Samstag, 16. April 2011

13. CK-Kochtreffen in Bad Honnef: Von Drachen, Apfelsushi und Palmen-Tieren

Die Kochtreffen in Bad Honnef finden jetzt schon im sechsten Jahr statt. Inzwischen gibt es eine feste Gruppe. Platz für Neue ist nur bei mindestens zwei Bürgen, gutem Leumund, geduldigem Warten und wenn jemand absagt. Dementsprechend sagte ich sofort zu, als ein Platz frei wurde, auch wenn das Stress-Kochen pur bedeutete. Am nächsten Tag und nach nur drei Stunden Schlaf ging's nämlich mit dem zweiten Teil des Kochclubs für Ambitionierte in Hamburg weiter. Ich fiel also quasi von einem Kochtopf in den nächsten. Kochbekloppte machen so was.

Die lieben Kolleginnen sorgten dafür, dass ich Punkt 13.59 Uhr an der Stechuhr stand und zwölf Minuten später in der S-Bahn saß. Auf dem Weg zum Bahnhof wurde flugs noch funktelefonisch der Frühjahrsurlaub gebucht, und die zehn Minuten Umsteigezeit reichten noch zum Kauf der aktuellen e&t. Die Bahn war erstaunlicherweise pünktlich, und auch die falsche Zugnummer der Regionalbahn brachte mich nicht vom Kurs. Das Team von hundertachtzig Grad sorgte mit einem echten Foodie-Transfer (auf die Fahrgäste wurden Schneidbretter, Kochtöpfe, Wok-Set und Lebensmittel aufgeteilt, damit das Gepäck in den Kofferraum passte) dafür, dass ich im Hotel landete und den Weg zum Restaurant fand. Das gemeinsame Abendessen ist Auftakt zum Kochmarathon.   
Am nächsten Morgen trafen wir dann alle in der Küche der Jugendherberge ein – und verließen sie erst nach 15 Stunden. Das ist kurz, habe ich mir sagen lassen. 36 Personen wollen kochen und, daraus resultierend, essen. So ein BH-Treffen ist also ein ganz klein wenig größer als unsere kommoden Hamburg kocht!-Treffen: Es gibt Namensschilder, 4 Kochinseln, diverse Posten, Supports, Atomiseure, Getränkewart, Kassenwart, Arbeitsrezepte, Mitnehmrezepte, Zeitpläne, Mittagessen, Abendessen, Imbiss, Fototeller, Essteller, Rezeptionistenteller, Abräumen, Tellerwäscher, Postenputzer ...

Ansonsten war’s wie bei uns auch: Staubtrocken, lustbefreit, keiner konnte kochen, schon gar nicht mit Niveau, niemand hatte sich was zu erzählen, alle saßen verschüchtert in der Ecke, niemand lachte, es gab nichts Ordentliches zu essen. Ich konnte gerade noch zwei Markknochen, die ich auch noch als Mitbringsel für das kleine braune Hundevieh tarnen musste, und ein paar Hippen ergattern, sonst wäre ich vom Fleisch gefallen, und ohne Bushis flüssige Geschenke, die per Foodie-Express von der Isar an den Rhein und weiter an die Elbe reisten, wäre ich glatt verdurstet. 

Ist natürlich alles Blödsinn! Das Treffen war rundum gelungen und hat einen wahnsinnigen Spaß gemacht!

Dieses Treffen ging in eine asiatische Richtung und stand unter dem Motto "Feuervogel, Beantenwindhund und das Menü des Drachens". Zum Auftakt gab's mittags einen kleinen Imbiss:
Karottenmousse mit Kreuzkümmel und Parmesanchips
Carpaccio von der Jakobsmuschel auf Petersilienwurzelpüree
Foie gras und Chutney von roten Beeren
Lamm-Parmentier mit Rosmarintomaten und Safran
Während der Mittagsposten wirbelte, bereiteten die anderen das kleine Abendessen zu. Mein Posten waren die Vorspeisen. Schnelle Straßentaschen wurden eine um die andere gefüllt, um später gedämpft zu werden.
Stiele und Blätter aus Gurkenschale wurden für das Apfelsushi geschnitzt, und der Reis wurde gerollt. So 'ne gestandene bajuwarische Knödelrollerin schafft so sogar perfekt einhändig, wofür 'n Fischkopp mit zwei Händen ewig braucht.
Die mitgeschnackten Gatten atomisieren alles, was ihnen unters Messer kommt.
Es könnte gleich endlich was zu essen geben.
Frühlingsrollen, noch jungfräulich.
Das wird ein Teil des Desserts.
Dann kam irgendwann hektische Bewegung in meinen Vorspeisen-Posten. Es sollte schließlich ein paar kleine Kleinigkeiten zum Abendessen geben.
Amuse: Apfelsushi
Dim Sum: Traditionelle Mini-Frühlingsröllchen, Schnelle Straßentaschen und Gebratene scharfe Gurken
Damit beim Warten auf den Suppengang niemand verhungert, standen Kandierte Walnüsse und Gewürztee-Eier für den kleinen Hunger zwischendurch auf den Tischen.
So gestärkt, konnten die übrigen Gänge zügig absolviert werden.
Suppengang: Klare Rindfleischsuppe mit Gemüse

Fischgang: Knuspriger Fisch mit Frühlingszwiebelsauce und Garnelentoast
Hauptgang: Lackierter Schweinenacken mit buntem Gemüse und Pflaumensauce
Dessert: Mandelkrokant-Eis im Glückskekskörbchen
Der Dessertteller im Überblick: Exotischer Obstsalat, Baouzi mit roter Bohnenpaste gefüllt, selbstgemachte Praline und Eis
Kaum vorstellbar, dass ich mich sofort auf die Warteliste für das nächste Treffen setzen ließ, nich? Zu später Stunde gab's die Dankeschöns und Dankesreden an die Organisatoren, die alles so prima vorbereiteten, dann wurden die letzten Getränkevorräte geleert und die Küche geputzt. Keine zwölf Stunden später war ich dann schon wieder an der Elbe. Aber das ist eine andere Geschichte.

Hier gibt es alle Rezepte.

3 Kommentare:

  1. Bad Honnef - welch' wunderbarer Ort. Nicht nur der Ort wunderbarster Genüsse, wie es scheint, sondern auch der Ort, den ich nach der grauenvollsten und anstrengendsten Wanderung meines Lebens erreichte. Nie hat eine Apfelschorle besser geschmeckt als nach 27 km Wanderung durch das Siebengebirge. Ich bekam leider nur etwas zu trinken damals, aber wenn ihr einen Verpflegungsstand auf den Markt in Honnef stellt, dann würde ich die Tour glatt noch mal machen.

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  2. Ich vermute mal, dass die Jugendherberge, in der gekocht wird, am Wanderweg liegt. Insofern müsstest Du bei der Wanderung im November nur einen Schlenker machen. Die Apfelschorle gibt's dann zur Belohnung im Tal ;o)

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  3. Huhu,

    ja, es war ne richtig schreckliche Veranstaltung.

    LG
    Neri

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