Normalerweise klappt es mit "Blogg dein Buch" und den Verlagen ganz gut: Ich bewerbe mich um ein Buch, bekomme die Mitteilung, ob's klappt, und wenn's klappt, liegt ein paar Tage später das Rezensionsexemplar im Briefkasten oder beim Nachbarn. Dann habe ich 30 Tage Zeit zum Lesen und Rezensieren.
Diesmal war's anders. Die Zusage, dass ich "Die Madonna von Notre-Dame" rezensieren könnte, kam am 12 Mai. Das Buch kam am 24. Juni.
Das finde ich ziemlich ärgerlich, denn ich plane natürlich, wie viele Bücher ich wann rezensieren will und wüsste gerne, woran ich bin.
In der Zwischenzeit schrieb ich x eMails, fragte per Facebook und Twitter, wo denn das Buch blieb, bat darum, mich von der Liste der Rezensenten zu löschen, um mich für ein anderes Buch bewerben zu können - vergeblich.
Von Blogg dein Buch kam keine Antwort, und solange ich noch auf der Rezensentenliste stehe, kann ich mich für kein anderes Buch bewerben - schade, denn da waren zwischenzeitlich durchaus welche, die mich interessierten.
Das Projekt "Blogg dein Buch" lebt davon, dass sich beide Seiten an die Bedingungen halten und nicht nur davon, dass Blogger binnen 30 Tagen eine Rezension liefern. Schade also, dass es mit Ullstein bzw. List nicht klappt und dass "Blogg dein Buch" die Sache einfach aussitzt.
Okay, nach diesen Ausführungen komme ich zum Buch.
Im Klappentext heißt es: "Notre-Dame an einem Sommermorgen. Die Messe hat kaum begonnen, als eine ganz in Weiß gekleidete junge Frau leblos zu Boden sinkt. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, doch Pater Kern lässt der Fall keine Ruhe: Wer ist der Unbekannte, den der Clochard Kristof in der Mordnacht beobachtet hat? Mit der Staatsanwältin Claire Kauffmann macht Pater Kern sich auf die Suche nach der Wahrheit – und kommt in den Gewölben von Notre-Dame einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur …"
Vor meinem inneren Auge sah ich Pater und Staatsanwältin durch die Kirchengewölbe streichen, vorbei an Heiligem Gral, Bundeslade und Tempelrittern - ich erwartete also einen Mystery-Krimi. Ich erwartete falsch.
Das Buch beginnt recht behäbig: Kirchenaufseher und Küster finden eine weißgekleidete junge Frau, die sie als „scharfe Bombe“ bezeichnen – an Sexismus muss sich frau hier schon früh gewöhnen. Oder tarnt sich hier Ironie als Alt-Herrenwitz und trifft haarscharf an meinem Humorzentrum vorbei? Kaum vorstellbar, dass Autor Alexis Ragougneau erst 1973 geboren ist und seine Geschichte im 21. Jahrhundert spielen lässt. Das Frauenbild, das er in seinem Krimi vermittelt, ist jedenfalls sehr angestaubt.
Aber zurück zum Buch: Nachdem Kirchenaufseher und Küster die „scharfe Bombe“ begutachteten, aber nicht ansprachen, übernahm das eine amerikanische Touristin. Als die junge Frau nicht antwortet, stupst sie sie an – die junge Frau fällt um und erweist sich als tot.
Nun tauchen die auf, die ermitteln, warum die „kleine Zuckerpuppe“ starb: Die Polizisten Landard und Gombrowicz, die Staatsanwältin Kauffmann („Die kleine Blonde mit der Brille … und diesem Fahrgestell … […] Hübsch, kalt wie eine Klinge und steif wie die Justiz.“) und Pater Kern, kleinwüchsig und an Rheuma leidend.
Alle Figuren bleiben blass, ihre Biografien, die oft von Schicksalsschlägen geprägt scheinen, werden nur angedeutet. Mag sein, dass Ragougneau so genügend Material für Fortsetzungen in der Hinterhand behalten wollte. Bei mir sorgt es aber nur dafür, dass die Charaktere blass und langweilig bleiben.
Dabei gibt es durchaus spannende Konstellationen: Pater Kern und der Mörder Djibril, den der Pater regelmäßig im Gefängnis besucht; der widerwärtige Landard und sein Partner Gombrowicz, dessen Charakter sich im Laufe der Geschichte wandelt, der Pater und die Staatsanwältin … Aber vieles wird eben nur oberflächlich angerissen, ist nicht immer schlüssig. Manches Motiv bleibt im Dunklen, manche Handlungsweise ist unverständlich.
Mitfiebern bei den Ermittlungen war nicht – ich schleppte mich durch das Buch und war froh, als klar war, wer der Mörder ist, ich das Buch aus der Hand legen konnte. Ich bin sehr sicher, dass ich das Buch nach dem Überfliegen der ersten Seiten in der Buchhandlung gar nicht erst gekauft hätte.
