Donnerstag, 15. März 2012

London calling 2012: Everything Stops for Tea

Das Haus mit der Nummer 216 am Strand duckt sich ein wenig weg und kuschelt sich eng an die benachbarten, viel höheren Häuser. Das Mutterhaus von Twinings ist schmal, aber nicht unscheinbar, und zelebriert britisches Understatement, denn die wahre Größe des Unternehmens lässt das Stammgeschäft kaum erahnen.

1706 eröffnete Thomas Twining ganz in der Nähe kein Tee-, sondern ein Kaffeehaus, in dem auch Tee ausgeschenkt wurde. Der Verkauft losen Tees entwickelte sich bald besser aus der Ausschank von Heißgetränken, Geschäft und Ansehen wuchsen. 1717 eröffnete Twining zwei Filialen, eine davon in Strand 216. Der handtuchschmale Laden wird heute als Tea Shop genutzt, beherbergt aber auch ein kleines Museum und eine Probierstube, in der man mit den Proben alles machen kann, was man möchte, sogar, typisch britischer Humor, sie auf den Boden werfen - was aber schade wäre. Kaffee, Kannen, Geschirr und Accessoires kann man dort ebenfalls kaufen (und vermutlich erst nach dem Bezahlen auf den Boden werfen).

Die Passion der Briten für Tee ist ja legendär und wird oft karikiert. Ich finde, das ist mit am Besten den Franzosen gelungen, Goscinny und Uderzo mit dem Comic "Asterix bei den Briten", wo Teefax und seine Kompanen jeden Tag um fünf Uhr, komme was wolle, eine Pause einlegen, um eine Tasse heißes Wasser (Teeblätter waren noch unbekann) mit Milch zu trinken. Seit dem letzten London-Urlaub höre ich oft "Everything Stops for Tea" von Jack Buchanan und bekomme jedes Mal Lust auf a cuppa.

Fester Bestandteil jeder Englandreise ist bei mir der Kauf von Twinings English Breakfast Tea. Normalerweise trinke ich morgens zwar Kaffee, aber sonntags oder immer dann, wenn ich Ruhe zum Frühstücken habe, mag ich diesen Tee - außerdem schmeckt der Breakfast Tea nicht nur zum Frühstück. Inzwischen gibt es den Tee auch in Deutschland, so dass ich nicht mit den Beuteln knausern muss, bis die nächste Reise bevorsteht, aber den Tee in England zu kaufen, ist für mich immer noch was ganz besonderes, und so freute ich mich, dass es diesmal mit einem Besuch im Mutterhaus klappte.

Erstaunlichste Wahrnehmung beim Betreten des Geschäftes: Es riecht nicht sahnig-süßlich wie sonst meistens in Teegeschäften. Im Gegenteil, es riecht neutral, so dass man sich ganz auf den Duft von Tee oder Kaffee konzentrieren kann. Die Warenpräsentation ist zurückhaltend, die Beratung gut. Da auch mein Koffer schon gut gefüllt war, hielt ich mich mit dem Einkauf zurück und erstand neben English Breakfast nur noch die mir bislang unbekannte Sorte 1706 Strong Breakfast.

Im Laden selbst mochte ich nicht fotografieren. Ich vermute, niemand hätte etwas dagegen gesagt, aber der laden ist so schmal und war gut besucht, dass die Kamera nur im Weg gewesen wäre.

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2 Kommentare:

  1. Da bin ich gestern auch vorbeigelaufen, leider war es zu spät um noch reinzugehen.
    Wobei Twinings hier ulkigerweise eher so als 'grad noch ok' angesehen wird - der Tee, den man auch in unzivilisierten Ländern bekommen kann.

    Die Obsession der Briten mit Tee ist tatsächlich kein Mythos. Tea is not a laughing matter!
    Ausser wenn doch...

    Ich bin übrigens neuerdings Mitglied einer fiktiven, quasi-militärischen Nonsens-Vereinigung zur Verteidigung der Sitte des Teetrinkens: http://islandofdoctorgeof.co.uk/shop/bmz_cache/0/0fa4a275b8db869204ea69e2b602b019.image.565x800.jpg

    Ich bin 50% der Mitglieder im First Cake Corps der First Tea Company. :D

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  2. -> der Tee, den man auch in unzivilisierten Ländern bekommen kann <- Stimmt, den gibt es inzwischen ja sogar hier *g* Hach, ich mag diese Tee-Philosophie und muss dann immer an den Schotten denkne, für den ich mal arbeitete ... Der wäre eine eigene Geschichte wert. Mal schauen.

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