Dienstag, 13. März 2012

London calling 2012: The Diner in Soho

Abendessen im The Diner in Soho: California Burger mit
Monterey Jack Cheese und Guacamole sowie Fries für den
Gatten, Original Burger und Sweet Potatoe Fries für mich.
Am letzten Abend landeten wir in Soho. Eigentlich wollten der Gatte und ich ins Kino, aber es lief kein Film, der uns beiden gefiel. Also entschieden wir uns dazu, noch ein wenig bummeln, denn die Temperaturen waren frühlingshaft. Früher, als S. noch lebte und ich sie regelmäßig in London besuchte, gingen wir meistens in Soho aus, und seitdem mag ich die Gegend einfach.

Da es ein wenig schwierig sein kann, mit dem Gatten essen zu gehen, weil er ungern neues ausprobiert, keine Überraschungen mag, ein Lokal weder zu exotisch noch zu edel sein darf, das Essenfassen nicht zu lange dauern darf, er quasi eine Garantie haben möchte, dass es ihm in einem Restaurant schmeckt, halte ich bei Abreise gerne eine Liste möglicher Restaurants bereit. So landeten wir beispielsweise auch in der Fire Station. Jede Küche mit einer gewissen Schärfe scheidet zudem aus. Curry ist also nicht. Ich könnte problemlos durch Soho bummeln, mir irgendwann denken, dass die Hühnerfüße, die im Fenster hängen, lecker aussehen und einkehren, aber mit dem Gatten ist es nicht zu machen, und wenn nur einer von beiden Spaß hat, ist es ja auch blöd.

Eines der Lokale auf meiner Liste war The Diner in Soho, denn Hamburger und Fritten gehen bei uns immer. Wir verliefen uns und irrten durch menschenleere, zwielichtige Straße, was in London eher selten passiert und durchaus eine Erfahrung ist. Es gibt in Soho einige gut erhaltene Bauten aus der Georgianischen Ära, zum Beispiel in der Broadwick oder Wardour Street, und Leere und Dunkelheit sorgten für einen Hauch Mystik. Eine schöne Atmosphäre. Zwischendrin passierten wir durchaus das eine oder andere sehenswerte Lokal und schöne Pubs, aber der Gatte war jetzt auf amerikanisches Essen eingestellt und wollte keine Änderung.

Wir mussten ein wenig warten, bis ein Platz frei wurde. Wieder mal war ich verblüfft, wie voll die Lokale sind. Während wir im Lokal waren, bildeten sich im Eingang regelrechte Menschentrauben. Um uns herum saßen Einheimische und italienische Touristen, darunter eine Großfamilie, eine skurrile Mischung. Während wir so warteten, überlegte ich schon ,wieder zu gehen, denn mich überkam der Drang, zu putzen. Wer meine hausfraulichen Fähigkeiten kennt, weiß, dass so was nur ganz selten passiert. Also, so richtig sauber war das Lokal nicht. Dafür wurde nach jedem Gast der Tisch mit Desinfektionsmittel eingenebelt und mit einem Tuch in undefinierbarer Farbe gewischt. Ehrlich, ein Seitenstraßen-Kellerlokal mit Speisekarte in einer Sprache, die ich nicht verstehe, hätte mir gerade mehr Vertrauen eingeflößt. Aber wir waren nun mal da und würden nun auch hier essen.

Aus der Nähe betrachtet: Original Burger und Sweet Potatoe Fries 
Wir wurden dann endlich von einer Kellnerin, die ein an eine totes Frettchen erinnerndes Gebilde um den Hals und sonst nicht viel trug, platziert, mit Speisekarten versorgt und nach unseren Getränkewünschen gefragt. Dann tat sich 20 Minuten erst mal gar nichts. Ich hatte viel Zeit, mich im Lokal umzusehen, die wild gemusterten Unterhosen des Kellners zu beobachten (diese Hosen-auf-Halbmast-Mode ist so gar nicht meins) und mich zu fragen, warum die Jungs an der Bar ihr Essen wohl aus allen Perspektiven mit dem Smartphone knipsen. Der Gatte überlegte, zu gehen, als die Getränke endlich kamen.

Die Speisekarte gefiel uns gut, vor allem die Auswahl an Fries und anderen Beilagen. Wir bestellten und stellten uns wieder auf eine lange Wartezeit ein, aber diesmal ging es überraschend schnell. Das Essen kam in Plastikkörben, was mir meinen Wunsch erfüllte, endlich mal aus einem Plastikkorb zu essen, wie ich es aus amerikanischen Filmen kenne. Bei den Fries war's okay, bei den Burgern war's schwierig, zumindest, wenn man sie mit Messer und Gabel essen wollte. Die Körbe kamen dann ganz schön ins Kippeln.

Das Essen war lecker. Die Fries-Portionen sind üppig, die kann man gut teilen. Ich streckte bei den Sweet Potatoe Fries die Waffen, was bei mir selten passiert - die Portion war einfach zu groß. Der Gatte, mit seinen Fries ebenfalls sehr zufrieden, probierte reichlich von meinen und erteilte den Auftrag, zu Hause mal Süßkartoffelfritten zu machen. Uns fehlten einzig Ketchup oder Mayonnaise, die nicht auf dem Tisch standen, und irgendwie saßen wir zu ungünstig, um einen Kellner zu stellen. Mein Burger und die Fries waren dadurch etwas drüch, während der Gatte auf seinem Burger Guacamole hatte.

Auf dem Rückflug las ich die aktuelle Olive-Ausgabe mit einem Test verschiedener Dinerketten. The Diner in Soho schnitt am Besten ab. Das war für uns unverständlich, denn am nächsten Tag landeten wir zufällig in einem Diner, wo es uns um Klassen besser schmeckte, aber die Kette wurde nicht getestet.

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5 Kommentare:

  1. Deine Berichte verschlinge ich derzeit so richtig und schau mir alle Links an, da wir über Pfingsten in London sein werden. Der Turbohausmann befüchtet schon, dass wir nur mehr von einem Lokal ins andere fallen müssen. :D

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  2. Oh, falls der Turbohausmann probier- und experimentierfreudiger ist als mein Gatte, gibt es noch spannendere Lokale. Ich guck' mal, dass ich Dir nachher eine Mail schicke. Habt Ihr schon ein Hotel?

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  3. "The Diner" klingt irgendwie erstmal nicht so fetzig, ich mag lieber Lokale, wo nicht ganz so viel los ist. :D
    Aber ich gehe hier auch eher selten essen.

    Für das nächste Mal Soho kann ich Bar Italia in der Frith Street empfehlen, da gibt es kleine italienische Snacks und grandiosen Cappuccino! http://www.baritaliasoho.co.uk/

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  4. Der Turbohausmann ist vor allem Kummer gewöhnt - der muss meine Experimente in der Küche immer aushalten. ;)
    Ja, Hotel haben wir. Deines klang zwar sehr viel besser, aber da hatten wir schon gebucht, als du drüber geschrieben hast.

    Eine Mail wär nett: wistera@gmx . net

    Magst du nicht mal nach Bali vorfliegen und berichten? Da wollen wir im November hin. :D

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  5. @ Andrea, ist für den nächsten Besuch notiert. Auf dem Rückweg wurden wir auch nach einer italienischen Bar gefragt, hatten auf dem Hinweg aber keine gesehen.

    @ turbohausfrau, Mail ist raus. Bali ist irgendwie so gar nicht meine Gegend ... Aber ich freue mich auf Deine Berichte.

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