Dienstag, 29. Dezember 2009
Soylent Green als Dessert: Minz-Schoko-Pudding
Weihnachten 2009 kam Menta con guarnizione al cioccolato von Cameo, der italienischen Dr. Oetker-Tochter, dann tatsächlich auf den Tisch – das MHD ließ sich nicht länger ignorieren, und die sparsame Hausfrau lässt ja nichts umkommen … Dass es Lasagne gab, war dann das ausschlaggebende Argument. Ein Tütenpudding aus Italien ist schließlich ein italienisches Dessert, ist doch logisch, oder?! Und der erwartete Gast raucht Mentholzigaretten, den wird kaum ein Minzpudding schrecken, argumentierte der Gatte, obwohl der den Pudding lieber nicht essen wollte.
In der Packung sind zwei Tütchen: Puddingpulver und fertige Schokosauce. Zutaten des Puddingpulvers sind Zucker, Stärke, Carrageen, natürliches Minzaroma, die Farbstoffe Annatto und Grün S (also E 160 b und E 142) sowie nicht weiter angegebene Aromen. Die Schokoladensauce besteht aus Wasser, Schokoladenpulver 26% (Zucker, Kakao, Fett 25% min.), Glukosesirup, Zucker, pflanzlichem Fett, Kondensmilch, modifizierter Stärke, jodiertem Salz, Pektin und wieder den nicht weiter angegebenen Aromen.
Da ich nicht wirklich Italienisch kann und meinen sprachkundigen Freund nicht bemühen wollte, dachte ich, Fertigpudding ist Fertigpudding, wer braucht da schon eine Zubereitungsanweisung? Nur wie viel Flüssigkeit brauche ich? Wird das Pulver warm oder kalt eingerührt? Ist schon Zucker drin? Ich brauchte ewig, bis ich die Milchmenge entdeckte, die zugegeben werden solle, dabei steht über den Bildern auf der Rückseite eigentlich deutlich „Aggiungere ½ litro di latte“. Und die Fingerprobe ergab, dass schon Zucker im Pulver ist, dass das Pulver wohl in Milch gekocht werden müsse.
Wie ich es von anderem Koch-Puddingpulver kenne, habe ich das Pulver also in einer kleinen Menge Milch angerührt. Die Milch wurde sofort grün. Wir waren uns nicht einig, ob die Farbe nun blasser ist als auf der Verpackung abgebildet, oder nicht.
Die Restmilch wurde im Topf zum Kochen gebracht, bevor die grüne Milch in die kochende eingerührt wurde. Ein wenig köcheln lassen und ab damit in die Förmchen.
Erstaunt war ich darüber, wie schnell der Pudding fest wird. Kaum lauwarm, war er schon fest. In der Zubereitungsanweisung sind 2 Stunden Wartezeit angegeben. Nach 4 Stunden auf dem winterlichen Balkon flutschte der Pudding vorbildlich aus den Förmchen. Auf dem Teller benahm er sich dann wie Wackelpudding, glibberte so vor sich hin.
Den Beutel mit der Schokosauce legte ich vor dem Servieren kurz in heißes Wasser. Erwärmen zwischen den Handflächen hätte laut Zubereitungsanweisung wohl auch gereicht. Allerdings wäre die Sauce dann wohl noch klumpiger gewesen als sie es so schon war. Die Saucenmenge war uns zu wenig, aber wir haben immer einen Vorrat Schwartau-Schokoladen-Sauce im Haus. Von der Konsistenz waren sich beide Saucen gleich, der Gatte schwört aber, die italienische hätte eine Minznote. Der Gast und ich fanden das nicht.
Auf den Serviervorschlag mit Lakritzschnecken und Lakritzstangen verzichtete ich. Ich bin ja vor nichts fies, aber die Minz-Schoko-Lakritz-Kombi mochte ich mir wirklich nicht vorstellen. Und der Gatte drohte mit Unaussprechlichem, sollte ich diese Kombi servieren. Stattdessen gab’s ein Schokoplättchen als Deko.
Erste Assoziation aller Esser: So ähnlich muss Soylent Green aussehen.
Tja, und wie schmeckte nun der Pudding? Der Geschmack erinnerte an After Eight und ähnliche Minz-Schoko-Täfelchen.
