Ob die da gleich ein paar Steaks mit reinpackten? Nein, taten sie nicht. Die knapp 1,5 kg, die der Umschlag wog, stammten alleine von dem Buch.
Ich verwarf die Idee, das Buch ins Handtäschchen zu packen und auf dem Weg zur Arbeit zu lesen. Stattdessen kam es auf den Terrassentisch (ein halber Tisch und zwei Stühle sind nachwievor alles, was wir wasserschadensbedingt von Terrasse und Garten nutzen können, reicht aber für ein Buch und ein Glas Wein).
Nachdem ich das Buch auf den Tisch wuchtete und mir sicherheitshalber gleich Indexmarker dazulegte, blätterte ich es durch.
Raichlen unternimmt in „Planet Barbecue“ eine Grillweltreise durch über 50 Nationen, von Argentinien bis Vietnam, gliedert die Rezepte aber nach Gängen bzw. Zutaten. Es gibt Vorspeisen, Salate, Gegrilltes Brot, Rind, Kalb und Wild, Schwein, Lamm und Ziege, Hackfleisch, Geflügel, Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse und vegetarische Gerichte sowie Desserts. Wow, das lässt wirklich keinen Wunsch offen! Ich bin begeistert! Zumal der Preis des Buches, ca. 15 Euro, mehr als Okay ist. Da bekam ich schon für mehr Geld schlechtere Bücher.
Zu den Rezepten kommt Theorie: Eine Einführung in zwei Millionen Jahre Grillgeschichte und zwanzig Seiten zu den praktischen Grundlagen für das Grillen über offenem Feuer. Letzteres ist genau das, was ich mir von einem Grillbuch wünsche, denn die Grundlagen fehlen mir. Okay, bei uns steht eigentlich immer der Gatte am Grill, aber ich würde nie zugeben, dass ihm die Grundlagen fehlen (und er erst recht nicht). Männer sind qua Geschlecht Grillprofis. Frauen wissen qua Geschlecht alles besser. Und dafür muss ich mir die Grundlagen anlesen.
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Natürlich legte ich das Buch auch dem Gatten vor, aber der schnaubte nur. Schließlich weiß er schon alles über’s Grillen. Meint er. Ich weiß es besser. Aber das würde ich natürlich nienich sagen. Noch herrscht bei uns klare Arbeitsteilung: Der Gatte hat den Grill. Ich habe die Grillbücher.
Ich beginne also, das Buch von hinten zu lesen, und stelle erfreut fest, dass Raichlen im Grundlagen-Kapitel auch immer mal wieder auf den Gasgrill eingeht. Oft sehen Grillbücher vor, dass man mit Holzkohle grillt, was bei uns ja nicht geht. Besonders freue ich mich über die Anleitung zum Räuchern im Gasgrill, die, wie alle Anleitungen im Buch, reich bebildert und gut verständlich ist – selbst für grundverpeilte Frettchen wie mich.
Nach dem Studium der Grundlagen widme ich mich den Rezepten. Der Aufbau ist überall gleich. Es gibt ein Kästchen „Im Fokus“, in dem das Wo-Was-Wie des Rezeptes samt Fakten erklärt wird. Genannt wird beispielsweise, wo es eine Zutat zu kaufen gibt oder wodurch sie ersetzt werden kann. Am Ende des Rezeptes werden Variationen beschrieben oder Tipps gegeben.
Zu den meisten Rezepten gibt es ein großes Foto, oft auch kleinere, die bestimmte Zubereitungstechniken bebildern und erklären. Angeben wird auch, ob ein Gericht direkt oder indirekt gegrillt wird (und natürlich wird der Unterscheid zwischenbeiden Techniken erklärt). Neben den Zutaten wird auch immer das Werkzeug aufgeführt, zum Beispiel „Bambusspieße, eine Stunde gewässert“ oder „Küchengarn“.
Die Erbsenzähler unter uns freuen sich über Angaben wie „gekochter oder geräucherter Schinken, in ca. 4 x 0,5 x 0,5 cm große Stücke geschnitten“. Ich muss mir dringen ein Lineal in die Küche legen … Generell ist alles recht übersichtlich gestaltet, was mir gut gefällt. Die 227 Rezepte haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und sind, zumindest für mich, zum Teil recht ausgefallen, wie zum Beispiel geräuchertes Eis oder gegrillter Kaffee.
Schon als ich mich bei Blogg dein Buch um die Rezension bewarb, schwante mir: Ich will meinen eigenen Grill. Und einen größeren. Okay, das wird sich so schnell nicht umsetzen lassen, aber zumindest wird zukünftig der Gatte nicht mehr alleine am Grill stehen. Er wird es mit Fassung tragen. Was bleibt ihm auch anderes übrig?!
Unter dem Titel „Grillanzünder“ porträtiert Raichlen die Grillmeister und –meisterinnen, die er auf seine Reisen traf. Das ist schön zu lesen und bringt zusätzliches Wissen. Und es gibt immer wieder Grundlagen: Wie wird Fisch gegrillt? Wie bestimme ich den richtigen Garpunkt? Wie erkenne ich, ob der Grill heiß genug ist? Wie dressiere ich eine Ente oder zerlege ein Huhn, damit es auf den Grill passt? Wie zünde ich einen Grill an? Und Gasgrillbesitzer, die denken, es reicht, da einfach nur auf den Zündknopf zu drücken, werden hier eines besseren belehrt.
Fazit: „Planet Barbecue“, erschienen bei h. f. ullmann, ist ein umfassendes Grillkompendium, das sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen Freude macht. Einziger Schönheitsfehler: Wie konnte der Lektor / die Lektorin das Deppenapostroph im Titel übersehen?! Davon abgesehen, gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung für das Buch! Danke an den Verlag und Blogg dein Buch für die Möglichkeit, das Buch zu rezensieren.
Oh, da warst Du schnell :-)
AntwortenLöschenMein Exemplar wartet noch auf die Rezension. Aber so von ersten Drüberschauen bin ich begeistert. Und am Wochenende wird gegrillt.
Ich musste so schnell sein, habe Blog- und Rezensionsexemplarsstau ;o)
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