendorf verabredet." - "Da kommen wir doch gerade her." - "Ja, ich weiß. Das ist auch nur 'ne Viertelstunde vom Parkplatz entfernt. Aber ich krich da um diese Zeit bestimmt keinen Parkplatz. Also fahre ich lieber mit dem Bus." Der Gatte schüttelte nur wieder stumm den Kopf. Mal ehrlich, einen Mann, der in so einer Situation stoische Ruhe an der Tag legt, muss man doch heiraten, oder?
Nach so viel Aufregung brauchte ich erstmal was zu essen. Nummer eins und ich waren im neuen Lokal von Cornelia Poletto verabredet. Da wir abends noch richtig essen wollten, gab's nur eine kleine, sehr leckere Zwischenmahlzeit.
Bunter Tomatensalat mit Avocado und Büffelmozzarella. Im Glas ist Rhabarberschorle. |
Tiramisu-Torte. |
Food Porn und Blind Dates:
Der Auftakt
Teil I
Teil II
Teil III
Teil IV
Teil V