Mir kam die Stärke zu sehr durch, war der Minzgeschmack zu stark. Außerdem war das Mundgefühl irgendwie mehlig. Vielleicht hätte alles länger kochen sollen? Drei Minuten wie in der Zubereitungsanweisung angegeben, waren es bei mir sicher nicht. Der Gast hingegen meinte, der Minzgeschmack könnte stärker sein. Des Gatten Kommentare sind nicht zitierbar. Insgesamt konnte sich keiner von uns diesen begeisterten italienischen Kommentaren anschließen. Zwar war’s nicht schlecht, aber ein zweites Mal muss den Pudding niemand von uns dreien haben. Und man hat lange was vom Pudding … Der machte sich noch nach Stunden bemerkbar …
Und falls jemand fragt, warum ich diesen Pudding überhaupt kaufte: Ist doch ganz klar: Die Farbe! Die Packung wollte einfach mit! Aber insgeheim bin ich doch froh, dass ich nicht auch noch die Packung mit dem türkisfarbenen Cupcake-Frosting kaufte …
Samstag, 26. Dezember 2009
Spontanes weiß-rotes Notfall-Weihnachtsmenü, quasi auch ohne Zähne essbar
Meine Aufgabe waren knackig-bunte Salate aus Wurzeln und Roter Bete gegen die Festtagsskorbut, Klöße und Rotkohl zur Gans und tuffige kleine Desserts, deren Rezepte an Bastelanleitungen erinnern. Alles gut vorzubereiten, damit der Hausherr sich in der Küche ganz in Ruhe ganz alleine Gans und Roastbeef widmen kann.
Tja.
Zwei Tage vor Heiligabend besuchte der Gatte den Zahnarzt wegen einer lockeren Krone - eigentlich nur Routine, nichts Dramatisches. Abends aß er nur Reis mit Sauce an Schmerztabletten. Einen Tag vor Heiligabend war unser Zahnarzt schon in Urlaub, wurde der Tablettenvorrat aufgefüllt, Salbeitee zum Spülen gekauft. Als Hauptmahlzeit gab's China-Nudeln al matscho ... Als treusorgende Gattin guckte ich schon mal nach den Notdienstzahnärzten ... Heiligabendmorgen meinte der Gatte, es ginge schon besser. Kollektives Aufatmen - bis der Gatte versuchte, weichen Toast zu frühstücken. Ging gar nicht. Also ab zum Notdienstzahnarzt, wo der Gatte die folgenden drei Stunden verbrachte.
Kurz vor Ladenschluss meldete sich der Gatte mobiltelefonisch aus der Tüten- und Dosensuppenabteilung des Supermarktes, konnte kaum verständlich sprechen und erklärte, er könne bis auf Weiteres keine feste Nahrung zu sich nehmen. Der Zahn neben dem mit der lockeren Krone ist eiternd entzündet, kann vorerst nicht gezogen werden, weil daran Zahnersatz hängt ... Die weitere Behandlung kann also nur unser regulärer Zahnarzt festlegen, aber der ist erst im Januar wieder da. Um keine Umstände zu machen, äße der Gatte ab jetzt bis Januar halt Dosensuppen und Dosenravioli, verkündete er tapfer. Ich könnte dann ja die Gans und den Rest des Menüs wie geplant für mich machen ...
Hm, Dosensuppen und Dosenravioli an Heiligabend? Und bis Anfang Januar? Gans für eine Person? Die Schmerzmittel müssen ihm die Sinne verwirren. Während der Gatte seinen Einkauf beendete, legte ich die Gans in den TK schlafen und prüfte die Vorräte. Als der Gatte zu Hause war, stand das weiß-rote Weihnachtsmenü für Zahnschmerzgeplagte.
Wurzel-Orangen-Suppe oder Rote-Bete-Orangen-Suppe schieden als Vorspeise aus, mag der Gatte nur unter Protest. Und da er zwei Tage schon Pamps aß, sollte es Heiligabend schon was Leckeres sein. Hm, im Garten könnten noch Topinambur sein. Ja, tatsächlich, da sind noch welche, und die Menge sollte für eine Vorspeise reichen.
Hm, der Topinamburflan kam beim Gatten nicht so gut an, und Feldsalat haben wir ohnehin nicht. Also eine Topinambur-Cremesuppe als Vorspeise. Zuerst wollte ich noch ein Bacon-Segel oder etwas ähnliche Zickiges machen, aber das wäre für den Gatten zu hart gewesen. Deswegen der Toastbrotengel, der ließ sich stippen, und ein Klecks Preiselbeeren.
Beim Hauptgang waren Kartoffelklöße und karamellisierter Rotkohl zur Gans geplant. Klöße sind eh' zahnfreundlich, und wenn der Rotkohl etwas matschiger gekocht wird, geht der auch. Die Gans wurde ja zum Schlafen in den TK geschickt. Fehlte also ein herzhafter Gansersatz. Klops-Hack war im TK, aber zum Auftauen reichte die Zeit nicht ...
