Dienstag, 15. Oktober 2013

11. Hamburg kocht!-Treffen - Indien: Samosas mit Kartoffel-Erbsen-Füllung

Vegetable Samosa, Teigtaschen mit Kartoffeln und Erbsen.
Samosas, gefüllte Teigtaschen, gehören zu den Kleinigkeiten, die ich mir in der Mittagspause gerne vom Inder aus der Fressmeile im Einkaufszentrum hole. Sie werden dort frisch frittiert, ich muss also ein wenig warten, aber dafür sind sie sehr lecker.

Ich mag Samosas am Liebsten mit Gemüsefüllung, aber sie können mit allem möglichen gefüllt werden, auch Reis, Fleisch und Fisch. Und sie sind ideale Resteverwertung: Falls etwas von einem Curry übrig bleibt,  ist es eine schöne Füllung für Samosas.

Die gefüllten Teigtaschen finden sich übrigens nicht nur in der indischen Küche, sondern auch in Pakistan und im Iran. Sie schmecken auch kalt am nächsten Tag und sind deswegen prima für die Mittagspause.

Normalerweise werden Samosas frittiert. Wir bereiteten sie etwas fettärmer im Backofen zu - frittiert haben wir später aber noch reichlich.

Falls Du keinen frischen Filoteig bekommen kannst, kannst Du welchen aus dem Kühlregal nehmen. Der Teig lässt sich zwar einfach selbst machen, aber ihn so fein auszurollen, ist nicht so einfach.

Samosas mit Dal und Garnelen-Ananas-Tikka.
Samosas mit Kartoffel-Erbsen-Füllung

Zutaten für etwa 8 Portionen:
350 g Kartoffeln, geschält und gewürfelt
3 EL Pflanzenöl
½ TL schwarze Senfkörner
1 TL Kreuzkümmelsaat
1 TL Fenchelsaat
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
2 TL Ingwerpaste (oder gleiche Menge frischen Ingwer, püriert)
½ TL Curcuma, gemahlen
½ TL Koriandersaat, gemahlen
1 TL Kreuzkümmelsaat, gemahlen
½ TL Chilipulver
150 g Erbsen, TK und aufgetaut
1 TL Salz
3 EL frisch gehacktes Koriandergrün
20 Filoteigblätter 30 x 30 cm, halbiert, gerne frisch (Heidi war so lieb, die zu besorgen)
reichlich zerlassene Butter

Zubereitung:

Kartoffeln kochen und abgießen.

Öl in einem Topf erhitzen, Senfkörner, Kreuzkümmelsaat und Fenchelsaat zugeben und anbraten, bis sie aromatisch riechen und zu springen beginnen. Zwiebel und Ingwerpaste zugeben und für 5-6 Minuten glasig andünsten.

Gemahlene Gewürze zugeben und für eine Minute andünsten, dann Kartoffeln zugeben und grob stampfen.

Erbsen unterrühren und salzen, Koriandergrün unterrühren und abkühlen lassen.

Backofen auf 180 Grad vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen.

Ein halbes Filoteigblatt auf eine Arbeitsfläche geben, mit Butter einpinseln und einmal längs falten. Etwa 1 EL Füllung rechts unten auf das Teigrechtecke geben, überklappen, sodass ein Dreieck entsteht. Immer weiter umklappen, dabei die Dreiecksform beibehalten. Die letzte Ecke anfeuchten, gut zuklappen und verschließen.

Die Teigtaschen auf das Backblech setzen und mit der zerlassenen Butter bestreichen. Dasselbe mit dem restlichen Filoteigblättern wiederholen, bis die Füllung aufgebraucht ist.

Die Samosas im vorgeheizten Backofen auf der mittleren Schiene ca. 25 Minuten braun und knusprig backen. Heiß servieren.

Quelle: Foodina

Montag, 14. Oktober 2013

11. Hamburg kocht!-Treffen - Indien: Das kam auf den Tisch

Im Vorfeld hatten wir uns viel vorgenommen - zu viel.

Der große Bogen um die indische Küche wurde spontan ein wenig kleiner. Gerüchteweise  machte sich bei dem einen oder der anderen ein leichtes Sättigungsgefühl bemerkbar, das mit einem wönzigen Schlock Vogelbeerschnaps bekämpft werden musste. So verzichteten wir auf die Desserts, den einen oder anderen Hauptgang und auf die Gewürzmischungen (außer auf die, die wir für die jeweiligen Gerichte benötigten).

