Sonntag, 27. Februar 2011

Szenen einer Ehe: Versteckte Kamera

Sie: "Vorsicht, Schatz, der Kuchen muss noch fotografiert werden!"

Er: "Willste auch nochen Interview mit ihm führen?"

Mittwoch, 23. Februar 2011

Gefüllter Wirsingkohlkopf mit Kartoffelstampf

Einmal im Winter muss dieses Gericht einfach bei uns auf den Tisch kommen. Das Rezept fand ich Ende der 1980er mal in einer "Freundin". Damals war ich noch absolute Kochanfängerin - okay, manche sagen, das hat sich bis heute nicht geändert ...

Allerdings gehe ich heute nicht mehr mit Ommas geerbten Emaille-Bräter in den Supermarkt, um einen in den einzigen großen Topf, den ich habe, passenden Kohlkopf zu finden. Ich habe inzwischen für jede Kohlkopfgröße passende Töpfe. Und ich nehme zum Einwickeln kein Nähgarn oder Paketband mehr, sondern habe Küchengarn. Nähgarn ist übrigens keine Alternative zu Küchengarn - viel zu dünn, schneidet den Kohl in Stücke. Paketband hingegen geht schon - wenn man darunter Bindfaden versteht, kein Klebeband. Inzwischen beherrsche ich auch die Quadratur des Kreises: Das Zwängen von 1 kg Rinderhack in 500 g Kohlkopf, weil der Gatte die Bitte, einen kleinen Kohl mitzuzubringen, zu wörtlich nahm und gleichzeitig vergaß, dass er Rinderhack nur kiloweise eingefroren hatte ...

Klar ist das Rezept aufwändig, aber der Geschmack rechtfertigt den Aufwand. Ab und an improvisiere ich. Thymian statt Petersilie, getrocknete Tomaten statt Tomatenmark ... Meistens halte ich mich aber genau ans Rezept.

Gefüllter Wirsingkohlkopf mit Kartoffelstampf

Zutaten für 6 Portionen
20 g  getrocknete Steinpilze
250 ml lauwarmes  Wasser
2  altbackene Brötchen
1 Kopf  Wirsing (ca. 1 kg)
2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
100 g durchwachsener Speck
4 EL Öl
1 Bund glatte Petersilie
500 g  Rinderhack
2 EL Tomatenmark
2 Eier
500 ml Gemüsebrühe
200 ml Sahne
1 Schuss Rotwein
2 EL Stärkemehl
2 kg mehlig kochende Kartoffeln
500 ml Milch
3 EL Butter
Salz und Pfeffer
Cayennepfeffer
Paprikapulver, edelsüß
Muskat, gerieben

Zubereitung:
Die Pilze in einer kleinen Schüssel in 125 ml lauwarmen Wasser einweichen. Die Brötchen in den übrigen 125 ml Wasser einweichen (wenn die Brötchen nicht altbacken, sondern trocken sind, muss man mehr Wasser nehmen).

Vom Wirsing eventuell die äußeren, beschädigten Blätter entfernen. Den Strunk kreuzförmig einschneiden. In einem großen Topf Wasser zum Sieden bringen. Der Topf muss so groß sein, dass der ganze Kohlkopf hineinpasst und gedreht werden kann. Den Kohlkopf in das siedende Wasser geben und etwa 8 Minuten kochen, dabei gelegentlich umdrehen. Heraus nehmen, mit kaltem Wasser abschrecken, auf einem sauberen Handtuch abtropfen und auskühlen lassen. Der Kochtopf wird später wieder gebraucht.

Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein würfeln. Den Speck ebenfalls würfeln. Die Petersilie waschen und fein hacken. 2 EL Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Hälfte des gewürfelten Specks anbraten, dann Knoblauch und Zwiebeln dazu geben und glasig anbraten. Die Petersilie unter die Mischung rühren.

Die Hälfte der Pilze aus dem Wasser nehmen und abtropfen lassen. Die Brötchen kräftig ausdrücken.

Das Hackfleisch in eine große Schüssel geben. Die Hälfte der Pilze, die Brötchen, das Speck-Zwiebel-Gemisch, Tomatenmark und die Eier unterrühren (mit der Hand oder mit den Knethaken des Handrührgerätes). Die Masse kräftig mit Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer und Paprika würzen.