Hm, ich wollte doch schon immer mal ein Steinpilzsoufflé aus dem Tischdampfgarer ausprobieren ... So entstand der Hauptgang: Schlesische Klöße mit karamellisiertem Rotkohl und Steinpilzsoufflé. Sieht auf dem Foto etwas drüch aus, aber der Rotkohl lieferte genug leckeren Saucenersatz, mit dem auch das Soufflé noch weicher gematscht werden konnte.
Selbstgemachter Rotkohl und selbstgemachte Klöße waren übrigens Premiere. Der Gatte guckte erst skeptisch, als ich mit einem Kohl ohne Glas, auf dem "Mildessa" stand, ankam, meinte dann aber, er habe noch nie so leckeren Rotkohl gegessen. Die Klöße machte ich auch im Tischdampfgarer, legte sie allerdings aus Platzgründen übereinander, damit zeitgleich das Steinpilzsoufflé garen konnte. So bappten die Klöße aneinander - die Methode ist nicht zu Nachahmung empfohlen, wenn man Wert auf die Optik legt. Reste von Rotkohl und Klößen wanderten inzwischen zur Gans in den TK.
Damit das weiß-rote Menü dann auch beim Nachtisch stimmig war, wurde das Dessert kurzerhand geändert: Warmes, weißes Schokotörtchen mit sehr weich gedünsteten, klein gewürfelten Glühweinbirnen. Passte nur noch mit Mühe und nach längerer Pause 'rein ...
Inzwischen kann der Gatte schon wieder gaaaanz vorsichtig kauen, so dass zumindest das Fremdessen gestern wie geplant stattfinden konnte. Aber man soll's ja nicht übertreiben. Heute gibt es also wieder ein zahnfreundliches Essen: Lasagne ... Der Gatte ist schon wieder so weit, dass er in der Küche werkeln kann.
Und für die nächsten Tage überlege ich mir, was ich Zahnfreundliches aus Spitzkohl, Wurzeln und Roter Bete zaubere ... Und was ich mit zwei großen Bund Petersilie anfange, die dringend verarbeitet werden müssen ... Pesto scheidet aus, denn die wenigen Käsereste, die wir noch haben, werden in der Lasagne landen.
Und hier das Rezept für das Steinpilzsoufflé aus dem Tischdampfgarer:
Zutaten für 4 Portionen:
3 Eier
50 g Butter, weiche
110 g Mehl
10 g gemahlene Steinpilze / Steinpilzpulver
2 EL Milch oder Sahne
Salz
Pfeffer
Zubereitung:
Vorweg: Ich habe einen Tischdampfgarer Tefal VS 4001 VitaCuisine. Bei anderen Modellen kann die Zubereitung abweichen.
Die Eier trennen und das Eiweiß zu steifem Schnee schlagen.
Eigelb und Butter schaumig schlagen. Mehl und Steinpilzpulver unterrühren. So viel Milch dazu geben, dass der Teig eine leicht flüssige Konsistenz bekommt. Eischnee unterheben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Dariol- oder Timbale-Förmchen buttern, evtl. die Formen sicherheitshalber auch noch mit Semmelbröseln ausstreuen. Ersatzweise gehen auch hitzebeständige Glasschälchen. Den Teig in die Förmchen geben und in den großen Garraum stellen. 30 Minuten dämpfen, dann auf Teller stürzen.
Die Soufflés sind als Alternative zu Klößen eine schöne Beilage zu herbstlichen / winterlichen Gerichte. Man kann sie auch solo als Vorspeise essen, zum Beispiel mit einer Sauce aus Preiselbeeren, Cranberries oder Berberitzen, einem Chutney, einer Pilzsauce oder einer braunen Sauce.
Donnerstag, 24. Dezember 2009
Frohe Weihnachten allerseits!
Ich wünsche Euch fröhliche, gesegnete, kulinarische Weihnachtstage und einen guten Start in ein glückliches, gesundes, erfolgreiches, kochendes Neue Jahr! Mögen Eure Feiertage etwas ruhiger verlaufen als die dieses Seemanns:
Daddeldus Braut liebte die Männer vom Meere,
Im König von Schweden war Kuttel bekannt als Krakehler.
Aber nun sangen die Gäste »Stille Nacht, Heilige Nacht«,
Und ein Mädchen nannte ihn Trunkenbold
Und das war alles wie Traum.
Daddeldu wankte mit einer blutigen Nase
Die Weihnachtskerzen im Pavillon an der Mattentwiete erloschen.
