Dienstag, 25. Oktober 2022

Kochen ohne Tüte: Burgenländer Rinderbraten

Beim Räumen fiel mir ein winziges Kochbuch in die Hand, das ein Tütenhersteller mal herausgab. Es ist von 1988. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals daraus gekocht zu haben, aber manche Rezepte sind ansprechend - vorausgesetzt, es wird auf die fixe Tüte verzichtet. Andere Rezepte sind ein wenig merkwürdig. Die vegetarischen Rezepte enthalten beispielsweise Schinken, was die Behauptung das Gatten stützt, Schinken sei kein Fleisch. Fisch ist in dem Kochbuch übrigens auch vegetarisch. 

Burgenländer Rinderbraten.

Diese fixe Tüte für Braten gibt es schon lange nicht mehr, aber das Internet, das nichts vergisst, sagt mir, dass sie folgende Zutaten enthielt: 
Pflanzliches Öl (gehärtet), Weizenmehl, modifizierte Stärke, Reismehl, Aroma, Geschmacksverstärker (Mononatriumglutamat, E631, E627), Jodsalz, Tomatenpulver, Zucker, Malzessigextrakt,
Zwiebelpulver, Farbstoff E150c, Gewürze (mit Sellerie), Paprikapulver, Emulgator E471, Verdickungsmittel Guarkernmehl.

E631 ist Dinatriuminosinat, E627 Dinatriumguanylat. Beide Stoffe verstärken die Wirkung des Glutamats und sorgen für einen ordentlichen Umami-Geschmack. Sie können in größeren Mengen Gicht und den Appetit fördern. Der Farbstoff E150c ist Ammoniak-Zuckerkulör und findet sich beispielsweise auch in Cola. Hinter dem Emulgator E471 verbergen sich Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren.

Bis auf Salz, Paprika- und Tomatenpulver sowie evtl. Mehl, um die Sauce zu binden, braucht es nichts von den Tütenzutaten. Zucker und Malzessig geben allerdings eine schöne Note, müssen aber nicht aus der Tüte kommen. Für Umami sorgen Röstaromen. Beim Tütenrezept gart der Braten in einer Wasser-Rotwein-Mischung, wird nicht angebraten - da braucht es jede Menge Geschmacksverstärker, damit es schmeckt. Tomatenpulver habe ich gerade nicht zur Hand, zufällig aber Tomatenflocken*. Tomatenmark ist allerdings völlig ausreichend und sorgt ebenfalls für Umami. 

Der Burgenländer Rinderbraten findet sich übrigens nur beim Tütenhersteller. Ursprung ist wohl ein Rinderbarten nach Burgunder Art. Dementsprechend sollte der Rotwein zum Schmoren auch ein trockener Burgunder sein. 

Mit so einer fixen Tüten geht die Zubereitung nicht schneller - Schmorfleisch braucht nun mal bummelig anderthalb Stunden - aber es braucht weniger Zutaten. Es ist allerdings kein Hexenwerk, Wurzeln und Paprika zu würfeln, Kräuter und Gewürze in einer Teebeutel zu geben. Rosmarin, Lorbeer, Liebstöckel und Weintrauben kamen übrigens aus dem Garten.

Dieser Beitrag geht rüber zu Dings vom Dienstag, Handmade on Tuesday und Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Burgenländer Rinderbraten

Zutaten für 4 - 6 Portionen:

3 Wurzeln (Möhren, Karotten)
1 rote Paprika
1 rote Zwiebel
1 kg Rinderbraten
Butterschmalz, Öl oder Kokosfett
2 EL Tomatenmark
250 ml Wasser
400 ml Rotwein
1-2 Zweige Liebstöckel
1-2 Zweige Rosmarin
2-3 Lorbeerblätter, gerne frisch, zerdrückt
1/2 TL Wachholderbeeren, gequetscht 
Salz
Pfeffer
ggf. Zucker
ggf. Stärkemehl zum Binden
1 Glas Silberzwiebeln (200 g Abtropfgewicht)
1 TL Butter
250 g blaue Weintrauben
1 TL Zucker
1 TL Zimt

Zubereitung:

Wurzeln schälen, putzen und würfeln. Paprika waschen, putzen und würfeln. Zwiebel pellen, achteln und in feine Streifen schneiden. 

Fett in einem Schmortopf erhitzen und das Rindfleisch von allen Seiten kräftig anbraten. Wurzeln, Paprika und Zwiebeln dazu geben und glasig dünsten. Tomatenmark einrühren und kurz mitrösten. Mit Wasser und Wein ablöschen. Ein Handvoll Weintrauben und die Tomatenflocken dazu geben.

Kräuter und Wachholderbeeren in einen Teebeutel oder eine Gewürzkugel* geben und mitschmoren lassen. Das Fleisch auf kleiner Flamme garen lassen, dabei gelegentlich wenden und prüfen, ob genügend Flüssigkeit im Topf ist. Das Fleisch ist gar, wenn es von einer Fleischgabel* fällt. Das dauert bummelig 90 Minuten. 

Währenddessen Silberzwiebeln abtropfen lassen. In einer Pfanne Butter heiß werden lassen und die Silberzwiebeln darin andünsten. Weintrauben ggf. häuten und entkernen und zu den Silberzwiebeln geben. Mit Zucker und Zimt bestreuen und karamellisieren lassen. Beiseite stellen, bis das Fleisch gar ist.

Braten aus dem Topf nehmen und warmstellen. Gewürzkugel aus dem Topf nehmen. Die Sauce pürieren, mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken, ggf. durch ein Sieb passieren und binden. Silberzwiebeln und Weintrauben in die Sauce geben. Braten aufschneiden und mit der Sauce auf Tellern anrichten.

Uns schmecken dazu Klöße oder Kartoffelbrei. Braten- und Saucenreste werden natürlich zu Rundstück warm.

*Affiliate links

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ein Kommentar, wie schön! Ich bemühe mich, alle Kommentare zu beantworten. Allerdings kann das manchmal etwas dauern - das Leben neben dem Blog, Du verstehst. Wenn Du Dich durch eine Sicherheitsabfrage quälen musst oder der Kommentar erst moderiert wird, heißt das, dass es gerade viele Spamkommentare gibt. Last but not least: Ich behalte mir vor, einzelne Kommentare zu löschen.