Die Chutneys strichen wir schon im Vorfeld. Stattdessen steht das Thema eines der nächsten Treffen schon fest: Gewürzmischungen und Chutneys.

Aber trotz der der Streichungen gab's doch ein paar Kleinigkeiten zu essen. Das kam auf den Tisch:

Dal-Suppe, Ananas-Garnelen-Tikka und Chapati (Brotfladen).
Vegetable Samosas, Teigtaschen mit Kartoffeln und Erbsen gefüllt.
Onion Bhaji, frittierte Zwiebeln.
Hauptspeisen-Auswahl: Chicken Biryani, Reis, Chicken 65, Chicken Vindaloo, Kele ke Chips (herzhafte Bananenchips).
Zweierlei Reis: Links Basmati. rechts mit Maharadscha gewürzter zum Chicken Biryani.
Cauliflower Keerai Thenga Paal, Blumenkohl mit Spinat in Kokosmilch.
 Kele ke Chips, herzhafte Bananenchips.
Bihari Masala mit Grünen Bohnen.
Chicken 65.
Granatapfel-Raita zum Mildern der Schärfe bei einigen Gerichten.
Naan-Fladen mit schwarzem Sesam.
Miki-Lassi.
Beim Digestif trifft Österreich auf Indien: Vogelbeerschnaps
Die Rezepte gibt es hier in den nächsten Tagen. Ich verlinke sie dann hier unter den jeweiligen Gerichten. Bei ORsy gibt es außerdem einen Bericht mit vielen schönen Fotos. 

Sonntag, 13. Oktober 2013

11. Hamburg kocht!-Treffen - Indien: Dinge, die wir gelernt haben, und ein wenig Drumherum

Es ist völlig unnütz, zu überlegen, wie viele Personen in einer 7 m²-Küche maximal arbeiten können. Im Zweifelsfall sind eh' alle zehn gleichzeitig drin.

Koch-Stoff.
Es ist eine absolut schlechte Idee, sämtliche Mörser gerade während eines Indisch-Treffens in die Spülmaschine zu geben. Es ist eine noch schlechtere Idee, ersatzweise in einer antiken Souffléform zu mörsern.
Duft-Stoff.
Alkoholische Relativitätstheorie: In ein Schnapsglas (40 ml) passt genauso viel wie ein Grappaglas (135 ml). Es sieht nur mehr aus, weil das Grappaglas so einen dicken Boden hat.

Auswahl von Chutneys und Relish.
Schwarzen Sesam gibt es nicht. Zumindest, wenn man grundverpeilten Frettchen wie mir glaubt.

Trink-Stoff.
Viele Köche verderben zwar nicht den Brei, aber die Suppe. Zum Glück hat Heidi es noch ausgebügelt bekommen, dass ich hinter ihrem Rücken einfach noch einen halben Liter Gemüsebrühe in den Topf kippte.

Trink-Stoff.
Chapati schmecken besonders gut, wenn sie per Menschenkette aus dem Esszimmer in die Küche befördert werden.
Chapati im Werden.
Wir brauchen mehr Kochplatten!

Deko.
Saubere Kochtöpfe unbeaufsichtigt zu lassen, ist eine ganz schlechte Idee. Kaum drehst Du Dich um, hat ihn schon jemand in Beschlag belegt.

Ist die Küche zu klein, muss der Esstisch als Arbeitsfläche herhalten. Oder der Couchtisch. 
Bevor Du anfängst, Gewürze in Massen zu rösten, schalte die Rauchmelder aus. Es schadet auch nichts, wenn Du aus Armeezeiten noch eine Gasmaske hast.

Typische Foodblogger-Tätigkeit.
Fritteusen sind faszinierend. Du gibst 3 Liter Öl hinein, entsorgst aber nur zwei. Es muss auch eine Frittier-Relativitätstheorie geben.

Lasse niemals eine braun verfärbte Spülbürste und einen Stahlschwamm in der Gästetoilette liegen, nachdem Du dort wegen Platzmangels in der Küche die Friteuse reinigtest. Das könnte den Gatte zutiefst verwirren.

Hier geht's zu ORsys Bericht mit wunderbaren Fotos.