Samstag, 19. Dezember 2009
Keks-Geiselübergabe Schweiz - Hamburg erfolgreich beendet
"Oh, meine Kekse", rief ich erfreut, als Herr Kaoskoch mir das Päckchen gab. - "Du hast Kekse bestellt? Haben wir nicht schon genug Kekse?" - "Das ist 'nen Geiselaustausch." - "???" - "Musste nicht verstehen, hat was mittem Bloggen zu tun." Herr Kaoskoch machte eine wischende Handbewegung vor seinem Gesicht. Sicher, um eine Fliege zu verscheuchen.
Zuerst wurden die Aenisbrötli befreit. Ich liebe Kekse mit Anis, mein Geschmack wurde also voll getroffen. Und die Kekse sind durch die Model, mit denen sie geformt wurden, unwahrscheinlich plastisch, eine echte Augenweide. Leider kann ich sie nicht so fotografieren, dass sie voll zur Geltung kommen.
Als nächstes öffnete ich die Dose mit den Basler Brunsli, die nicht verhehlen konnten, dass sie Kirschwasser enthalten ;o) Mir gefällt die Form, erinnert mich an einen Dino mit kurzen Ärmchen ... Einer musste sofort beim Öffnen sein Leben lassen ... lecker!
Die Geiseln blieben zur Eingewöhnung noch ein bisschen in ihren Dosen, bevor sie ein Lager bezogen, das sie unter anderem mit Baseler Läckerli teilen, die ich im Sommer geschenkt bekam. Gelegentlich scheint dem einen oder anderen Gefangenen die Flucht zu gelingen, denn sie dezimieren sich langsam aber sicher.
Für Herrn Kaoskoch war übrigens nichts dabei - Glück für mich :o) Für ihn gehe ich dann noch mal eine Extra-Runde in die Küche zum Keksebacken.
Samstag, 12. Dezember 2009
2. Hamburg kocht!-Treffen! Last Call for 06.02.2010
Und hier nun die wwwwk's auf alle Fragen rund um das Treffen:
Wann: Sonnabend, 6. Februar 2010, ab 15 Uhr
Wo: Im Raum zum Kochen in der Arnoldstraße in Ottensen
Wer: Bislang angemeldet haben sich
1. Kaoskoch
2. Steph
3. Küchenlatein
4. Käferblau
5. Olaf
6. Petterson
7. terschies
8. Eicki
9. Fitus
10. INTG
11. Mocat
12. Monambelles
13. Der Grieche (bringt hoffentlich auch wieder so nette Musik mit!)
14. INTGs mitgeschnackte Begleitung
Grissini mit Wurzelpüree Ras el Hanout und Pesto von Wurzelgrün
Flammkuchen mit Knollenziest
Topinamburflan mit Feldsalatsauce
Rote-Bete-Suppe mit Wasabi und Steckrübenstroh
Gebratener Lachs auf Grünkohl mit Zitronensenfsauce
Wurzel-Buttermilch-Tarte
Kostet: An Raummiete zahlen wir 400 Euro. Hinzu kommt die Umlage für Lebensmittel, ca. 10 Euro pro Person. Getränke bringt sich jeder selber mit.
Update 20.12.09: Da sich inzwischen alle bis auf eine meldeten und überwiesen haben / überweisen werden, gehe ich davon aus, dass das Treffen auf jeden Fall stattfindet und werde den Termin beim FUH festmachen.
Falls noch jemand Lust hat, mit uns im Februar zu kochen: Herzlich gerne! Einfach anmelden und schon kommt 'ne eMail von mir. Wir sind meistens nett, pflegeleicht, stubenrein, beißen nicht, werfen nicht mit Messern und zicken selten ;o) Es braucht also niemand Angst vor uns zu haben :o))
Mittwoch, 9. Dezember 2009
Keksgeiseln: In Hamburg ist die Lage explosiv
Beim Versuch, die Geiseln zu befreien, ist höchste Vorsicht gefragt! Vor allem sollte das Befreiungskommando anscheinend darauf achten, dass sich im näheren Umfeld der Gebäckstücke kein offenes Feuer in Form von Kerzen oder Zigaretten befindet, denn sonst droht vermutlich Explosionsgefahr.
Von der Hinzuziehung eines Backräumkommandos oder Backstoffsuchhunden wird allerdings abgeraten, da dies Geiseln und Geiselnehmer nur unnötig nervös macht. Aber selbst, wenn die Befreier äußerste Vorsicht walten lassen, muss davon ausgegangen werden, dass den Geiseln extreme Gefahr für Guss und Füllung droht. Ihre Lebensdauer wird in Fachkreisen als gering eingeschätzt. Vermutlich werden sie die kommenden Feiertage nicht überleben.
