Einmal im Winter muss dieses Gericht einfach bei uns auf den Tisch kommen. Das Rezept fand ich Ende der 1980er mal in einer "Freundin". Damals war ich noch absolute Kochanfängerin - okay, manche sagen, das hat sich bis heute nicht geändert ...
Allerdings gehe ich heute nicht mehr mit Ommas geerbten Emaille-Bräter in den Supermarkt, um einen in den einzigen großen Topf, den ich habe, passenden Kohlkopf zu finden. Ich habe inzwischen für jede Kohlkopfgröße passende Töpfe. Und ich nehme zum Einwickeln kein Nähgarn oder Paketband mehr, sondern habe Küchengarn. Nähgarn ist übrigens keine Alternative zu Küchengarn - viel zu dünn, schneidet den Kohl in Stücke. Paketband hingegen geht schon - wenn man darunter Bindfaden versteht, kein Klebeband. Inzwischen beherrsche ich auch die Quadratur des Kreises: Das Zwängen von 1 kg Rinderhack in 500 g Kohlkopf, weil der Gatte die Bitte, einen kleinen Kohl mitzuzubringen, zu wörtlich nahm und gleichzeitig vergaß, dass er Rinderhack nur kiloweise eingefroren hatte ...
Klar ist das Rezept aufwändig, aber der Geschmack rechtfertigt den Aufwand. Ab und an improvisiere ich. Thymian statt Petersilie, getrocknete Tomaten statt Tomatenmark ... Meistens halte ich mich aber genau ans Rezept.
Gefüllter Wirsingkohlkopf mit Kartoffelstampf
Zutaten für 6 Portionen
20 g getrocknete Steinpilze
250 ml lauwarmes Wasser
2 altbackene Brötchen
1 Kopf Wirsing (ca. 1 kg)
2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
100 g durchwachsener Speck
4 EL Öl
1 Bund glatte Petersilie
500 g Rinderhack
2 EL Tomatenmark
2 Eier
500 ml Gemüsebrühe
200 ml Sahne
1 Schuss Rotwein
2 EL Stärkemehl
2 kg mehlig kochende Kartoffeln
500 ml Milch
3 EL Butter
Salz und Pfeffer
Cayennepfeffer
Paprikapulver, edelsüß
Muskat, gerieben
Zubereitung:
Die Pilze in einer kleinen Schüssel in 125 ml lauwarmen Wasser einweichen. Die Brötchen in den übrigen 125 ml Wasser einweichen (wenn die Brötchen nicht altbacken, sondern trocken sind, muss man mehr Wasser nehmen).
Vom Wirsing eventuell die äußeren, beschädigten Blätter entfernen. Den Strunk kreuzförmig einschneiden. In einem großen Topf Wasser zum Sieden bringen. Der Topf muss so groß sein, dass der ganze Kohlkopf hineinpasst und gedreht werden kann. Den Kohlkopf in das siedende Wasser geben und etwa 8 Minuten kochen, dabei gelegentlich umdrehen. Heraus nehmen, mit kaltem Wasser abschrecken, auf einem sauberen Handtuch abtropfen und auskühlen lassen. Der Kochtopf wird später wieder gebraucht.
Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein würfeln. Den Speck ebenfalls würfeln. Die Petersilie waschen und fein hacken. 2 EL Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Hälfte des gewürfelten Specks anbraten, dann Knoblauch und Zwiebeln dazu geben und glasig anbraten. Die Petersilie unter die Mischung rühren.
Die Hälfte der Pilze aus dem Wasser nehmen und abtropfen lassen. Die Brötchen kräftig ausdrücken.
Das Hackfleisch in eine große Schüssel geben. Die Hälfte der Pilze, die Brötchen, das Speck-Zwiebel-Gemisch, Tomatenmark und die Eier unterrühren (mit der Hand oder mit den Knethaken des Handrührgerätes). Die Masse kräftig mit Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer und Paprika würzen.
Wenn der Kohlkopf abgekühlt ist, die Blätter vorsichtig einzeln von außen nach innen aufblättern, und zwar so, dass sie noch am Strunk sitzen bleiben. Der Kohlkopf sieht dann aus wie eine große Blüte. Die Blätter immer wieder vorsichtig flach drücken, damit sie unten bleiben. Das Herz des Kohlkopfs bleibt dabei meistens intakt, da noch zu hart.
