Montag, 2. Juli 2012

Pfandflaschen, gegrillt

Der erste Versuch mit dem neuen Haushaltsmitglied:
Rinderfilets und gekräuterte Kartoffeln, beides gegrillt.
2005 begannen wir damit, Pfandgeld in einer Micky-Maus-Dose zu sammeln. Ziel war eine New York-Reise. Dahin wollten wir 2001 zum ersten Mal gemeinsam. Für mich wäre die Reise zum Teil Arbeit gewesen. Wir konnten uns nicht einigen, ob wir am 10. September gemeinsam zurückfliegen oder der Gatte noch ein paar Tage mit mir in die Hamptons kommt, wo ich arbeiten sollte, und wir am 15. September gemeinsam zurückfliegen.

Anfang August war immer noch kein Flug, nur das Hotel gebucht, das Marriott im World Trade Center. Da wir uns wegen des Rückflugs gründlich in die Haare bekamen, stornierten wir das Hotel und fuhren nach Südtirol. Von den Ereignissen am 11. September erfuhren wir in der Meraner Synagoge. Abends brauchten wir Pircher Williams. Nicht nur einen.

Erstmal auspacken.
Hurra, in dem vielen Verpackungsmaterial ist
tatsächlich ein Grill verborgen!
Vier Jahre später also ein neuer Versuch mit einer gemeinsamen New York-Reise. Die Micky Maus-Dose füllte sich langsam, aber stetig, mit Scheinen, ein Sparschwein mit Klimpergeld. Aber irgendwas ist ja immer. Unerwartete Reparaturen oder notwendige Neuanschaffungen, lustvolle Restaurantbesuche, Kurzurlaube, Konzert- und Theaterbesuche, Arbeitslosigkeiten ... Dose und Schwein wurden immer wieder angetastet. New York rückte in vorerst unerreichbare Ferne. Nicht nur 2005 ging's nach Bayern

2011 stand wieder New York an; der Gatte wollte dort seinen runden Geburtstag feiern. Als es ans Buchen ging, entschied sich der Gatte jedoch für London. Das war weise, denn wir wären sonst gemeinsam mit Irene in New York gewesen.

Spätestens da hatte ich es satt mit New York und uns. Es soll halt nicht sein. Die Stadt wird sicher stark überschätzt (auch wenn der Gatte, der mehrfach dort war, starrsinnig anderes behauptet).

Da war doch auch ein Grillwagen mit im Preis inbegriffen ...
Okay, jetzt ist alles ausgepackt.
Lesen wir nun doch erstmal die Bauanleitung.
Jetzt stand wieder die Schlachtung von Dose und Schwein an, und wie Du Dir denken kannst, wurde es wieder nichts mit New York. Stattdessen gab es einen Grill. Nicht nur irgendeinen Grill. Einen Weber! Ein Jahr lang hatte ich Überzeugungsarbeit geleistet, bis der Gatte zu dem Ergebnis kam, dass er genau diesen Grill möchte. Noch lieber hätten wir einen Holzkohlegrill, aber den erlaubt der Vermieter nicht.

Als der Gatte in mein Leben zog, brachte er einen Elektrogrill mit. Bis dahin hatte ich den Luxus eines Grillplatzes in unmittelbarer Wohnungsnähe und der Gatte lebte in einem Haus mit Garten, wo er mit Holzkohle grillen durfte, aber mit der gemeinsamen Wohnung kam das Grillverbot. Mit dem Elektrogrill klappte es so lala. Am Besten ging es mit Würstchen. Am Ehesten verzichten kann ich auf Würstchen. Die finde ich langweilig. Vor zwei Jahren bemerkten wir dann, dass der mittlerweile zweite Elektrogrill in zehn Jahren immer schwächer wurde. Selbst Würstchen brauchten ewig. Steaks gingen gar nicht mehr.

Angrillen.
Also stand mal wieder ein Grillkauf an. Und wieder stellten wir fest: Umso mehr wir kochen, desto weniger wollen wir uns mit Kompromissen zufrieden geben. Okay, ein Holzkohlegrill geht nicht, zu geruchsintensiv. Aber warum nicht Gas? Und so kamen wir auf Weber. Der Preis für einen Weber-Grill löste beim Gatten Schnappatmung aus. Er brauchte Bedenkzeit. Zwischenzeitlich schlug ich preiswertere Alternativen vor. Aber der Gatte war angefixt. Die Alternativen sagten ihm allesamt nicht zu.

Und in diesem Jahr war's dann so weit. Das Pfandgeld wurde in einen Weber-Grill getauscht. Vorher studierte der Gatte Angebote und verglich Preise. Endlich: Der Grill wurde gekauft.

Der Gatte gibt sich ob der Neuerwerbung abgeklärt. Dass er ein Tänzchen aufführte, als er den letzten Grill zum Angebotspreis erlegte, hat natürlich nichts damit zu tun, dass er sich maßlos freute. Es ist ja nur ein Grill. Nichts besonderes.

In voller Schönheit: Der neue Grill Weber.
Als ich noch vorm Angrillen die zum Grill passende Pizzaplatte kaufen wollte, lehnte der Gatte ab. Keine 24 Stunden später beschloss er: Wir brauchen die Pizzaplatte. Keine 140 Stunden später kaufte er den Adapter für eine große Gasflasche und sinnierte, ob er es einem Webergrill zumuten kann, das Grillgut mit einer Landmann-Grillzange zu wenden. Natürlich behauptete er später, diese Überlegung wäre nur ein Scherz gewesen. Ja, nee, is klaa. Ich übersehe die diversen Zubehörteile mit Weber-Aufdruck, die seitdem in Haus kommen, antworte "Grillbibel" und "Grillzubehör" auf die Frage, was sich der Gatte zum Geburtstag wünsche.

Ich habe inzwischen begriffen: Wir haben keinen Grill. Wir haben einen Weber.

2 Kommentare:

  1. Tolles Posting! Es war wirklich lustig zu lesen, wie sich New York gegen dich zu wehren scheint. :)

    Wir haben auch einen Weber und wollen den nicht mehr missen. Und im Herbst geht es auch auf einen Weber-Grillkurs (nicht irgendeinen Grillkurs ... ) ;)

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    1. Ja, New York und ich scheinen nicht füreinander geschaffen ... Die Weber-Grillkurse lesen sich toll, aber leider ist der Gatte nicht kurskompatibel. Euch viel Spaß beim Kurs!

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