Samstag, 5. Dezember 2009
WG Herxheim auf der WeinHamburg
In der Regel fahren wir zwei Mal im Jahr nach Herxheim. Nicht, dass wir nicht genug Weinhändler in der Nähe hätten - innerhalb von drei Kilometern sind es fünf oder sechs Weindepots, Weinkontore oder sonstige Weinläden - aber die Herxheimer Weine schmecken uns einfach. Und so weit ist die Strecke Hamburg - Herxheim nicht: Von unserem Acker im Hamburger Westen brauchen wir 'ne knappe dreiviertel Stunde. Die Winzergenossenschaft hat nämlich eine Verkaufsstelle am Tatenberger Deich.
Zurzeit muss man aber noch nicht mal bis nach Tatenberg, um Herxheimer und andere Weine kennenzulernen, denn noch bis zum 6. Dezember ist im Hamburger Kunsthaus die Messe WeinHamburg zu Gast. Der Eintritt kostet 12 Euro / Person plus 5 Euro Pfand für das Degustationsglas.
Montag, 30. November 2009
Projekt: Orientalischer Stollen in Lecker
Während des Essens suchte ich vergeblich den Orient. Im Teig waren Rosinen, Korinthen und Pistazien. Der Teig war ansonsten kaum gewürzt. Ich erwischte ein Würznest, das nach Kardamom schmeckte. Und vielleicht war auch noch Zimt drin ... Um alles herum war eine Schokoglasur, die in erster Linie fett war.
In einem Anflug von Größenwahn beschloss ich: Orientalischer Stollen - den kann ich in Lecker! Okay, ich habe vorher noch nie Stollen gebacken. Okay, ich bringe jeden Hefeteig um. Aber so ein Stollen muss doch zu schaffen sein .... Getreu der Devise, wer nicht bis zu den Sternen denkt, erklimmt noch nicht mal die Kirchturmspitze, machte ich mich auf den Weg, auch wenn in diesem Fall weniger ein Kirchturm als ein Minarett erklommen werden wollte.
Im www schwirrt ein Rezept für einen orientalischen Stollen 'rum, das sich als Basis gut anhörte. "Für einen Stollen brauchst Du eine Stollenform", meinte eine Kochfreundin. Okay, die gab's bei eBay. Im Forum fand ich eine kaoskochtaugliche bebilderte Stollenbackanleitung, und somit stand dem Projekt "Orientalischer Stollen in Lecker" nichts mehr im Wege. Passenderweise suchte sich die Historikerin in mir den Tag des schweizer Volksbegehrens gegen die Minarette für das Experiment aus.
Am Vortag schnitt ich getrocknete Datteln, Feigen und Aprikosen klein, hackte Mandeln, gab alles in eine Tupper, tränkte die Früchte mit indonesischem Arrak und stellte sie über Nacht auf den Balkon. Am nächsten Morgen kam der Teig dran, der immer wieder gehen musste (und zum Glück immer wieder brav zurück kam). Schließlich war er in der Form und im Ofen. Schon jetzt duftete es wunderbar nach Gewürzen und Arrak.
100 g getrocknete Datteln
100 g getrocknete Feigen
200 g Aprikosen
40 g Pistazien
3 – 4 EL Arrak (indonesischer)
500 g Mehl
1 TL Zimt
½ TL Kardamom, gemahlen
1 Prise Nelke (gemahlen)
1 Prise Macis
1 Prise Anis (gemahlen)
1 Prise Ingwer (gemahlen)
1 Prise Piment (gemahlen)
150 ml Milch
1 Würfel Hefe
1 TL Vanillezucker
70 g Zucker
1 Prise Salz
1 Zitrone (Schale davon)
200 g weiche Butter
2 EL Mehl
100 g Butter
4 EL Puderzucker
1 EL Kakao
1 TL Zimt
Zubereitung:
Trockenfrüchte und Pistazien hacken. In eine Schüssel geben, Arrak darüber geben, alles gut mischen und ein paar Stunden / über Nacht ziehen lassen.
Mehl in eine Schüssel geben und mit den Gewürzen mischen. Milch soweit erwärmen, dass sie handwarm ist. Die Hefe hineinbröckeln und auflösen. In das Mehl eine Mulde drücken, die Milch-Hefe-Mischung und den Vanillezucker hinein geben und alles zu einem Teig verkneten. Der Teig sollte weder an der Schüssel noch an den Händen kleben – ggf. esslöffelweise mehr Milch oder Mehl zugeben, bis die Teigkonsistenz stimmt. Teig zugedeckt an einem warmen Ort 30 Minuten gehen lassen.