Natürlich gab es wie üblich bei unseren Treffen nichts zu essen und keinen Spaß. Davon erzähle ich Dir morgen. Die Rezepte folgen in den nächsten Tagen.

Freitag, 11. Oktober 2013

11. Hamburg kocht!-Treffen - Indien: Ich kauf' so gerne ein

Donnerstag im Supermarkt, wo alle Lebensmittel lieben. Ich choppere zwischen Gemüse und Molkereiwaren hin und her und arbeite einen DinA4-Zettel ab.

Hinter mir läuft eine dürre Blondine, die sicher jünger ist, als sie aussieht, und unterhält sich funktelefonisch über ihre geplante Fettabsaugung. Das macht sie ausgiebig zwischen Schokoladen-, Tiefkühlwaren- und Chipsregal.

Muss ich sagen, dass mir solche Menschen zuwider sind?!

Telefonieren im Supermarkt - also wirklich!

Ich bin endlich glücklich an der Kasse und lade auf:
  • 7 Stück + 200 g Zwiebeln, kleine, weiße
  • 1 Knolle Ingwer
  • Chilischoten, frische, rot und grün
  • 3 Stangen Lauch
  • 5 Knollen Knoblauch
  • 980 1200 ml Kokosmilch
  • Zitronen
  • 24 Riesengarnelen
  • 500 g Blumenkohl
  • 1 Stück + 150 g Tomaten
  • Mandelblättchen
  • Schalotten
  • Limetten
  • 8 Liter Vollmilch
  • 1 Paket Puderzucker
  • 2 Auberginen
  • 2 Salatgurken
  • 2 Bund Frühlingszwiebeln
  • 4 Granatäpfel
  • 5 Mangos
  • 2 kg Bananen
  • 2 Packungen koschere Chips

Die Kassiererin macht große Augen ob der Menge, während ich mich frage, was ich vergessen habe, weil es nach so wenig aussieht.

Irgendwann stellt sie fest: "Das reicht dann genau für eine Woche!"

"Nee", antworte ich. "Das reicht dann genau für einen Tag!"

Die Kassiererin blickt panisch und sucht nach einer Fluchtmöglichkeit. Bevor sie meint, ich wolle sie verspeisen - fett, wie ich bin, sehe ich schließlich so aus, als könnte ich das mühelos - erkläre ich, dass das die Zutaten für 12 Personen und bummelig 15 Gänge sind und mir nur die Chips gehören. Ich verschweige ihr, dass das auf dem Band nur ein Drittel dessen ist, was auf unserem Einkaufszettel steht.

Als ich bezahle, guckt die Kundin nach mir in meinen Einkaufswagen und meint lobend: "Das sieht aber sehr gesund aus!" Ich verschweige ihr die zwei Kilo Butterschmalz und vier Liter Frittieröl, die schon auf dem heimischen Balkon stehen.

Während ich mein Auto belade, kommt die Fettabsaugungsblondine mit ihren Einkäufen aus dem Markt: Eine Tiefkühlpizza und eine Tüte Chips. 

Dienstag, 8. Oktober 2013

Ibaganschadd*

Arrakschatt.
Jetzt, wo es draußen unbestritten Herbst wird, kann der Kuchen gerne etwas hochprozentiger sein, damit er von Innen wärmt.

"Schatt" ist die fränkische Bezeichnung für die Backform. Der Arrakschatt ist eine klassische fränkische Kuchenspezialität , wo er bis heute in fränkischen Konditoreien angeboten wird wie etwa im Nürnberger Café Beer, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts in den Händen der Familie ist.

In nunmehr sechster Generation hat Martin Rößler das Regiment in der Backstube inne. Er backt regelmäßig in der Fernsehsendung "Wir in Bayern", aus der auch das Rezept stammt.

Zu gerne wüsste ich mehr zur Geschichte dieses Kuchens, konnte im Netz aber nichts dazu finden, wie der indonesische Reisbranntwein in den fränkischen Kuchen kommt.

Ich vermute, der Arrak kam über traditionelle Handelsrouten aus Indonesien über den Orient nach Venedig und von da über die Alpen - vielleicht mit den Fuggern? Jedenfalls gibt es alte Verkaufsanzeigen aus dem Augsburger Raum, in denen viele Bouteillen Arrak aufgelistet sind.

