Samstag, 6. August 2011

Warum ich so gerne auf den Markt gehe

Ich kaufe ausgesprochen gerne auf dem Markt ein, weil
  • ich dort Fitzbeker bekomme, kleine, leckere Kartoffeln, von denen ich bis vor 12 Jahren gar nicht wusste, dass es sie gibt. Stattdessen habe ich Kartoffeln aus dem Glas genommen, wenn ich kleine Kartoffeln haben wollte für eine sardische Kartoffelpfanne. Glas-Kartoffeln kommen mir nicht mehr ins Haus. 
  • der Vierländer Gemüse-Mann auf die Frage nach Kochbirnen knapp antwortet: "Nächsten Sonnabend!" Aans kloar. Gibt es morgen halt was anderes, aber nächsten Sonntag gibt es wie geplant Bohnen, Birnen, Speck. Und weil er gute Preise macht. "Wat wullt ji denn?" - "Zwei Kilo Dicke Bohnen und zwei Mal Bohnenkraut." - "Nee, kommt Kinners, macht die Kiste alle. 2,9 Kilo und Bohnenkraut für 5 Euro. Gekauft?" Gekauft!
  • die Bardowiker Obst-Frau immer noch Blau trägt und genauso hochnäsig ist wie Generationen von Bardowikerinnen vor ihr. Und nach ihr. Und weil sie weiß, was ich will, wenn ich Bickbeern verlange.
  • sich der Fischhändler nicht wundert, wenn ich "Fisch. Egal welchen. Hauptsache mit Haut!" verlange, ich ihm nicht erklären muss, dass ich gerade übe, Fisch auf der Haut zu braten, und er mir den Fisch auch noch ungefragt ausnimmt und filetiert. Er ahnt wohl: Besser is dat. Ich habe heute übrigens Saibling gekauft. Dorade hätte auch noch zur Wahl gestanden.  
  • der Eiermann stoisch die Frage nach der Frische seiner Eier erträgt, die schon des Gatten Vater jeden Sonnabend stellte, als der Gatte noch Kind war und an Vadderns Hand zum Markt ging.
  • der Gatte seit über vier Jahrzehnten an der Bude "Drei Kleine" bekommt und beim Kauen darüber sinnieren kann, dass die Welt immer schlechter wird. Früher waren es nämlich fünf Kleine.
  • ich den Käse-Mann schon meterweit riechen kann. Sein Verkaufsstand riecht genau so wie sein Tante-Emma-Laden, in dem ich mir zwei Jahre lang täglich mein Brötchen mit Benjamin holte. Ohne Butter. Und für den Herrn Chef-Redakteur ein Brötchen mit Heidefrühstück und die Schoggi mit den ganz dicken Nüssen. Wo ich mal mit einem Lachkrampf zusammenbrach, als die Kundin vor mir sehr energisch "Einmal Voll-Fick" verlangte und der Kollege Chefsekretär neben mir sich ebenso energisch empörte: "Aber doch bitte nicht hier im Laden vor all den Leuten!"
  • ich weiß, woher die Ware kommt. Und dass sie frisch ist. Und kurze Wege hatte. Und die Qualität besser ist als im Discounter oder Supermarkt. Und die Verkäufer wissen, was sie mir verkaufen. Und die Produkte saisonal sind.
  • es da noch einen Seifen- und Bürsten-Mann gibt, der für jedes Problem die richtige Bürste hat.
  • der Gatte mir nach dem Abarbeiten des Einkaufszettels Blumen kauft. Jeden Sonnabend.

2 Kommentare:

  1. In demselben Tante-Emma-Laden (ich bin jedenfalls seeehr sicher, dass es derselbe Laden war *bg*) stand ich einmal neben einer Kundin, die "extra starke Fickbonbons" verlangte. Toll, wie gefasst die Inhaberin (ebenfalls eine Frau K.) hinter der Theke blieb. Vielleicht hatte sie aber auch einfach nur nicht dieselbe Assoziation. Ich jedenfalls konnte noch kurz vor der Lachexplosion den Laden verlassen ...

    Gemeint waren selbstverständlich Wick-Bonbons.

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  2. Liebste Frau K., Sie auf diesem Blog zu lesen ist mir eine Ehre!Und ob es der gleiche Tante-Emma-Laden ist! Ich gestehe, ich brachte den Verkaufswagen und den Laden nur durch ihren unvergleichen Geruch zusammen. Dabei steht am Wagen und am Laden groß der Name. Wir sollten uns mal im Laden zum Gedächtsnis-Brötchen-Essen treffen. Gäbe auch einen netten Blog-Beitrag. Und vielleicht schaut auch die Kundin mit dem reizenden Sprachfehler vorbei. Ich vermute, es ist die gleiche, die das Volvic-Wasser wollte.

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