Senatsbock. |
Als die hanseatisch-seriösen Norddeutschen Nachrichten meldeten, in Hamburg sei der Rosenmontagsumzug wegen der Flüchtlinge abgesagt worden, ging's bei den Pegidioten richtig rund (der entsprechende Thread ist inzwischen gelöscht).
Was die kulturlosen Kulturretter übersahen: Hamburg würde niemals einen Rosenmontagsumzug wegen Sturms absagen. Hamburg würde nämlich nie einen Rosenmontagsumzug veranstalten.
Dennoch gibt es eine fünfte Jahreszeit in Hamburg: Die Senatsbockzeit.
Seit letztem Jahr knüpfen fünf Craft Beer-Brauereien an eine Erfindung aus den 1950er Jahren an: Da war es für ein knappes Jahrzehnt üblich, dass Ende Januar / Anfang Februar der Senatsbock angestochen wurde. Gemäß Hamburgs jahrhundertealter Tradition als Brauhaus der Hanse wurde das Ereignis im Curiohaus gebührend zelebriert, wie ein Bericht im Hamburger Abendblatt zu schildern weiß (dann auch, wenn wir seriöse Hanseaten sind, feiern können wir. Nicht nur an Karneval).
Gut zwei Jahre tüftelten die Jungs und Deerns von Block Bräu, Gröninger, Kehrwieder, Brauhaus Joh. Albrecht und Ratsherrn am gemeinsamen Projekt. Heraus kam ein sehr cremiger, samtiger, fast schwarzer Doppelbock, gebraut bei Ratsherrn in den Schanzenhöfen.
Das Bier ist suffig, mit Kakaonoten, die ich sehr mag, Kaffeenoten und Röstmalzaromen, nicht zu malzig-süß im Antrunk, nicht zu bitter im Abgang, mit ordentlich Wumms (7,7 Vol.% - oder anders: mehr als eins heißt, ich muss nach Hause getragen werden). Der Senatsbock ist ungefiltert, so dass sich der Gatte an ein Kellerbier erinnert fühlte und, obwohl Bocktrinker, beschied, der Senatsbock sei nichts für ihn.
Umso besser, bleibt mehr für mich, denn wenn der diesjährige Senatsbock ausverkauft ist, heißt es, bis zum nächsten Jahr zu warten.
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