Wenn der Kohlkopf abgekühlt ist, die Blätter vorsichtig einzeln von außen nach innen aufblättern, und zwar so, dass sie noch am Strunk sitzen bleiben. Der Kohlkopf sieht dann aus wie eine große Blüte. Die Blätter immer wieder vorsichtig flach drücken, damit sie unten bleiben. Das Herz des Kohlkopfs bleibt dabei meistens intakt, da noch zu hart.

Die Hackfleischmasse löffelweise von innen nach außen zwischen den Kohlblättern verteilen, dabei möglichst weit zum Strunk herunter drücken. Jede Hackschicht umschließen, indem die Kohlblätter hoch geklappt werden. Dann kommt die nächste Hackschicht, bis die Masse aufgebraucht ist. Die beiden äußeren Blattschichten nicht mehr füllen, sondern nur hoch klappen. Den gefüllten Kohlkopf vorsichtig zusammendrücken und mit Küchengarn sternförmig verschnüren. Dabei kann Hilfe nicht schaden, man schafft es aber auch alleine.

Die übrigen 2 EL Öl im großen Topf erhitzen, die zweite Hälfte des Specks dazu geben und zusammen mit dem Kohlkopf anbraten. Den Kopf rundherum kurz anbraten. 
Mit der Gemüsebrühe und einem Schuss Wein ablöschen. Die andere Hälfte der Pilze mitsamt dem Einweichwasser vorsichtig dazu geben (Einweichwasser ggf. durch ein Haarsieb gießen, falls die Pilze sandig waren). Den Kohlkopf im geschlossenen Topf bei mittlerer Hitze etwa 90 Minuten schmoren. Dabei bei Bedarf noch Brühe angießen.

Die Kartoffeln in der Schale gar kochen, dann pellen. Die Milch erhitzen, nach und nach zu den Kartoffeln geben, während diese mit dem Kartoffelstampfer zerdrückt werden. Die Butter unterheben. Das Püree mit Salz und Muskatnuss abschmecken und warm stellen.

Den Kohlkopf aus dem Topf nehmen und das Küchengarn entfernen. Dann den Kohlkopf mit einem scharfen Messer in Portionsstücke teilen.

Den Bratensatz mit der Sahne loskochen. Stärkemehl mit etwas Wasser glatt rühren, und mit dem Schneebesen in die Sauce rühren. Die Sauce mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Den gefüllten Kohlkopf auf Tellern portionsweise mit Kartoffelpüree und Sauce anrichten.

Samstag, 19. Februar 2011

Ihr habt die Wahl – oder: Jetzt hamwa den (Kartoffel-)Salat!

Morgen wird in Hamburg wieder gewählt, und ich habe das Gefühl, egal, wie es ausgehen wird, irgendjemand sagt spätestens Mittwoch Abend: „Jetzt hamwa den Salat!“ Der Gatte und ich sind seit einigen Jahren Wahlbezirksleitung auf St. Pauli. Und das geht nicht ohne Salat - lange war's Nudelsalat, inzwischen ist es Kartoffelsalat.

Als wir anfingen, waren wir für die uniformierten alten Herren vom Altonaer Bürgerverein, von uns liebevoll Käptn-Nuss-Brigade getauft, im Nachbarwahllokal ein kleiner Kulturschock. Ihnen war deutlich anzusehen, dass für sie ein Wahlvorstand zwischen 25 und 35 Jahren in löchrigen Blue Jeans, Sweatern, Hoodis und Doc Martens, dazu noch agierend unter einer weiblichen Wahlbezirksleitung, ein Vorzeichen des Untergangs des Abendlands ist. Unsere Wähler reagierten hingegen positiv überrascht: „Mensch, hat sich das hier verjüngt!“

Inzwischen sind wir von der Schule in das Gemeindehaus gezogen. Wahllokal und Wähler möchten wir nicht mehr hergeben. Das Wahllokal hat eine voll ausgestattete Küche und garantiert ununterbrochenen Kaffeefluss – neben Kartoffelsalat, Kuchen und Keksen das Wichtigste am Wahlsonntag. Das tröstet auch darüber hinweg, dass es in dem Raum zieht wie Hechtsuppe, da er zwei Zugänge hat. Wir hätten unsere Wähler so erziehen sollen, dass sie nur eine Tür nutzen …

