Samstag, 17. Oktober 2009

Blick aus dem Küchenfenster

Barbara wollte wissen, was wir sehen, wenn wir beim Kochen oder Backen aus dem Fenster schauen. Ich hatte die Aussicht schon mal im letzten Mai aufgenommen, als ich Fotos von der neuen Küche machte. Dank unserer algerischen Nachbarn, die Tajinefett und volle Windeln im Abfluss entsorgten, bekam wir nämlich einen neuen Küchenfussboden - der alte aus Laminat war durch die irgendwann unausweichliche Rohrverstopfung komplett hinüber, denn in unserer Wohnung suchten sich die Abwässer des Hauses ihren Weg. Zum Glück waren wir an fraglichen Tag zu Hause, sonst wäre auch noch das restliche Laminat hin gewesen ...

Hier also der Blick aus meinem Küchenfenster:

Wir haben damals nicht nur gefliest, sondern die Arbeitsplatte auch vor das Fenster gezogen, so dass wir da jetzt einen schönen Frühstücks- und Schnippelplatz haben. Und den nutzen wir beide sehr gerne, zumal auch der Mülleimer direkt unter der Arbeitsfläche steht, Gemüseabfälle etc. da ohne Umweg hinein wandern können. Vorher war das verschenkter Raum. Inzwischen ist ein Raffrollo vor dem Fenster - der Gatte fühlte sich beobachtet ... Ich find's nicht so tragisch, wenn man in unsere Küche guckt, zumal ich selbst auch gerne in Küchen gucke, aber sei's drum.

Und wenn man da so sitzt, kann man nicht nur dem Hausmeister beim Laubharken zusehen oder den Nachbarn auf die Terrasse gucken, sondern auch den Eichhörnchen, die momentan emsig ihre Wintervorräte anlegen. Unter dem Rasen ist eine Tiefgarage, im Rasen leben emsige Maulwürfe. Zwei Mal im Monat, sommers wie winters, kommt es zu einem putzigen Schauspiel: Der Gärtner der Wohnanlage gegenüber stapft über den Rasen, stampft die Maulwurfshügel platt und mäht zwei Stunden lang Rasen (im Winter natürlich nur, wenn kein Schnee liegt). Kaum ist das letzte Hälmchen aufgeharkt, macht es "Plopp" und der erste Maulwurf ist wieder da. Bringt mich immer wieder zum Schmunzeln :o)

Unsere Küche ist winzig. Seitdem wir beide viel kochen, sind die Schränke voller als voll mit allerlei "unentbehrlichen" Kochutensilien. Der Gatte ist zudem ein Eichhörnchen mit entsprechendem Vorratsschrankbedürfnis. Immer wieder überlegen wir, ob die alte Dame, die über uns wohnt und von Essen auf Rädern versorgt wird, uns nicht ihre Küche abtreten mag. Wir brächen die Decke durch, bauten eine Wendeltreppe ein und kochten für sie mit. Oder wir reißen die Wand zum Esszimmer ein und stellen da stattdessen eine Kochinsel hin ... Aber da wir zur Miete wohne, wird sich keines von beidem verwirklichen lassen.

Im Winter ist die Vorratshaltung vereinfacht, da nehmen wir einfach den "russischen Kühlschrank", den Balkon, der an die Küche anschließt.

Den Blick vom Balkon mag ich im Winter besonders gerne. Dann sieht's so aus, als wohnten wir fast im Zauberwald, nicht an einer wahnsinnig lauten vielspurigen Hauptverkehrsstraße. Und die Autos sind bei Schnee ganz leise.

Wir sind übrigens beide froh über unsere toleranten Nachbarn. Bislang habe sie sich nicht beschwert, wenn wir wieder mal die halbe Nacht in der Küche stehen, Mixer und Pürierer heißlaufen, wir durch's Haus geistern, um was im Kellerkühlschrank einzulagern ... Da hatten wir schon andere Nachbarn - solche wie den Nachbarn einer lieben Kollegin. Als die nach 22 Uhr mal in der Küche stand, um einen Kuchen zu backen und das Handrührgerät lief, klingelte besagter Nachbar an der Tür. Ihr Mann öffnete. Der Nachbar fragte in Brass: "Sagen Sie mal, wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?" Ihr Mann, der damals erst Deutsch lernte und noch nicht mit Zwischentönen vertraut war, guckte auf seine Armbanduhr, nannte ihm die Uhrzeit und schloss die Tür ...

6 Kommentare:

  1. Für 'mitten in der Großstadt' schaut ihr doch in sehr viel Natur - das ist das Schöne an Hamburg!

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  2. Och, das gefällt mir aber. Und gibt es wirklich Nachbarn, die sich beschweren, wenn der Handquirl läuft? Was es nicht alles gibt!

    Das Eichhörnchengebaren und Sichbeobachtetfühlen kommt mir irgendwie bekannt vor :-) und der Kühlschrank auch. Bei uns heißt er "Ossi-Kühlschrank".

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  3. @ Eva, Du ahnst nicht, wie viel Natur wir hier haben: Wenn ich sehr früh morgens los muss, äsen Rehe zwischen Pferden und Kühen auf der Weide vor der Bushaltestelle, springen Hasen, geht die Sonne im Frühnebel auf, donnert ein 30-Tonner-Diesel vorbei ;o) Ist schon eine putzige Wohnlage.

    Mitten in der Großstadt wohnen wir nicht, sondern an der Stadtgrenze. In die Stadt fahre ich 'ne gute Stunde.

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  4. Was ist denn das für eine Apparatur da rechts neben dem Fenster? Tischstaubsauger oder Rasierapparat?

    Normalerweise werkel ich hier ungerührt vor mich hin, als ich aber gestern Abend um acht unbedingt noch eine Mousse fertig kriegen wollte, taten mir die Nachbarn dann doch ein bisschen leid.

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  5. Das ist ein Staubsauger. Der hängt jetzt aber woanders. Inzwischen ist in den beiden Löchern, die oben noch zu sehen sind, wieder eine Lampe, und darunter sind Handmixer und Pürierstab jederzeit griffbereit befestigt. Die beiden Geräte brauchen wir am Häufigsten.

    Mir tun die Nachbarn leid, wenn ich spät die Moulinette anwerfe, die ist laut. Andererseits haben wir auch Nachbarn, die nachts um 2 mal eben ein Loch in die Wand bohren, dabei ihre Hauptleitung treffen und bei uns klingeln, ob der Gatte nicht mal eben kommen und flicken könne ...

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