Freitag, 10. Mai 2013

Der Garten im Mai und Rezension "Der Selbstversorger"

Sie: "Also, wenn das wirklich Eisenkraut ist,
dann ist das Verbene, dann kann ich damit
kochen!" - Er: "Nöööööö ...."
Im letzten Jahr, als ich in der Reha war, entdeckte der Gatte den Spaß an der Gartenarbeit. Ihm gelang, was ich zehn Jahre vergeblich versuchte: Der erfolgreiche Anbau von Tomaten in unserem Garten.

In meiner Singlewohnung hatte ich jedes Jahre eine Tomatenschwemme, obwohl auf dem windigen Balkon die Bedingungen alles andere als Ideal waren. Dann, in einer Wohnung mit Balkon und Garten, wollten die Tomaten nicht mehr, egal, welchen Standort ich wähle. Bis der Gatte übernahm.

Kein Wunder also, dass er sich auch in diesem Jahr wieder um die Tomaten kümmern darf. Und da er damit im letzten Jahr so erfolgreich war, räumte der Gatte für die Tomaten ein ganzes Hochbeet.

Praktischerweise fahren wir dieses Jahr aus beruflichen Gründen nicht in den Urlaub (zumindest nicht gemeinsam), so dass immer eine/r Zeit hat, sich neben der Arbeit um den Garten zu kümmern. Und so ein halbes Stündchen Gartenarbeit pro Tag nach Feierabend entspannt ungemein (vom Feierabendbier rede ich erst gar nicht).

Rosmarin (der alte kam nicht durch den Winter),
vorgezogene Zucchini und leicht
mitgenommener Sauerampfer.
Der Gatte überlegte sogar, ein Feld bei "meine ernte" anzumieten. Allerdings sind die Flächen in Hamburgs Norden oder Osten, so dass wir einmal quer durch die meistens verstaute Stadt müssten. Wir schliefen ein paar Tage drüber und entschieden uns dann schweren Herzens dagegen. Zu absehbar war, dass wir es nicht lange durchhalten würden, mehrmals pro Woche durch die verstaute Stadt zu fahren (und mit dem ÖPNV sind die Felder nicht so leicht erreichbar). Also hoffen wir, dass sich im Westen ein Bauer findet, der Flächen zur Verfügung stellt.

Da wir von Schrebergärten umgeben sind, läge die Pacht eines Schrebergartens nahe. Es gäbe hier in der Nähe auch verfügbare. Allerdings wird eine vier- bis fünfstellige Ablösesumme verlangt, und die haben wir nicht mal eben schnell zur Hand (und wenn, würden wir davon vermutlich keinen Schrebergarten pachten).

Also begnügen wir uns damit, was wir haben: Knapp 20m² und ein paar Balkonkästen. Ich versuche, jeden Monat zu zeigen, was darauf / darin wächst.

Mal schauen, ob das klappt mit den Roten Rüben.
Die alten Erdbeerpflanzen kamen auf den Kompost. Hier sollen weiße Zimterdbeeren wachsen.
Die Tomaten wachsen dieses Jahr im Halbschatten. Der Gatte sagt, das bekommt ihnen besser. Dafür mussten Wein und Bärlauch umziehen. Ich hoffe, der Bärlauch (leicht schlapp rechts im Bild) berappelt sich wieder.
Wir begannen in diesem Jahr sehr spät mit dem Anlegen des Gartens, bedingt durch den langen Winter. Auch fuhren wir nicht zum Pflanzenmarkt auf dem Kiekeberg am letzten Aprilwochenende - da war's uns einfach noch zu winterlich. Dementsprechend fehlen mir jetzt einige Kräuter. Ich hoffe, dass ich das eine oder andere noch bekomme.

Der Wein teilt sich jetzt ein sonniges Hochbeet
mit den Himbeeren. Ich hoffe, er wächst an,
obwohl er jetzt in einer Wanne steht.
Trotzdem steckten wir schon mitten in der Gartenarbeit, als ich zur Lovelybooks-Leserunde zum Buch "Der Selbstversorger" von Wolf-Dieter Storl ausgewählt wurde und das eBook zur Rezension bekam. Storl, Ethnobotaniker und Kulturanthrologe, schrieb mehrere Bücher. Mir war er bislang gänzlich unbekannt.

Sinn und Zweck des Buches ist es laut Pressetext, "sich von dem zu ernähren, was im eigenen Garten wächst oder sich in der freien Natur einsammelnlässt. Der Autor selbst lebt nach diesem Prinzip und versorgt sich und seine Familie seit Jahrzehnten erfolgreich selbst auf seinem Einödhof im Allgäu. Und an diesem reichen Wissen lässt der Autor nun alle teilhaben, die selbst erste Schritte zum Selbstversorger unternehmen wollen. Das aufschlussreiche Buch erzählt Storls eigene und ganz persönliche Selbstversorger- und Lebensgeschichte. Er verknüpft sie höchst spannend mit zahlreichen Informationen, Tipps und Anleitungen für den Eigenanbau von Gemüse, der Wildsammlung von Kräutern, der natürlichen Schädlingsbekämpfung sowie der Herstellung von hochwertigem Kompost."

Soweit der Pressetext. 

Die Forsythie wollte dieses Jahr erst gar nicht
kommen, dann explodierte sie geradezu.

