Samstag, 5. Dezember 2009

WG Herxheim auf der WeinHamburg

Ich bekenne: Ich habe keine Ahnung von Wein. Ich kategorisiere Wein in "Schmeckt mir" und "Schmeckt mir nicht". Dabei ist mir der Preis völlig egal. Sagt mir jemand, der Wein habe einen kraftvollen Körper, sei spitz und rassig, denke ich zugegebenermaßen eher an den Winzer als an die Traube. Die hunderte Aromastoffe, die andere aus Wein herausschmecken, erkannte ich nur einmal - und da mit voller Wucht: Der Wein schmeckte nach muffigen Keller und schweißigen Füßen ... Das war dann eindeutig die Kategorie "Schmeckt mir nicht".

Dabei war Vadderns Weinkeller immer gut gefüllt. Aber was da lagerte, verursachte mir nur Sodbrennen. Es gab eine kurze Mateus rosé-Asti Spumante-Phase, dann schwenkte ich zu Bier um. In meiner Wüstenzeit lernte ich Weine aus Libanon, Israel, Syrien und Jordanien kennen, aber wenn ich die Wahl hatte, griff ich zu Wasser oder Beduinenwhiskey.

Kaum zu glauben, dass ich einen Weintrinker heiratete ... Herr Kaoskoch ist aber bei Weinen sehr festgelegt. In aller Regel finden sich bei uns im Weinkeller nur Flaschen der Winzergenossenschaft Herxheim oder aus Südtirol. Ein kleines Eckchen ist für die Weine reserviert, die ich inzwischen sehr mag: Blauer Zweigelt, Grüner Veltliner und andere österreichische Weine, und Rotspon.

In der Regel fahren wir zwei Mal im Jahr nach Herxheim. Nicht, dass wir nicht genug Weinhändler in der Nähe hätten - innerhalb von drei Kilometern sind es fünf oder sechs Weindepots, Weinkontore oder sonstige Weinläden - aber die Herxheimer Weine schmecken uns einfach. Und so weit ist die Strecke Hamburg - Herxheim nicht: Von unserem Acker im Hamburger Westen brauchen wir 'ne knappe dreiviertel Stunde. Die Winzergenossenschaft hat nämlich eine Verkaufsstelle am Tatenberger Deich.

Die liegt sehr idyllisch auf einem großen, Baumbestandenen Grundstück mit See - vorausgesetzt, man findet die Verkaufsstelle. Sie liegt nämlich gleich hinter einer Kurve - gerade noch wundert man sich über das große Weinfass, das unvermittelt am Straßenrand auftaucht, ist man schon vorbeigefahren ... Das ist aber nicht so tragisch, denn kurz darauf kommt ein Parkplatz. Also wird erstmal das Auto geparkt und der Hund über den Deich gescheucht. Nachdem auch wir ordentlich durchgepustet wurden, wird gewendet, und auf dem Rückweg finden wir die Einfahrt dann problemlos.
Ist nach dem Weinkauf noch Platz im Auto, ist der Halt beim Hofladen von Stender unvermeidliche Pflicht. Und wenn das Auto groß genug ist, kann man die Rückfahrt noch mit einem Besuch bei Ikea oder Andronaco verbinden, denn auch das ist nur einen Katzensprung entfernt.

Zurzeit muss man aber noch nicht mal bis nach Tatenberg, um Herxheimer und andere Weine kennenzulernen, denn noch bis zum 6. Dezember ist im Hamburger Kunsthaus die Messe WeinHamburg zu Gast. Der Eintritt kostet 12 Euro / Person plus 5 Euro Pfand für das Degustationsglas.

Ausgestattet mit Degustationsgläsern kann man sich daran machen, bei 75 Ausstellern etwa 900 Weine aus Deutschland, Europa, Nord- und Südamerika und anderen Ländern zu verkosten. Außerdem können Olivenöle, Käse und Senf verkostet werden. Alles lässt sich natürlich auch vor Ort kaufen - und die Herxheimer beispielsweise liefern die Angebotsweine frei Haus.
Wir probierten von den Herxheimer Weinen den Primero Rotwein, also den jungen Wein aus diesem Jahr, der demnächst als "Pizza- und Nudelwein" zu uns kommen wird, sowie einen feinherben Grauburgunder und einen feinherben Chardonnay, die Lust auf Sommerabende auf der Terrasse machen. Da wir aber nicht nur die Angebotsweine kaufen wollten, gibt es demnächst eine zweite Weinprobe am Tatenberger Deich.

