Schnell wurde deutlich: Trotz der Schilder ist es eher eine Insiderveranstaltung, denn Angaben über Zeit und Ort fehlten. Ratlos standen wir auf dem Parkplatz am Hafen. Wohin nun? Zum Fischladen, also zur Hvide Sande Røgeri? Zum Aquarium? Oder doch in die Fußgängerzone?
Letzteres war die richtige Entscheidung.
Vor der Vestjysk Bank standen Wäscheständer mit aufgehängten Plattfischen. Männer saßen auf Bänken und bereiteten die Fische vor, während Frauen sie grillten und kostenlos verteilten. Daneben war ein Bierstand, ein kleine Kapelle spielte dänische Volkslieder, und an Tischen und Bänken konnte man sich zum Schmausen niederlassen.
Für die wenigen Deutschen, die sich hierher verirrten, gab's einen Aufsteller mit Infos. Aber es blieb kaum jemand von den deutschen Touristen stehen, um zu erfahren, dass tørrede dabs oder bakskuld getrocknete Kliesche ist, ein Plattfisch, der hauptsächlich in der südlichen Nordsee vorkommt. Und noch weniger reihten sich in die Schlangen vor den Grills ein, um die Klieschen zu probieren. Schade, sie haben was verpasst. Hvide Sande bewirbt die getrocknete Kliesche auch als "lokales Sushi", was meiner Meinung nach nicht nur eine blödsinnige Idee ist, sondern auch falsche Erwartungen schafft. Na ja, Werber halt ...
Seit der Wikingerzeit, und sicher auch schon davor, wird die Kliesche gesalzen, an der Zimmerdecke oder an der Innenseite des Kamins sorgfältig getrocknet und schließlich geräuchert. Vor dem Verzehr werden die Fische enthäutet, dann gekocht, gegrillt, in der Pfanne gebraten oder in Zeitungspapier gehüllt in der Kaminglut gegart. In einigen Gegenden galt die Kliesche als "Schwein des armen Mannes" und kam in mageren Zeiten bis zu drei Mal täglich auf den Tisch, oft zusammen mit Queller, dem "Spargel des armen Mannes". Gefangen wurden die Klieschen an Leinen, an denen jeweils bis zu 400 Angelhaken befestigt waren.
Seit der Wikingerzeit, und sicher auch schon davor, wird die Kliesche gesalzen, an der Zimmerdecke oder an der Innenseite des Kamins sorgfältig getrocknet und schließlich geräuchert. Vor dem Verzehr werden die Fische enthäutet, dann gekocht, gegrillt, in der Pfanne gebraten oder in Zeitungspapier gehüllt in der Kaminglut gegart. In einigen Gegenden galt die Kliesche als "Schwein des armen Mannes" und kam in mageren Zeiten bis zu drei Mal täglich auf den Tisch, oft zusammen mit Queller, dem "Spargel des armen Mannes". Gefangen wurden die Klieschen an Leinen, an denen jeweils bis zu 400 Angelhaken befestigt waren.
Inzwischen hat sich das Konservierungsverfahren beschleunigt: Räuchereien wie die Hvide Sande Røgeri, wo wir während unserer Aufenthalte auf dem Klit auch gerne Fisch kaufen, nehmen die Klieschen direkt nach dem Fang aus, salzen sie und unterziehen sie einer Schnelltrocknung. Dadurch ist weniger Salz notwendig als früher, aber die Klieschen sind auch nicht so haltbar, müssen tiefgefroren werden.
Da ich der Ansicht bin, dass man alles essen kann, zumindest einmal, reihte ich mich mutig in der Schlange bei den drei dänischen Damen vom Grill ein. Der Gatte hielt sicheren Abstand, das Ganze war ihm insgesamt zu fischig. Ich nahm ein Stück Küchenkrepp in Empfang, dann einen heißen Plattfisch, und als meine Grilldame merkte, dass ich keine Dänin bin, bekam ich auch noch ein deutschsprachiges Infoblatt samt Messer - die sind anscheinend den Touristen vorbehalten, der Däne an sich isst seine Kliesche wohl so, knabbert sie wie Chips.
Tja, da stand ich nun mit meinem Plattfisch auf der Hand - das heißt, ich fand mich bald an einem Tisch mit lauter schmausenden, trinkenden und singenden Dänen wieder. Zwei Frauen hatten schon einen ganzen Berg Plattfischgräten vor sich aufgetürmt. Die Dänen amüsierten sich über meinen skeptischen Blick und meinten hilfreich: "Du musst was dazu trinken!" Hm, das wollen wir doch erst mal sehen ... Okay, ein Bissen, ein Wedeln mit dem Portemonnaie in Richtung Bierstand, und der Gatte spurtete los. Er kam mit Bier und Cola zurück und guckte entgeistert, als ich ihm das Bier aus der Hand riß - ich trinke so gut wie nie Bier. Die Dänen hatten sichtlich Spaß an uns.
Inzwischen weiß ich: Tørrede dabs liebt man oder hasst man. Ich mag sie. Wenn wir wieder mal über Himmelfahrt auf dem Klit sind, bin ich bestimmt wieder dabei. Dann weiß ich auch, dass es ungünstig ist, vorher zu frühstücken, sondern dass der ideale Start in den Tag ein Bissen dabs und ein Schluck Bier im Wechsel ist. Und dass ich als Nachtisch besser kein Softice essen sollte ...
Das Plattfischschmausen, organisiert vom Hafenverband, findet jedes Jahr an Himmelfahrt ab 11 Uhr auf dem Platz vor der Vestjysk Bank in der Bredgade statt - bis 14 Uhr bzw. solange der Vorrat reicht. Die Fische werden kostenlos abgegeben, Bier und Brause gibt es zu für dänische Verhältnisse moderaten Preisen am Büdchen zu kaufen. Das Restaurant der Røgeri bietet an dem Tag zudem auch tørrede dabs an, in diesem Jahr die gekochte Variante mit Kartoffeln und Schnittlauchsauce für 95 Kronen.
Mehr Tipps für die Gegend rund um den Ringkøbing Fjord gibt es hier.
klingt ja spannend! Und mit dem Gatten, dem restlichen Anhang und dem Fisch wäre es mir genauso gegangen. Zu fischig.
AntwortenLöschenHerrlicher Bericht. Sind auch manchmal in Hvide Sande, aber leider nicht zu Himmelfahrt. Werden wir uns merken!!!
AntwortenLöschenWie schön! Da waren wir auch schon, abba nie zu Himmelfahrt. Überhaupt der geräucherte Fisch in Dänemark, ein Traum! Das mit dem Geldbörse-Wedeln gefällt mir :-)
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