Auch wenn wir weit davon entfernt sind, zum Selbstversorger werden zu wollen (und ich, anders als Storl, auch nicht glaube, dass demnächst sämtliche zivilen Strukturen zusammenbrechen (und selbst wenn, so weiß die Historikerin in mir doch, dass das Leben bleibt und sich seinen Weg bahnen wird)), bietet das Buch doch eine gute Grundlage zur Gartenanlage und -pflege. Die geneigte Leserin erfährt viel über das Anpflanzen und Großziehen von Nutzpflanzen und Kräutern, über die Anlage eines Komposts, die richtigen und notwenigen Werkzeuge ...

Sehr hilfreich fand ich zudem die Aufstellungen über Pflanzen, die sich gut bzw. schlecht miteinander vertragen. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass es noch viel mehr essbare Pflanzen gibt, als ich ahnte. Ich muss unbedingt Wildkräuterkurse besuchen, denn hier rund um den Acker wächst einiges! Außerdem gibt es Tipps (keine Rezepte) zur Zubereitung einzelner Pflanzenteile, zu Pflanzenjauchen, und ich bin gespannt, ob Fichtenbrühe tatsächlich gegen die Nacktschneckenplage hilft.

Auch das Kapitel über Nützlinge und Schadinsekten finde ich sehr interessant. Haben wir doch tatsächlich Erdflöhe! Was es nicht alles gibt! Hilfreich finde ich auch den Gartenkalender und die Tipps zum Einlagern der Ernte. Beeindruckend fand ich, wie viel Arbeit in einzelnen Lebensmitteln steckt. Ich hatte mir nie darüber Gedanken gemacht, wie lange es dauert, bis Spargel so weit ist, dass er geerntet und verkauft werden kann.

Der Lorbeer und die kleine Rose, die der Gatte mir
mit in die Reha brachte, sind durch den Winter
gekommen, und auch die Minze macht sich
schon breit. Die gelben Bohnen waren
ungeplantes, aber willkommenes Futter für die
Amseln, die im Bambus nisten.
Wenn es gelingt, über Esoterikelemente und zweifelhafte Ratschläge wie die Verwendung von Karde zur Heilung von Borreliose und Beinwell gegen Knochenbrüche statt eines Arztbesuches hinwegzulesen, lassen sich viele Tipps aus dem Buch ziehen. Als einzigen Gartenratgeber würde ich es aber nicht empfehlen. Da werde ich mich in der Buchhandlung noch mal gründlich umschauen.

Zudem fand ich das Buch teilweise sehr redundant, zusammengeschustert oder schlichtweg schlampig lektoriert. Einzelne Pflanzen werden mehrfach besprochen (der Ackerschachtelhalm kommt mindestens drei Mal vor). Das hätte gekürzt werden können.

Was ich schon ahnte, als ich die ersten eBooks las, bewahrheitete sich hier: Ich bin kein Typ, der Sachbücher auf einem eBook-Reader liest. Wie soll ich mir da Notizen machen? Wo soll ich die Indexmarker hinkleben? Schade ist auch, dass manche Tabellen auf dem Reader nicht richtig dargestellt werden.

Auf dem PC sehe ich aber, dass das Buch schön gestaltet ist, viele Farbfotos und Zeichnungen bietet. Die Zeichnungen hätte ich mir aber präziser, weniger stilisiert, gewünscht, so dass ich sie auch mit auf Kräuterpirsch nehmen könnte.

Das Buch lässt mich also ein wenig zwiegespalten zurück. Eine eindeutige Kaufempfehlung kann ich nicht aussprechen. Schau's Dir am Besten mal selbst in der Buchhandlung an!

Aus den Magnolienblüten wird am Wochenende Sirup.
In den nächsten Tagen werden noch Wurzeln von der Fensterbank in den Garten wandern. Ich hoffe außerdem, dass Kohlrabi- und Zierkürbissaten noch aufgehen und in den Garten umgesetzt werden können. Die Zwergorange, die uns vorletzten Winter reichlich Früchte schenkte, ist umgetopft und verspricht Blüten.

Die Zitrone, von der ich immerhin eine ernten konnte, mickert ein wenig. Ich hoffe, die neue Erde hilft. Der Kräuterkasten auf dem Balkon beherbergt Schnittlauch und Estragon - beides überstand den Winter, der Schnittlauch sogar sehr gut. Der Thymian berappelt sich und wird zum Bodendecker. Mal schauen, wie er sich noch entwickelt.

Im Wohnzimmer stehen noch zwei Eierkatons mit Saatkartoffeln, die ich am Wochenende ausbringen will. In diesem Jahr wil ich in unseren Topinambureimern Kartoffeln pflanzen. Sie zeigt, wie es geht. Dass man Kartoffeln auch auf kleinstem Raum ziehen kann, habe ich in England gelernt, wo "Potatoes in a bag" anscheinend recht verbreitet sind.

Mal schauen, wie sich der Garten entwickelt.


2 Kommentare:

  1. Wow, ziemlich cool was ihr alles in eurem kleinen Garten anstellt! Da bin ich doch schon etwas neidisch ;). Ist halt doch was anderes so ein eigener Garten.
    Die Kartoffelmethode würde ich auch gerne mal ausprobieren, bin schon gespannt was du darüber zu berichten hast. Ebenso auf den Magnoliensirup! Hab ich ja noch nie von gehört!

    Liebe Grüße

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    1. Die Kartoffeln kommen nachher in die Eimer - musste etwas warten, weil der Gatte sich noch basteltechnisch im Garten austobt und einer der Eimer deswegen umziehen muss. Den Magnoliensirup habe ich auch zum ersten Mal gemacht. Das Rezept kommt im nächsten Jahr.

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