Alles in allem gelang Ragougneau ein nervenschonender Krimi, bei dem ich mich nicht auf die Fortsetzung freue. Schade eigentlich.
(Alle Zitate sind aus dem Buch entnommen)
Diesmal war's anders. Die Zusage, dass ich "Die Madonna von Notre-Dame" rezensieren könnte, kam am 12 Mai. Das Buch kam am 24. Juni.
Das finde ich ziemlich ärgerlich, denn ich plane natürlich, wie viele Bücher ich wann rezensieren will und wüsste gerne, woran ich bin.
Von Blogg dein Buch kam keine Antwort, und solange ich noch auf der Rezensentenliste stehe, kann ich mich für kein anderes Buch bewerben - schade, denn da waren zwischenzeitlich durchaus welche, die mich interessierten.
Das Projekt "Blogg dein Buch" lebt davon, dass sich beide Seiten an die Bedingungen halten und nicht nur davon, dass Blogger binnen 30 Tagen eine Rezension liefern. Schade also, dass es mit Ullstein bzw. List nicht klappt und dass "Blogg dein Buch" die Sache einfach aussitzt.
Okay, nach diesen Ausführungen komme ich zum Buch.
Im Klappentext heißt es: "Notre-Dame an einem Sommermorgen. Die Messe hat kaum begonnen, als eine ganz in Weiß gekleidete junge Frau leblos zu Boden sinkt. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, doch Pater Kern lässt der Fall keine Ruhe: Wer ist der Unbekannte, den der Clochard Kristof in der Mordnacht beobachtet hat? Mit der Staatsanwältin Claire Kauffmann macht Pater Kern sich auf die Suche nach der Wahrheit – und kommt in den Gewölben von Notre-Dame einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur …"
Vor meinem inneren Auge sah ich Pater und Staatsanwältin durch die Kirchengewölbe streichen, vorbei an Heiligem Gral, Bundeslade und Tempelrittern - ich erwartete also einen Mystery-Krimi. Ich erwartete falsch.
Das Buch beginnt recht behäbig: Kirchenaufseher und Küster finden eine weißgekleidete junge Frau, die sie als „scharfe Bombe“ bezeichnen – an Sexismus muss sich frau hier schon früh gewöhnen. Oder tarnt sich hier Ironie als Alt-Herrenwitz und trifft haarscharf an meinem Humorzentrum vorbei? Kaum vorstellbar, dass Autor Alexis Ragougneau erst 1973 geboren ist und seine Geschichte im 21. Jahrhundert spielen lässt. Das Frauenbild, das er in seinem Krimi vermittelt, ist jedenfalls sehr angestaubt.
Aber zurück zum Buch: Nachdem Kirchenaufseher und Küster die „scharfe Bombe“ begutachteten, aber nicht ansprachen, übernahm das eine amerikanische Touristin. Als die junge Frau nicht antwortet, stupst sie sie an – die junge Frau fällt um und erweist sich als tot.
Nun tauchen die auf, die ermitteln, warum die „kleine Zuckerpuppe“ starb: Die Polizisten Landard und Gombrowicz, die Staatsanwältin Kauffmann („Die kleine Blonde mit der Brille … und diesem Fahrgestell … […] Hübsch, kalt wie eine Klinge und steif wie die Justiz.“) und Pater Kern, kleinwüchsig und an Rheuma leidend.
Alle Figuren bleiben blass, ihre Biografien, die oft von Schicksalsschlägen geprägt scheinen, werden nur angedeutet. Mag sein, dass Ragougneau so genügend Material für Fortsetzungen in der Hinterhand behalten wollte. Bei mir sorgt es aber nur dafür, dass die Charaktere blass und langweilig bleiben.
Dabei gibt es durchaus spannende Konstellationen: Pater Kern und der Mörder Djibril, den der Pater regelmäßig im Gefängnis besucht; der widerwärtige Landard und sein Partner Gombrowicz, dessen Charakter sich im Laufe der Geschichte wandelt, der Pater und die Staatsanwältin … Aber vieles wird eben nur oberflächlich angerissen, ist nicht immer schlüssig. Manches Motiv bleibt im Dunklen, manche Handlungsweise ist unverständlich.
Mitfiebern bei den Ermittlungen war nicht – ich schleppte mich durch das Buch und war froh, als klar war, wer der Mörder ist, ich das Buch aus der Hand legen konnte. Ich bin sehr sicher, dass ich das Buch nach dem Überfliegen der ersten Seiten in der Buchhandlung gar nicht erst gekauft hätte.
Alles in allem gelang Ragougneau ein nervenschonender Krimi, bei dem ich mich nicht auf die Fortsetzung freue. Schade eigentlich.
(Alle Zitate sind aus dem Buch entnommen)
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