Zucchiniblüten scheinen in Hamburg was ganz Besonderes zu sein und werden gegen Gold aufgewogen, wenn man sie denn überhaupt bekommt. Im letzten Jahr sah ich sie im Mai / Juni mal in der
Metro, wusste damals aber außer Frittieren im Bierteig nichts damit anzufangen. Im Juli / August hatte ich dann ein Rezept, bei dem die Blüten richtig schön zur Geltung kamen, nur da waren keine
Zucchiniblüten mehr zu bekommen.
Jedenfalls nicht in Hamburg.
Als ich einer Münchner Freundin die Ohren voll jammerte, meinte die ganz kleinlaut, ihr Mitesser und sie hätten gerade eine ganze Reine voll davon verspeist, sie könnten sich momentan vor
Zucchiniblüten nicht retten.
Dolle Wurst! Und im Frischeparadies erzählten sie mir am gleichen Tag, die Saison sei schon lange vorbei. Scheint deren Standardsatz zu sein, wenn sie etwas nicht kennen oder bekommen können.
Also ein neuer Versuch in diesem Jahr. Diesmal ließ ich großflächig Foodies ausschwirren ;o) Steph und terschies schauten auf Ise- und Großneumarkt, ich war auf dem Flottbeker, muellerbrueller fragte bei Taufrisch im Mercado, wo man sich bereit erklärte, welche zu bestellen. Der Gatte wollte das am folgenden Tag machen.
Der Gatte (DG): Ich möchte Zucchiniblüten bestellen.
Gemüsefachverkäuferin (Gfv’in): Zucchini liegen da. Wie viele wollen Sie?
DG: Nein, ich möchte keine Zucchini. Ich möchte Zucchiniblüten.
Gfv’in: ????
DG: Na, die gelben Dinger halt.
Gfv’in: Ach, Sie meinen Paprikaschoten!
DG: Ähm, nein, eher nicht.
Okay, zwei Tage später ein neuer Anlauf. Diesmal hatte ich Glück, denn außer der Gfv’in war ein Herr da, der wusste, was Zucchiniblüten sind und mir binnen einer Woche welche besorgen wollte. Und heute war es endlich so weit.
Kaoskoch (KK): Ich möchte die bestellten Zucchiniblüten abholen.
Gfv’in: Bitte, da liegen die Zucchini.
KK: Nee, ich meine die Blüten.
Gfv’in guckte irritiert, ging aber zu dem
sachverständigen Herrn, der einen Gemüsefachverkäufer (
Gfv) losschickte, um die
Zucchinib
lüten aus den Katakomben des Einkaufszentrums zu Tage zu befördern. Beim Bezahlen kommt es dann zu folgendem Gespräch:
Gfv: Was ist das eigentlich, was Sie da gerade gekauft haben?
KK: Das sind Zucchiniblüten.
Gfv: Ach. Und wo kommen die her?
KK: Ähm, also auf der Kiste, die Sie mir gerade verkauften, steht, dass sie aus Polen kommen.
Gfv: Nee, ich meine, welcher Teil der Zucchini ist das?
KK: Na ja, die Zucchiniblüte ist die Blüte der Zucchini. Gucken Sie, bevor die Zucchini da ist, ist die Blüte da. Da sehen Sie das sehr schön: Halb ist es noch eine Blüte, halb ist es schon eine kleine Zucchini. Ein Wunder der Natur. (Fast hätte ich gefragt, ob ich das mit den Blumen und den Bienen auch noch erklären sollte, damit er weiß, wie es zu der Blüte kommt ...).
Gfv: Ach.
KK. Ja.
Gfv: Und was machen Sie jetzt damit?
KK: Essen.
Gfv: Nein, ich meine, wie bereitet man die zu?
KK: Man kann sie in Bierteig frittieren. Oder man wickelt sie um einen Fisch. Der Rest der Blüten wird mit Zucchini und Kartoffeln gefüllt und im Ofen mit dem Fisch gegart.
Gfv: Ach, guck' an.
KK: Ja. Tschüß dann mal, ich brauche noch Fisch ...
Ofengegarter Fisch mit Zucchiniblüten
Zutaten für 4 Portionen:
8 kleine Kartoffeln
10 kleine Zucchiniblüten mit Zucchini-Ansatz
400 g Fischfilets (bei uns gab’s Seewolf, im Originalrezept ist es Heilbutt - und ja, ich weiß, ist beides überfischt ... Alternative bei Fisherman wäre Panagsius oder Talapia gewesen, was auch suboptimal ist, und Effenberger hatte schon zu ...)
Salz
Pfeffer
Butter
Olivenöl
Knoblauchflakes
Zitrone
Zubereitung:
Kartoffeln schälen, kochen und nach dem Abkühlen fein würfeln.
Fischfilets säubern, in Portionsstücke schneiden, salzen und pfeffern.
Sechs Zucchiniblüten für ein paar Sekunden in kochendes Wasser tauchen, so dass die Blütenblätter weich werden. Die Blütenblätter vorsichtig ablösen, an einer Seite aufschneiden und um die Fischfilets wickeln (je nach Größe der Blüten ggf. auch nur oben auf die Filets legen).
Auflaufform buttern und die Fischfilets hineinlegen. Etwas Butter auf die Fischfilets geben.
Die
Zucchinis fein würfeln.
Olivenöl in einer Pfanne erhitzen,
Knoblauchflakes, Kartoffel- und
Zucchiniwürfel hinein geben und bräunen. Salzen und pfeffern und etwas abkühlen lassen. Dann aus den restlichen vier
Zucchiniblüten vorsichtig den Stempel entfernen und die Blüten mit den Kartoffel-
Zucchinimischung füllen. Restliche Kartoffel-
Zucchiniwürfel in der Auflaufform verteilen und die gefüllten Blüten
darauf legen.

Auflaufform mit Alufolie verschließen und bei 200 Grad Umluft etwa 20 Minuten garen, bis die Zucchiniblüten weich sind. Auf Tellern anrichten und mit Zitronenschnitzen servieren.

Das Originalrezept stammt von Joachim Gradwohl aus dem Band "Leichte Küche für Genießer" aus der wunderbaren "Österreich kocht!"-Reihe. Gradwohl dämpft den Fisch bei 60 Grad, aber das wäre für den Gatten Sushi gewesen - für den muss Fisch immer doppelt und dreifach tot sein, wenn er nicht als
Fischstäbchen daher kommt. Gradwohl serviert dazu außerdem
Pfifferlinge, aber die waren mir momentan noch zu herbstlich.