Freitag, 18. Juli 2014

Rezension: "Who the f*** is Heidi?" von Sarah Krobath

Die Wienerin Sarah Krobath fühlt sich ausgebrannt. In ihrem Beruf als Werbetexterin ist sie erfolgreich, findet aber nach vier Jahren keine Erfüllung mehr. Sie fasst den Entschluss zu kündigen.

Nur: Was dann?

Da kommt ihr das Angebot der Schweizer Käsehersteller Jumi, die eine Praktikantin suchen, gerade recht. Sie bewirbt sich, bekommt den Praktikumsplatz und taucht in eine andere Welt ein – Käse war ihr bislang weitgehend gleichgültig und auf die immer gleiche Auswahl im Supermarkt beschränkt.

Zwischen Menschen, die mit Liebe und Leidenschaft Beruf und Berufung gleichsetzen, findet Krobath wieder zu sich selbst und den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen, der sie in italienische Piemont, an die Universität der Gastronomischen Wissenschaften, führt. Bei Slow Food ist sie ohnehin engagiert, da scheint ihr Weg im Nachhinein nur konsequent.

Heute lebt Krobath wieder in Wien und arbeitet als freiberufliche Werbetexterin, Journalistin und Autorin und bloggt.

Die geneigte Leserin begleitet Krobath dabei, wie sie das Genießen lernt, wie sie Geschmack und Lebensmittel über Käse hinaus entdeckt, wie sie auf Marktständen in London und in Bern im Winter friert und sich an der Kameradschaft der Kollegen wärmt, wie sie akquiriert, Köche und Küchen kennenlernt, sich im Emmental verfährt und schließlich im Piemont ankommt.  Dabei macht sie die Erfahrung, wie befriedigend es ist, einer Arbeit nachzugehen, die einen ausfüllt und glücklich macht.

Krobath nimmt ihre Leser mit auf ihre Reise, plaudert munter daher, so dass der Leser schnell in ihre Welt eintauchen kann. Manches Mal allerdings wünschte ich mir, dass die Schilderungen etwas tiefergehen – manches wird nur angerissen.

So ist „Who the f*** is Heidi?“ ein Coming-of-Age-Roman, den ich, doppelt so alt wie die Autorin, mit Anfang 20 sicher leidenschaftlicher gelesen (und rezensiert) hätte denn heute als alte Frau (die aber sehr wohl weiß, dass mensch nie zu alt ist für einen Neubeginn).

Auch wenn „Who the f*** is Heidi?“ gelegentlich ein wenig dahin plätschert, eines gelingt Krobath sehr gut: Die Leidenschaft für guten Käse, gutes Essen im Allgemeinen herüberzubringen und darzustellen, wie viel Arbeit darin steckt. Die Frage, welche Lebensmittel ihren Preis wert sind, wird der Leser anschließend sicher anders beantworten.

Sarah Krobath, Who the f*** is Heidi, dotbooks Verlag, Mai 2014, 248 Seiten, nur als eBook erhältlich. Danke an den Verlag für die Möglichkeit der Rezension!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ein Kommentar, wie schön! Ich bemühe mich, alle Kommentare zu beantworten. Allerdings kann das manchmal etwas dauern - das Leben neben dem Blog, Du verstehst. Wenn Du Dich durch eine Sicherheitsabfrage quälen musst oder der Kommentar erst moderiert wird, heißt das, dass es gerade viele Spamkommentare gibt. Last but not least: Ich behalte mir vor, einzelne Kommentare zu löschen.