Dienstag, 13. September 2016

Erinnerte Schmorgurken nach Mudderns Art - oder auch nicht

Mit kulinarischen Erinnerungen ist es bei mir merkwürdig. Ich war mir ja auch sehr sicher, dass Mudderns öfter Bickbeersuppe mit Schneeklößen machte, aber Mudderns stritt das ab. Auch daran, dass es im Sommer regelmäßig Schmorgurken mit Fleischklößen gab, erinnere ich mich lebhaft. Ich habe den Geruch in der Nase. Ich habe den Geschmack im Mund. Und ich mochte beides jahrzehntelang weder riechen noch schmecken.

Schmorgurken mit Fleischklößchen (und Dinkel).
Dann hatte ich plötzlich wieder Appetit auf Schmorgurken nach Mudderns Art. Der Gatte, der sich nie an Schmorgurken heran traute, befand auf dem Markt, die sehen so lecker aus, aber er kenne kein Rezept. Da könne ich aushelfen, sagte ich sicher und dachte an Mudderns Kochbuch - das selbstgeschriebene, das sie von Vadderns zur Hochzeit bekam, aber nie richtig füllte, weil sie ungern kocht. Ich bekam es zum Auszug - ein Geschenk, über das ich mich unbändig freute.

Schmorgurken mit Fleischklößchen und Dinkel von oben.
Zu Hause stellte ich fest: In Mudderns Kochbuch ist kein Schmorgurken-Rezept. Auch in meinem Küchenkarteikasten war keines. Merkwürdig.

Ich rief  also Mudderns außerhalb der Reihe an und bat sie, mir mal kurz ihr Rezept durchzugeben. "Schmorgurken? Kenne ich nicht! Habe ich noch nie gegessen!", war die überraschende Antwort. Als ich insistierte, dass es die jeden Sommer mehrmals gab, meinte Mudderns irgendwann: "Kind, ich bin alt!" Ja, das wird's vermutlich sein ...

Zwei Schmorgurken-Prachtexemplare.
Ich machte mich also ans Nachbasteln. Die Schmorgurken kommen denen aus meiner Erinnerung ziemlich nahe. Mittlerweile machen wir es so, dass ich die Schmorgurken koche, eine Portion für Mudderns abzweige und ihr beim nächsten Besuch mitbringe. Das Gericht lässt sich übrigens auch prima einfrieren.

Dass der Gatte Schmorgurken nicht kannte, ist kein Wunder, kommt er doch aus dem Rheinland. Schmorgurken werden eher in Norddeutschland gegessen und sind ein Saisongemüse, denn sie sind nicht lagerfähig. So gibt es sie auch nur im August und September.

Zum Entfernen der Kerne nehme ich gerne einen Pampelmusenlöffel*
Wie der Name sagt, werden Schmorgurken geschmort. Roh schmecken sie nicht. Außerdem müssen sie geschält werden. Da wundert es kaum, dass diese Gurkensorte auch "Schälgurke" heißt. Die meisten werden übrigens zu Senfgurken verarbeitet.

Schmorgurken können bitter sein, was man ihnen leider nicht ansieht. Da hilft nur, sie von oben nach unten, also zum Stiel hin zu schälen und die ersten fünf Zentimeter vom Stielansatz abzuschneiden. Dann sollte nichts mehr bitter schmecken, denn die Bitterkeit geht vom Stiel aus.

Schmorgurken im Werden. Und: Ja, der Topf is' 'n büschen lütt. 
Wer auf Nummer sicher gehen will, probiert ein Stück. Schmeckt es bitter, noch mehr vom Stielansatz abschneiden, bis nichts mehr bitter schmeckt. Keine Angst: Es kommt sehr selten vor, dass die ganze Gurke bitter schmeckt.

Schmorgurken mit Fleischklößen

Für 6 Portionen:

1 kg Schmorgurken (das sind bummelig zwei Stück)
1 kleine Zwiebel
6 frische feine Bratwürste
1 - 2 Bund Bohnenkraut, frisch oder getrocknet (alternativ Dill)
100 ml Weißwein
400 ml Gemüsebrühe
200 g Schmand
1 TL Senf
1 TL Stärke
Salz
Pfeffer
Butterschmalz

Zubereitung:

Schmorgurken von oben nach unten, also zum Stiel hin schälen, halbieren und die Kerne entfernen (dafür nehme ich gerne einen Pampelmusenlöffel*). Gurken würfeln.

Die Zwiebel schälen und fein hacken.

Das Brät aus der Wurstpelle drücken, so dass kleine Klößchen entstehen.

Etwas Butterschmalz in einem Topf erhitzen, die Zwiebeln darin glasig dünsten, dann die Schmorgurken dazu geben und andünsten, bis sie leicht glasig werden.

Mit Weißwein ablöschen, dann die Gemüsebrühe, die Fleischbällchen und das Bohnenkraut dazu geben und alles ca. 20 Minuten köcheln lassen. Hitze so weit reduzieren, dass die Flüssigkeit nicht mehr kocht.

Etwas von der Flüssigkeit aus dem Topf nehmen und den Schmand damit glatt rühren. Dann Senf und Stärke einrühren. In den Topf geben, etwas ziehen lassen, aber nicht mehr kochen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und servieren.

Dazu schmecken Kartoffeln, Reis, Dinkel oder Emmer.

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