Während einer virtuellen Plauderei mit Gwex und anderen fränkischen Kochfreunden erfuhr ich, dass der Schatt auch "Gesundheitskuchen" heißt. Ich vermute, das liegt an der Vielzahl der exklusiven Zutaten, die stärkend, aufbauend wirken sollten. Und angeblich ist der Arrakschatt nur echt mit Arrakaroma - so kennen die Kochfreunde ihn aus der Kindheit. Ich nehme lieber richtigen Arrak *hicks* Allerdings würde ich in der Nähe des Kuchens nicht mit offenem Feuer hantieren ...

* Fränkisch für: Ich backe einen Gesundheit-Guglhupf

Arrakschatt. 
Arrakschatt nach Martin Rößler

Zutaten für eine 26er oder 28er Guglhupfform:

Für den Teig;
150 g Mehl
110 g weißer Zucker
60 g kalte Butter
50 g Zitronat
25 g Weizenstärke
6 Eigelb
6 Eiweiß
1 Prise Salz

Für die Tränke:
250 ml Wasser
200 ml Arrak (indonesischer Reisbranntwein)
150 g Zucker

Für den Überzug:
200 g Aprikosenkonfitüre
1 Marzipandecke, Fondant oder Zuckerglasur
Belegkirschen (oder, wie in meinem Fall, Schokoherzen)

Zubereitung:

Für den Teig Zitronat und kalte Butter aufs Mehl geben und im Mehl zu feinen ca. 2 x 2 mm kleinen Würfeln hacken. Dann in eine Schüssel geben, aber nicht kneten.

Eigelb mit der Weizenstärke schaumig schlagen. Dann Eiweiß in einer anderen Schüssel mit dem Zucker und einer Prise Salz zu einem festen Eischnee schlagen. Schaumiges Eigelb vorsichtig unter das Eiweiß heben, dann das Mehl-Butter-Zitronatgemisch ebenfalls unterheben. Nun die Masse in die leicht mit Butter ausgestrichene Form einfüllen.

Bei 170°C Ober- und Unterhitze (wichtig: keine Umlauft, da sonst die Masse zusammen fällt) in der Mitte des Ofens ca. 30 Minuten backen (Stäbchenprobe machen und den Kuchen lieber etwas zu lang backen lassen, damit er beim Tränken stabil bleibt).

Dann den noch lauwarmen Kuchen auf ein Gitter stürzen und auskühlen lassen. Die Form gleich sauber machen, da sie zum Tränken gebraucht wird.

Für die Tränke Wasser mit dem Zucker aufkochen, den Arrak hinzugeben und in die Form schütten. Den Arrakschatt in die Form zur Tränke geben und etwa 30 Minuten ziehen lassen. Ich habe den Kuchen zusätzlich noch ein paar Mal mit einem Schaschlikspieß eingestochen, damit er die Tränke schneller aufnimmt - aber nicht zu viele Löcher in den Kuchen piksen, sonst wird er instabil!

Der Kuchen wird getränkt.
Warten, bis die Tränke ganz aufgesogen ist, dann den Kuchen wieder zurück aufs Gitter stürzen.

Für den Überzug die Aprikosenkonfitüre aufkochen und den Kuchen damit bestreichen.

Der getränkte und aprikotierte Schatt wartet auf den Überzug.
Ist die Aprikosenkonfitüre auf dem Schatt abgekühlt, die Marzipandecke darüber legen (Du schaffst das sicher faltenfreier als ich) und mit Schokoherzen belegen.

Arrakschatt - fertig zum Anschnitt.
Bücher mit Rezepten von Martin Rößler und die wichtigste Zutat (Affiliatelinks):

Samstag, 5. Oktober 2013

Kostprobe: Besuch bei Stauning Danish Whisky, Dänemarks einziger Whisky-Brennerei

In der Lagerhalle, wo die Whiskyfässer reifen.
Wir machen schon seit Jahrenden Urlaub auf dem Klit, aber Stauning Whisky entging uns bislang - vermutlich, weil wir im Urlaub gerne in den Tag hineinleben, ohne irgendwelche Verpflichtungen oder uns um Öffnungszeiten zu kümmern.

In diesem Urlaub brauchte ich aber zwangsläufig wetter- und gesundheitsbedingt ein Alternativprogramm zu Strandspaziergängen, Wanderungen und Radtouren und war froh, dass ich mir schon zu Hause ein paar Termine ausgeguckt hatte, darunter auch die Besichtigung von Dänemarks einziger Whiskydestillerie.

