Samstag, 23. April 2011

Ostern 2011: Bärlauchtascherln mit Schmelzparadeiser

Der Bärlauch hat eine Geschichte: Das erste Osterfest nach dem Tode meines Vaters verbrachten Mudderns und ich auf Rügen. Sie wollte nicht zu Hause sein, und ich wollte sie nicht alleine wegfahren lassen.

In jenem Jahr war Ostern sehr früh, Ende März. Die Saison hatte noch gar nicht richtig begonnen. Als Mudderns ankam, lag noch Schnee. Als ich Gründonnerstag nachkam, war es noch kalt, aber sonnig, was sich die nächsten Tage nicht änderte. Ideales Wetter zum Wandern. Mudderns hält mir heute noch vor, dass ich sie zu einer 16 km Wanderung rund um den Königsstuhl zwang, denn Urlaube mit meinen Eltern bedeuteten in der Regel Autofahrten. Gelaufen wurde so wenig wie möglich. Dafür klagte man über Rückenschmerzen. Mein Plan ging auf. Mudderns fand nach einem kräftigen Muskelkater Gefallen an der Fortbewegung zu Fuß und macht seitdem täglich ihren Spaziergang.

Aber natürlich fuhren wir auch mit dem Auto über die Insel. Als wir das Jagdschloss Granitz mit seinem weitläufigen Park besichtigten, stieg uns am Parkplatz ein intensiver Knoblauchgeruch in die Nasen. Wir kamen der Quelle auf die Spur: Neben dem Parkplatz wurden Pflanzenabfälle gesammelt. In dem Haufen lagen auch zahlreiche Bärlauchpflanzen. Mudderns rettete einige in den Kofferraum. Den Rest des Urlaubs fuhren wir mit geöffneten Fenstern. Wieder zu Hause, pflanzte sie sie in den Garten, wo sie sich rasend schnell ausbreiteten, und als wir eine Wohnung mit Garten bezogen, wanderten einige zu uns.

Das Rezept für die Bärlauchtascherln, der Vorspeise unseres vorösterlichen Menüs, stammt von Joachim Gradwohl, einem Drei-Hauben-Koch, der in Wien im Meinl am Graben kocht. Eigentlich werden die Tascherln mit glacierter Kitzschulter serviert, aber ich wollte sie als Vorspeise und verzichtete deswegen auf Bambi.

Da ich mit Ravioli aus Mehl immer Probleme habe, mit Semola, also gemahlenem Hartweizengrieß, aber zu Recht komme, nahm ich das. Statt einem Ei und fünf Dottern nahm ich sechs Eier. Bei den Schmelzparadeisern nahm ich kleine, reife Strauchtomaten statt Fleischtomaten, da letzte noch sehr hell und hart waren – es ist halt noch zu früh für Tomaten. Außerdem habe ich geschludert. Ich habe die Tomaten nicht gehäutet. Schmeckte aber trotzdem.

Bärlauchtascherln mit Schmelzparadeiser 

Zutaten für ca. 30 Stück:

Für den Teig:
400 g Semola
6 Eier
Salz
1 EL Olivenöl
Semola oder Mehl zum Ausrollen (wenn Du Mehl zum Ausrollen nimmst, sind die Tascherln nicht mehr glutenfrei)

Für die Füllung:
1 große mehlig kochende Kartoffel
3 EL fein gehackter Bärlauch
250 g Ricotta
Olivenöl
Salz
Pfeffer

Für die Schmelzparadeiser:
10 - 15 kleine, reife Strauchtomaten
1 EL Bärlauch, in feine Streifen geschnitten
Olivenöl
Salz
Pfeffer

Außerdem:
1 Ei
Bärlauchstreifen zum Garnieren
Parmesan oder Pecorino

Zubereitung:
Die Teigzutaten miteinander verkneten. Dabei das Semola portionsweise dazu geben. Der Teig soll geschmeidig werden, weder zu klebrig noch zu fest. Also ggf. etwas mehr oder weniger Semola nehmen. Den Teig in Folie einschlagen und 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.

Für die Füllung die Kartoffel schälen, vierteln oder achteln, gar kochen und stampfen oder durch die Presse geben. Bärlauch in Olivenöl leicht anschwitzen. Kartoffel und Bärlauch mit Ricotta vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Strünke aus den Tomaten schneiden. Die Tomaten in Spalten schneiden, ggf. entkernen und in kleine Würfel schneiden. Gemeinsam mit den Bärlauchstreifen in etwas Olivenöl erwärmen, bis sie zu schmelzen beginnen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Den Teig dünn ausrollen (möglichst in der Nudelmaschine) und in Quadrate von etwa 5 cm Kantenlänge schneiden. Auf jedes Stück einen Klecks Füllung geben. Ein Ei verkleppern und die Teigränder damit einstreichen. Fingerfertige falten den Teig über der Fülle so, dass Täschchen oder Tortellini entstehen. Ich gab eine zweite Teigplatte über die Füllung und drückte die Teigplatten vorsichtig miteinander fest.

Die Tascherln in gesalzenem Wasser ca. 3 bis 5 Minuten kochen. Gut abtropfen lassen und auf Tellern anrichten. Mit Schmelzparadeisern überziehen und mit Bärlauchblättern dekorieren.

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