Wähler und Wahlverhalten kennen wir auch schon bestens. Der Wahlbezirk ist eine wunderbare Milieustudie. Spätestens um 7.45 Uhr kommen die Nachtschwärmer vom Fischmarkt. Ungefähr gleichzeitig kommen die Jungs von der Davidwache zum ersten Mal vorbei: „Probleme?“ – „Nö. Kaffee?“ - „Nö. Keine Zeit. Wenn’s Probleme gibt, rufen Sie an, nichich?“ – „Jau.“ Dieser Dialog wiederholt sich noch zwei Mal. Wenn wir gegen 21 Uhr immer noch im Wahllokal sind, kommen die Jungs ganz besorgt vorbei, fragen, wie lange wir noch brauchen und ob sie nach Schichtende zum Zählenhelfen kommen sollen. Und meistens sind es die gleichen Jungs wie frühmorgens – Polizist ist wahrlich kein Achtstundenjob.

Während die Käptn-Nuss-Brigade schon mal über mangelnde Wahlbeteiligung klagt, sind wir froh, wenn wir zwischendrin mal zum Essenfassen kommen. Haben die Nachtschwärmer gewählt, kommen die Kirchgänger. Der Gottesdienst beginnt traditionell um 11 Uhr statt wie in den anderen Hamburger Kirchen um 10 Uhr, um den Marktbeschickern und Fischer Gelegenheit zu geben, nach Schließung des Marktes in die Kirche zu gehen. Auch wenn heute unter den Besuchern wohl niemand mehr ist, der auf dem Fischmarkt arbeitet, hat sich das nicht geändert. Und da am Wahlsonntag ein Familiengottesdienst ist, es im Wahllokal also sehr quirlig wird, ist mein Körbchen mit Gimmicks für die lieben Kleinen gut gefüllt – alles Taktik, um Nachwuchswähler heranzuziehen ;o) Nach den Kirchgängern kommen die Luden, die Bordsteinschwalben mit ihren Fußhupen, die Spontis, Alternativen, Hafenstraßler. Zur Kaffeezeit wechseln sich dann junge Familien und alteingesessene, verrentete St. Paulianer ab.

Wir wissen schon genau, wen wir daran hindern müssen, außerhalb der Wahlkabine zu wählen und wer daran gehindert werden muss, zu zweit in eine Wahlkabine zu gehen („Aber ich muss doch sicher sein, dass meine Frau die richtige Partei wählt!“ – „Nö!“). Wir wissen schon genau, wer in jeden Kreis sorgfältig ein „A“ malt und überlegen jedes Mal erneut, ob wir dieser Person die schon ausgefüllten Stimmzettel überreichen sollen – „Wir ham Ihnen schon mal die Arbeit abgenommen und was vorbereitet.“ Um 18 Uhr schiebe ich die letzten Wähler ins Wahllokal und gebe den Türsteher, damit nach Schluss der Wahlhandlung niemand mehr den Raum betritt. Und dann warten wir auf den Typen, der in den letzten Jahren immer um 18.15 Uhr ankam und sich lauthals beschwerte, weil er jetzt nicht mehr wählen darf.

Unser kleines Wahllokal zieht auch regelmäßig Lokalpolitikerprominenz an. So ließ sich bei der letzten Bürgerschaftswahl Bülent Çiftlik bei uns ablichten – ein Großteil seiner Wählerzielgruppe wohnt in unserem Bezirk, hier putzte er besonders sorgfältig Klinken. Wir waren auch eines der Wahllokale, in denen die Wahlbenachrichtigungen den Çiftlik machten – gegen den einst als „Obama von Altona“ gefeierten Politiker wird inzwischen u.a. wegen Wahlbetrugs ermittelt. Uns kam es damals schon ausgesprochen merkwürdig vor, dass sehr viele türkischstämmige Wähler ohne Wahlbenachrichtigung kamen und berichteten, türkischsprachige Männer wären bei ihnen gewesen, um ihnen die Benachrichtigung abzunehmen und etwas für sie zu beantragen – was, hatten sie nicht verstanden. Da unsere Wähler aber gerne ihre Wahlbenachrichtigungskarten vergessen, verlegen, wasauchimmer, dachten wir uns nichts weiter dabei – wir haben eindeutig zu wenig kriminelle Energie …

Unser Wahlsalat wird nach einem Rezept von PR, einer Kochfreundin, die am 1. März 2009 viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde, zubereitet. Für sie war es

Omas echter Berliner Kartoffelsalat.