Zucker, Salz, Zitronenschale und Butter zum Teig geben und alles zu einem glatten Teig verkneten. Wieder den Teig zugedeckt an einem warmen Ort 30 Minuten gehen lassen.
Früchte abtropfen lassen und mit 2 EL Mehl vermischen, damit sie später im Teig nicht nach unten sinken. Unter den Teig kneten. Teig in eine Stollenform geben oder zum Stollen formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Zugedeckt ca. 30 Minuten gehen lassen.
Bei 200 Grad Umluft 10 Minuten backen, dann die Temperatur auf 175 Grad reduzieren und den Stollen weitere 30 bis 35 Minuten backen (Stäbchenprobe).
100 g Butter verflüssigen und den noch warmen Stollen damit bepinseln. Puderzucker, Kakao und Zimt mischen und die Hälfte über den Stollen gegen. Erkalten lassen. Die Prozedur wiederholen, bis Butter und Zuckermischung aufgebraucht sind.
Freitag, 27. November 2009
Voll fett, voll Milch, voll Pisa
„Von ’m Brötchen kannsu alles außerm Salatblatt wegwerfen“, war der Satz, der mich von meinem Krimi aufhorchen ließ. Ich warf einen Blick auf das Brötchen, das die eine Flöte aß. Irgendwie erwartete ich, was grün Verschimmeltes zu sehen – warum sollte man sonst ein Brötchen wegwerfen?
Aber nein: Hormonprotz dozierte über gesunde Ernährung.
Brötchen – ungesund, ist fett. Butter – ungesund, ist fett. Käse – ungesund, ist fett. Salami – ungesund, ist fett.
Unwillkürlich machte ich mich hinter meinem Krimi unsichtbar. Kaoskoch – ungesund, is(s)t fett …
Schließlich meinte die Brötchen-Flöte: „Abba ich trink doch ’ne Mülchich dazu, ey.“
Der Hormonprotz bekam Schnappatmung. „Mülchich? Ey, weißte, was in Mülchich is, ey?!“ Die Flöten guckten kuhäugig. Der Hormonprotz setzte nach: „Ja, denk doch mal nach, booooa ey! Was is’n in Mülchich, hä?“
Die Flöten guckten sich an, ich konnte an ihren Hinterköpfen sehen, wie die kleinen Rädchen ratterten.
Schließlich meinte die eine: „In Mülch is’ Kuh!“
„Nee, stümmt nich“, sagt die andere. „In Mülch is’ Euter.“
Montag, 23. November 2009
"Wurzeln unter Palmen" - das Menü zum 2. Hamburg kocht! - Treffen
Topinamburflan mit Feldsalatsauce
Freitag, 20. November 2009
Persimmon-Soufflés aus dem Tischdampfgarer
300 g pürierte Persimmon (etwa die Menge von 4 Früchten)
2 Eier
50 g Butter, weiche
40 g Puderzucker
125 g Mehl
1 Vanilleschote
20 g Pecannüsse
1 Spritzer Zitronensaft
Zubereitung:
Persimmon vom Stielansatz befreien, schälen, ggf. Kerne entfernen. Das Fruchtfleisch pürieren.
Die Eier trennen. Das Eiweiß zu steifem Schnee schlagen. Vanilleschote auskratzen. Eigelb, Butter, Puderzucker, Vanillemark und Mehl schaumig schlagen. Pecannüsse fein hacken. Pecannüsse und Püree unterheben, dann das Eiweiß ebenfalls unterheben. Mit 1 Spritzer Zitronensaft würzen und abschmecken. Je nach Reife der Persimmon evtl. nachsüßen.
Dariol- oder Timbale-Förmchen buttern. Ersatzweise gehen auch hitzebeständige Glasschälchen. Den Teig in die Förmchen geben und in den großen Garraum stellen.
Dienstag, 17. November 2009
"Englische Sitten, himmlisches Essen" - kulinarische Stadtführung durch Hamburg am 22. November 2009
Noch ein bisschen Text zur Führung: Was sollte man probiert haben, wenn man in Hamburg zu Besuch war und was sollte jeder Hamburger kennen? Pannfisch, Labskaus oder doch lieber nur ein Franzbrötchen? Warum sind Austern und Rauchfleisch eine „heilsame Erfindung“? Wie wird einem Rundstück warm? Wer entdeckte die Currywurst?
Seit dem 14. Jahrhundert galt Hamburg außerdem als Bierhaus, was sich in vielen Rezepten mit dem braunen Saft zeigt. Warum hingegen schüren Kaffee und Tee das „Revoluzzertum“, war ihr Konsum für Frauen lange Zeit verboten? Die Hamburger Bürgersfrau, die über genügend finanzielle Mittel verfügte, zog die Kardamomkapsel zum Würzen ihrer Gerichte vor. Was aßen die ärmeren Hamburger und welche Speisen gab es bei den Feierlichkeiten der Wohlhabenden?
