Die Bücher „Der Mann, der alles isst“ und „Der Mann, der alles isst. Zweiter Gang“ trösteten mich ein paar Tage lang darüber hinweg, dass ich beinahe täglich zwischen 2 und 6 Stunden in Bus und Bahn verbringe. Manche mögen den HVV für schnell und effizient halten. Wer aber wie ich im Westen und auf dem Acker wohnt, also von Bus 1 und S1 abhängig ist, weiß, das Fahrpläne Makulatur sind. Laut HVV brauche ich exakt 90 Minuten für den Weg vom Acker zum Papiergebirge und wieder zurück. Das klappt auch – wenn ich mit dem Auto fahre, was ich so gut wie nie mache. So frage ich mich jeden Tag aufs Neue, ob Bus und Bahn auch fahren – und wenn ja, wann. Pünktlich jedenfalls selten. Zum Glück habe ich aus meiner Wüstenzeit orientalische Gelassenheit bewahrt - und gehe nie ohne Buch aus dem Haus.Jeffrey Steingartens Bücher waren dann ein Zufallsfund in der Bücherhallen-Kochbuchabteilung – und was für einer! Steingarten schreibt spritzig und temporeich, mit einer Liebe zum Lebensmittel, zum Kochen und zum Essen und mit viel Humor, dass meine HVV-Mitfahrer oftmals erstaunt blickten, wenn ich seufzte oder laut lachte, weil Steingarten das in Worte packte, was ich auch manchmal denke. Die Bücher kamen sofort auf meine Wunschliste (der erste Band ist leider vergriffen). Okay, manchmal ist Steingarten sehr extrem, sind seine Rezepte für schlichte Hobbyköche wie mich kaum nachkochbar. Der Gatte würde sich zudem bedanken, wenn ich mit Wiener Pferdefett für die perfekten Pommes experimentierte, Seeigel in Tempura servierte oder ein Huhn in eine Ente stopfte, um beides dann tagelang in einem Truthahn zu braten …
Aber einige Rezepte schafft selbst eine grundsätzlich chaotische Köchin wie ich – Granite beispielsweise. Zum 3. Hamburg kocht!-Treffen machte ich drei, die ich peu à peu bloggen werde: Schokolade, Espresso und Maulbeere.Fangen wir mal mit dem Meistgewünschten an: der Schokoladen-Granità – oder wie wir in Hamburg sagen: Kaukau-Granità. Der Geschmack ist unglaublich schokoladig (nee, kaukauig ;o)), und wir mussten aufpassen, das vor lauter Probieren noch was für’s Dessert übrig blieb. Natürlich hängt der Geschmack maßgeblich vom verwendeten Kakao ab – ich schwöre auf Bensdorp.
Schokoladen-Granità nach Jeffrey Steingarten
Zutaten für 6 bis 8 Portionen:
5 gehäufte EL Kakaopulver
300 ml Wasser
4 – 6 EL brauner Zucker (Steingarten nimmt extrafeinen Kristallzucker, aber ich mag den nicht sonderlich)
1 guter Schuss Vollmilch
Zubereitung:
Das Wasser zum Kochen bringen und das Kakaopulver einrühren. Temperatur reduzieren und sorgfältig rühren, rühren, rühren ... damit sich alle Klümpchen auflösen und nichts ansetzt. Etwa 5 Minuten köcheln lassen, dann sorgfältig den Zucker einrühren, bis er sich ganz aufgelöst hat. Schließlich die Milch hinzugeben und ebenfalls sorgfältig einrühren.

Die Masse in eine flache Form oder eine Edelstahlschüssel füllen und in den Tiefkühler stellen – eine flache Form ist besser geeignet, weil die Masse dann gleichmäßiger gefriert und besser gekratzt werden kann. In einer Edelstahlschüssel gefriert die Granità aber schneller. Die Masse nach etwa 30 Minuten mit einer Gabel umrühren, dabei Gefrorenes, das sich an Boden und Wänden bildete, abschaben. Danach für die nächsten 2 bis 3 Stunden alle 10 bis 30 Minuten rühren und schaben. Die Masse sollte nicht zu einem kompakten Block gefrieren, sondern eine dicke, zähe Kristallmasse bleiben – je nach Tiefkühler erfordert das ein bisschen Fingerspitzengefühl. Wie man sieht, habe ich mein Eisfach noch nicht so ganz im Griff ;o)
Hat die Masse die gewünschte Konsistenz erreicht, wird sie geschabt und portionsweise in kleine Gläser gegeben.
Nach Gusto kann die Masse vor dem Gefrieren auch aromatisiert werden: Mit Zimt, Vanille, geriebener Orangenschale, ein paar Tropfen destilliertem Jasmin, Chili …
Neben Gesprächen und Grand-Prix-Gucken gab's gelegentlich auch was zu essen: Antipasti-Variationen wie gebratener karamellisierter Grüner Spargel von
eingelegte Paprika; eingelegte Champignons, Kapernbutter,
... und Nudeln mit Dill und Salbei an
Zwischendrin gab's zur Stärkung dann Werder-Schnittchen mit Gundermann, Giersch, Gänseblümchen und Spargel, die korrekterweise 
gefolgt von Maronen-Ravioli mit Ricotta-Zitronen-Salbei-Spargel-Brokkoli-Füllung, dazu Butter mit gebratenem Salbei und Parmesan.
Eigentlich sollte es als Zwischengang ein Tomatensorbet mit Basilikum-Mascarpone-Sauce geben, aber wir hatten Probleme mit der Kühlung, und so wurde aus dem Zwischengang ein Vordessert - mit etwas Zucker in der Sauce geht das Sorbet glatt als Dessert durch, und die Konsistenz ist so luftig leicht, das es fast vom Teller schwebt. So was setzt sich bestimmt nicht auf den Hüften fest ;o)