Zutaten für 4 Portionen
1 kg  Kartoffeln, vorwiegend festkochend
2 TL Senf, mittelscharf
3 TL  Zucker
100 ml Gurkenflüssigkeit von den Gewürzgurken
50 ml Weißweinessig
100 ml  Distel- oder Sonnenblumenöl
1 säuerlicher Apfel
4 Gewürzgurken
1 große Zwiebel (oder eine rote)
½ Bund Schnittlauch
Salz und Pfeffer
Kümmel

Zubereitung:

Kartoffeln mit 1 EL Salz und 1 EL Kümmel kochen. Abgießen, abschrecken, etwas abkühlen lassen und lauwarm pellen.

In der Zwischenzeit Senf, Zucker, Gurkenwasser, Essig, Öl, etwas Salz und kräftig Pfeffer sowie die ganz fein gehackte Zwiebel in ein großes, verschließbares Glas geben und durch kräftiges Schütteln eine Emulsion der Vinaigrette herstellen (die kluge Hausfrau nimmt hierfür den Tupper-Mix-Fix ;o)).

Den Apfel schälen und in kleine Stücke schneiden, die Gurke in Scheiben schneiden, ebenso die lauwarmen Pellkartoffeln.

In eine große Schüssel immer abwechselnd Pellkartoffelscheiben, Gurke und Apfel und jeweils zwischen die Schichten ein paar Löffel von der Vinaigrette und noch etwas Pfeffer und Salz geben.

Am Schluss sollte es so sein, dass etwas zu viel Marinade im Salat steht. Der Salat sollte unbedingt mindestens 3 – 4 Stunden, besser noch über Nacht, durchziehen. Während dieser Zeit wird die Marinade vom Salat völlig aufgenommen und die Kartoffeln schmecken dadurch sehr saftig und werden nicht matschig. Danach gut mischen.

Kurz vor dem Servieren den Schnittlauch oder die Frühlingszwiebeln in kleine Röllchen schneiden und unter den Salat heben.

Quelle

Freitag, 18. Februar 2011

Ich bin so froh, dass ich ein Mädchen bin

Zur Zeit schaue ich mit viel Vergnügen die DVDs der Inspector-Lewis-Mysteries, von denen bislang zwei Staffeln in deutscher Synchronisation sonntags im ZDF liefen.

Protagonisten der in Oxford spielenden Krimiserie, die auf den Büchern von Colin Dexter basiert, sind Robert Lewis (Kevin Whately) und James Hathaway (Laurence Fox). 

In der Folge “Life Born of Fire” geht’s um Hathaways vermeintlich unklare sexuelle Orientierung und um die kleingeistige, engstirnige Unart, eine saubere Trennung ziehen zu wollen zwischen Heten, „who read 'Loaded' and eat Yorkie Bars", und Schwulen, "who like fashion and musicals“. 

Zufällig fielen mir kurz darauf im Brit Shop Yorkie Bars, die ein neues Zuhause suchten, vor die Füße. Einer wollte einfach mit.

Eine Zeitlang lag er hier rum, schlich ich drum herum. Sollte ich mich tatsächlich über die deutliche Aufschrift „IT’S NOT FOR GIRLS!“ hinweg setzen? Würde der Blitz in mich fahren, wenn ich es täte?

Irgendwann opferte ich mich dann doch. Wird ja nicht besser vom Liegen, das Teil, das aus Zucker, Milchpulver, Kakaobutter, Kakaomasse, Pflanzenfett, Laktose, Milchproteinen, Molke, Emulgatoren (Sojalecithin und E476) sowie Butterfett besteht. Insgesamt wird der Kakaoanteil mit 25 % angegeben, der Milchanteil mit 12 %.   Hm, 'ne Inhaltsangabe zu 'ner ordinären Supermarktschokolade liest sich netter …

Erster Eindruck: Riecht wie Cadbury. Zweiter Eindruck: Schmeckt auch so. Ist auch kein Wunder, die Zutatenliste von Cadbury Milk liest sich ähnlich.

Ich bin ja bekennendes zuckersüßes Speckbällchen, aber das Zeugs war mir definitiv viel zu süß. Und zu fett. Ich hatte irgendwas Dunkles, Herbes erwartet, so wie die Herrenschokolade, die beim Kauen staubt. 

Der zum Probieren genötigte Gatte befand nach einem Testbissen, die Schokolade sei auch nichts für ihn. Hm, muss ich mir nun Gedanken um seine sexuelle Orientierung machen???? Na ja, solange er weder Mode noch Musicals mag, ist sicher alles in Ordnung ;o)

Ich jedenfalls bin froh, dass ich ein Mädchen bin und den Yorkie Bar nach ein, zwei Bissen entsorgen konnte.