Die Hackfleischmasse löffelweise von innen nach außen zwischen den Kohlblättern verteilen, dabei möglichst weit zum Strunk herunter drücken. Jede Hackschicht umschließen, indem die Kohlblätter hoch geklappt werden. Dann kommt die nächste Hackschicht, bis die Masse aufgebraucht ist. Die beiden äußeren Blattschichten nicht mehr füllen, sondern nur hoch klappen. Den gefüllten Kohlkopf vorsichtig zusammendrücken und mit Küchengarn sternförmig verschnüren. Dabei kann Hilfe nicht schaden, man schafft es aber auch alleine.
Die übrigen 2 EL Öl im großen Topf erhitzen, die zweite Hälfte des Specks dazu geben und zusammen mit dem Kohlkopf anbraten. Den Kopf rundherum kurz anbraten.
Mit der Gemüsebrühe und einem Schuss Wein ablöschen. Die andere Hälfte der Pilze mitsamt dem Einweichwasser vorsichtig dazu geben (Einweichwasser ggf. durch ein Haarsieb gießen, falls die Pilze sandig waren). Den Kohlkopf im geschlossenen Topf bei mittlerer Hitze etwa 90 Minuten schmoren. Dabei bei Bedarf noch Brühe angießen.
Die Kartoffeln in der Schale gar kochen, dann pellen. Die Milch erhitzen, nach und nach zu den Kartoffeln geben, während diese mit dem Kartoffelstampfer zerdrückt werden. Die Butter unterheben. Das Püree mit Salz und Muskatnuss abschmecken und warm stellen.
Den Kohlkopf aus dem Topf nehmen und das Küchengarn entfernen. Dann den Kohlkopf mit einem scharfen Messer in Portionsstücke teilen.
Den Bratensatz mit der Sahne loskochen. Stärkemehl mit etwas Wasser glatt rühren, und mit dem Schneebesen in die Sauce rühren. Die Sauce mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Den gefüllten Kohlkopf auf Tellern portionsweise mit Kartoffelpüree und Sauce anrichten.
Mittwoch, 23. Februar 2011
13 Kommentare:
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DAS ist der absolute Knaller! Ganz mein Geschmack. Vielen Dank fürs Teilen und LG.
AntwortenLöschenMich erinnert das Gericht ja immer an eine Melonenbowle mit ganzen Früchten ;o) Ach, am Besten ist es übrigens am nächsten Tag.
AntwortenLöschen...das ist ein Gericht, welches ich nicht aus meinen Kochanfängen kenne! Aber da wir absolute Wirsingliebhaber sind und auch Kohlrouladen lieben, werde ich das nachmachen. Sicher werde ich die Hackmasse etwas verändern, anpassen, anders abschmecken oder dergleichen. Aber das wird dich doch nicht stören, oder!
AntwortenLöschenNa, da bin ich gespannt auf Deine Interpretation. Falls Du einen Tipp für die Veränderung brauchst: Nimm Hackfleischfix! Schmeckt fast genauso gut wie die Zutaten im Rezept und verkürzt die Zubereitungszeit ungemein ;o)
AntwortenLöschenSieht toll aus, aber nachdem ich schon bei Kohlrouladen immer Gequake habe und eine simple Kohlpfanne mit den gleichen Zutaten anstandslos vertilgt wird, werde ich mir die Arbeit sparen.
AntwortenLöschenDie Idee gefällt mir.
AntwortenLöschenOh, ist schon lange her, dass ich eine Wirsingtorte gemacht habe, danke für die Erinnerung.
AntwortenLöschen@ Sivie, das Aufblättern des Kohls mit anschließendem Füllen und wieder Zuklappen ist ungemein kontemplativ ... Einmal pro Saison reicht's dann aber auch. Ansonsten gibt's schnelle Kohlgerichte.
AntwortenLöschen@ Hesting, freut mich.
@ Ulrike, danke für den Link! Kommt auf die Nachkochliste.
Die restlichen Kommentare auf dieser grossen Rezeptseite wurden -oh Wunder- geloescht ;)
AntwortenLöschenTolle Idee, ich werd sie auf jedenfall mit Hackfleischfix nachmachen! *hust*
Das Hackfleischfix ist ein Muss! Ganz klar! Geht nicht ohne! *ironieaus* Aber immerhin blieb auf dieser wunderbaren Seite mein Kommentar stehen ...
AntwortenLöschensicher lecker mit den Steinpilzen.
AntwortenLöschenDanke für das Rezept und die sehr anschauliche Anleitung:)
AntwortenLöschenHabe das Ganze mit Weißkohl versucht und das Ergebnis konnte sich sehen lassen:
http://moderneklassiker.de/2013/01/der-weisskohlreport-teil-2-hanseatischer-schichtkohl/
Viele Grüße,
Caroline
Danke, das freut mich! Das schaut auch mit Weißkohl wirklich gut aus!
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