Freitag, 11. November 2016

Ein Essen bei Ewald Hupp auf Schloss Saaleck

"Wann keman Sie denn an?" wurde der Gatte bei der Reservierung eines Zimmers auf Schloss Saaleck gefragt. "Wann wir ankommen?", wiederholte er und guckte mich hilfesuchend an. Öhm, weiß ich, wie lange man von Inzell nach Hammelburg fährt?! "So bummelig 18 Uhr", mutmaßte ich, und der Gatte gab das brav weiter. Nach dem Auflegen teilt er mit: "Die Dame hat gesagt, das Restaurant hat Ruhetag, aber 'Wenn Sie so fria keman, macht Ihna da Chef no a Gloaigkeit zua essn. A Schnitzl oda so wos.'"

Mostschaumsüppchen vom Silvaner. 
Dass jemand an seinem Ruhetag für uns kocht, war mir erst unangenehm, denn die Arbeit als Koch ist so stressig, dass die wenigen Ruhetage mehr als verdient sind, aber ich gewann schnell den Eindruck, Ewald Hupp, seit 26 Jahren Pächter und Küchenchef auf Schloss Saaleck, kann gar nicht anders: Hupp brennt für seinen Beruf.

Gemischter Salat, knackfrisch und schön nappiert. 
Wir aßen in der Weinstube, dem Herzstück des Hauses, denn hier steht auch die Schank, der Tresen. Dass uns nicht nur a Gloaigkeit serviert wird, ahnten wir, als wir das Besteck erblickten. Die "Gloaigkeit" waren schlanke vier Gänge: Mostschaumsüppchen, Salat, Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Wirsing-Stampf, Erdbeertiramisù.

Wiener Schnitzel. Die Beilagen kamen extra. 
Hupp kocht echt, schnörkellos, unverfälscht, überwiegend fränkisch, ehrlich - genau so, wie ich Essen liebe. Die Atmosphäre ist unprätentiös, entspannt - auf Sterne, Punkte oder sonstiges Gedöns wird keinen Wert gelegt. Hier verbiegt sich niemand. Hier wird gute Arbeit geleistet - ohne viel Aufhebens darum zu machen. Dazu passt auch Hupps langjähriges Engagement für die Hammelburger Tafel.

Erdbeertiramisù mit Petit four. 
Gekocht wird mit Produkten aus der Region. Darauf legt Hupp großen Wert, ebenso wie auf die Verwertung des ganzen Tieres - auf der Speisekarte stehen normalerweise auch Innereien. An diesem Abend mussten wir uns aber mit keiner Speisekarte aufhalten. Gegessen wurde, was auf den Tisch kam (und das war ausgesprochen wohlschmeckend).

Blick auf einen Teil des Frühstücksbüfett.
Nach dem Essen kam Hupp in die Weinstube, um zu gucken, für wen er an seinem freien Tag kochte (außer uns waren noch fünf Gäste da, die den Hause schon lange verbunden zu sein schienen) und um sich zu überzeugen, dass es allen schmeckte. "Da Chef mog gern oan Schnaps mid Ihna dringa", verkündet die Bedienung und serviert eine gut geschenkte Mirabelle.

Spiegelei.
Wir fallen relativ schnell ins breite, bequeme Bett und wachen am nächsten Morgen früh auf. Das Frühstück wird im Turmzimmer serviert und ist sehr guter Standard mit gutem Kafee und individuell zubereiteten Eiern. So nahm unser verkorkster Urlaub dann doch noch ein sehr schönes Ende.

Frühstückstisch.
Hier geht's zum kulinarischen Veranstaltungskalender von Schloss Saaleck. Impressionen vom Hotel gibt's im kleinen Blog. Dieser Beitrag geht zu Nähfroschs Urlaubslinkparty und zum Freutag.

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