NDW - Lucilectric - Mädchen - MyVideo

Samstag, 12. Februar 2011

Bayern-Pizza à la Hahnei Huaba

„Da fehlt Geschmack! Da müssen Nürnberger rein!“, beschied ich. „Nee, Du spinnst doch. Die ist lecker!“, konterte der Gatte über die Bayern-Pizza, von der er im letzten Bayern-Urlaub so begeistert war. Sie roch auch sehr verführerisch, als sie an uns vorbei zum Nachbartisch getragen wurde. Also musste sie am nächsten Tag bestellt werden. Während der Gatte nachhaltig angetan war, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Die Kombi Semmelknödel, Sauerkraut mit Schinkenwürfeln, getoppt von Käse war mir etwas zu farblos und schmeckte in erster Linie fett.  Ich vermute, das Sauerkraut wurde mit Butter gebunden, um standfest zu werden. Der Gatte bekam meine Portion nach ein paar Bissen zugeschoben.

Kaum zu Hause, ging’s ans Rezepttüfteln. Die Zutaten waren alle da, die Pizza machte sich quasi wie von selbst. Um eine Alternative zu der schon probierten Kombi zu haben, probierten wir auch diese Bayerische Pizza – liest sich gut, sieht schön aus, fiel aber gnadenlos bei uns durch, ohne dass ich genau sagen kann, warum. Es passte einfach nicht. Unsere Variante hingegen passt für uns.  

Ach ja, und bevor Puristen darauf kommen: Ich weiß natürlich, dass die Bayern-Pizza keine Pizza im klassischen Sinne ist, sondern eher ein Auflauf. Für uns aber ist es halt Bayern-Pizza.

Bayern-Pizza à la Hahnei Huaba

Zutaten für 4 – 6 Portionen:

4 Brötchen bzw. 200 g Weißbrot
100 ml – 150 ml Weißbier
Salz
Pfeffer
Muskat
Bockshornkleesamen, gemahlen oder gemörsert
Anis, gemahlen
Fenchel, gemahlen
1 Ei
1 Zwiebel
2 EL glatte, gehackte Petersilie
Butter

500 g Sauerkraut (Abtropfgewicht)
1 Lorbeerblatt
½ TL Kümmel
Wasser (alternativ Wein, Apfelsaft, Sekt oder Champagner)

12 Nürnberger Rostbratwürstchen
Öl

400 g Bergkäse
100 ml Sahne

Zubereitung:

Sauerkraut mit etwas Wasser (alternativ Wein, Apfelsaft, Sekt oder Champagner), dem Lorbeerblatt und dem Kümmel ca. 40 Minuten köcheln lassen.

Die Brötchen für die Semmelknödelmasse sollten am Besten einen Tag alt sein. Es gehen aber auch ältere, nur muss man dann evtl. mehr Flüssigkeit nehmen, damit sie weich genug werden. Anstelle von Brötchen kann man auch anderes Weißbrot nehmen.

Die Brötchen bzw. das Weißbrot entrinden, in Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. Die Zwiebel schälen, fein hacken und in 1 EL Butter anschwitzen. Weißbier zu den Brotwürfeln geben, mit Salz, Pfeffer und geriebener Muskatnuss abschmecken. Abkühlen lassen. Petersilie und Ei über die Brötchen geben. Die restlichen gemahlenen bzw. gemörserten Gewürze dazu geben. Alles gut vermischen und verkneten. Die Masse etwas zusammendrücken und ein paar Minuten ziehen lassen. Die Masse sollte gut durchfeuchtet sein – ggf. noch etwas Bier zugeben.

Die Masse in eine Auflaufform geben und bei 180 Grad (Umluft) ca. 20 Minuten vorbacken.

Die Rostbratwürstchen in Scheiben schneiden und in etwas Öl anbraten. Auf einem Küchenkrepp abtropfen lassen.

Auflaufform aus dem Ofen nehmen. Sauerkraut abtropfen lassen, Lorbeerblatt entfernen, und dass Sauerkraut auf die Semmelknödelmasse geben. Darauf die Würstchen verteilen.