Die Besichtigung, zu der auf Wunsch auch eine Verkostung gehört, beginnt im Verkaufsraum der Brennerei. Hier ist schon alles ausgestellt, was es für dänischen Whisky braucht. Nach der Einfürhung geht es dann erstmal in einen langen Flur, in dem Getreide auf die Weiterverarbeitung wartet. Vom Gang geht es in eine kleine Kammer, in der das Getreide gemahlen wird.

Das getorfte Getreide wartet auf die Verarbeitung.
Gerste, die nicht mit Torf, sondern mit Heide geräuchert wurde - ein spannendes Experiment!
Gemahlenes Getreide.
Eine der Brennblasen, die von den
Ingenieuren von Stauning Whisky ihren
Bedürfnissen angepasst wurden.
Whisky, in Form von Bourbon, ist eigentlich eher das Getränk des Gatten und seiner Mutter. Ich hingegen finde es schon lange interessant, über Whisky und die verschiedenen Brennereien zu lesen, aber ihn zu trinken, war bislang keine schöne Erfahrung. Drambuie, ein Whiskylikör, geht so gerade, aber wenn ich die Wahl habe, nehme ich lieber was anderes. Ich habe halt keinen Stil, wie Schwiegermutter immer wieder gerne betont.

Da der Gatte so total auf Bourbon festgelegt ist, machte er sich ein wenig widerwillig mit mir auf nach Stauning, zeigte sich dann aber doch nachhaltig beeindruckt von der Besichtigung. Wieder zu Hause, trank er einen seiner geliebten Bourbons und meinte, der dänische Whisky habe ihm besser geschmeckt.

Dänischen Whisky zu brennen, war buchstäblich eine Schnapsidee: Während eines langen Wochenendes im Sommerhaus im Mai 2005 fragten sich 14 Freunde, warum es keinen dänischen Whisky gibt. Das Land hat gutes Getreide und gutes Wasser, also alles, was es für einen guten Whisky braucht.

Der Torf für die geräucherten Sorten.
Hier wird das Getreide gewässert und keimt, bevor es gemälzt wird.
Blick in die Räucherkammer, die bei unserem Besuch gerade in Betrieb war. 
Noch ein Blick in die Brennerei.
Neun Freunde blieben übrig und machten sich dran, eine Brennerei ins Leben zu rufen. Das hieß zuerst mal, Bürokratie zu meistern. Gegen die Kupferbrennblasen hatten die Behörden etwas einzuwenden, da Kupfer gesundheitsschädlich ist, genauso wie das Räuchern des Getreides. Diese Bedenken mussten ausgeräumt werden.

Das erste Mal gebrannt wurde dann im Hinterzimmer einer Schlachterei, denn einer der neun ist ein (inzwischen pensionierter) Schlachter.

Zwei Jahre später waren die neun Freunde dann soweit, sich mit privat geborgtem Geld und beliehenen Häusern einen leerstehenden Hof südlich von Stauning zu kaufen. Hier wird jetzt destilliert. Die Brennerei ist inzwischen so erfolgreich, dass sie drei Vollzeitstellen schaffen konnte.

Besonders beeindruckend finde ich, dass die Jungs von Stauning Whisky von Anfang an das Umfeld mit einbezogen und auf Nachhaltigkeit setzten. Am Liebsten machten sie alles selbst, aber nachdem sie feststellten, dass sie keine Bauern sind, verzichten sie auf den Anbau von Gerste und Roggen. Stattdessen beziehen sie es von Bauern in der Umgebung des Ringkøbing Fjords.

Das Destillat wird gefiltert. Dabei lösen sich Öle, die
nach Citrus riechen.
Der Torf, der für das Räuchern des Getreides benötigt wird, wird von Schülern im Rahmen von Projekttagen im Klosterlund Museum (Bølling Sø ) gestochen – ohne Projekttage also kein Whisky.

