Sonntag, 5. Februar 2012

Perfektes Sonntagsessen: Muscheln, Fritten mit Maca und Riesling

Muscheln, Fritten und gut gekühlter Riesling.
Möge es uns nie schlechter gehen!
Es gab eine Zeit, in der war ich als Einkäuferin für einen winzigen Studienreiseveranstalter tätig. Zu meinen Aufgaben gehörte es auch, die Mahlzeiten zu planen, die Preise zu verhandeln und landestypische Speisefolgen zusammenzustellen. Dabei musste ich nicht nur beispielsweise einen Dresdner Wirt davon überzeugen, dass Kraftbrühe mit Gänsefleisch keine ideale Vorspeise für Vegetarier ist, sondern lernte auch eine ganze Menge regionale Spezialitäten kennen.

Ein Brüssler Gastronom bot mir als Mittagsgericht Moules Frites an - Vorspeise und Dessert erinnere ich nicht mehr. Meine Französisch-Kenntnisse sind rudimentär, so dass ich verwirrt überlegte, was frittierte Mühlen sein könnten, wie und ob die wohl schmecken. Ein Blick ins Wörterbuch klärte mich auf, führte aber auch dazu, dass ich fortan der Meinung war, die Belgier hätten einen an der (übrigens ausgesprochen köstlichen) Waffel, denn welcher Mensch mit Verstand isst bitte schön Muscheln mit Fritten?

Ich selbst - Jahre später. Inzwischen weiß ich nämlich, dass die auf den ersten Blick merkwürdige Kombination ausgesprochen köstlich schmeckt. Außerdem verhindern die Fritten, dass man sich an den Muscheln hungrig isst ;o)

Maca, ein angebliches Wundermittel aus den Anden.
Die Zubereitung ist denkbar einfach. Mit den Fritten fange ich an, nachdem ich mich davon überzeugte, dass der Riesling kalt steht (heute ein 2008er Winkeler Gutenberg von Eser - zu den Muscheln fast zu dezent, da hätte es ruhig einer mit mehr Wumms sein können, aber lecker, klar).

Die Fritten werden im Ofen gegart und brauchen ca. 30 Minuten. Wenn ich Lust habe, die Moulinette zusammenzubauen, gibt es richtige Kartoffelstifte. Ansonsten achtel ich die Kartoffeln einfach nur. Die Kartoffelspalten oder -stifte werden gewaschen und getrocknet. In eine Schüssel kommt ein guter Schuss Sonnenblumen- oder Rapsöl. Während ich im Gewürzschrank nach Paprikapulver suche, mit dem ich Ofen-Fritten gerne würze, fällt mein Blick auf ein Röhrchen mit Maca, ein Geschenk von Bushcook, die es von Holger Stromberg bekam, an mich weiter gab und meinte, ich könne es wie Curry verwenden.

Maca wächst auf etwa 4.000 m Höhe in den peruanischen Anden, wo man Knolle und Blattwerk schon seit gut 2.000 Jahren verzehrt. Die Knolle wird zu Pulver vermahlen und soll wahre Wunder bewirken: Potenzsteigerung und positive Effektive auf physische und psychische Belastbarkeit sind nur drei der Wirkungen, die dem Pulver nachgesagt werden. Außerdem enthält Maca viel Eisen und fast alle Vitamine. Na, das ist doch was! Praktischerweise riecht das Pulver nach Paprika und Curry, so dass es gut zu meinen Ofen-Fritten passt und ins Öl kommt. Kartoffelspalten oder -stifte dazu, alles gut durchmischen und ab damit in den Ofen. Bei 200°C Umluft garen die Kartoffeln ca. 30 Minuten, je nach Dicke auch länger.

Nun geht's mit den Miesmuscheln weiter. Ich rechne pro Person mit einem guten Kilo. Die werden in reichlich kaltem, Wasser gewaschen, um eventuell noch anhaftenden Sand zu entfernen. Mit einem Messer werden die Bärte entfernt. Offene Muscheln drücke ich im Wasser ein paar Mal, damit sie sich wieder schließen. Muscheln, die sich nicht schließen, oder Muscheln, deren Schale kaputt ist, sortiere ich aus.

Dann setze ich meinen größten Topf auf den Herd und gebe Wasser oder, wenn's ganz dekadent werden soll, Weißwein hinein - oder auch beides. Mein größter Topf fasst gute zehn Liter, glaube ich. Zum Wasser kommt fein gewürfeltes Suppengrün oder eine gute Hand voll selbstgemachtes Gemüsebrühpulver. Wenn das Wasser sprudelnd kocht, werden die Miesmuscheln hinein geworfen - bitte nicht vorher, denn die Muscheln leben bis jetzt noch und sollten rasch getötet werden. Nach bummelig fünf bis acht Minuten sind die Muscheln gar und werden mit einer Suppenkelle aus dem Topf in eine große Schüssel gehoben. Jetzt noch die Fritten aus dem Ofen nehmen und ebenfalls in eine Schüssel geben. Noch einen leeren Teller für die Muschelschalen dazu und etwas Fleur de sel oder Salz über die Fritten - fertig.

Praktischerweise braucht man für dieses Gericht kein Besteck. Die Muscheln zupft man mit einer leeren Schale, die man wie eine Zange hält, aus der Schale, und die Fritten isst man mit den Fingern, wie sonst?

2 Kommentare:

  1. Dass Du mit den Fritten solchen Frevel betreibst und sie mit Gewürz belästigst, okay. Aber wie hast Du das Ganze denn runtergekriegt, so ganz ohne Mayo???

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  2. Ich kann Fritten tatsächlich sehr gut ohne Mayo essen, wenn sie gut sind ;o)

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