Den Bergkäse reiben, mit der Sahne vermischen (die Masse sollte so flüssig sein, dass sie sich gut über der Pizza verteilen lässt – ggf. noch Milch oder Sahne dazu geben) und über der Pizza verteilen. Bei 180 Grad (Umluft) ca. 20 Minuten backen, bis der Käse geschmolzen und goldbraun ist.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Veranstaltungstipp: „Water Makes Money“ beim Flexiblen Flimmern

Flexibles Flimmern ist ein mobiles Kino, das Filmegucken überall ermöglicht. Meistens sind Flimmerer Holger und sein Projektor an eher ungewöhnlichen Filmguck-Orten zu finden. An Bord der Flussschifferkirche, im Casino, im Maritim, in der Gedenkstätte Israelitische Töchterschule oder im ehemaligen Hannöverschen Bahnhof beispielsweise.

Zur Eröffnung seines neuen Domizils Projektor zeigt Holger gemeinsam mit Viva con Agua den Film „Water Makes Money“.

Die Termine:
Montag, der 14. Februar 2011 (die Filmemacher sind anwesend)
Dienstag, der 15. Februar 2011
Mittwoch, der 16. Februar 2011
Donnerstag, der 17. Februar 2011
Freitag, der 18. Februar 2011
Samstag, der. 19. Februar 2011

Zusatztermine:
Montag, der 21. Februar 2011 (die Filmemacher sind anwesend)
Dienstag, der 22. Februar 2011
Mittwoch, der 23. Februar 2011

Der Ablauf: 20:00 Uhr Einlass. Vor dem Film habt ihr die Möglichkeit euch bereits mit dem ausgestellten Material mit dem Thema zu befassen und vor allem mit den engagierten Filmemachern und Viva con Aqua-Vertretern zu sprechen. Wie immer gibt es zum Film passenden Speisen und Getränke zu genießen. 21:00 Uhr Filmbeginn Filmdauer 82 Minuten), danach Ausklang.

Eintritt: 8 Euro (2 Euro gehen direkt an die Filmemacher).

Reservierungen bitte per Email an: holgerkraus@flexiblesflimmern.de

Zum Film: Wasser ist neben der Luft, die wir atmen, das wichtigste Element für den Menschen und die Tier- und Pflanzenwelt. Am 27. Juli 2010 wurde der Zugang zu sauberem Trinkwasser von der Vollversammlung der UNO in die allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen.

Und doch wird das Wasser zunehmend den Geschäftsinteressen privater Konzerne unterworfen, die ausschließlich dem Wohl ihrer Aktionäre verpflichtet sind. Das ist keineswegs nur ein Problem der Entwicklungsländer, sondern auch der reichen Industriestaaten. Überall, wo finanzschwache Kommunen nach Entlastung suchen, klopfen die zwei weltgrößten Wasserkonzerne Veolia oder Suez an die Tür. Gemeinsam bilden sie ein undurchsichtiges Duopol, das zum Beispiel in Frankreich mittlerweile etwa 80 Prozent der Bevölkerung mit Wasser versorgt. Die Folgen: rasant steigende Verbraucherpreise, Intransparenz und oft auch Korruption.

Seit viele Menschen die Konsequenz des Verkaufs öffentlichen Eigentums am eigenen Leib verspüren und sich dagegen wehren, ist es nicht mehr opportun, von Privatisierung zu sprechen. Die neuen Geschäftsmodelle haben klangvolle Namen wie "Public Private Partnership" oder "Cross Border Leasing". Aber der Effekt ist der gleiche geblieben. Water Makes Money dokumentiert, mit welchen Methoden sich Städte und Gemeinden die Kontrolle über ihr Wasser abhandeln lassen. Der Film zeigt, dass die unternehmerischen Risiken den Steuerzahlern aufgebürdet werden, der Gewinn aber privatisiert wird. Und er zeigt, wie es in etlichen Regionen gelungen ist, die Selbstbestimmung über das Lebenselixier Wasser zurück zu holen.

Nach der bisher überaus erfolgreichen Verbreitung von "Water makes Money" hat der im Film kritisierte französische Konzern Veolia in Paris gegen den Film Klage wegen „Verleumdung" eingereicht.

Bis der Prozess eröffnet wird, kann es noch einige Zeit dauern. Noch darf der Film gezeigt werden. Und noch hält Arte an der Planung fest, eine TV-Fassung am Internationalen Wassertag, am 22.3.2011, um 20.15 Uhr auszustrahlen. Doch ein Ausstrahlungs- bzw. Aufführungsverbot ist künftig nicht auszuschließen.