Das Getreide wird etwa eine Woche lang gewässert, darf keimen und wird schließlich  gemälzt. Da unter den neun Whiskymachern vier Ingenieure sind, haben sie eine Maschine entwickelt, mit der das Getreide bewässert und umgewälzt werden kann, quasi eine Wanderhaufenmälzerei, wie sie im Bierbrauen verwendet wird. Traditionell wird das beim Whiskybrennen mit der Hand gemacht – eine schwere, kräftezehrende Arbeit. Bei der Umsetzung wurden die Schüler einer nahegelegenen Ingenieursschule einbezogen.

"Jetzt alle mal tief einatmen!" Das erste Destillat riecht sehr
fruchtig - wie Obstler. 
Nach dem folgenden dreitägigen Gärprozess beginnt die Destillation in den Brennblasen. Die kommen nicht aus Dänemark – die Spanier haben da einfach mehr Erfahrung und die bessere Technik. Allerdings ließen sich die Macher von Stauning Whisky es sich nicht nehmen, die spanische Technik ihren Bedürfnissen anzupassen und zu verbessern.

Den Jungs von Stauning Whisky geht es im Wesentlichen um den Geschmack, und so verzichten sie auf Zusätze wie Zuckercouleur, womit manche Brennereien für eine gleichmäßige Färbung des Whiskys sorgen. Geschmack ist wichtiger als Aussehen - eine sehr sympathische Einstellung.

Nach Besichtigung der Brennerei geht es über den Hof in die Scheune, in der der Whisky reifen darf. Der Duft ist unbeschreiblich. Die Luft ist geschwängert von Angels' share, dem Anteil des Whiskys, der im Laufe der Lagerung aus den Holzfässern verdunstet.

Auf dem Boden liegt eines der neuen Fässer aus
französischer Eiche mit Young Rye aus 2011.
Darüber ist ein altes Makers Mark-Fass mit einem
Traditional, der erst ein paar Tage vor unserem
Besuch abgefüllt wurde.
Nach der Besichtigung der Lagerhalle geht's wieder in den Verkaufsraum, denn es steht ja noch eine Verkostung auf dem Programm (die Besichtigung kann allerdings auch ohne Verkostung besucht werden).

Seit März 2011 wird der Whisky verkauft, beginnend mit Young Rye, einem Roggendestillat. Wobei: Strenggenommen ist der der Young Rye noch kein Whisky und darf eigentlich auch nicht so genannt werden, da er nur zwei Jahre reifte.

Young Rye ist in der Tradition der Roggendestillate aus Nordamerika hergestellt und gemalzt, mit Aromen von Karamell, Vanille und Früchten.

Young Rye 2013 war dann auch in der Verkostung der Whisky, der dem bourbonliebenden Gatten am Besten und mir schmeckte. So nahmen wir uns davon eine Flasche mit nach Hause. Eigentlich wird Young Rye on the rocks getrunken, aber wir bevorzugen in pur bei Zimmertemperatur.

Statt in Flaschen kann man Whisky auch gleich im Fass kaufen. Es wird bis zur reife separat gelagert und dann abgefüllt.
Blick in die Lagerhalle.
Auch die Beschriftung der Fässer erfolgt in Handarbeit. 
Im Sommer 2012 wurden dann die ersten beiden Single Malts abgefüllt und in den Verkauf gegeben. Seitdem gibt es neben dem Young Rye die Sorten Stauning Traditional Single Malt aus Gerste, die nicht geräuchert wurde, und Stauning Peated Single Malt mit Torf-geräucherter Gerste.

Die Verkostung beginnt.
Alle Arbeitsschritte werden in der Brennerei in Stauning gemacht, und während der Besichtigung kann man alles anschauen, anfassen, daran riechen – die Offenheit, mit der die Jungs ihr Produkt vorführen, ist unglaublich erfrischend. Der Spaß, den sie an der Arbeit haben, ist jederzeit zu spüren.

Auch bei den Fässern wird auf Nachhaltigkeit gesetzt: Traditional und Peated reifen in ehemaligen Makers Mark-Fässern – noch, denn inzwischen kaufen die Chinesen die Fässer zu besseren Preisen auf, als die kleine dänische Brennerei zahlen kann. Also produziert Stauning Whisky seine eigenen Fässer: Rye reift in neuen Fässern aus französischer Eiche, die dann später für Traditional und Peated genutzt werden. Gleichzeitig werden Sherryfässer eingesetzt.

Stauning Traditional reift in ehemaligen Makers Mark-Fässern, der Lieblingssorte des Gatten. Dennoch schmeckte ihm dieser Whisky mit seinem leichten Nougataroma nicht. Mein Fall war’s auch nicht.

