Freitag, 19. Februar 2010

Unser Skandinavien-in-Hamburg-Menü

Leider gibt es in Hamburg kein skandinavisches Restaurant mehr. Früher gab’s die legendären Büfetts im Hotel Norge, die bei weihnachtsfeiernden Hanseaten sehr beliebt waren (inkl. der einen oder anderen Ausschweifung im Anschluss *räusper*) und das Restaurant hoch oben im Finnland-Haus an der Esplanade, mit Elchragout und traumhaften Blick über die Stadt. Heute bleibt die Wahl zwischen Kirche, Kiez und Konserve: In den skandinavischen Seemannskirchen in der Dietmar-Koel-Straße gibt es mehr oder minder häufig geöffnete Caféterien; auf dem Kiez gibt es Hesburger, finnisches Fast-Food; und in den kleinen Kirchen-Supermärkten oder bei Feingeschmack in Ottensen gibt’s Konserven. Bleibt also nur der Skandinavien-Urlaub, sich von skandinavischen Freunden einladen zu lassen oder selbst den Kochlöffel zu schwingen.

Unser Skandinavien in Hamburg-Menü fällt in die Kategorie "Wir basteln uns ein Essen" oder "Kochen für Heimwerker". Das sind die Menüs, bei denen es strikte Vorgaben gibt, deren Planung der Gatte nur augenrollend und schnaubend kommentiert und ankündigt, er äße beim Schotten; bei denen ich wochenlang mit glasigen Augen und fiebrigem Blick plane, probekoche, am Tag selbst total neben mir stehe, nichts mehr mitbekomme und stundenlang an irgendwelcher essbaren Deko schnitze. So Tage, an denen ich morgens um 7 in Pyjama und Häschenpuschen nur mal eben kurz in die Küche husche, und schwupps sind 12 Stunden vergangen, stehen die Gäste vor der Tür.

Vorgaben diesmal waren, dass je ein Gang einer Nation zugeordnet wird; das Westküstensalat, Erbsensuppe und Mämmi vorkommen, dass es im Wesentlichen traditionelle Gerichte / Zutaten sind und dass das Menü fleischlos ist. Adjö, Rentierkeule! Farvel, Elchbraten ... Fisch war aber erlaubt. Nur zu viel Fisch durfte es auch nicht sein. Nun könnte man denken, die skandinavische Küche sei sehr fischlastig. Nein. Und gemäß der klassischen Menüregeln durfte es ja auch keine Wiederholungen geben - Lachs in Vorspeise und Hauptgang schied also aus.

Und das kam schließlich auf diesen Tisch:
Schwedische Vorspeisen-Variationen: Västkust Salad / Hasselbackpotatis / Rödbeta Salad. Die Brotkörbe haben mich fast um den Verstand gebracht, für die brauchte ich die meiste Zeit. Laut Ikea-Kochbuch sollte man Tunnbröd anfeuchten, um ein Glas drücken und trocknen lassen. Toll, das gab Gläser im Brotmantel, denn das Brot ließ sich nicht mehr lösen. Also ein neuer Versuch mit eingebutterten Gläsern und feuchtem Hällakaka, dem dickeren Fladenbrot. Ich hab's etwa zwei Stunden bei niedriger Temperatur im Backofen trocknen lassen, und dann ließ sich das Brotkörbchen vorsichtig ablösen. Der Rödbeta Salad kommt aus dem Glas - in meiner üblichen Verstrahltheit dachte ich, wir hätten noch genug frische ... Hatten wir nicht.

Erbsensuppe ist vielleicht das älteste skandinavische Gericht. Sie gab den Wikingern genug Kraft für die lange Überfahrt nach Amerika und wurde früher, zu katholischen Zeiten, immer donnerstags gegessen. Es gibt sie in allen skandinavischen Ländern, und die Rezepte gleichen sich. Wir haben sie in unserem Menü Dänemark zugeordnet.

Normalerweise gehört Schweinefleisch in die Erbsensuppe. Ich hätte auch noch eine Variante mit Gänsefleisch in petto gehabt, aber keine ohne Fleisch. Schließlich fand ich ein Rezept mit Räucherspeck - den weggelassen, und schon gab's eine vegetarische Gul split ærtesuppe med grønne lager.

Zutaten für 6 bis 8 Portionen:
250 g getrocknete gelbe Erbsen
4 Wurzeln
300 g Knollensellerie
2 Stangen Porree
2 Zwiebeln
1000 ml Gemüsebrühe
Kardamom, gemahlen
Salz
Pfeffer
Butter
Glatte Petersilie, fein gehackt

Zubereitung: Die Erbsen zwei Tage lang in Wasser einweichen, dabei das Wasser einmal wechseln. Sie beginnen, leicht zu keimen. Möhren, Sellerie und Porree putzen und klein schneiden. Die Zwiebeln fein hacken und in einem großen Topf in etwas Butter glasig dünsten. Das Gemüse tropfnass hinzufügen und anschwitzen. Mit Salz und Kardamom würzen. Das Wasser von den Erbsen abgießen. Erbsen und Gemüsebrühe in den Topf geben und alles etwa zwei Stunden köcheln, bis die Erbsen weich sind. Mit Pfeffer, Salz und Kardamom abschmecken. In tiefen Tellern servieren. Vorher etwas gehackte, glatte Petersilie darüber streuen.

Praktischerweise sind die nationalen Unterschiede bei vielen Gerichten eher marginal. Und so kam das Hauptgericht aus meiner Topinambur-Trilogie diesmal in norwegischem Gewand daher - schließlich kam der Lachs aus Norwegen ;o) Kokes laksefilet med jordskokk og eple.Die Deko war Bastelarbeit. Ich habe einen roten Apfel mit dem Sparschäler geschält, die Schale in feine Streifen geschnitten und bis zum Servieren in Zitronensaft eingelegt.

Zum Dessert gab's finnische Variationen: Runebergin Torttu / Laskiaispullat / Mustikka.Mämmi blieb uns erspart - das bestellte Roggenmalz kam zu spät. Und da das Menü schon üppig genug war, dem Dessert noch etwas Farbe fehlte, im TK noch Bickbeeren (Mustikka) waren, gab's die halt ganz spontan, eingelegt in Vanillezucker, auf etwas Sahne.

Eigentlich sollte es noch norwegische und schwedische Käse, Kaffee und Kekse geben, aber die Gäste, die schon bei der Hauptspeise schwächelten, streckten die Waffen und beließen es beim Kaffee.

2 Kommentare:

  1. Hier gibt's als skandinavisches Restaurant auch nur Ikea - obwohl, in Nürnberg habe ich kürzlich ein schwedisches gesehen.

    Schön, was Ihr Euch da ausgedacht und gekocht habt! :-)

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  2. Danke :o) Stimmt, Ikea habe ich vergessen. Und den Hot-Dog-Laden auf der Reeperbahn.

    Hier gibt es einige Lokale mit schwedischen Namen und einen Danske Kro, aber die servieren leider nur das übliche Globalisierungs-Latte-Bagel-Muffin-Einerlei ... Na ja, das ist in Skandinavien leider oft nicht anders ... Nur in einem Lokal in Ottensen gibt es ab und an mal selbstgemachte Kanelbullar.

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