Mit dem Grillbuch "Love, Chill & Grill" von Rösle tat ich mich ja ein wenig schwer. So war ich dann sehr gespannt auf das aktuelle Grillbuch "From Farm to Grill - eine Grillosophie", das im letzten Herbst erschien.
Der Verlag schreibt über das Buch: "Grillen kann so viel mehr sein als nur eine weitere Methode der Speisenzubereitung. Mit den richtigen Produkten und einigen raffinierten Techniken trägt Grillen sogar zu Steigerung von Lebensfreunde und Lebensqualität bei. „From Farm to Grill“ soll diese Tatsache verdeutlichen, ist daher auch kein gewöhnliches Grillbuch, sondern geht weit über das eigentliche Thema hinaus. Das Unternehmen Rösle hat zu diesem Zweck einige Küchenchefs und Produzenten, wie Viehzüchter, Fischer oder Landwirte, besucht, die in enger Zusammenarbeit stehen. Wichtig dabei ist, dass sie alle mit großer Überzeugung ökologisch verträglich, sozial verantwortlich und ökonomisch erfolgreich handeln. Die Paarungen werden Ihnen in diesem Buch vorgestellt, die Produkte landen natürlichen auf dem Grill, und zubereitet werden sie von den jeweiligen Chefs. Mit diesem Buch erhalten Sie die außergewöhnliche Möglichkeit, gewissermaßen mit den Chefs zusammen an einem Tisch zu sitzen und Einblicke in ihr Privatleben zu bekommen."
Die Köche, die vorgestellt werden, sind Tanja Grandits, Sascha Stemberg, Sebastian Prüßmann, Erich Schwingshackl, Heiko Antoniewicz, Christian Mittermaier und Ludwig Maurer. Den Erzeugern, mit denen sie zusammenarbeiten, sind jeweils ein, zwei Seiten gewidmet. Mehr Raum erhalten Hovmand-Simonsen, die auf der dänischen Ostseeinsel den Hof Knuthenlund bewirtschaften.
Gerade das Konzept, die Erzeuger auch mal etwas weiter in die Mitte zu rücken, finde ich sehr spannend. Ebenso spannend ist es zu erfahren, welchen Einfluss Köche, die sich entscheiden, mit regionalen Erzeugern zusammenzuarbeiten, haben. Genau so wie die Köche haben es die Verbraucher auch jeden Tag in der Hand zu entscheiden, ob sie mit ihrem Einkauf einen Erzeuger stärken oder ihre Lebensmittel im Supermarkt, beim Discounter kaufen, was oft für die Landwirte nur wenig Einnahmen bedeutet.
Als ein Beispiel aus dem Buch sei Sascha Stemberg genannt, der vor einigen Jahren begann, Landwirte aus der Velberter Region auf Direktvermarktung anzusprechen, also ihnen nahezuglegen, dass, was sie erzeugen, auch selbst zu verkaufen statt über Zwischenhändler oder Supermärkte.
Durch das Restaurant "Haus Stemberg" haben die regionalen Erzeuger einen großen Abnehmer für ihre Produkte und der Koch hat die Gewissheit, gute Ware in gleichbleibender Qualität zu bekommen. Gleichzeitig hat das Lokal einen Werbeeffekt für die Erzeuger: Gäste wissen, woher die Zutaten auf ihrem Teller stammen und können dort einkaufen gehen. Beide Seiten gewinnen also.
Dem Konzept "From Farm to Grill" entsprechend hätte ich mir gewünscht, dass, wenn die Erzeuger schon so einen breiten Raum einnehmen, es eine Übersicht mit Adressen gibt, damit auch die geneigte Leserin weiß, wo sie die Produkte kaufen kann, aber diese Übersicht fehlt leider.
Und um gleich einen weiteren Minuspunkt zu benennen: Rösle bleibt auch hier dem sexistischen Konzept von "Love, Chill & Grill" treu. Der Grill wird immer wieder als "Männerspielzeug" bezeichnet. Da reißt auch Tanja Grandits als einzige Frau unter Männer nichts raus.
Dabei sind die Rezepte so gar nicht gattenkompatibel. Zumindest in diesem Haushalt ist also nicht der Mann die Zielgruppe, denn für den Gatten wären die Rezepte viel zu viel Gedöns. Schlüge ich ihm vor, einen Kürbis erst zu vakuumieren und zwei Stunden bei 90°C zu garen, um ihn dann zu grillen, zeigte er mir freundlich, wo der Grill steht - bestenfalls. Um die Mehrzahl der Rezepte nachzukochen, muss ich mir also ein paar experimentierfreudige Freundinnen einladen.
Fazit: "From Farm to Grill" ist ein schön fotografiertes und gestaltetes Buch für ambitionierte Hobbyköche und alle, die sich für die Herkunft ihrer Lebensmittel interessieren.
Danke an Rösle und Blogg Dein Buch für das Rezensionsexemplar.
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