Eine Spurensuche mit kleinen kulinarischen Überraschungen für alle, die Hamburger, ihren Speck und Hanseaten mögen – durchaus im doppelten Wortsinne.
Termin: Sonntag, 22. November
Uhrzeit: 11 Uhr bis 13 Uhr
Treffpunkt: Vor dem Alsterhaus am Jungfernstieg
Teilnahme pro Person: 15 Euro / ermäßigt 12 Euro inkl. kleiner kulinarischer Überraschung. Wer unter dem Stichwort "Foodblog" bucht, zahlt den ermäßigten Preis :o)
Donnerstag, 12. November 2009
Salat von Wurzeln, Berberitzen und Mandeln
Seitdem ich beschlossen habe, einfach nicht mehr gegen frische geele Wotteln aka Möhren allergisch zu sein, mag ich diesen Salat von Wurzeln, Berberitzen und Mandeln sehr gerne:
Zutaten für 8 Portionen
1 kg Wurzeln (vulgo Möhren)
1 Handvoll Berberitzen, getrocknet
1 Handvoll Mandelblättchen
1 Zitrone, der Saft davon
1 EL brauner Zucker
1 TL Butter
Salz
Pfeffer
Zubereitung:
Wurzeln schälen und fein raspeln. Butter in einer Pfanne oder in einem Topf schmelzen und die Berberitzen darin unter Rühren glasig dünsten. Die Mandeln in einer Pfanne ohne Fett anrösten. Wurzeln, Berberitzen und Mandeln in einer Schüssel zu einem Salat vermischen.
Zitronensaft, Zucker, Salz und Pfeffer verquirlen und unter den Salat geben. Mindestens eine Stunde ziehen lassen.
Und Allergiker wie ich legen sicherheitshalber das Asthmaspray in Reichweite ...
Montag, 9. November 2009
Kürbis-Kibbeh oder: Warum ich keine gute syrische Schwiegertochter wäre ...
Seit meiner Wüstenzeit in den 1990ern möchte ich selbst Kibbeh machen. Aber in der Wüste lernte ich auch: Kibbehmachen ist hohe Kochkunst. Zudem entscheidet die Kunst, Kibbeh zu machen, schon mal über Ehen: Ein Kollege erzählte mir damals sehr nachdrücklich, wie eine Schwiegertochteranwärterin von ihrer potentiellen Schwiegermutter damit gequält wurde, solange Kibbeh zu formen, bis dieser das Ergebnis gefiel. Erst dann durfte geheiratet werden. Diese Prüfung sei in Syrien durchaus üblich, meinte der wüstenerprobte Kollege.
Ob der Schwiegersohnanwärter bei seinen potentiellen Schwiegereltern ähnliche Prüfungen ablegen musste, wusste mein Kollege nicht zu berichten. Mir war sofort klar, dass syrische Männer keine potentiellen Heiratskandidaten für mich sind, denn der Kibbehprüfung wollte ich mich nicht aussetzen. Mein Koch-Know-How war damals sehr beschränkt - ich konnte gut Tüten aufschneiden.
Jetzt dachte ich mir, verheiratet bin ich inzwischen, meine Schwiegermutter weiß, dass ich nicht kochen kann, kommt außerdem heute nicht zum Essen, was also steht noch zwischen mir und den Kibbeh?! Inzwischen weiß ich es: Viel, viel Übung ;o)
Beim Stampfen der Kürbis-Bulgur-Masse war ich noch frohen Mutes, und auch die Füllung aus Hack, Walnüssen, Zwiebeln und diversen Gewürzen gelang gut. Die war sogar so lecker, das wir die Reste einfach so weglöffelten.
Beim Formen der Kibbeh wäre ich aber als syrische Schwiegertochteranwärterin gnadenlos durchgefallen: Die Kürbis-Bulgur-Masse war noch zu feucht, die fortwährende Zugabe von Mehl half nur bedingt, und die Füllung sah es auch nicht ein, in den Kibbeh zu bleiben ... Merke: So sollen Kibbeh nicht aussehen, wenn's mit der syrischen Schwiegermutter klappen soll:
Auch für das Ziehenlassen in Salzwasser brauche ich noch Übung, denn nur wenige Kibbeh überstanden das heil. Und beim anschließenden Fritieren war ich mal wieder zu ungeduldig, so dass wir dann eine Mischung aus gekochten und frittierten Kibbeh auf dem Salat hatten.