Stauning Peated ist aromenreich: Schokolade, Nougat, Vanille, Rauch … Mir sagte der Geschmack durchaus zu.  Allerdings verzichtete ich auf den Kauf, denn an einer Flasche trünke ich ewig.

Zu den Standardsorten kommen Spezialitäten in kleiner Auflage wie Whiskys, die in Sherryfässern ausgebaut wurden, und ein Whisky, der drei Jahre an Bord eines Bramseglers aus Hvide Sande über die Nordsee schippert. Am Ende soll er 56 Prozent haben und Hvide Sande gewidmet werden, das am 56. Breitengrad liegt.

Vorstellung der zu verkostenden Whiskys.
Da der Ausstoß der Brennerei noch gering ist, wird Stauning Whisky zurzeit nur in Dänemark verkauft. Die Qualität des Whiskys sprach sich schnell herum - Jim Murray, Herausgeber der "Whisky Bible", war angetan, und das Kopenhagener Restaurant Noma, wiederholt zum besten der Welt gekürt, schenkt Stauning Whisky als einzigen Whisky aus.

Das ist sicherlich beeindruckend und macht die Jungs von Stauning Whisky zurecht stolz. Letztlich kommt es aber auch beim Whisky nur auf eines an: Schmeckt er oder schmeckt er nicht. Ich finde, er schmeckt.

Mir haben Besichtigung und Verkostung sehr viel Spaß gemacht - klare Empfehlung an Dich, da mal vorbeizuschauen, wenn Du in der Nähe bist! Meine wichtigste Erkenntnis war übrigens, dass Whisky ganz anders riechen kann als er schmeckt. 

Dienstag, 1. Oktober 2013

Kostprobe: Viele, viele bunte dänische Biere

Rollentausch im Urlaub: Während sich der Gatte durch bunte dänische Brausen trank, versuchte ich mich an den Bieren.

Wobei: Manchmal ist der Unterschied zwischen Bier und Brause fließend wie bei Skovbærhvede aus der Bryggerie Skovlyst. Sehr süß, sehr himbeerig, sehr rot - durchaus lecker, wenn man auf Gummibärchen steht.

Ein Weizenbier mit Waldbeeren: Skovbærhvede aus der Bryggerie Skovlyst. Sehr süß, sehr himbeerig, sehr gummibärig - vermutlich eines der Biere, die als "Mädchenbier" charakterisiert werden. 
Putzigerweise weniger himbeerig war Hindbær Tripel, ein belgisch inspiriertes Bier mit Himbeeren, aus der gleichen Brauerei.

Hindbær Tripel aus der Bryggerie Skovlyst. Nicht ganz so süß wie das Waldbeerenbier, etwas mehr Hopfen
Während die beiden ersten Biere auf Seeland gebraut wurden, stammt Thisted Limfjords Porter aus Jütland, wo wir urlaubten. Es ist ein Baltic Porter, also dunkles, malziges Starkbier.

Limfjords Porter aus dem Thisted Bryhus: Malzig. leicht rauchig, schokoladig-karamellig.
Thisted Limfjords Porter wird mit Rauchmalz und Lakritz gebraut - hört sich vielleicht merkwürdig an, schmeckt aber, auch dank einer sehr schokoladigen und ein wenig karamelligen Note. Überhaupt entdeckte ich in diesem Urlaub Lakritze für mich - zumindest als Notengeber.

Keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterließ bei mir das India Pale Ale aus der Rise Bryggeri auf Ærø, aus der Dänemarks bestes Bier kommen soll. Anscheinend mag ich dunkle Biere lieber.

India Pale Ale aus der Rise Bryggeri, ein helles, starkes Ale.
Am ersten Abend, als wir in einem Restaurant aßen, trank ich zum Biksemad ein Jacobsen Brown Ale, ein Vintage Beer, benannt nach dem Gründer der Carlsberg-Brauerei. Karamellig, gehopft, mit Aromen von Schokolade und Lakritz, schmeckte es mir sehr gut - wie gesagt: Dunkle Biere mag ich anscheinend lieber. Der Gatte hingegen bevorzugte das Extra Pilsner und das Saaz Blonde von Jacobsen.

Mal schauen, welche der Biere wir in Hamburg bekommen ...