Samstag, 5. Februar 2011

Lecker Swienkroom: Gebackene Bananen mit Rum und Hamburger Braune Kuchen

Bananen bleiben bei uns oft übrig, da wir sie beide nicht mehr mögen, wenn sie erstmal braune Stellen haben. Ist natürlich kompletter Blödsinn, die Bananen sind dann ja nicht schlecht, sondern reif, aber ich kann sie dann einfach nicht mehr essen. Das Aroma ist mir zu intensiv, und beim Kauen vermehren sie sich im Mund. Als sparsame Hausfrau werfe ich die Bananen natürlich nicht weg, sondern verstecke sie im Essen – in einer Bananen-Hühner-Curry-Suppe zum Beispiel.

Nur Suppen sind aber auch langweilig, also kamen mir „Baked Bananas with Rum“ aus dem Buch „What to Eat Now Autum & Winter“ von Valentine Warner gerade recht als Inspiration. Im Originalrezept werden die gebackenen Bananen mit gingerbread loaf, also mit holländischem Frühstückskuchen, kombiniert, aber da ich noch Hamburger Braune Kuchen hatte, nahm ich die – das Rezept ist also auch eine nachweihnachtliche Resteverwertung.

Für Nicht-Norddeutsche: Hamburger Braune Kuchen sind flache, rechteckige Kekse, die mit Zuckerrübensirup und Lebkuchengewürzen kross gebacken werden. Erfunden hat sie angeblich 1782 der Altonaer Bäcker Kemm, weswegen sie auch Kemm’sche Kuchen heißen. Ich vertrete allerdings die These, dass Kemm ein ursprünglich dänisches Rezept aufgriff, nämlich Brune Kager – zur Kemm’schen Zeit war Altona ja noch die zweitgrößte dänische Stadt. 1992 wurde der Name Kemm’sche Kuchen samt dazugehörigem Rezept verkauft. Sie schmecken inzwischen leider nicht mehr so gut wie früher, und nach nur einem Keks bekommen wir beide Sodbrennen. Keine Ahnung, woran es liegt – die Zutatenliste liest sich bis auf unspezifizierte Aromen sauber.

Jedenfalls kaufe ich inzwischen Hamburger Braune Kuchen beim einzig wahren Hamburger Keksbäcker. Da schmecken sie einfach unvergleichlich gut – und kein Sod brennt, auch nicht nach mehr als einem. Der Bäcker hat auch einen Online-Shop, also gibt es keine Ausrede, die Kekse nicht zu probieren ;o)

Ein ordentlicher Hamburger isst die Braunen Kuchen übrigens auf gebuttertem Schwarzbrot oder Rundstück. Ich mag sie auch mit Salami, Schinken oder Leberwurst. Oder jetzt zu diesen gebackenen Bananen.  

Gebackene Bananen mit Rum und Hamburger Braune Kuchen

Zutaten für 2 Portionen:
3 Bananen, vollreif
20 g Butter
2 gehäufte Teelöffel Rohrzucker (noch besser Muscovado, also unraffinierter Zucker aus Zuckerrohr, aber der war gerade nicht zur Hand)
Muskatnuss, frisch gerieben
100 ml brauner Rum
½ Zitrone, Saft davon
100 – 150 g Hamburger Braune Kuchen
1 Teelöffel flüssiger Honig

Zubereitung:

Die Bananen pellen, halbieren oder vierteln und in eine Auflaufform legen. Butter in Würfelchen schneiden und über den Bananen verteilen. Zucker und geriebene Muskatnuss ebenfalls verteilen, dann den Rum und den Zitronensaft dazu geben. Auflaufform für 15 Minuten bei 200 Grad Umluft in den Ofen geben.
Nach 15 Minuten die Form aus dem Ofen nehmen. Die Masse sollte jetzt schon ziemlich blubbern und klebrig sein. Die Braunen Kuchen zerbröseln und auf die Masse geben. Den Honig darüber träufeln und die Form für weitere 10 Minuten in den Ofen geben. Dann mal schauen, ob die Braune-Kuchen-Kruste zu braun wird – ggf. mit Alufolie abdecken und weitere 10 Minuten im Ofen lassen.
Wer meint, der lecker Swienkroom sei noch zu kalorienarm, serviert das Ganze mit Sahne, Double Cream (so wird’s im Original gemacht), Vanillesauce oder Eis.

Bananen lassen sich übrigens prima einfrieren, und Braune Kuchen halten sich auch 'ne Weile. So sind die wesentlichen Zutaten also zu jeder Jahreszeit im Haus. 