Aber lecker war's - und ich werde weiter üben! Vielleicht klappt's dann irgendwann auch mit der Schwiegermutter ;o)
Freitag, 6. November 2009
Klein und Kaiserlich - Kaffeehaus mit TK-Torte
Ich habe diese Klage noch nie verstanden, denn es gibt doch beispielsweise das Wiener Café Wirth und die Rösterei (hier erwische ich mit Glück die Schicht meines Lieblingskellners, der so weanerisch ist, dass sie ihn bestimmt täglich einfliegen lassen).
Seit gestern habe ich eine neue Kaffeehausruheinsel, allerdings eine mit einem Wermutstropfen: Klein und Kaiserlich in der Hafencity. Schon oft bin ich an dem Laden vorbei gegangen, aber es bedurfte eines trübregnerischen Tages, dass der Laden mir auch tatsächlich auffiel - und einer Begleitung, die sich weigerte, in einen der leeren Läden, die wir vorher passierten, zu gehen, denn: "Wenn da niemand drin sitzt, taugt das nix." Was ein Glück, dass hier gerade ein Tisch frei wurde ...
Das Café ist wirklich ein kleines Schmuckkästchen: Die Wände sind mit grünglänzenden Tapeten bespannt und mit Goldleisten abgesetzt, über die Besucher wachen Franzl und Sissi, das Mobiliar mit Thonet-Stühlen entspricht dem klassischen Kaffeehaus, Kronleuchter beleuchten dezent, auf der Kommode auf der Galerie liegen Magazine, die Zeitungen an der Garderobe fehlen ebenfalls nicht, und der Kaffee kommt von Meinl. Unten ist ein Sehen-und Gesehen-werden-Bereich, auf der Galerie kann man sich zum tête à tête oder zum Zwiegespräch zurückziehen und dabei auf die Elbe blicken. Die Atmosphäre ist entspannt, die Bedienung nett, freundlich und flink.
Absolut lohnend ist auch der Besuch bei "Tante Meyer": Hier sind die Tapeten goldglänzend-gestreift, wacht Sissi über die Geschäftstüchtigen, ist die Keramik von Villeroy & Boch. Und blitzsauber ist es zudem. Fehlen nur noch Stoffhandtücher, dann wäre es wirklich stylish.
Apropos Stil - kommen wir zum einzigen, aber gewichtigen Kritikpunkt, zum Wermutstropfen: Irgendwie geht es gar nicht, dass ein Lokal, das sich als Wiener Kaffeehaus versteht und "feinste Mehlspeisen" verspricht, Tiefkühltorte von Schöller serviert, wie die Gebrannte Mandel-Torte. Da müsste sich eigentlich schnellstens die Task Force der Wiener Bäckerinnung in Bewegung setzen ... Demel, hilf! Sacher, schmeiß Torte!
Samstag, 31. Oktober 2009
1. Hamburg kocht!-Treffen am 30.10.09 - die Nachlese
Käferblau dreht die Quitten, JOK frittiert die Topinamburchips. Das Gasherd war teilweise schwer zu bändigen, vor allem für die, die zu Hause ohne Gas kochen. Aber es klappte, auch wenn die Röstaromen teilweise Mälzersche Ausmasse hatten.
Rote Bete, Du bist fällich, Dich pell' ich ;o) Rote Bete pellen und in hauchdünne Scheiben schneiden für 18 Personen.
Hix demonstriert das Aufschlagen eines Wachteleis. Man beachte bitte, dass die Butter in der Pfanne gesalzen wurde, damit auf dem Ei keine Salzflecken sind - Paul Bocuse wäre stolz auf uns!
Die Vorspeise: Labskaus orientalisch - an dem Rezept muss ich zugegebenermaßen noch arbeiten, deswegen stelle ich es auch noch nicht ein. Die orientalische Kartoffelcrème war eine Spontan-Kreation von DanaFee, Hix, fitus123 und Newnudel.
Der Hauptgang: Hühnchen-Tajine mit Quitten und Kichererbsen-Fritten samt spontaner Verwertung der restlichen Rote Bete aus der Vorspeise.
Das wollen Brunklüten für den Nachtisch werden.
Der Nachtisch: Brunklüten und Marokkanischer Orangensalat mit Granatapfel - letzterer schmeckte wegen der fehlenden Pistazien natürlich gar nicht ;o) Hat noch jemand Zweifel daran, dass man mich ohne Rezept noch nicht mal Wasser kochen lassen sollte?!
Fröhlich klang der Abend aus. Meinetwegen können wir das gerne wiederholen. Themen und Terminvorschläge sind willkommen.