5 Kommentare:

  1. 900 Weine zu verkosten wäre sicher eine hoch angelegte Mission. ;-)

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  2. Es sind ja pro Sorte nur wönzige Schlöckchen - mal schauen, ob das einer schafft ;o) Ich war nach dreien auf nüchternen Magen schon lull und lall und froh, dass der Gatte irgendwann einen Döner wollte :o)) Vielleicht hätte ich erst Olivenöl testen sollen, wegen der Grundlage ...

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  3. Nun frage ich mich, was es dir nützt, wenn der Liebste Döner futtert :-)

    Ahnung habe ich überhaupt keine. Ich habe vor Jahrzehnten mal Pommery getrunken, den ich auch nicht viel besser fand als den Faber, den wir zu Altenheimzeiten kartonweise von den Angehörigen verstorbener Bewohner geschenkt bekamen. Die Dienstübergabe gestaltete sich ab und an sehr fröhlich :-)

    Mittlerweile hat sich das Trinkniveau bei mir ein wenig gehoben, Amselfelder und besagtes Gesöff von weiter oben, auch "Chateau Migraine" genannt, sind Geschichte. Trotzdem habe ich null Ahnung, was Wein und Konsorten angeht. Es ist so, entweder der Wein schmeckt oder er schmeckt nicht. Für Empfehlungen bin ich immer dankbar, sie reissen mich aber oft nicht vom Hocker.

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  4. Ganz einfach, Schnuppschnuess: Der Liebste bekam Döner, ich bekam Falafel :0)

    Mit Champagner tat ich mich auch schwer. Da zu Vadderns Mandanten ein Weinhändler gehörte, kam allerlei Zeugs ins Haus, und mit 12 oder so durfte ich zum ersten Mal Veuve Clicquot probieren. Ich befand zum Entsetzen aller Anwesenden, der schmecke wie Spülwasser.

    Fast 30 Jahre später trank ich dann wieder Champagner, und seitdem weiß ich, mit Piper Heidsick oder Lansson kann man mich durchaus kriegen. Aber mit den vermeintlich edlen Sorten tue ich mich noch immer schwer.

    Die fröhlichen Dienstübergaben kenne ich auch. Als ich in der Bank jobbte, gab's freitags ab 16 Uhr gerne Sekt / Prosecco (wir hatten in der Abteilung nur telefonischen Kundenkontakt, und ab 16 Uhr rief kaum noch jemand an). Einmal musste ich einem Kunden am Telefon erklären, dass er einen deutlich vierstelligen Betrag wegen eigener Dummeheit abschreiben kann, als neben mir laut und deutlich ein Sektkorken aus der Flasche ploppte ... Dusseligerweise brachen die Kollegen dann auch noch lachend zusammen ... Das erklär mal einem ohnehin schon aufgebrachten Kunden ... Und am Montag der Chefin ...

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  5. Oh Gott - ich lache trotzdem. Und mir geht gerade ein Licht auf:

    Ich war mal in Mönchengladbach in der Volksbank. Dort stand ich am Tresen und dahinter arbeiteten die Angestellten an ihren Schreibtischen. Die Mitarbeiterin Frau XY kam von irgendwoher stolziert, lief zu ihrem Platz, wollte sich setzen, verpasste die Sitzfläche des Bürostuhls und landet elegant auf dem Boden. Alles schaute wie gebannt und brach in schallendes Lachen aus, nachdem ihr Kollege schlagfertig in ihre Richtung rief: "Gisela, watt mähst du dann? Häste heut widder dä glatte Rock an?" Ich glaube, das war auch freitags.

    Die Geschichte, wo wir uns im Heim mal Rumtopf erhitzt haben (natürlich nach dem Dienst), will ich hier besser verschweigen.

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