Samstag, 4. Juni 2011

Hamburg kocht österreichisch: Brennnesselpapier

Als kleines Amuse hier das Produkt, über dem ich gestern in der Küche verzweifelte: Grüner Kachelkleber.. Entengrütze Brennnesselpapier für unser heutiges Österreich-Kochtreffen.

Wozu man das braucht? Gar nicht. Aber es macht sich nachher hoffentlich hübsch als Deko der Brennnesselsuppe.


Die Herstellung ist ebenso einfach wie kompliziert. Du reduzierst 500 ml Brennnesselsaft auf 250 ml ein. Dann besorgst Du Dir einen unwilligen Gatten, 100 g Kartoffelstärke, ein Sieb, einen Esslöffel und diverse Schneebesen. Der Gatte ist ganz wichtig, ohne den wird's nämlich Kachelkleber. Deswegen brauchte ich auch 2 x 500 ml Brennnesselsaft. Der erste Versuch, ohne den Gatten, musste nämlich in die Tonne gekloppt werden. Wir hatten gerade keine Kacheln zum Ankleben.

Der Gatte klopft die Stärke mit dem Esslöffel portionsweise durchs Sieb in die Saftreduktion und Du rührst, rührst, rührst, rührst, rührst, rührst, rührst, rührst, rührst. Erst mit dem elektrischen Rührbesen, dann mit dem Hasen-Silikon-Rührbesen, mit dem aus Edelstahl und am Schluss mit einem flachen elchigen Milchschäumer. Wenn die Masse so zäh geworden ist, dass Du sie schneiden kannst, streichst Du sie auf Backpapier. 
Das gestaltet sich schwieriger als es sich anhört. Das Zeugs klebt nämlich. Aber irgendwann, unter Zuhilfenahme einer zweiten Lage Backpapier, eines großen Schneidbretts und einer Selterflasche, gelingt es Dir, das Zeugs plattzumachen. Da die Hälfte jetzt an der zweiten Lage Backpapier klebt, hast Du sogar aus einem Bogen Brennnesselpapier zwei gemacht. Desaster Cooking Effektives Arbeiten nennt man das. Was für Zufall! Genau das wolltest Du erreichen.

Beide Bögen mit der Kleistermasse der Brennnesselmasse werden kräftig gesalzen, damit das Zeugs nach was schmeckt und kommen für einige Stunden bei 60 Grad Umluft in den Backofen. Ofentür leicht geöffnet lassen. Wenn die Masse getrocknet ist, in Stücke brechen und damit machen, was auch immer Du willst. Wie Du anschließend Deine Küche wieder sauber bekommst? Weiß ich auch nicht. Mach das Zeugs am Besten nicht in Deiner eigenen. Das ist irgendwann nämlich überall ...Und pack' nichts, was mit dem Brennnesselzeugs in Berührung kam, in die Spülmaschine zu anderem Geschirr. Schon gar nicht, wenn in der Spülmaschine feinmaschige Siebe sind. Dann haste nochma richtig Späßken ...

3 Kommentare:

  1. Liebe Hamburgerin,

    So ist das, wenn Hamburger Österreichische Küche machen. Jedoch von Brennesselpapier habe ich in der Österreichischen Küche noch nie etwas gehört. Ist das etwa eine moderne Richtung der traditionellen österreichischen Molekularküche? Wo hast du denn das Rezept für dieses Papier eigentlich her?

    Es grüßt mit Bayerischem Papiergruß

    Martin

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  2. Hey, coole Idee! Muss ich mir für die Alienküche merken.

    Grüße aus dem All...

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  3. Danke für das nette Feedback!

    @ Martin,
    den Koch habe ich tatsächlich unterschlagen. Es ist Walter Eselböck. Ein Teil seiner Rezepte geht tatsächlich in die MOK-Richtung. Sehr spannend.

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