Cover des eBooks. Quelle: Hoffmann und Campe |
Chava, der Golem, wird auf Bestellung eines unverheirateten Mannes als ideale Ehefrau aus Lehm gefertigt. Tugendsam und folgsam soll sie sein, intelligent und neugierig. Bis ihr Besitzer, ihr Meister, sie zum Leben erweckt, schläft der Golem. In einer Kiste verstaut, gelangt Chava an Bord eines Auswandererschiff. Ihr Besitzer hält es vor Neugier nicht aus und liest die magische Formel, die Chava zum Leben erweckt. Kurz darauf stirbt der Meister. Chava ist auf sich allein gestellt in New York.
Chava ist erschlagen von der Großstadt, von den vielen Menschen, deren Gedanken, Sehnsüchte und Wünsche sie hören kann; eine der Fähigkeiten, die sie verheimlichen muss. Außerdem braucht sie keinen Schlaf und ist enorm stark. Auch das muss sie verheimlichen.
Es gelingt der Frau aus Lehm, einen neuen Meister zu finden, einen Rabbi, der ihr dabei hilft, sich unter den Menschen zurecht zu finden, vermittelt ihr eine Stelle in einer Bäckerei und einen Ehemann. Dann Chava begegnet Ahmad, einem Dschinn, der nach tausend Jahren Gefangenschaft aus seiner Flasche befreit wird und sich bei einem Schmied verdingt.
Ahmad ist erfüllt von der Sehnsucht nach der syrischen Wüste, versucht aber gleichzeitig, sich in New York zurecht zu finden. Auch er hat magische Fähigkeiten, die er verheimlichen muss. Neben der Schlaflosigkeit ist eine weitere ist die Fähikeit, alle Sprachen sprechen und verstehen zu können. So kann er sich mit Chavas Freundinnen auf Jiddisch unterhalten, ein Umstand, der im Laufe der Geschichte noch bedeutungsvoll werden soll.
Quelle: Ariane Bille für "Jeden Tag ein Buch" |
Helene Wecker verwebt in ihrem Romanerstling die Handlung im New York des endenden 19. Jahrhunderts mit Ereignissen in der syrischen Wüste vor tausend Jahren. Anfangs verwirrte mich das etwas, aber am Ende fügten sich alle Handlungsstränge auf Wunderbarste zusammen, wie die vielen Fäden, die einen bunten orientalischen Teppich ergeben.Gleichzeitig gleitet sie weder ins Kitschige noch ins Romantische ab - sehr angenehm.
Wirklich beeindruckend finde ich die Alltagsschilderungen der Menschen um 1900 in der Lower East Side, dem Teil Manhattans, in dem Menschen aus aller Herren Länder mit Koffern voller Hoffnung auf ein neues, glückliches Leben ankamen und zu Amerikanern wurden. Es gelingt Wecker, die Straßen rund um die Bowery und Little Syria so zu beschreiben, dass ich mich beim Hören des Hörbuches auf dem Weg zur Arbeit unweigerlich fragte, ob ich noch an der Alster bin oder schon am Hudson. Gerüche, Geräusche - alles das versteht Wecker in Wort zu fassen und vor meinem inneren Auge auferstehen zu lassen. Beim Hörbuch trägt Boris Aljinovic maßgeblich mit dazu bei, die Bilder zu transportieren - sehr gelungen! Auf Weckers Homepage gibt es übrigens einiges zu entdecken über New York um 1899 - ein Klick lohnt sich!
Wecker schreibt keine Fantasy, sondern es gelingt ihr, die Geschichte um zwei phantastische Wesen so zu verpacken, dass es ein Auswandererroman mit realem Kern sein könnte - faszinierend! Auch wer keine Fantasy mag, sollte trotzdem mal einen Blick in das Buch werfen und ihm eine Chance geben.
In Zusammenarbeit zwischen Der Audio Verlag und Lovelybooks erhielt ich das Hörbuch zur Rezension und tat mich schwer damit. Noch vor Jahren hörte ich gerne Bücher, aber jetzt stellte ich fest, dass es nicht mehr mein Medium ist. So kämpfte ich mich durch die sechs CDs, was weder an der Geschichte noch am Sprecher Boris Aljinovic lag, wenngleich er sehr bedächtig liest. Ich fand einfach nicht die Ruhe, die ich mit einem Buch finde. So werde ich mir sicher noch die Printausgabe zulegen.
Hörbuch: Helene Wecker, Golem und Dschinn, Der Audio Verlag, ISBN 9783862313204, 6 CDs, 451 Minuten, Preis: 24,99 €
Print / eBook: Helene Wecker, Golem und Dschinn, Hoffmann und Campe, ISBN 9783455403671, 624 Seiten, Preis 24,99 € bzw. 19,99 €
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Das Buch hört sich echt spannend an! Da auch ich nicht für Hörbücher geeignet bin, kann da nicht nebenbei noch was machen und komme mir beim Hören aber reichlich nutzlos vor (beim aktiven Lesen ist das seltsamerweise anders), werde ich mir eine Ausgabe mit Buchstaben zulegen. Danke für den Tipp :-)
AntwortenLöschengibts n kulinarikbezug im buch?
AntwortenLöschenMuss es den geben?
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