Mittwoch, 2. Februar 2011

Linsenpörkölt mit Semmelknödelauflauf

Im Moment geht's hier ja ein wenig anglophil zu - Zeit, dass sich das ändert, denn das Thema des nächsten Kochtreffens ist schließlich Ungarn. Hier eine kleine kulinarische Einstimmung: Linsenpörkölt mit Semmelknödelauflauf. Das Original-Rezept ist aus der Österreich kocht!-Reihe, allerdings habe ich inzwischen vergessen, von welchem Koch. Beim Gatten läuft dieses Gericht unter "vegetarisches Abendessen" - Schinkenwürfel sind für ihn kein Fleisch. Vegetarier sehen das sicher anders, lassen die Schinkenwürfel weg und salzen dafür kräftiger.

Linsenpörkölt mit Semmelknödelauflauf
Zutaten für 4 Portionen:
Für den Pörkölt:
300 g Berglinsen
Wasser
2 große Zwiebeln
150 g Schinkenwürfel
2 rote Paprikaschoten
Öl
4 EL Paprikapulver, edelsüß
4 EL Ketchup
400 ml Rinderfond
Thymian, möglichst frisch
Salz
Pfeffer
2 EL Butter, kalt
65 g  Sauerrahm
65 g  Crème fraîche
Schnittlauch, zum Garnieren

Für den Semmelknödelauflauf:
250 g  trockene Brötchen, altbacken
1 kleine Zwiebeln
2 EL Butter
250 ml Milch
Salz
Pfeffer
Muskat, gerieben
3 Eier
3 EL glatte Petersilie, gehackt

Zubereitung:
Die Linsen in eine große Schüssel geben, mit Wasser bedecken und etwa 3 Tage stehen lassen, dabei das Wasser zweimal täglich wechseln. Die Linsen sollen ganz leicht keimen. Alternativ kann man die Linsen auch im Keimapparat keimen lassen.

Die Brötchen für den Semmelknödelauflauf sollten am Besten einen Tag alt sein, es gehen aber auch ältere, nur muss man dann evtl. mehr Flüssigkeit nehmen, damit sie weich genug werden. Anstelle von Brötchen kann man auch anderes Weißbrot nehmen.

Für den Semmelknödelauflauf die Brötchen entrinden, in Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. Die Zwiebel schälen, fein hacken und in 1 EL Butter anschwitzen. Mit Milch ablöschen und mit Salz, Pfeffer und geriebener Muskatnuss abschmecken. Abkühlen lassen. Petersilie und Eier mit der Milch verquirlen und über die Brötchen geben. Alles gut vermischen. Die Masse etwas zusammendrücken und ein paar Minuten ziehen lassen. Die Masse sollte gut durchfeuchtet sein – ggf. noch etwas Milch erwärmen und zugeben.

Backofen auf 220 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Förmchen, ofenfeste Schälchen oder Tassen mit dem anderen 1 EL Butter auspinseln. Die Knödelmasse locker einfüllen.

Eine Auflaufform mit kochendem Wasser füllen, so dass das Wasser etwa 2 cm hoch steht und die Förmchen hinein stellen. Die Form in den Ofen schieben und die Aufläufe bei 220 Grad etwa 15 Minuten backen. Danach ggf. warm halten, bis die Linsen gar sind.

Für das Pörkölt Zwiebeln schälen und fein hacken. Paprika waschen, putzen und in Würfel schneiden, Speck und Zwiebeln in einem kleinen Schuss Öl anschwitzen. Paprikapulver und Ketchup einrühren, mit dem Fond aufgießen und alles circa 5 Minuten köcheln lassen.

Linsen, Paprika und Thymian dazu geben. Bei mäßiger Hitze im zugedeckten Topf etwa 12 Minuten köcheln lassen. Dann mit Salz und Pfeffer abschmecken und zur Bindung 2 bis 3 EL kalte Butter einrühren.

Sauerrahm und Crème fraîche miteinander verrühren. Schnittlauch fein schneiden.

Semmelknödelaufläufe aus dem Ofen nehmen, auf Teller stürzen. Das Pörkölt darum herum geben. Die Rahm-Crème-Mischung in einen Spritzbeutel geben und über das Pörkölt spritzen oder einfach nur einen Klecks der Mischung auf das Pörkölt geben. Mit Schnittlauch bestreuen.